Riffbarsch

Riffbarsch
Riffbarsche
Amblyglyphidodon indicus

Amblyglyphidodon indicus

Systematik
Klasse: Strahlenflosser (Actinopterygii)
Teilklasse: Echte Knochenfische (Teleostei)
Überordnung: Stachelflosser (Acanthopterygii)
Ordnung: Barschartige (Perciformes)
Unterordnung: Lippfischartige (Labroidei)
Familie: Riffbarsche
Wissenschaftlicher Name
Pomacentridae

Die Familie der Riffbarsche (Pomacentridae), die im deutschen auch Jungfernfische oder Korallenbarsche genannt werden, gehört zur Ordnung der Barschartigen (Perciformes). Zu den bekanntesten Riffbarschen gehören die Anemonenfische (Amphiprion), die in einer Symbiose mit großen Seeanemonen leben.

Carl von Linné der Begründer des Klassifizierungsystems hat schon im Jahre 1758 drei Riffbarsche (Abudefduf saxatilis, Amphiprion polymnus und Dascyllus aruanus) mit bei den ersten Fischen mit Hilfe der binominalen Nomenklatur beschrieben.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Riffbarsche leben in den tropischen und subtropischen Zonen aller Weltmeere immer an den Küsten bei Fels- und Korallenriffen. Eine Art, der Mönchsfisch (Chromis chromis) lebt auch im Mittelmeer und im Schwarzen Meer. Durch die Lessepssche Migration, durch den Sueskanal, ist inzwischen auch Abudefduf vaigiensis ins Mittelmeer zugewandert [1]. Zwei Arten, Neopomacentrus taeniurus im westlichen Indopazifik und Stegastes otophorus in der Karibik, kommen im Brackwasser von Flussmündungen und im küstennahen Süßwasser vor. Die Arten der indo-australischen Gattung Dischistodus leben vor allem über Sand- und Schlammböden in geschützten Buchten und trüben Wasser.

Merkmale

Riffbarsche sind kleine, gedrungene, mehr oder weniger hochrückige Fische, die vier bis 35 Zentimeter lang werden. Der Körper ist mit Ctenoidschuppen bedeckt. Ihr Maul ist klein und mit konischen Zähnen, die oft mit bürstenartigen Spitzen haben, besetzt. Die unteren Schlundzähne sind zusammengewachsen. Riffbarsche haben eine einzige durchgehende Rückenflosse mit 8 bis 17 Hart- und 11 bis 18 Weichstrahlen. Der vordere, hartstrahlige Teil ist bei allen Arten länger als der weichstrahlige. Die Afterflosse hat zwei, selten drei Hartstrahlen. Das Seitenlinienorgan ist unvollständig und endet unter dem weichstrahligen Teil der Rückenflosse. Im Unterschied zu den meisten anderen Fische haben Riffbarsche nur ein Paar Nasenlöcher, die blind enden. Die meisten anderen Fische und auch Barsche haben zwei paar durchgängige Nasengänge. Viele Arten der in tropischen Gewässern lebenden Riffbarsche sind bunt gefärbt, Rücken und Bauch oft unterschiedlich. Auch senkrechte Streifen kommen bei vielen Gattungen vor. Die Jungfische vieler Arten haben ein wesentlich prächtigeres Farbkleid als die Adulten. [2] [3]

Garibaldifisch
(Hypsypops rubicundus)

Der größte Riffbarsch ist der leuchtend orange gefärbte Garibaldifisch (Hypsyops rubicundus) der im kühlen Wasser der Tangwälder an der kalifornischen Küste lebt.

Ernährung

Die meisten sind Zooplanktonfresser (Gattungen Abudefduf, Chromis und Dascyllus), andere Allesfresser oder Algenfresser, wie die Gattung (Parma). Die Stegastes-Arten legen als Farmerfische Algenbeete auf abgestorbenen Korallenästen an, verteidigen diese und zupfen schlecht schmeckende Algen, damit die besser schmeckenden gedeihen.

Fortpflanzung

Alle Riffbarsche betreiben Brutpflege. Sie laichen auf festen Substraten, entweder offen oder in Höhlen. Die Männchen oder das Paar bewachen und pflegen die Eier bis die Larven schlüpfen. Der Schwalbenschwanz-Riffbarsch (Acanthochromis polyacanthus) beschützt, als einzige Art, auch nach dem Schlupf noch bis zu 4 Wochen lang die Jungen [4].

Äußere Systematik und Stammesgeschichte

Riffbarsche gehören zu den Lippfischartigen (Labroidei), einer Unterordnung der Barschartigen (Perciformes). Ihre engsten Verwandten sind damit die Buntbarsche, Lippfische, sowie die nicht so bekannten Brandungsbarsche.

Lippfischartige (Labroidei) 
  ├─Buntbarsche (Cichlidae)
  └─NN
     ├─Brandungsbarsche (Embiotocidae) 
     └─NN
        ├─Riffbarsche (Pomacentridae)
        └─Lippfische (Labridae)

Mit Odonteus pygmaeus aus der Monte Bolca-Formation lassen sie sich fossil seit dem mittleren Eozän nachweisen. [5]

Innere Systematik

Nach Allen (1991) werden die Riffbarsche in vier Unterfamilien eingeteilt. Der lang gestreckte Füsilier-Riffbarsch (Lepidozygus tapeinosoma) steht isoliert als urtümlichste Form an der Basis des Stammbaums monotypisch in der Familie Lepidozyginae. Zwei weiter Unterfamilien sind gut definiert. Zu den Chrominae gehören kleine, überwiegend tropische, riffbewohnende, Schwärme bildende und Plankton fressende Riffbarsche, die in sehr enger, teilweise kommensialer Beziehung zu Steinkorallen leben. Die Anemonenfische (Amphiprioninae) schließlich sind eine Gruppe von 27 teilweise sehr nahe verwandter Arten, die sich vielleicht erst vor relativ kurzer Zeit in die heute existierenden Arten aufgespalten haben. Alle übrigen Riffbarsche werden in die mit Sicherheit paraphyletische Unterfamilie Pomacentrinae gestellt.

Es gibt 29 Gattungen mit etwa 350 Arten.

Orangeflossen-Anemonenfisch (Amphiprion chrysopterus)
Stegastes fasciolatus
  • Lepidozyginae
    • Lepidozygus Günther, 1862
  • Chrominae
    • Acanthochromis Gill, 1863
    • Azurina Jordan & McGregor, 1898
    • Chromis Cuvier, 1814
    • Preußenfische (Dascyllus) Cuvier, 1829
    • Mecaenichthys Whitley, 1929
  • Amphiprioninae
  • Pomacentrinae
    • Abudefduf Forsskål, 1775
    • Altrichthys Allen, 1999
    • Amblyglyphidodon Bleeker, 1877
    • Amblypomacentrus Bleeker, 1877
    • Cheiloprion Weber, 1913
    • Chrysiptera Swainson, 1839
    • Dischistodus Gill, 1863
    • Hemiglyphidodon Bleeker, 1877
    • Hypsypops Gill, 1861
    • Labrodascyllus Di Caporiacco, 1948
    • Microspathodon Günther, 1862
    • Neoglyphidodon Allen, 1991
    • Neopomacentrus Allen, 1975
    • Nexilosus Heller & Snodgrass, 1903
    • Parma Günther, 1862
    • Plectroglyphidodon Fowler & Ball, 1924
    • Pomacentrus Lacepède, 1802
    • Pomachromis Allen & Randall, 1974
    • Pristotis Rüppell, 1838
    • Stegastes Jenyns, 1840
    • Teixeirichthys Smith, 1953

In einer phylogenetischen Untersuchung von 103 Arten aus 18 Gattungen und drei Unterfamilien wird Allens Klassifikation widersprochen. Zwei der untersuchten Unterfamilien sind nicht monophyletisch. Die Anemonenfische haben keine so herausgehobene Stellung, das sie eine eigenen Unterfamilie bilden können. Der Füsilier-Riffbarsch (Lepidozygus tapeinosoma), einziges Mitglied der Lepidozyginae, war nicht Bestandteil der Studie. Man fand vier monophyletische Kladen. An der Basis steht eine Klade von fünf, teilweise recht groß werdenden, auch in gemäßigten Gewässern lebenden und auch Pflanzen fressenden Gattungen allen anderen Riffbarschen als Schwestergruppe gegenüber. Die Gattung Abudefduf ist monophyletsch und bildet die nächste Klade. Chromis ist nicht monophyletsch, da Dascyllus Teil der Chromis-Klade ist. Die Anemonenfische bilden zusammen mit der ebenfalls nicht monophyletischen Gattung Chrysiptera und acht weiterer Gattungen die letzte Klade. Eine Revision der inneren Systematik der Riffbarsche ist nötig, kann aber erst erfolgen, wenn auch die phylogenetische Stellung der restlichen Gattungen klar ist. [6]

Riffbarsche (Pomacentridae)
  ├─Klade 4 (Hypsypops, Microspathodon, Parma, Plectroglyphidodon, Stegastes)
  ├─-- ? Mecaenichthys
  └─NN
     ├─Abudefduf (Klade 3)
     └─NN
        ├─Klade 2 
        │  ├─Chromis I
        │  └─NN
        │     ├─Chromis II
        │     └─Dascyllus
        ├─--- ? Teixeirichthys
        └─Klade 1 
           ├─Chrysiptera, Dischistodus, Neopomacentrus
           └─Amblyglyphidodon, Acanthochromis, Amphiprion, Neoglyphidodon, Pomacentrus

Aquarienhaltung

juveniler
Neoglyphidodon oxyodon

Riffbarsche sind eine wichtige Fischfamilie für die Meerwasseraquaristik, da sie auch für den Anfänger in den meisten Fällen nicht allzu schwierig zu pflegen sind. Nur ihre Aggressivität bereitet oft Probleme. Dies gilt besonders für den oft angebotenen Dreipunkt-Preußenfisch (Dascyllus trimaculatus). Andere Arten, besonders Angehörige der Gattungen Microspathodon und Neoglyphodon sind nur in ihrer Jugend attraktiv gefärbt und bekommen als adulte Fische eine schlichte einfarbige Farbe.

Neben den Anemonenfischen sind folgende Arten wegen ihrer schönen Farben und relativ geringen Agressionsneigung als Aquarienfische besonders geeignet:

Gelbschwanz-Demoiselle (Crysiptera parasema)

Quellen und weiterführende Informationen

Zitierte Quellen

Die Informationen dieses Artikels entstammen zum größten Teil aus den unter Literatur angegebenen Quellen, darüber hinaus werden folgende Quellen zitiert:

  1. CIESM Atlas of Exotic Fishes in the Mediterranean
  2. Joseph S. Nelson: Fishes of the World, John Wiley & Sons, 2006, ISBN 0-471-25031-7
  3. Kurt Fiedler: Lehrbuch der Speziellen Zoologie, Band II, Teil 2: Fische, Gustav Fischer Verlag Jena, 1991, ISBN 3-334-00339-6
  4. Ellen Thaler: Meeresfische mit echter Brutpflege: Schwalbenschwanz-Riffbarsche, in DATZ, 9/98
  5. K. A. Frickinger: Fossilien Atlas Fische, Mergus-Verlag, Melle, 1999, ISBN 3-88244-018-X
  6. B. Quenouille, E. Bermingham & S. Planes: Molecular systematics of the damselfishes (Teleostei: Pomacentridae): Bayesian phylogenetic analyses of mitochondrial and nuclear DNA sequences, Molecular Phylogenetics and Evolution 31 (2004) 66–88 PDF

Literatur

  • Gerald R. Allen: Riffbarsche der Welt, Mergus Verlag Melle, 1991, ISBN 3-88244-007-4
  • KORALLE, Meerwasseraquaristik-Fachmagazin, Nr. 40 August/September 2006, Natur und Tier Verlag Münster, ISSN-1439-779X

Weblinks


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