- Routenmethode
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Die Loci-Methode (lat. locus „Ort“, „Platz“) ist eine bekannte und verbreitete mnemotechnische Assoziationstechnik. Sie ist leicht zu erlernen und wird aufgrund ihrer Effektivität von praktisch allen Gedächtnissportlern verwendet.
Inhaltsverzeichnis
Allgemein
Um diese Technik zu beherrschen, wird nur sehr wenig Aufwand benötigt. Wer sich ohne Hilfstechniken eine Abfolge von Dingen zu merken versucht, scheitert schnell; mit Hilfe der Loci-Technik werden die Lerninhalte geordnet „encodiert“. In der Loci-Technik wird für jeden Begriff ein eigener Platz reserviert, quasi Variablen geschaffen, die mit verschiedenen Inhalten belegt werden können. Diese Variablen liegen in einer übergeordneten, fixen Struktur, so dass es möglich wird, bei der Wiedergabe die genaue Reihenfolge einzuhalten.
Diese fixe Struktur kann ein wohlbekannter Weg sein, aber auch ein Raum. Es muss im zweiten Falle nicht unbedingt ein realer Raum sein. Man kann sich selbst seinen eigenen Raum schaffen, dies muss jedoch in größtmöglicher Detailgenauigkeit geschehen. Bei beiden Varianten ist es notwendig, ganz eindeutige Plätze auszuwählen, wo später die zu merkenden Dinge „abgelegt“ werden können. Zusätzlich kann man diesen Plätzen noch Nummern zuweisen.
Anschließend kann man auf die geistig vorbereiteten Plätze das zu Merkende in Form lebendiger Bilder ablegen. Traditionell wird an einem Ort/Platz nur ein Begriff/Bild abgelegt.
Einige moderne Lehrer halten es für besonders günstig, wenn man mehrere Dinge zuerst zu einem Assoziationsbild verknüpft und dann gedanklich ablegt. So werde „Platz gespart“ und man erinnere sich obendrein noch leichter.
Man kann den Weg oder das Zimmer immer wieder benutzen, quasi neu „beschreiben“, wenn das alte Wissen vergessen wurde. Ohne Wiederholung werden die Bilder im Kopf immer schwammiger, bis sie irgendwann ganz vergessen werden.
Mögliche Plätze
- Wohnung, Häuser
- Öffentliche Plätze
- Straßen
- Museen
- Eigener Körper
Im Mittelalter waren gerade in den Predigerorden Kirchen beliebt.
Neurologische Ursachen
Diese Methode funktioniert deshalb gut, weil das menschliche Gehirn Daten gut ortsabhängig einspeichern kann und assoziativ funktioniert. Die Idee geht auf die alten Griechen zurück (möglicherweise entstand sie noch früher). Die Wissenschaftler mussten damals viel mehr auswendig lernen, da Bücher als Handschriften teuer und selten waren. Die Methode wird auch von heutigen Gedächtnissportlern benutzt.
Geschichte
Auch Redner in der Antike nutzten diese Technik, um ihre Reden auswendig zu lernen. Cicero schritt dabei gedanklich die Umgebung des Forums in Rom ab. Er beschreibt die Methode in seinem Werk "De oratore".
Angeblicher Erfinder ist Simonides von Keos. Er lebte um 500 v. Chr. und war ein bekannter Poet und Redner. Er hatte wohl noch nichts mit späteren Konzeptionen eines Gedächtnispalastes zu tun. In der Antike war die ihm legendär zugeschriebene Loci-Methode so verbreitet, dass man einfach nur von "der Methode" sprach. Der Sage nach ist Simonides auf die Idee für die Loci-Methode gekommen, als er bei einer Feier des Skopas dessen Haus kurzzeitig verließ und während seiner Abwesenheit das Haus einstürzte. Niemand überlebte, eine Zuordnung der zermalmten Körper war äußerlich nicht mehr möglich. Simonides musste, als einziger Überlebender, die unkenntlich Gemachten identifizieren. Dabei visualisierte er die Szenerie vor dem Einsturz, um sich des jeweiligen Aufenthalts der Personen zu vergegenwärtigen, und erkannte in seinem Erfolg, dass es dem Mensch leicht fällt, in eine räumliche Verknüpfung eingefügte Informationen geordnet wiederzugeben.
Gedächtnispalast
Ein so genannter Gedächtnispalast beschreibt eine erweiterte und recht anspruchsvolle Anwendung der Methode: Ein prächtiges, weitläufiges Gebäude, meist schlossartig, wird zu einer umfassenden Informationsverankerung in allen Wissensbereichen genutzt. Die Idee des Palastes übt wegen der ihr innewohnenden Freiheit und der Anmutung einer vollkommen autark erschaffenen, begehbaren Welt eine große Faszination auf heutige Leser aus.
Es muss allerdings klar gestellt werden, dass ein derartiger Palast nur dann auch sinnvoll gehandhabt werden könnte, wenn den Orten eine genügende Unterscheidbarkeit beigemessen wird. Dies ist bei der gängigen Idee eines Renaissanceschlosses eher nicht der Fall. Zum anderen muss das erstrebte Ziel einer begehbaren Welt nicht unter dem Dach eines Gebäudes stattfinden, die bloße, zum Beispiel waldartige Verbindung mehrerer erstellter Wege (Routen) kann mindestens die gleiche Effektivität erreichen. Auch zu erwähnen ist, dass zur Überwindung der Visualisierungsschwelle, ab der das Begehen einer künstlichen Welt entspannt und unbewusst erfolgen kann ohne sich in Anstrengung zu verlieren, für die meisten Menschen eine vorherige Steigerung des räumlichen Vorstellungsvermögens, zum Beispiel durch mnemotechnische Übungen (Bilder auf Orte), nötig ist. Diese Anfangshürde dürfte viele Interessierte abzuschrecken imstande sein.
Eine gewisse Popularisierung erfuhr die Vorstellung eines Gedächtnispalastes durch die Darstellung in Thomas Harris' Roman Hannibal.
Die (ein wenig irreführende) Faszination, die die herkömmliche Idee des Palastes auf Viele ausübt, kann vielleicht in einer Stelle des Terry Pratchett-Buches "Sourcery" ("Der Zauberhut") nachempfunden werden: Der Sourcerer Coin, mit großer Macht ausgestattet, zieht sich, gelangweilt von der Welt, in ein von ihm selbst erschaffenes Universum zurück, in dem er nach seinen Vorstellungen wandeln und wirken kann. Weitere literarische Erwähnung findet die Loci-Methode in Nicholas Christophers Buch "Eine Reise zu den Sternen". Hier ist auch die Entstehungsgeschichte durch Simonides beschrieben.
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