Rohrpostnetz in Wien

Rohrpostnetz in Wien

In Österreich betrieb die Österreichische Post- und Telegraphenverwaltung (heute: Österreichische Post AG) nur in Wien ein Rohrpostnetz. Dieses Netz erreichte mit 53 Postämtern und 82,5 km Rohrlänge seine größte Ausdehnung und wurde 1956 auf Grund der Unwirtschaftlichkeit gegenüber modernen Fernmeldediensten eingestellt.

Inhaltsverzeichnis

Kaiserreich und Republik bis 1938

Wiener Rohrpostbrief aus dem Jahr 1881

In Wien wurde eine Anlage am 19. März 1875 in Betrieb genommen, vorerst nur für Telegramme (Depeschen) und Eilsendungen. Zu Beginn wurden zehn Postämter (alle innerhalb der heutigen Gürtelgrenze) im Abstand von 1 - 3 km mit Rohrleitungen verbunden. Das Rohrpostnetz hatte eine Länge von 14 Kilometer, wovon 2,2 Kilometer auf die Zuführung von verdichteter bzw. verdünnter Luft zu zwei Speichern im Laurenzergebäude am Fleischmarkt entfielen. Die Anlage wuchs ständig, so dass es im Jahr 1913 bereits 53 Postämter mit einer Rohrlänge von 82,5 km gab. 1902 wurde die Rohrpost mit neuen Kompressoren von Hanns Hörbiger ausgerüstet.
In Spitzenzeiten flitzten täglich bis zu 20.000 Zylinder (Büchse) als Rohrpostzug zu je maximal 15 Büchsen durch die Rohre unter der Stadt. Dabei erreichten die Rohrpostzüge ein Tempo von fast 50 km/h.

Zeit während des Nationalsozialismus 1938-1945

Es gelten für die Rohrpost in Wien während des nationalsozialistischen Ära Österreichs (Ostmark) von März 1938 bis April 1945 die gleichen Bedingungen wie für die Rohrpost in Berlin und München. Eine Besonderheit stellt die Zeit bis Oktober 1938 dar, in der noch alte Briefmarken der Republik Österreich auch in Kombination mit Postwertzeichen des Deutschen Reiches gültig waren.

Republik Österreich ab 26. April 1945

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Rohrpost stark beschädigt (nur 7 % war noch benutzbar), aber sehr schnell wieder in Betrieb genommen. Doch konnte sie nie wieder die Beförderungszahlen der Vorkriegszeit erreichen. Im Jahre 1950 kam sie auf nur noch 5500 Sendungen pro Tag, d.h. auf weniger als 2 Millionen Sendungen pro Jahr. Dies war angesichts der Länge des Wiener Rohrpostnetzes zu wenig. Am 2. April 1956 stellte die Post aufgrund sinkender Transportzahlen und infolge der Zunahme der Telefonversorgung der Bevölkerung den Rohrpostbetrieb in Wien ein. Ungeachtet dessen wurde die Rohrpostanlage noch Jahrzehnte später weiterhin für den schnellen Versand von einkommenden Eilbotensendungen etc. genutzt, wie rückseitige Stempelabschläge auf entsprechenden Briefsendungen belegen.

Siehe auch

Literatur- und Quellenangaben


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