- Gedächtnispalast
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Unter einem Gedächtnispalast versteht man eine Erweiterung der Loci- oder Routenmethode, um Allgemeinwissen oder andere Informationen zu erlernen.
Für den effektiven Bau eines Gedächtnispalastes ist es wichtig, bereits versiert mit der bloßen Loci-Methode zu sein, da das Konzept des Gedächtnispalastes die Prinzipien der Loci-Methode verwendet, jedoch komplexer ist.
Inhaltsverzeichnis
Wofür?
Ein Gedächtnispalast dient zur Abspeicherung verschiedenster Daten. Es kann eine Ziffernfolge sein, etwa die Nachkommastellen der Zahl Pi, oder Textstücke, historische Daten, Vokabeln, usw. Das geschieht mit Hilfe der Mnemotechnik.
Speicherung
In dem Palast gibt es verschiedene Plätze oder Loci, auf denen das Wissen abgelegt wird. Das kann ein Teppich, eine Vase oder eine Kommode sein. Dabei ist es sehr wichtig, lebhafte und möglichst emotionale Bilder zu erzeugen. Grundsätzlich gilt: Je lebhafter und besser die Assoziationen, desto besser und umso länger merkt man es sich.
Oft werden in Form des Palastes auch bereits Informationen ausgedrückt. So kann ein Raum, in dem Zitate von Feuerbach gespeichert werden, mit einem Bach aus Feuer durchzogen werden. Dieser Bach dient dann sowohl als Unterscheidungsmerkmal zu anderen Räumen im Palast, als auch als Identifikation mit der Information. Durch den Bach merkt sich der Benutzer, dass die Zitate dort von Feuerbach sind.
Stoffmenge
Es gibt, was die Größe des Palastes - und damit des abgespeicherten Wissens - angeht, praktisch keine Grenzen. Außerdem kann der Palast stetig erweitert werden. Zur sinnvollen Handhabung muss das abgelegte Wissen jedoch ständig wiederholt werden; der Palast also regelmäßig begangen werden, um die Wahrscheinlichkeit des Vergessens zu senken.
Stoffart
Es kann - genauso wie auch bei der einfacheren Loci-Methode - alles abgespeichert werden, was mnemotechnisch formatierbar ist, das heißt, alles was in Bilder umgewandelt werden kann. Wenn jemand für den abstrakten Begriff Freiheit die Freiheitsstatue visualisiert, wäre das beispielsweise eine gute Transformation. Bei sehr abstrakten Dingen, wie Zahlen oder Karten, erzeugt man diese Assoziationen mittels eines Gedächtnissystems, das auf einem alphanumerischen System aufbaut, oder über eine willkürliche Zuordnung. Bei einem solchen Alphanumerischen System wird bei den Dezimalzahlen beispielsweise erst jeder Ziffer ein Buchstabe zugeordnet und anschließend aus mehreren Ziffern ein gut visualisierbares Bild erzeugt. Das verbreitetste System dieser Art ist das Major-System.
Aufbau
Der Palast sollte logisch und übersichtlich aufgebaut sein. Manche Experten empfehlen, die einzelnen Etagen in unterschiedlichen Farben zu gestalten, um zusätzlich zu dem bloßen räumlichen Gefühl mit der Farbe eine zusätzliche Gedächtniskomponente einzubringen, die den Palast übersichtlicher und vielfältiger gestaltet. Außerdem grenzen sich die einzelnen Etagen dadurch besser voneinander ab.
Echt oder rein fiktiv?
Die einzelnen Bestandteile des Palastes werden in jedem Fall beides sein. Zum einen wird ein reales Gebäude nie eins zu eins in den Kopf übernommen. Man nimmt viele Dinge nicht wahr oder filtert sie aus und auf der anderen Seite beruht jede Fiktion auf einer Wahrnehmung, wodurch man immer reale Räume und Gegenstände übernimmt.
Der Bau
Man kann den Palast in einem Zug bauen oder stückweise. Weiterhin stellt sich für den "Bauherrn" die Frage, ob er einen leeren Palast konstruieren und nach der Fertigstellung die Informationen darin ablegen will oder ob er die Informationen gleich bei der Konstruktion mitablegt.
Hilfsmittel
Als Hilfsmittel bieten sich höchstens einfache Papierskizzen an. Sie sind aber nicht notwendig. Viele meinen sogar, dass diese lediglich Fantasie und Kreativität einschränken würden.
Sprachorte
Der achtmalige Gedächtnisweltmeister Dominic O’Brien empfiehlt, Vokabeln mithilfe der Schlüsselwortmethode in "language-towns" (Sprachorte), wie er sie nennt, abzuspeichern. Die Wörter werden dabei nach Geschlecht in einem der Ortsteile abgespeichert.
Literatur
- Jonathan D. Spence: The Memory Palace of Matteo Ricci. ISBN 0-14-008098-8
- Frances A. Yates: The Art of Memory, ISBN 0-226-95001-8. Deutsch: Gedächtnis und Erinnern. Mnemonik von Aristoteles bis Shakespeare. 5. Aufl. Akademie Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-05-003530-7
- Marcel Dolega: Gedächtnis : Architektur. Eine Kulturgeschichte der Mnemotektur. Dolega, Bochum 2004, ISBN 3-937376-00-3
- Feodor Hörkens: Leitfaden der Gedächtniskunst (Mnemotechnik); speziell zur Erlernung der Mnemonik ; nebst einer mnemonisch bearbeiteten Zeittafel der Geschichte. Verlag von Johannes Faßbender, Elberfeld 1879 (sehr zahlreiche Folgeauflagen)
Weblinks
- http://www.hcc.hawaii.edu/~leilani/memorypalace.html
- http://www.riccistreet.net/riccigreen/patron/palace.htm
- http://sciwrite.org/glj/palaces.html
- http://www.synaptic.ch/infoliths/textes/arsmem.htm
- http://www.gerardkeegan.co.uk/sandt/memorytech.htm
- http://pages.slc.edu/~ebj/waxtablets/assignments/memory-palace_main.htm
- http://secondthoughts.typepad.com/second_thoughts/2005/11/the_memory_pala.html
- Grundlagen zum Aufbau eines Gedächtnispalasts und das Periodensystem der chemischen Elemente als Praxisbeispiel
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