- Rubidium-Strontium-Datierung
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Die Strontiumisotopenanalyse dient zur Analyse von (prä)historischem Migrationsverhalten von Menschen und Tieren. Strontium wird abhängig vom geographischen Ort in unterschiedlichen Isotopenverhältnissen mit der Nahrung aufgenommen und in Knochen und Zähnen eingelagert. Die Archäologie bedient sich seit einigen Jahren zunehmend dieser neuen Methode. Die ersten Projekte gingen von den USA und Großbritannien aus und betrafen zunächst Nord- und Mittelamerika. Aktuelle Anwendungen in Deutschland sind etwa Studien zu Migrationsverhalten im Neolithikum (Linearbandkeramik, Glockenbecher) oder zur Eisenzeit.
Der radioaktive Rubidium-Strontium Zerfall eignet sich für die Zeitbestimmung von Gestein aus dem Paläozoikum.
Inhaltsverzeichnis
Physikalische Grundlagen
Strontium hat vier stabile, natürlich vorkommende Isotope: 84Sr (0,56 %), 86Sr (9,86 %), 87Sr (7,0 %) und 88Sr (82,58 %). 87Sr entsteht beim β--Zerfall des Rubidium-Isotops 87Rb mit einer Halbwertszeit von 4,7 · 1010 a. Da die Lebensdauer von 86Rb nur kurz ist, entsteht daraus schon während der Entstehung des Gesteins 86Sr. Damit gibt das Isotopenverhältnis von 87Sr zu 86Sr Hinweise auf Alter des Gesteins. Je nach Region variiert das mittlere 87Sr / 86Sr-Verhältnis von 0.71 um bis zu 2%[1].
Einlagerung in Knochen und Zähnen
Strontium ist wie Calcium ein Erdalkalimetall. Es wird daher im Körper ebenso wie Calcium zum Aufbau von Knochen und Zähnen verwendet. Da die Entwicklung der Zähne im Kindesalter abgeschlossen wird, sich jedoch die Knochen ständig erneuern, finden sich abhängig davon, wo die Person aufgewachsen ist und wo sie sich in den letzten Lebensjahren befand, unterschiedliche Isotopenverhältnisse. Dadurch wird zum Beispiel eine Analyse der Migrationsbewegung ermöglicht, wenn dazu die Strontiumisotope von Fossilienfunden herangezogen werden.
Nutzen und Nachteile
Voraussetzung für die Anwendung ist u.a. die Kartierung von Gesteinen. Zwangsläufig liefert eine Kartierung der Strontium-Isotopenverhältnisse Mehrdeutigkeiten. Daher reicht die Strontiumisotopenanalyse alleine nicht aus. Für die Analyse von Migration müssen daher weitere Indizien hinzugezogen werden.
Weitere Störfaktoren sind auch der Handel mit Nahrungsmitteln über weite Strecken. Dies macht die Isotopenanalyse für Kulturen, wie das antike Rom, vielfach nutzlos.
Rubidium-Strontium-Datierung
Die Halbwertszeit von 87Rb ist ca. 10mal höher als das geschätzte Alter der Erde. Rubidium-Strontium-Datierung basiert auf dem Zerfall von Rubidium in Strontium. Mit ihr lassen sich Gesteine aus dem Paläozoikum vor 4.5 Mrd Jahren bis zur Kreidezeit vor ca. 50 Mio Jahren zeitlich einordnen. Für jüngere Gesteine sind andere geochronologische Verfahren vorzuziehen.
Dank des Vorhandenseins des stabilen Referenzisotops 86Sr stützt sich die Radiometrische Datierung auf die Isochronenmethode. Dadurch ist sie weniger anfällig gegenüber dem Schätzen der Ausgangskonzentration und erreicht eine Genauigkeit von bis zu 5%.
Verweise
- ↑ http://www.bgs.ac.uk/nigl/SBA_Methodology.htm Isotopic distribution for UK
Literaturhinweis
- C. Knipper, Die Strontiumisotopenanalyse: Eine naturwissenschaftliche Methode zur Erfassung von Mobilität in der Ur- und Frühgeschichte. Jahrb. RGZM 51, 2004, 589-685
- T. D. Price/C. Knipper/G. Gruppe/V. Smrcka, Strontium Isotopes and Prehistoric Human Migration: The Bell Beaker Period in Central Europe. European Journal of Archaeology 7, 2004, 9-40.
- T. D. Price/J. Wahl/C. Knipper/E. Burger-Heinrich/G. Kurz/A. Bentley, Das bandkeramische Gräberfeld vom 'Viesenhäuser Hof' bei Stuttgart-Mühlhausen. Neue Untersuchungsergebnisse zum Migrationsverhalten im frühen Neolithikum. Fundberichte aus Baden-Württemberg 27, 2003, 23-58.
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