Reverenz

Reverenz
La révérence, Gemälde von William Bouguereau

Der Begriff Reverenz (lat. vereri „fürchten, sich scheuen, verehren“) ist ein Latinismus und bedeutet Ehrerbietung, Hommage oder eine (grüßende) Ehrfurchtsbezeugung gegenüber einer sozial-kulturell hochgeachteten Person wie z. B. eine Verbeugung, ein Kniefall, ein Knicks oder ein diplomatischer Handkuss.

Als Ritual oder auch als ironisch gebrochene Phrase wird der Begriff manchmal in der Redewendung jemandem seine Reverenz erweisen benutzt. Gemeint sein kann damit z. B. ein Antrittsbesuch (z. B. Außenminister, Diplomaten) oder eine Gedenkveranstaltung. Eine dauerhafte Form sind ehrende Straßen- oder Brückenbenennungen, als höchste Form Ehrenbürgerschaften.

Besonders im kulturellen Leben ist der teils ritualisierte Gebrauch von Reverenzen gebräuchlich. Eine wichtige Quelle für den Genuss von Filmen ist das Erkennen der oft vielfältig eingestreuten filmischen Zitate und Bezugnahmen, die man ebenso gut Reverenzen nennen könnte.

In der Tanzkunst ist es ebenfalls sehr verbreitet, Reverenzen einzubetten. Alle Tänze, die im Mittelalter oder der Renaissance entstanden sind, begannen mit einer Reverenz (Révérence). Die Reverenz hatte ursprünglich einen religiösen Sinn, das heißt, man ordnete sich der göttlichen Macht unter. Später wurden sie zu einer allgemeinen ehrenden und/oder werbenden Begrüßungsformel, meist des Tanzpartners. Während die Branles, Gavottes, Avant-deux ihre ursprünglich vorhandenen Reverenzen verloren haben, findet man sie noch bei den höfischen Tänzen und den Scottish Country Dances. Der Tanz Gavotte d´honneur ist als solcher eine Reverenz. Beim Avant-Deux versinnbildlicht das Zusammenkommen der Paare die Reverenz.

In der Musik-Literatur gehört das Auffinden und Analysieren der Querverbindungen auf andere Werke zu den wichtigsten Aufgaben der Musikwissenschaftler.

Häufiger Fehler

Für diesen Begriff wird oft falsch das Wort Referenz verwendet, das eine ganz andere Etymologie und Bedeutung hat. Als Eselsbrücke (auch für die Aussprache, mit stimmhaftem „w“) kann der englische Begriff „Reverend“ (Pfarrer, Geistlicher) dienen, dem im Deutschen „Hochwürden“ oder „Ehrwürden“ entspricht und der nichts mit einem „Referenten“ gemein hat.

Quellen

Zum Thema Reverenz beim Tanz:

  • Corina Oosterveen: 40 bretonische Tänze mit ihrem kulturellen Hintergrund, Verlag der Spielleute Hofmann & Co. KG 1995, ISBN 3-927240-32-X, Seite 12

Literatur

  • Irene Schneider: Kochbuch der Pension Waidelich im Schwarzen Hof: Reverenz an 50 Jahre „holde Tafelfreuden“ in Ingelfingen, Eigenverlag Stadt Ingelfingen, 2001, 120 S.
  • Herbert Bauer: Reverenz für eine kleine Bahn: Der Bau und Betrieb der Schmalspurbahn von Zittau nach den Kurorten Oybin und Jonsdorf ; zur Heimatgeschichte von Zittau und Umgebung, herausgegeben anlässlich des 100. Jahrestages der Inbetriebnahme der schmalspurigen Nebenbahnstrecken Zittau - Kurort Oybin und Bertsdorf - Kurort Jonsdorf am 25. November 1990, 96 S.
Noten, Musik-Literatur
  • Günther Becker: Reverenz 1985: Musik zu Heinrich Heine ; für zwei Spieler. Spielpartitur Breitkopf & Härtel, Wiesbaden c 1986
  • Wolfgang Hochstein: Scarlatti-Reverenz. In: Silke-Thora Matthies: Klavier. Freiburg (Breisgau), 1991

Weblinks


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