- Riccardo Ehrman
-
Riccardo Ehrman (in deutschsprachigen Texten oft Riccardo Ehrmann geschrieben, * 1929 in Florenz) ist ein italienischer Journalist. Er erlangte am 9. November 1989 Bekanntheit, als er in der Pressekonferenz des Zentralkomitees der SED Günter Schabowski diese Frage stellte:
„Ich heiße Ricardo Ehrmann, ich vertrete die italienische Nachrichtenagentur ANSA. Herr Schabowski, Sie haben von Fehlern gesprochen. Glauben Sie nicht, dass es war eine große Fehler, diese Reisegesetzentwurf, das sie haben vorgestellt vor wenigen Tagen ?“
Nach dieser eher allgemeinen Frage erhielt Schabowski die beiden Nachfragen „ab wann?“ und „wann tritt das in Kraft?“, auf die er die falsche Auskunft gab „sofort, unverzüglich“. Nachdem dies wenige Minuten später durch Rundfunk und Fernsehen verbreitet worden war, suchten tausende DDR-Bürger die Grenzübergangsstellen nach West-Berlin und zur Bundesrepublik Deutschland auf, die daraufhin geöffnet wurden. Dies war ein entscheidendes Ereignis auf dem Weg zum Fall der Berliner Mauer und der Deutschen Wiedervereinigung. Ehrman erzählte später, die Ostberliner hätten ihn wegen seiner Frage auf Schultern getragen. [1] [2]
Inhaltsverzeichnis
Offene Fragen
Dem MDR erzählte Ehrman später: „Einer von dieser Freunden – ich kann mich nicht an den Namen erinnern - er hat mir gesagt: 'Du musst nach der Reisefreiheit fragen. Es ist sehr wichtig.“ [3] Eine andere Quelle zitiert Ehrman für dasselbe Interview im MDR etwas konkreter: „Diese Person sagte: 'Ich bin der Mann von dem Unterseeboot. Es gibt in Berlin einen Platz, ein Büro, das unter dem See liegt. Es ist bekannt als Unterseeboot. Und diese Person ist in diesem Büro der Chef'“. Das würde bedeuten, dass Günter Pötschke, damals Chef der DDR-Nachrichtenagentur ADN, der Tippgeber gewesen ist. Pötschke war zwar mit Ehrman befreundet, hat die Darstellung von Ehrman allerdings nie bestätigt, und Ehrman hat im Laufe der Zeit eine Reihe von zumindest fragwürdigen und von nachweislich falschen Angaben gemacht. [3] [4] [5]
Herkunft und Tätigkeit
Ehrmans Eltern, jüdische Polen aus Lemberg, waren nach ihrer Hochzeitsreise nach Italien in Florenz geblieben.[6] 1943 wurde er mit seinen Eltern in einem italienischen Konzentrationslager interniert. Nach dem Krieg studierte er Rechtswissenschaft und arbeitete in Florenz als Reporter. Später war er für verschiedene Zeitungen und Agenturen tätig, so als AP-Korrespondent in Rom.[2] Zur Zeit des Mauerfalls arbeitete Ehrman als Berlinkorrespondent für die italienische Nachrichtenagentur ANSA. Heute ist er pensioniert und lebt mit seiner spanischen Ehefrau in Madrid, Spanien.
Ehrungen
Am 29. Oktober 2008 wurde Ehrman für sein Mitwirken an der Wiedervereinigung das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Dazu wurde berichtet, er habe in der Pressekonferenz vom 9. November 1989 die Frage „ab wann?“ [7], nach anderen Quellen „wann tritt das in Kraft?“ [5] gestellt. Aber zum einen bestätigte Ehrman in seiner öffentlichen Reaktion auf die Ehrung diese Zitate nicht als eigene, sondern drückte sich sehr allgemein aus: „«Ich bin stolz, dass man sich nach so vielen Jahren noch daran erinnert, dass ich bei dem Ereignis dabei war.“ Er freue sich, „einen kleinen Teil“ zur Wiedervereinigung beigetragen zu haben.[3], und Mitschnitte der Pressekonferenz zeigen, dass diese Nachfragen tatsächlich vom damaligen BILD-Reporter Peter Brinkmann gekommen waren. Zum anderen machte Ehrman 2009 geltend, nicht auf eigene Initiative hin, sondern auf Veranlassung des Tipp-Gebers aus dem „Unterseeboot“ gefragt zu haben.
Einzelnachweise
- ↑ Spiegel-Online: Die Frage der Fragen
- ↑ a b Stern.de: Was macht eigentlich...
- ↑ a b c Spiegel-Online: Bei Anruf Mauerfall
- ↑ Berliner Zeitung: Der Mann, dem Schabowski die entscheidende Antwort gab
- ↑ a b EurActiv.de: Die Mythen des Riccardo Ehrmann
- ↑ Welt-Online: Drei Sätze beenden die deutsche Teilung
- ↑ Zeit-Online: Ein mysteriöser SED-Anruf beschleunigte den Mauerfall
Kategorien:- Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande
- Deutsche Wiedervereinigung
- Italienischer Journalist
- Geboren 1929
- Mann
Wikimedia Foundation.