- HP-Schaft
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Rotierende Zahnärztliche Instrumente (im folgenden kurz auch Bohrer genannt) sind unterschiedlich gestaltete und bestückte Ansätze, die in zahnärztliche Winkel- bzw. Handstücke oder Turbinen eingespannt werden - den Bohrern bei einer Bohrmaschine vergleichbar. Die Handstück-Bohrer passen auch in die in der Zahntechnik gebräuchlichen Technik-Handstücke.
Die Rotierenden Instrumente werden unterschieden nach
- Dem Material und der Bestückung
- Dem Schaft (Stärke und Länge)
- Der Gestaltung des Kopfes (Arbeitsspitze)
- Der Drehzahl, bei der sie optimale Wirkung erzielen
- Der zu erfüllenden Aufgabe
Inhaltsverzeichnis
Allgemein
Die Abschnitte der Bohrer können in Kopf, Schafthals, und Schaft unterteilt werden, wobei der Kopf das Arbeitsende darstellt und der Schaft der Befestigung im Antriebsteil dient.
Wichtige Merkmale für die Qualität der Bohrer sind: Schärfe, Materialhärte und Rundlaufgenauigkeit.
Einige Firmen markieren ihre Bohrer mit Farbringen, die auf die empfohlene Drehzahl hinweisen.
Material und Bestückung
Stahl
Stahlinstrumente bestehen aus einer Wolfram-Vanadium-Legierung oder rostfreiem Stahl und werden aus einem Stück gefertigt. Sie sind in neuem Zustand besonders scharf, büßen diese Schärfe aber vergleichsweise schnell ein. Sie sind in erster Linie für die Bearbeitung von Dentin geeignet, also zum Exkavieren (Ausbohren) der kariösen Defekte. Auch Fräsen zur Bearbeitung von Gips und Kunststoffen bestehen aus Stahl, ebenso Knochenfräsen (z. B. Lindemannfräsen).
Hartmetall
Hartmetallbohrer bestehen aus hochverdichtetem Feinkorn-Hartmetall. Sie sind härter als Stahlbohrer und haben somit eine höhere Lebensdauer ohne wesentlich an Schärfe zu verlieren. Sie sind zu denselben Zwecken wie die Stahlbohrer einsetzbar, wegen ihrer Härte aber auch geeignet, Metallfüllungen (Amalgamfüllungen) oder Metallkronen und -Brücken zu entfernen. Nachteil: Sie sind spröder als Stahlbohrer, was eine erhöhte Bruchgefahr bedeutet.
Haben Stahl- oder Hartmetallbohrer einen feinen Längshieb (vergleiche: Feile) können sie als Finierer (zur Glättung) dienen.
Diamant
Diamanten (besser: diamantierte Instrumente) haben einen Kern aus gehärtetem Stahl, der per Galvanotechnik mit natürlichen Diamantkörnern bestückt ist, wobei unterschiedliche Körnungen zur Verfügung stehen. Sie werden in erster Linie zur Bearbeitung des Zahnschmelzes, also bei der Präparation der Zähne zur Versorgung mit Zahnkronen und der Füllungskavitäten eingesetzt. Sie stehen fast ausschließlich mit FG-Schaft (siehe unten) zur Verfügung und sind besonders für Zahnärztliche Turbinen und spezielle (schnelllaufende) Winkelstückköpfe geeignet.
Keramische Schleifkörper
Keramische Schleifkörper haben ebenfalls einen Kern aus gehärtetem Stahl. Mittels eines Bindemittels ist dieser mit Körnern aus Edelkorund oder Siliziumcarbid bestückt. Sie dienen nur in Ausnahmefällen der Bearbeitung der Zahnhartsubstanzen, sondern der Bearbeitung von Metallen, z. B. der Füllungs- oder Zahnersatzkorrektur.
Elastische Polierer
Bei elastische Polierern (auch Gummipolierer genannt) sind Feinstschleif- und Poliermittel mit einem Bindemittel aus Polysiloxan und Kautschuk auf einem Schaft aus rostfreiem Stahl montiert. Mit ihrem Feinschliff sind sie geeignet, die Oberfläche von Kunststoffen, Keramik, Edelmetallen, Modellguss, Titan, Füllungsmaterialien, aber auch der natürlichen Zähne zu polieren.
Schäfte
Die Schaftarten sind nach ISO 6360 klassifiziert. (ISO = Internationale Organisation für Normung, engl.: International Standardization Organization)
FG-Schaft
Die Bezeichnung FG-Schaft kommt aus dem Englischen: 'F'riction Grip „Haftreibung“. Der FG-Schaft ist glatt und hat einen genormten Durchmesser von 1,6 mm. FG-Schäfte passen in Zahnärztliche Turbinen und spezielle (schnelllaufende) Winkelstückköpfe. Die Schäfte können eine unterschiedliche Länge haben: von kurz (16 mm) über normal und lang bis extra lang (25 mm).
Winkelstück-Schaft (RA)
Der Winkelstück-Schaft wird auch als RA-Schaft bezeichnet (aus dem Englischen: 'R'ight Angle). Er wird normalerweise im Winkelstückkopf manuell verriegelt und hat daher eine Kerbe am Schaftende. RA-Schäfte haben einen Durchmesser von 2,35 mm und eine Länge zwischen 22 mm und 34 mm.
Handstück-Schaft (HP und HPT)
Handstückschäfte ('HP = 'Hand Piece) haben ebenfalls einen Durchmesser von 2,35 mm und sind zwischen 34 mm und 70 mm lang. Sie haben keine Kerbe, die Befestigung erfolgt durch ein Spannfutter im Handstück.
Für Zahntechnik-Handstücke gibt es außerdem dicke Schäfte (HPT = 'H#and Piece Thick) mit einem Durchmesser von 3,0 mm und einer Länge von 34 mm und 44,5 mm.
Gestaltung des Kopfes, Aufgaben und Drehzahlen
Stahl und Hartmetall
Nahezu alle Instrumentenköpfe stehen in unterschiedlichen Größen zur Verfügung, die ebenfalls in ISO-Größen klassifiziert sind.
Eines der meist eingesetzten und vielseitigsten Instrumente ist der Rosenbohrer. Dieser, der Radbohrer, der umgekehrte Kegel, die Fissurenbohrer und weitere hier nicht abgebildete Stahl- oder Hartmetallbohrer werden zum Exkavieren (Entfernen von Zahnkaries, „Ausbohren“) kariöser Zahnhartsubstanzen eingesetzt, wobei Radbohrer und Umgekehrte Kegel insbesondere dazu dienen, Unterschnitte zur Verankerung plastischen Füllungsmaterials zu präparieren. Aber auch Metalle und Kunststoffe können damit bearbeitet werden.
Finierer werden zur Glättung der Oberfläche, Gips- und Kunststofffräsen zur Ausarbeitung von Modellen und Prothesen und chirurgische Fräsen (Lindemannfräse) zur Bearbeitung von Knochen eingesetzt.
Die abgebildeten Instrumente sollten bei einer Drehzahl zwischen 5.000 min-1 (Umdrehungen/Minute) und 40.000 min-1 eingesetzt werden.[1][2]
Für das Einsetzen von Zahnimplantaten werden Spezialfräsen benutzt, bei denen durch einen kleinen Kanal, der durch den Schaft und den Kopf führt, Physiologische Kochsalzlösung direkt an die Arbeitsspitze geführt wird, um jegliche Überhitzung und damit Schädigung des Knochens zu vermeiden. Mit diesen speziell auf den Durchmesser und die Länge der Implantate abgestimmten Fräsen wird bei sehr geringer Drehzahl (ca. 2.000 min-1) gearbeitet, um jede Quetschung des Implantatlagers im Knochen zu vermeiden.
Diamanten
Diamanten sind geeignet auch den sehr harten Zahnschmelz zu bearbeiten. Sie dienen deshalb vor allem der Präparation von Füllungskavitäten und Zähnen zur Aufnahme von Kronen. Es sind Diamanten unterschiedlicher auf dem Markt. Damit kann gewährleistet werden, dass in der Nähe der Zahnpulpa behutsam gearbeitet werden kann und Zahnstümpfe vor der Abformung geglättet werden können. Viele Hersteller markieren die Körnung mit Farbringen.
Die Bearbeitung von Metallen mit Diamanten ist nicht angeraten, weil diese dann „verschmieren“, an Schärfe verlieren und schnell unbrauchbar werden.
Bei kleineren Diamanten kann die volle Drehzahl Zahnärztlicher Turbinen von bis zu 400.000 min-1 ausgenutzt werden. Bei Diamanten mit größerem Durchmesser muss die Drehzahl reduziert werden, weil die enormen Fliehkräfte andernfalls zum Bruch des Instrumentes führen kann.[1] Bei diesen hohen Drehzahlen ist eine Kühlung mit Wasser (Spray) unbedingt erforderlich, weil punktuell sehr hohe Temperaturen entstehen, die den Zahn schädigen würden.
Keramische Schleifkörper
Keramische Schleifkörper (auch Steinchen genannt) sind geeignet, Werkstücke (besonders Modellgussprothesen und andere (Edel-)Metallarbeiten) auszuarbeiten und zu glätten. Sie stehen in unterschiedlicher Körnung zur Verfügung, die durch ihre Farbgebung zu erkennen ist.
Auch natürliche Zähne und Zahnersatz lassen sich mit Steinchen gut bearbeiten, um z. B. Die Okklusion zu korrigieren.
Die optimale Drehzahl liegt je nach dem zu bearbeitendem Material zwischen 20.000 min-1 und 50.000 min-1.[1][3]
Elastische Polierer
Elastische Polierer (auch Gummipolierer genannt) werden als letzter Schritt bei der Ausarbeitung vor der Hochglanzpolitur mit Polierpaste eingesetzt. Achtung: Das Werkstück kann dabei sehr heiß werden!
Ihre optimale Wirkung erzielen sie je nach Körnung und Werkstück bei einer Drehzahl zwischen 5.000 min-1 und 20.000 min-1.[1][4][5]
Weitere Formen
Es gibt eine Fülle weiterer Formen für jedweden Zweck zahnärztlichen und zahntechnischen Arbeitens: Scheibenförmig, knospenförmig, birnenförmig, linsenförmig, flammenförmig, kelchförmig etc. Auch Mandrelle als Träger für (diamantierte) Trennscheiben und Schmirgelpapierträger sowie Filzkegel, Ziegenhaarbürsten und Leinenschwabbeln als Träger für Bimspulver und Polierpasten stehen zur Verfügung.
Wurzelkanalinstrumente
Neben den Handinstrumenten stehen für Wurzelkanalbehandlungen auch maschinell betriebene rotierende Instrumente zur Verfügung: Giro-files, Hedstroemfeilen, Reibahlen, vor allem aber Wurzelfüller (Lentulo, benannt nach Henri Lentulo). Auch diese Instrumente, die zum Teil mit Spezialwinkelstücken betrieben werden müssen, sind in vielen (durch Farbringe gekennzeichneten) Stärken und unterschiedlichen Längen verfügbar.
Quellen
- Walter Hoffmann-Axthelm: Lexikon der Zahnmedizin, Quintessenz-Verlag, Berlin
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Angaben mehrerer namhafter Hersteller
- ↑ Hans H. Caesar: Die Ausbildung zum Zahntechniker, Seite 531 ff.
- ↑ Hans H. Caesar: Die Ausbildung zum Zahntechniker, Seite 532 ff.
- ↑ Hans H. Caesar: Die Ausbildung zum Zahntechniker, Seite 546
- ↑ Karl-Heinz Danger: Rotierende Werkzeuge im Dentallabor
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