- Rieskrater
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Das Nördlinger Ries ist eine Region im Grenzgebiet zwischen Schwäbischer Alb und Fränkischer Alb im Städtedreieck Nürnberg – Stuttgart – München. Es gehört zum größeren Teil zum bayerischen Landkreis Donau-Ries, zum kleineren zum württembergischen Ostalbkreis. Das nahezu kreisförmige, flache Ries hebt sich auffällig von der hügeligen Landschaft der Alb ab. Aufgrund der im Ries gefundenen Gesteine, insbesondere dem Suevit, wurde das Ries zunächst für eine vulkanische Struktur gehalten. Erst 1960 konnte nachgewiesen werden, dass es sich um die Überreste eines etwa 14,3–14,5 Millionen Jahre alten Einschlagkraters handelt, der aus dem Ries-Ereignis hervorging. Trotz des Alters zählt es zu den am besten erhaltenen großen Impaktkratern der Erde.
Lage des Nördlinger Rieses in DeutschlandInhaltsverzeichnis
Herkunft des Namens
Der Name „Ries“ leitet sich vom Namen der römischen Provinz „Raetia“ ab, da man hier zur Römerzeit, von Westen kommend, diese Provinz betrat.
Aussehen
Das Nördlinger Ries ist nahezu kreisrund (Abmessung etwa 22 × 24 Kilometer). Der Krater ist aufgrund seiner Größe und der starken Verwitterung nur aus der Luft deutlich zu erkennen. Vom Boden aus sieht man den Kraterrand als eine Art Hügelkette, die rings um den Horizont entlang läuft und von Wald bewachsen ist. Der heutige Kraterboden liegt rund 100 bis 150 Meter unterhalb der umgebenden Hochflächen der Schwäbisch-Fränkischen Alb und fällt in der hügeligen Alblandschaft durch das Fehlen von größeren Erhebungen auf. Eine Ausnahme bildet lediglich eine ringförmige Hügelkette im Inneren des Kraters (Innerer Wall, Innerer Ring oder Kristalliner Ring), die das Nördlinger Ries als komplexen Impaktkrater kennzeichnet und von einfachen, „schüsselförmigen“ Kratern unterscheidet. Bestandteile des inneren Rings sind zum Beispiel die Marienhöhe bei Nördlingen, der Wallersteiner Felsen oder der Wennenberg bei Alerheim.
Im Nördlinger Ries liegen einige Städte und Gemeinden, darunter als größte Nördlingen, Harburg, Oettingen und Wemding. Die Wörnitz durchquert in zahlreichen Mäandern den flachen Rieskessel.
Entstehung
Frühe Theorien
Das Ries und seine ungewöhnlichen Gesteine stellte für die Geologen über mehr als ein Jahrhundert ein schwieriges Problem dar. Im Laufe der Zeit wurden verschiedene Deutungsversuche unternommen. Insbesondere wegen der Ähnlichkeit des im Ries vorkommenden Suevit-Gesteins mit vulkanischem Tuff wurde dabei meist die vulkanische Deutung bevorzugt. Bereits Mathias von Flurl, der Begründer der Geologie in Bayern, beschrieb das Ries 1805 als vulkanische Gegend (Lit.: Kavasch, 1985). Carl Wilhelm von Gümbel schloss aus der Verteilung des Suevits 1870 auf die Existenz eines Ries-Vulkans, der aber im Laufe der Erdgeschichte wieder völlig abgetragen worden sei, so dass nur noch die von ihm ausgeworfenen Gesteine erhalten blieben (Lit.: Gümbel, 1870). Wilhelm Branco und Eberhard Fraas versuchten 1901 das Fehlen eines Vulkans dadurch zu erklären, dass eine aufsteigende, unterirdische Magmakammer zunächst zu einer Hebung des Untergrundes führte und es später durch Eindringen von Wasser an mehreren Stellen zu explosionsartigen Verdampfungen kam (Lit.: Branco und Fraas, 1901). Der Offizier Walter Kranz zeigte ab 1910 durch Sprengversuche, dass die Erscheinungen im Ries am besten durch eine einzige zentrale Explosion zu erklären sind. Als Ursache der Explosion nahm auch er das Eindringen von Wasser in eine Magmakammer an (Lit.: Kranz, 1914). Kranz kam damit, abgesehen von der Ursache der Explosion, dem tatsächlichen Entstehungsmechanismus bereits sehr nahe.
Neben den Vulkantheorien wurden auch die Wirkung eines Gletschers (Lit.: Deffner, 1870) oder die Tektonik (als Kesselbruch) im Zusammenhang mit der Entstehung der Alpen als Verursacher des Ries-Phänomens diskutiert, aber keine dieser Hypothesen konnte alle Eigenheiten des Rieses schlüssig erklären.
Bereits 1904 machte Ernst Werner einen Meteoriteneinschlag für die Entstehung des Rieses verantwortlich (Lit.: Werner, 1904). Auch Otto Stutzer stellte 1936 Ähnlichkeiten zwischen dem Barringer-Krater in Arizona und dem Ries fest (Lit.: Stutzer, 1936), konnte der Impakttheorie aber ebenfalls noch nicht zum Durchbruch verhelfen.
Impakttheorie
Ries-Ereignis → Hauptartikel: Ries-Ereignis
Die US-amerikanischen Geologen Eugene Shoemaker und Edward Chao konnten 1960 schließlich durch Gesteinsproben nachweisen, dass der Krater tatsächlich durch einen Meteoriteneinschlag, das so genannte Ries-Ereignis, entstanden sein muss. Der Nachweis erfolgte primär durch das Auffinden von Stishovit und Coesit, beides Hochdruckmodifikationen von Quarz, die nur unter den extremen Bedingungen eines Meteoriteneinschlags entstehen können, nicht aber durch Vulkanismus (Lit.: Shoemaker und Chao, 1961).
Der Meteorit, der vor 14,7 (±0,4) Millionen Jahren im Miozän das Nördlinger Ries erzeugte, dürfte einen Durchmesser von etwa 0,7 km gehabt haben und mit einer Geschwindigkeit von etwa 15–50 km/s (72.000 km/h) eingeschlagen sein. Die Explosion beim Auftreffen des Meteoriten hatte die Kraft von mehreren 100.000 Hiroshimabomben. Durch den Einschlag wurden 150 km³ Gestein ausgeworfen, teilweise sogar aus dem kristallinen Grundgebirge; das 600 m starke Deckgebirge aus mesozoischen Sedimentgesteinen (Kalkgesteine, Tone) wurde von dem Meteoriten einfach durchschlagen. Einzelne Steine des Auswurfs wurden in eine Entfernung von bis zu 70 km geschleudert, Tektite sogar bis zu 450 km. In wenigen Minuten wurde ein Krater geschaffen, dessen Durchmesser beinahe 25 km und dessen Tiefe rund 500 m betrug. Nahezu alles Leben im Umkreis von mindestens 100 km wurde schlagartig ausgelöscht.
In der Zeit nach dem Einschlag füllte sich der Krater mit Wasser und wurde dadurch mit einer Fläche von rund 400 km² einer der größten europäischen Seen. Als Binnengewässer ohne Abfluss reicherten sich im See Salze an, so dass der Salzgehalt des so entstandenen Salzsees jenen der heutigen Weltmeere übertraf. Während der folgenden zwei Millionen Jahre verlandete der Kratersee. Erst während der Eiszeiten wurde der heutige Rieskessel durch Erosion freigelegt und Löss eingetragen, der die Grundlage für die heutige landwirtschaftliche Nutzung bildet.
Nachbarereignis
Etwa 40 km südwestlich vom Nördlinger Ries liegt das Steinheimer Becken, ein weiterer Einschlagskrater mit 3,5 km Durchmesser. Er ist ebenfalls rund 15 Millionen Jahre alt und dürfte auf das gleiche Ereignis wie das Ries zurückgehen. Demnach handelte sich bei dem kosmischen Körper, dessen Einschlag die beiden Krater hinterließ, um einen Asteroiden, der von einem kleineren Satelliten begleitet wurde. (Lit.: Stöffler, Artemieva, und Pierazzo, 2002)
Geologie
Das Nördlinger Ries zählt zu den am besten erhaltenen großen Impaktkratern der Erde. Besonders im Süden, Südosten und Osten des Kraters sind sowohl der Kraterrand, als auch die aus dem Krater ausgeworfenen Gesteine (Auswurfdecke) noch relativ gut erhalten. Dem Ries kommt daher in der Erforschung irdischer Impaktkrater eine bedeutende Rolle zu. Selbst die Astronauten der NASA-Missionen Apollo 14 und Apollo 17 absolvierten hier vom 10. bis 14. August 1970 vor der Mondlandung ihr geologisches Training. Unter der Leitung der Tübinger Geologen Wolf von Engelhardt und Dieter Stöffler wurden sie mit den Merkmalen und den Gesteinen eines Meteoritenkraters vertraut gemacht.
Kristallinbrekzien
Innerhalb des Kraterrands befindet sich im Ries noch eine zweite, ringförmige Hügelkette, der so genannte Innere Wall. Die Basis dieser Hügel besteht aus Brekzien aus Granit und anderen magmatischen Gesteinen, die so stark zertrümmert sind, dass sie beim Ausgraben oft zu Sand zerfallen. Auch Strahlenkegel, die nach dem Meteoriteneinschlag beim Durchlauf der Schockwelle durch das Gestein gebildet wurden, können gelegentlich aufgefunden werden. Der innere Ring kommt durch die Rückfederung des Grundgesteins nach dem Meteoriteneinschlag zustande, ähnlich einem aus anderen Kratern wie dem Steinheimer Becken bekannten Zentralberg. Normalerweise ist das kristalline Grundgebirge bei ungestörter Lagerung außerhalb des Kraters erst 300 bis 400 m tiefer anzutreffen. Da dieser Wall kristallines Material enthält, wird er auch als Kristalliner Ring bezeichnet.
Bunte Trümmermassen
→ Hauptartikel: Bunte Trümmermassen
Die Bunten Trümmermassen bilden die Hauptauswurfmasse des Rieskraters. Sie wurden durch die explosionsartige Verdampfung des Meteoriten beim Einschlag aus dem Krater ausgeworfen und oft kilometerweit durch die Luft geschleudert (ballistischer Auswurf), oder über die Oberfläche nach außen geschoben. Die Trümmermassen bestehen vorwiegend aus mesozoischen Sedimentgesteinen aus den unterschiedlichsten stratigraphischen Lagen, die regellos durchmischt vorgefunden werden. Ursprünglich bildeten die Bunten Trümmermassen eine geschlossene Auswurfdecke bis zu einer Entfernung von 40 km um das Ries, die bis zu 100 m mächtig war.
Suevit
→ Hauptartikel: Suevit
Der Suevit, ein für das Ries charakteristisches Impaktgestein, enthält neben thermisch veränderten Sedimentgesteinen (Lit.: Baier 2007, 2008) und erstarrten Schmelzen einige Minerale, die nur bei extrem hohen Drücken und Temperaturen entstehen, wie Stishovit, Coesit und diaplektische Gläser. Bohrungen im Ries haben gezeigt, dass der Rieskrater bis zu 400 Meter hoch mit Suevit aufgefüllt ist. Vereinzelte Vorkommen von Suevit außerhalb des Kraters liegen stets auf den Bunten Trümmermassen auf. Daraus kann geschlossen werden, dass der Suevit aus der über dem Krater aufgestiegenen Glutwolke des Impakts abgelagert wurde, nachdem der Auswurf der Trümmermassen aus dem Krater abgeschlossen war.
Reutersche Blöcke
Die so genannten Reuterschen Blöcke, zum Teil Zentner schwere Jura-Kalksteinbrocken, wurden mit hoher Geschwindigkeit aus dem Krater ausgeworfen und flogen bis zu 70 km weit. Sie werden heute noch in der Umgebung von Augsburg und Ulm gefunden. Möglicherweise wurden sie beim Auswurf durch expandierende, heiße Gase aus der zentralen Explosion beschleunigt. Benannt sind sie nach dem Münchner Geologen Lothar Reuter, der 1926 die Verbreitung dieser Blöcke kartierte und sie als Auswürflinge aus dem Ries deutete.
Moldavite
→ Hauptartikel: Moldavit
Seit langem wurden in Böhmen und Mähren, 250 bis 450 km vom Ries entfernt, flaschengrüne Tektite gefunden, die als Moldavite bekannt sind. Der Zusammenhang mit dem Ries-Ereignis wurde erst durch radiometrische Altersbestimmung und durch Experimente mit hochbeschleunigten Projektilen hergestellt. Heute glaubt man, dass diese Tektite nur Millisekunden vor dem Impakt entstanden sind, als die oberste Schicht der Erdoberfläche fortgerissen, aufgeschmolzen und mit hoher Geschwindigkeit nach Osten geschleudert wurde.
Seesedimente
Das Innere des Kraters ist heute nahezu vollständig mit Sedimenten des ehemaligen Ries-Sees gefüllt. Die Tonsteinablagerungen erreichen eine Mächtigkeit von bis zu 400 m und überlagern den in den Krater zurückgefallenen Rückfall-Suevit. Fossilfunde zeugen von einem artenarmen, aber individuenreichen Leben im See im Miozän. Die Schalen kleiner Wasserschnecken und Ostrakoden treten stellenweise sehr häufig auf. An einzelnen Lokalitäten wurden darüber hinaus fossile Vögel, Reptilien, Fische und Säugetiere gefunden. Dolomitische Grünalgenriffe, kalkig umkrusteter Schilf und Abdrücke eingeschwemmter Blätter von Landpflanzen geben einen Eindruck von der Pflanzenwelt des Ries-Sees.
Geologisches Profil
Das geologische Profil zeigt den Aufbau des Rieskraters, wie er sich heute darstellt. Das Innere des Kraters ist vollständig mit Suevit und Seesedimenten gefüllt. Der innere Ring stellt die Abgrenzung zur Megablock-Zone dar, die durch teils Kilometer große Gesteinspakete gebildet wird, die zertrümmert, verkippt oder in Richtung des Zentrums abgerutscht sind. Als Kraterrand gilt die Grenze zwischen Gesteinspaketen, welche bei der Entstehung des Kraters verlagert wurden, und solchen, die an ihrer ursprünglichen Position verblieben sind. Um den Krater herum befindet sich die vornehmlich aus bunter Brekzie bestehende Auswurfdecke. Stellenweise liegt auf der bunten Brekzie noch Suevit auf. Das kristalline Grundgebirge ist unter dem Zentrum des Kraters bis in eine Tiefe von etwa 6 km zertrümmert.
Archäologie und Geschichte
Das Nördlinger Ries war in der Vorgeschichte und in römischer Zeit stark besiedelt. Die archäologischen Fundstellen konzentrieren sich in fast allen Epochen und Kulturen im Süden bis Südostens des Rieses, während der Nordwesten und teilweise der Westen deutlich weniger Fundstellen aufweisen. Ungewöhnlich ist der hohe Anteil prähistorischer Siedlungsplätze, während der Anteil von Gräberfeldern, besonders Grabhügeln, im Ries vergleichsweise gering ist. Dafür sind auf den umgebenden, bewaldeten Bergen zahlreiche Hügelgräberfelder erhalten. Der älteste archäologische Fund aus dem Nördlinger Ries ist ein rund 70.000 bis 80.000 Jahre alter Faustkeil aus dem Micoquien, einem Abschnitt des mittleren Paläolithikums. Zu den bekanntesten Fundstellen gehören die beiden Ofnethöhlen mit reichen jungpaläolithischen Fundschichten und zwei „Schädelnestern“, Kopfbestattungen des Spätpaläolithikums oder Mesolithikums. Zu Beginn des Neolithikums wurden die fruchtbaren Böden des Rieses offenbar intensiv genutzt, wie eine ganze Reihe bandkeramischer Siedlungen (etwa bei Möttingen-Enkingen, Möttingen-Kleinsorheim oder Nördlingen-Herkheim) belegt. Auch die jüngeren neolithischen Kulturen (etwa Stichbandkeramik, Rössener, Bischheimer, Michelsberger und Altheimer Kultur) sind mit einer ganzen Reihe von Siedlungen vertreten. Namengebend für eine jungneolithische Keramikfacies wurde eine Siedlungsphase auf dem mehrfach besiedelten Goldberg. Für die Bronzezeit ist der Brucherzhort von Alerheim-Bühl von Bedeutung. Ansonsten fällt in den Metallzeiten (Bronze- und Eisenzeit) die hohe Zahl von befestigten Höhensiedlungen an den Rändern des Rieses auf. Annähernd jede Erhebung in der Riesrandhügelzone war in der Bronze- oder Eisenzeit besiedelt, viele auch mehrfach (beispielsweise der Adlerberg, der Spitzberg bei Appetshofen, der Rollenberg bei Hoppingen und der Hahnenberg bei Möttingen). In der Hallstattzeit bestanden neben den Höhensiedlungen und unbefestigten Flachsiedlungen mehrere Herrenhöfe. In die folgenden Latènezeit ist eine Viereckschanze zu stellen, die am Westrand des Rieses in Bopfingen-Trochtelfingen entdeckt wurde. Die intensive Nutzung des Rieses setzt sich in römischer Zeit fort. Ein ganzes Netz von villae rusticae ist belegt (z. B. in Harburg-Großsorheim und Nördlingen-Hohlheim), außerdem Friedhöfe, Straßen und drei Kastelle. Die römische Provinz, zu der das Ries gehörte, wurde als „Raetia“ bezeichnet, woraus sich der heutige Name „Ries“ entwickelte.
Im Jahr 259 verdrängten die Alamannen die Römer, womit der Grundstein für die Besiedlung durch die Volksgruppe der Schwaben gelegt wurde.
Im Zentrum des Rieses entstand im Mittelalter die Stadt Nördlingen. Sie wurde 1215 freie Reichsstadt. Weitere Städte im Ries sind Oettingen, Wemding, Harburg und Bopfingen.
Kultur und Brauchtum
Dialekt
Im Nördlinger Ries wird das Rieser Schwäbisch gesprochen – eine ostschwäbische Dialektform, die Anklänge an das Neckarschwäbische zeigt, jedoch einige Besonderheiten aufweist.
Tracht
Charakteristisch ist der Rieser Bauernkittel, ein einfaches, weiß oder rot besticktes blaues Baumwollhemd. An der Bestickung kann man die Konfession des Trägers erkennen. Weiß steht für Evangelisch, rot für Katholisch.
Küche
Die Rieser Küche vereint Elemente der schwäbischen und fränkischen Küche. Spezialitäten sind Rieser Hochzeitssuppe, Rieser Gans, Rieser Küchle und die Rieser Bauerntorte, ein kreisrunder, platter Apfelmuskuchen mit etwa 60 cm Durchmesser.
Umwelt
Der Rieskessel wird hauptsächlich landwirtschaftlich genutzt und ist nur gering bewaldet. Gesäumt wird der Rand des Rieses im Gegensatz dazu von größeren Waldflächen.
Flora
Im südlichen und westlichen Ries befinden sich mehrere kleinere und größere Heideflächen, die zum Teil von Wacholder geprägt sind. Mehrere dieser Heiden sind als Naturschutzgebiete ausgewiesen. Typische Pflanzen sind hier der Steppenfenchel, seltener die Karthäuser-Nelke und die Silberdistel. Sehr selten ist noch die Herbst-Drehwurz zu finden. Ebenfalls sehr selten ist der Diptam, er kommt nur am westlichen Riesrand vor. Eine Besonderheit ist in einem Buchenwald am östlichen Riesrand das Große Knorpelkraut, welches in Deutschland selten ist und nur in Mainfranken in größerer Zahl vorkommt.
Seit Beginn der 1990er Jahre werden durch das Riesrand-Projekt einige Ackerflächen extensiv bewirtschaftet. Auf diesen haben sich typische Pflanzen angesiedelt, zum Beispiel Sommer-Adonisröschen, Braunes Mönchskraut und der Kleine Frauenspiegel.
Tourismus
Das Nördlinger Ries ist ein Touristenzentrum. Besonders auffällig ist die große Anzahl japanischer Touristen. Einerseits stellt die Nördlinger Altstadt mit ihrer historischen Kulisse einen Anziehungspunkt für Touristen dar, andererseits aber auch der Rieskrater und damit verbunden das Nördlinger Rieskrater-Museum. Das Stadtmuseum Nördlingen und das Bayerische Eisenbahnmuseum in Nördlingen, sowie das Rieser Bauernmuseum Maihingen stellen Sehenswürdigkeiten im Ries dar. Die Romantische Straße durchquert mit dem Abschnitt Wallerstein – Nördlingen – Harburg das Ries, die Schwäbische Albstraße endet in Nördlingen. Daneben ist das Ries auch ein Naherholungsgebiet.
Verkehrsverbindungen
Die Bundesstraße 25, die in diesem Bereich einen Abschnitt der Romantischen Straße bildet, quert im Verlauf von Dinkelsbühl über Nördlingen nach Donauwörth das Ries, die Bundesstraße 466 im Verlauf von Heidenheim an der Brenz über Nördlingen nach Gunzenhausen, und die Bundesstraße 29 endet, von Bopfingen kommend, in Nördlingen. Die Bundesautobahn 7 (Würzburg–Ulm) läuft etwa 10 km entfernt am westlichen Riesrand vorbei. Die Riesbahn führt von Donauwörth über Nördlingen nach Aalen.
Literatur
Frühe Theorien
- C. W. Gümbel: Über den Riesvulkan und über vulkanische Erscheinungen im Rieskessel, in Sitzungsberichte der math.-phys. Classe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1870.
- C. Deffner: Der Buchberg bei Bopfingen, in Jahreshefte des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg, Band 26, Stuttgart 1870.
- W. Branco, E. Fraas: Das vulcanische Ries bei Nördlingen in seiner Bedeutung für Fragen der allgemeinen Geologie, in Abhandlungen der königl. preuß. Akademie der Wissenschaften, Berlin 1901.
- E. Werner: Das Ries in der schwäbisch-fränkischen Alb, in Blätter des Schwäbischen Albvereins, Band 16/5, Tübingen 1904.
- W. Kranz: Aufpressung und Explosion oder nur Explosion im vulkanischen Ries bei Nördlingen und im Steinheimer Becken?, in Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft, Band 66, Berlin 1914.
- O. Stutzer: „Meteor Crater“ (Arizona) und Nördlinger Ries, in Zeitschrift der deutschen Geologischen Gesellschaft, Band 88, Berlin 1936.
Geologie und Impaktereignis
- J. Baier: Zur Herkunft und Bedeutung der Ries-Auswurfprodukte für den Impakt-Mechanismus. - Jber. Mitt. oberrhein. geol. Ver., N. F. 91, 9-29, 2009.
- J. Baier: Zur Herkunft der Suevit-Grundmasse des Ries-Impakt Kraters, in Documenta Naturae, Vol. 172, München 2008, ISBN 978-3-86544-172-0, ISSN 0723-8428.
- J. Baier: Die Auswurfprodukte des Ries-Impakts, Deutschland, in Documenta Naturae, Vol. 162, München 2007, ISBN 978-3-86544-162-1, ISSN 0723-8428.
- G. Graup: Carbonate-silicate liquid immiscibility upon impact melting: Ries Crater, Germany, in Meteorit. Planet. Sci., Vol. 34, Lawrence, Kansas 1999.
- G. Graup: Terrestrial chondrules, glass spherules and accretionary lapilli from the suevite, Ries crater, Germany, in Earth Planet. Sci. Lett., Vol. 55, Amsterdam, 1981.
- G. Graup: Untersuchungen zur Genese des Suevits im Nördlinger Ries, in Fortschr. Mineral., Vol. 59, Bh. 1, Stuttgart 1981.
- E. M. Shoemaker, E. C. T. Chao: New evidence for the impact origin of the Ries basin, Bavaria, Germany, in Journal of Geophysical research, Vol. 66, Washington 1961.
- D. Stöffler, N. A. Artemieva, E. Pierazzo: Modeling the Ries-Steinheim impact event and the formation of the moldavite strewn field, in Meteoritics & Planetary Science, journal of the Meteoritical Society, Amherst MA 37.2002, S. 1893–1907. ISSN 1086-9379.
- J. Kavasch: Meteoritenkrater Ries. Auer Verlag, Donauwörth 1985, ISBN 3-403-00663-8.
- E. T. Chao, R. Hüttner und H. Schmidt-Kaler: Aufschlüsse im Ries-Meteoriten-Krater. Bayerisches Geologisches Landesamt, 1992. [1].
- C. R. Mattmüller: Ries und Steinheimer Becken. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1994, ISBN 3-432-25991-3.
- G. Pösges, M. Schieber: Das Rieskrater-Museum Nördlingen. Museumsführer und Empfehlungen zur Gestaltung eines Aufenthalts im Ries. Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München 2000, ISBN 3-931516-83-0.
- R. Hüttner, H. Schmidt-Kaler: Geologische Karte 1:50000 Ries mit Kurzerläuterungen auf der Rückseite. Bayerisches Geologisches Landesamt, 1999 [2].
- G. Arp: Sediments of the Ries Crater Lake (Miocene, Southern Germany), in Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften, Band 45, Hannover 2006, ISBN 3-932537-41-6 [3].
Archäologie
- Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern. 40 Nördlingen – Bopfingen – Oettingen – Harburg Band I und II, Philipp von Zabern Verlag, Mainz 1979.
- R. Krause: Vom Ipf zum Goldberg. Archäologische Wanderungen am Westrand des Rieses. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-8062-1020-9.
- Hans Frei, Günther Krahe: Archäologische Wanderungen im Ries. 2., durchgesehene und verbesserte Auflage. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3-8062-0568-X.
- F. Krippner: Vom Inferno zur Kulturlandschaft: Der prähistorische Mensch im Nördlinger Ries Verlag Steinmeier, Nördlingen 2000, ISBN 3-927496-81-2.
Kultur und Brauchtum
- Friedrich G. G. Schmidt: Die Rieser Mundart. Zur Mundart eines schwäbisch-bairisch-fränkischen Mischgebiets. München 1898.
- Rieser Heimatbuch. Herausgegeben von der Gesellschaft für Volksbildung Nördlingen. C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung Oskar Beck, München 1922.
Umwelt, Natur
- R. Fischer: Flora des Rieses. Verlag Rieser Kulturtage, Nördlingen 2002, ISBN 3-923373-53-8.
Fiktion
- R. Hummel: Das Erbe des Kometen. Eigenverlag, Nördlingen 2000.
Weblinks
- Nördlinger Ries in der Earth Impact Database
- Geopark Ries
- Rieskrater-Museum Nördlingen
- Nördlinger Ries auf Stromboli online
- Beschreibung der Ofnethöhlen
- Fundstück Nördlinger Ries
- Informationen zu Ablauf und Auswirkungen von Meteoriteneinschlägen; 3-D-Simulationsprogramm
48.88833333333310.535833333333Koordinaten: 48° 53′ 18″ N, 10° 32′ 9″ O
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