Riverine Operations

Riverine Operations

Riverine Operations (englisch für Flusskriegsoperationen) stellen eine besondere Variante der amphibischen Kriegsführung dar, die sich von Seelandemanövern unterscheidet. Zwar ist, z. B. bei der notwendigen Ausrüstung, eine Nähe zu klassischen amphibischen Landungen gegeben, allerdings existieren auch deutliche Unterschiede besonders, da die Operationen meist über einen längeren Zeitraum verlaufen. Im Gegensatz zu Landungsoperationen fehlt in Binnengewässern auch meist die Unterstützung durch größere Kampfschiffe. In der englischen Militärterminologie hat sich folglich auch der Begriff der Brown Water Navy für küstennahe und Binneneinsätze gegenüber der Blue Water Navy, der Hochseeflotte gebildet.

Inhaltsverzeichnis

Historische Entwicklung

Bis zur Mitte des 19 Jh. waren die regulären Seestreitkräfte meist auch für Operationen in Flussgebieten zuständig. Außerhalb der von Seeschiffen befahrbaren Kanäle konnte man dabei nur auf sehr schwach bewaffnete Ruderboote zurückgreifen. Die ersten großen Kampfschiffe, die für lange Einsätze auf Flüssen konzipiert waren, waren Kanonenboote mit Dampfantrieb. Nur so war eine Manövrierfähigkeit größerer Schiffe auf engem Raum gewährleistet. Im Sezessionskrieg wurden die Monitoren zu den ersten gepanzerten Flusskampfschiffen. Ausgedehnte Einsätze von Panzerschiffen auf Flüssen gab es z. B. im Russischen Bürgerkrieg und in der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg. Im Pazifikkrieg gegen Japan wurden bei Einsätzen in Fluss- und Sumpfgebieten meist Patrouillen-Torpedo-Boote( PT-Schnellboot) und manchmal Landungsboote zur Unterstützung eingesetzt.

Bildung spezieller Einheiten für den Flusskrieg

  • 1. Indochinakrieg: Die Notwendigkeit eines umfassenderen Konzepts zur Durchführung größerer Operationen in Gebieten, die stark von Flüssen durchzogen waren, ergab sich während des französischen Indochinakrieges. Die französische Armee gründete in erster Linie aus Landungsbooten verschiedener Typen kleine Flottillen, die sie als divisions navales d’assaut, kurz Dinassauts, am ehesten als „Seesturmabteilungen“ zu übersetzen, bezeichnete, und mit denen Patrouillen und Konvois, vor allem aber auch schnelles Verlegen größerer Infanterieverbände und deren Feuerunterstützung in den großen Flussgebieten Indochinas ermöglicht werden sollten. Ausgedehnte Einsätze wurden im Delta des Roten Flusses in Tonkin und im Mekong-Delta durchgeführt. Eine besondere Herausforderung stellte dabei die Koordination zwischen den Flusseinheiten der Marine und ihrer infanteristischen Unterstützung seitens der Armee dar.
  • 2. Indochinakrieg: Zu Beginn der US-Intervention in der Republik Südvietnam ab 1965 sah sich das Military Assistance Command Vietnam (MACV) ebenfalls vor das Problem gestellt, die umfangreiche Gewässerzone des Mekong-Deltas kontrollieren zu müssen. Man erinnerte sich an die französischen Erfahrungen einer flussgestützten Einsatztruppe, und begann, sie in ähnlicher Zusammensetzung zu bilden. Um eine Einsatzfähigkeit über längere Zeiträume zu gewährleisten, wurden schwimmende Basen errichtet, die der logistischen Herausforderung bei der Versorgung flussgestützter Einheiten entsprechen sollten. Kasernen-, Reparatur- und Versorgungsschiffe bildeten das organisatorische Rückgrat der Kampfverbände, die sich aus Navy, Army und Luftunterstützungselementen in Form von Helikoptern zusammensetzten. Die Planungsstäbe arbeiteten dabei während der Einsätze ständig an der Struktur der Mobile Riverine Forces (MFR). Eine enge Koordination der beteiligten Einheiten verschiedener Teilstreitkräfte, sowie mit den Truppen Südvietnams, stellte dabei die entscheidende Aufgabe dar, die zu einigen Disputen über die jeweilige Zuständigkeit führte. Interessanterweise spielte das United States Marine Corps bei dem Konzept keine Rolle, während Unterstützung durch die United States Coast Guard existierte, indem diese mit ihren seefähigen Patrouillenbooten (Fast Patrol Craft) die tieferen Gewässer direkt im Küstenbereich sicherte. Das Einsatzgebiet im weit verzweigten Mekongdelta führte zu umfangreichen Entwicklungen von speziellen Wasserfahrzeugen. Während die schnellen Patrouillenboote vorrangig dazu dienten, den Schmuggel von Waffen seitens des Vietcong zu unterbinden und kleine Kommandoeinheiten schnell zu transportieren, wurden gepanzerte Transportschiffe mit umfangreicher Bewaffnung bestückt, um landender Infanterie die notwendige Feuerunterstützung zu geben. Erstmals wurden bewaffnete Luftkissenboote (Patrol Air Cushion Vehicle) eingesetzt, und auch das Konzept gepanzerter Monitor wurde wiederaufgenommen. Des Weiteren existierten schwimmende Landeplattformen für Militärhubschrauber und schwimmende Artilleriebasen, die von anderen Schiffen in Position gezogen werden konnten. Obwohl das Konzept der MRF militärisch als relativ erfolgreich betrachtet wurde, führten die Nixon-Doktrin zur Auflösung dieser Verbände und zur Übergabe großer Teile der Ausrüstung an Südvietnam im Rahmen der sog. Vietnamisierung des Krieges.

Entwicklungen seit dem Vietnamkrieg

Seit Ende des Vietnamkrieges existieren explizit auf den Flusskampf ausgerichtete Verbände fast nur noch in Staaten, die wegen ihrer geographischen Lage umfangreiche Flussbecken zu kontrollieren haben, so z. B. in Brasilien und Peru im Amazonasbecken. Die US-Streitkräfte haben, im Rahmen der Tendenz zu vermehrten weltweiten Interventionen, ein umfangreicheres Einsatzkonzept in Form des littoral warfare (Strandkriegsführung) entwickelt, das sich wieder stärker an amphibischen Landeoperationen orientiert, dabei aber auch das küstennahe Hinterland und das direkte Vorfeld der Küstengewässer intensiver einbezieht. Auch wenn der Schwerpunkt der Planungen dabei wieder auf den Marines, als der klassischen amphibischen Truppe liegt, wurde die Integration aller Teilstreitkräfte in dieses Konzept beibehalten, was nicht zuletzt auch der generellen Entwicklung hin zum network centric warfare entspricht.

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