Romanisches Cafe

Romanisches Cafe
Lesser Ury: Mädchen im Romanischen Café, 1911

Das Romanische Café war ein Berliner Künstlerlokal am Kurfürstendamm 238 (heute Budapester Straße 43) in Berlin-Charlottenburg.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Cafés

Im Erdgeschoss des 1899 fertiggestellten „Romanischen Hauses“ befand sich zuerst die Konditorei des Hotels Kaiserhof – im Jahre 1916 schließlich richtete der Kaufmann Bruno Fiering darin ein Kaffeehaus ein. Das neue Lokal entwickelte sich rasch zum bevorzugten Intellektuellen- und Künstlertreffpunkt. Hier verkehrten Schriftsteller, Maler, Schauspieler, Regisseure, Journalisten und Kritiker. Gäste waren unter anderem: Alfred Döblin, Otto Dix, Gottfried Benn, Else Lasker-Schüler, Bertolt Brecht, Max Liebermann, Stefan Zweig oder Friedrich Hollaender.

Zugleich war es Anlaufstelle für werdende Künstler, die erste Kontakte suchten. Die bereits Erfolgreichen grenzten sich dagegen ab. Etwa im sogenannten „Bassin für Schwimmer“, einem Gewölbe mit etwa zwanzig Tischen. Alle anderen trafen sich gegenüber im „Bassin für Nichtschwimmer“. Dieses war ein rechteckiger Raum mit etwa siebzig Tischen, dominiert von einer mächtigen Säule und einer hohen Fensterfront. Dennoch wirkte das Lokal düster; Stammgäste nannten es schon in den 1920er Jahren spöttisch „Rachmonisches Café“ (hebräisch: erbarmungswürdig).

Als gegen Ende der Weimarer Republik die politischen Auseinandersetzungen gewalttätiger wurden, verlor das Romanische Café allmählich seine Rolle. Bereits am 20. März 1927 veranstalteten Nazis einen Krawall am Kurfürstendamm, wobei auch das Romanische Café Ziel der Gewalt war. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten und die Emigration der meisten Stammgäste bedeutete das endgültige Aus als Künstlercafé.

Zitate

Erich Kästner merkte an:

„Wie eine Welle der Bewunderung geht es durch den Raum, wenn ihn ein Glücklicher betritt. Und wen er begrüßt, der fühlt sich geweiht ...“[1]

Der Journalist Karlernst Werle reimte ziemlich sarkastisch:

„Stätte überhitzten Denkens/Geistbeschwerter Rendezvous’/Café mystischen Versenkens/Wiege schillernder Lulus.“[2]

Wolfgang Koeppen über den Niedergang des Cafés nach 1933:

„Wir sahen die Terrasse und das Kaffehaus weggehen, verschwinden mit seiner Geistesfracht … und die Gäste des Cafés zerstreuten sich in alle Welt oder wurden gefangen oder wurden getötet oder brachten sich um oder duckten sich und saßen noch im Café bei mäßiger Lektüre und schämten sich der geduldeten Presse und des großen Verrats.“[3]

Geschichte des Hauses

Kurz nach der Fertigstellung (um 1900)

Das Privathaus stand am Auguste-Viktoria-Platz (heute Breitscheidplatz), schräg gegenüber der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Architekt des neuromanischen Gebäudes war Franz Heinrich Schwechten, der es von 1897 bis 1899 errichtete. Bestimmend waren turmartige Eckbauten mit Pyramidendächern, überdies ein Runderker in der Mitte der Hauptfront. Den Giebel zierte der Reichsadler. Der figurale Schmuck – Darstellungen von Samson, Herkules und Sankt Georg – stammte vom Bildhauer Richard Gerschel.

Zur Unterscheidung vom ersten „Romanischen Haus“, das Schwechten bereits in der Nachbarschaft errichtet hatte (dem späteren Gloria-Palast), wurde das Gebäude auch als „Zweites Romanisches Haus“ bezeichnet.

Während der Bombennacht vom 21. November 1943 brannte das Haus vollständig nieder. Der Bauplatz blieb daraufhin lange leer, erst 1959 errichtete man das, noch bestehende, Europa-Center.

Stammgäste des Romanischen Cafés

Literatur

  • Jürgen Schebera: Damals im Romanischen Café –- Künstler und ihre Lokale im Berlin der zwanziger Jahre. Rev. Neuausg. Berlin: Das Neue Berlin. 2005, ISBN 3-360-01267-4.
  • Edgard Haider: Verlorene Pracht –- Geschichten von zerstörten Bauten. Hildesheim: Gerstenberg, 2006. ISBN 978-3-8067-2949-8

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Aus: Erich Kästner, Das Rendezvous der Künstler, „Neue Leipziger Zeitung” vom 26. April 1928. – Zitiert nach: Das romanische Cafehaus (Mascha Kaleko – Eine Hommage; vgl. Erich Kästner über das Romanische Café – mit Foto)
  2. Zitiert nach: Edgard Haider: Verlorene Pracht – Geschichten von zerstörten Bauten. Hildesheim: Gerstenberg, 2006, S. 167
  3. Zitiert nach: Edgard Haider: Verlorene Pracht S. 167

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