Rote Spitzen

Rote Spitzen
Der Doppelturm die Roten Spitzen
Die Roten Spitzen sind das Wahrzeichen von Altenburg
Die Roten Spitzen von Altenburg 2011 (HDR-Foto)

Die Roten Spitzen sind ein Doppelturm und das Wahrzeichen der ehemaligen Residenzstadt Altenburg im Freistaat Thüringen. Sie gehörten einst zur Marienkirche des Augustinerklosters Unser Lieben Frauen auf dem Berge vor Altenburg, das 1165 gegründet wurde.[1] Die Roten Spitzen sind seit 2006 als national bedeutsames Kulturdenkmal anerkannt.[2]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Stiftskirche, zu dem die Doppelturmanlage gehörte, soll 1172 in Anwesenheit von Friedrich Barbarossa geweiht worden sein. Die Urkunden, die dies belegten, haben sich allerdings als Fälschung erwiesen.[1]Die Kirche wurde im romanischen Stil 1165 bis 1172 aus Backsteinen gebaut.[3] Die Holzdachstühle der Türme datieren aus dem Jahr 1336.[1] Das Stift hatte unter den Reformatoren einen schlechten Ruf und wurde im Jahr 1543 aufgelöst.[2] Schon wenige Jahrzehnte später war das Kirchenschiff verfallen, das Westturmwerk blieb allerdings intakt. 1618 erhielt der Nordturm seine barocke Haube.[2] Die Stadt hatte nach der Klosterauflösung die Gebäude übernommen und 1665 richtete sie darin eine Schule ein. 20 Jahre später wurden die Türme in ein Gefängnis verwandelt und dienten 200 Jahre als solches.[1] Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde das Kirchenschiff umgebaut und 1669 bis 1671[1] ein Witwen- und Waisenhaus darin eingerichtet. Die heutige Gestalt erhielt das Bauwerk im 19. Jahrhundert: 1810[1] wurde es nach einem Brand wieder aufgebaut und Mitte des Jahrhunderts noch durch einen Fachwerkbau ergänzt. Es wurde als Zucht- und Arbeitshaus genutzt. Der Baumeister Friedrich Sprenger führte 1871 bis 1873[1] umfangreiche Instandsetzungsarbeiten an der Turmanlage durch und entfernte dabei einige Anbauten.

Beschreibung des Gebäudes

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Hauptportal

Bei dem Hauptportal handelt es sich um ein sogenanntes Säulenstufenportal, es wird kunstgeschichtlich in das späte12. Jahrhundert datiert. Die Sandsteine des Portales sind die größten an den Roten Spitzen verbauten Sandsteine, sie wurden wahrscheinlich als besonders wertvolles Baumaterial angesehen. Der Farbwechsel zum roten Backstein ist typisch für die Stauferzeit und sollte sicherlich die Verbindung zu karolingischen Tradition symbolisieren (Pfalzkapelle Aachen). Hinsichtlich des Backsteinbauwerks lässt die Qualität der Bauausführung (verwendete Steine, Fugenausbildung) den Schluss zu, dass diese Arbeiten von italienischen Handwerkern ausgeführt wurden. Die Blattzungenkapitelle der Säulen muten für die Zeit des ausgehenden 12. Jahrhunderts archaisch an. Es mag sich hierbei gleichfalls um einen bewussten stilistischen Rückgriff auf karolingische Traditionen handeln, der mutmaßlich das Herrscherverständnis Barbarossas illustrierte (als Nachfolger von Karl dem Großen). Die Säulenschäfte und andere Bauteile aus Sandstein sind mit sekundären Ritzspuren versehen: Die Ritzspuren hängen ursächlich mit dem symbolischen Schärfen von Waffen zusammen, da man sich durch diese Berührung eine magische Kraft versprach.

Romanische Malerei des Tonnengewölbes

Die Verputzung des Tonnengewölbes ist noch bauzeitlich und weist romanische Malereien auf. Die Malereien wurden erst in jüngster Zeit entdeckt und sind erst zu einem kleinen Teil freigelegt. Bei den Malereien handelt es sich um Heiligendarstellungen, wahrscheinlich szenisch, stilistisch gehören sie ins 12. Jahrhundert – spätestens frühes 13. Jahrhundert.

Eingangshalle/Portalraum

Die Eingangshalle befindet sich im Untergeschoss des Mittelgaus zwischen den Türmen. Oberhalb der Eingangshalle befand sich die zum Kirchenschiff offene Kaiserempore.

Bei der Eingangshalle der Stiftskirche handelt es sich nicht um eine Vorhalle im liturgischen Sinn (Vorkirche, Paradies) sondern um einen Wegeraum. Die besondere Bedeutung wird durch die durchgängige Verwendung von hochwertigen Schraffurziegeln und einer sorgfältigen Fugenausbildung betont. Teile dieses tonnengewölbten Wegeraumes bestanden sicherlich aus einer Treppenanlage, die heute nicht mehr vorhanden und bislang ohne Nachweis ist. Der eigentliche Eingang im Westen war ursprünglich vollständig offen, auch heutige, nunmehr vermauerte Doppelarkatur ist ein nachträglicher Einbau (aber mittelalterlich). Im Osten befindet sich das Hauptportal. Das Hauptportal wurde als Eingang nur von dem Chorherren selbst genutzt: z.B. Prozessionen. Der „öffentliche“ Haupteingang selbst befand sich ursprünglich im nördlichen Seitenschiff. Ursprünglich hatte der Portalraum nur diese beiden Öffnungen, es gab keine Zugänge in die Türme. Der Eingang zum Südturm vom Portalraum aus ist nachträglich angelegt worden und gehört in die Zeit um 1400. In nachreformatorischer Zeit wurde dieser Zugang in den Südturm nochmals verkleinert (Gefängnisnutzung im Untergeschoss des Südturmes).

Untergeschoss des Südturmes

Das Untergeschoss des Südturmes war ursprünglich nur durch einen Eingang an der Südseite durch den sich hier anschließenden Westflügel der Klausur begehbar. Dieser Eingang wurde mutmaßlich schon im Mittelalter verschlossen.

In der Ostmauer des Südturmes befindet sich eine Apsis, der Raum wurde somit als Kapelle genutzt. Jüngst entdeckt wurden die romanischen Malereien der Apsis. Sie gehören zeitlich in das mittlere 12. bis frühe 13. Jahrhundert und dürfen noch in großen Teilen hinter der Außenmauerung erhalten sein. In der Kalotte befindet sich mutmaßlich eine Christusdarstellung (thronender Christus in der Mandorta). Die Rahmung wurde als Fächerblattfries ausgeführt. Unter den wenigen überhaupt noch erhaltenen Malereifragmenten der Romanik ist das an den Roten Spitzen erhaltene Ensemble einzigartig.

Der Ausgräber Hans Höckner unternahm im Jahr 1935 eine Ausgrabung im Südturm. Hier stieß er auf eine große Anzahl von Skelettfunden in tumultartiger Anordnung (kein anatomischer Verband). Die Menschenknochen waren vermischt mit Fundmaterial (Keramik) des 17. bis 18. Jahrhunderts. Es handelt sich um mittelalterliche Bestattungen des Stiftsgeländes, die bei den Baumaßnahmen am Waisenhaus zu Tage traten und anschließend hier-gesammelt-wieder bestattet wurden.

Zur Zeit findet eine wiederholte Ausgrabung statt, da eine Dokumentation von Höcker nicht vorliegt. Die wichtige Frage nach der Höhe des ehemaligen Fußbodenniveaus im Turm konnte bereits näherungsweise beantwortet werden: Das Fußbodenniveau des Südturmes liegt mehr als 3 m über dem der heutigen Straßenniveau der Torgasse.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Ehemalige Augustiner-Stiftskirche St. Mariena, Altenburg – vulgo: Rote Spitzen. Website der Gesellschaft pons asini. Abgerufen am 11. Juli 2011.
  2. a b c Reformatorischer Rundgang: Rote Spitzen. Website der Stadtverwaltung Altenburg. Abgerufen am 11. Juli 2011.
  3. Sehenswürdigkeiten in Thüringen auf www.thürigen.info Abgerufen am 12. Juli 2011

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