Rue de la Tour

Rue de la Tour
Stilistische Hausfassade der 117, rue de la Tour.
Dachgarten mit Wendeltreppe über 2 Etagen des Hauses Nr. 131.

Die Rue de la Tour ist eine Straße im Gebiet des alten Dorfes Passy sowie des heutigen Stadtbezirkes mit gleichem Namen, der das 16. Arrondissement von Paris bildet. Der heutige Stadtbezirk ist wesentlich größer als das frühere Dorf. Die Rue de la Tour verläuft von der Place de Costa Rica in westlicher Richtung bis zur Place Tattegrain.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der bisherigen Straßennamen

Der Turm bei Nummer 86, der der Straße einst ihren Namen gab (Bild von ca. 1900).

Die Straße erhielt ihren Namen von dem Turm, der sich bei ihrer Nummer 86 befindet. Der Turm ist vermutlich der einzig verbliebene Teil eines ehemaligen Herrensitzes aus dem 13. Jahrhundert, der nach ungesicherten Überlieferungen im Jahr 1305 im Besitz des Mundschenks Philipps des Schönen gewesen sein soll. Später diente der Turm eine Zeit lang als Gefängnis, bevor ein Mühlenkopf darauf gesetzt wurde, was den vorherigen Straßennamen Rue du Moulin de la Tour (Mühlturmstraße) erklärt. Nach der Zerstörung der Mühle erhielt die Straße schließlich ihren heutigen Namen.

Die heutige Rue de la Tour war einst ein alter Landweg, der ursprünglich den Namen Chemin des Moines (Mönchsweg) trug. Dieser wurde angesichts des Umstandes auserkoren, dass der Weg sich auf der Strecke vom Kloster von Bonhommes zum Schloss von Muette befand. [1]

Das Institut de la Tour

In dem Gebäude an besagtem Turm in Nummer 86 befindet sich heute eine katholische Privatschule: das 1901 für die Schwestern von Sainte Clotilde eröffnete Institut de la Tour, ein collège et lycée privés catholiques. [2]

Die Villa de la Tour

Das Schild rechts vom Eingang der Villa de la Tour weist unmissverständlich darauf hin, dass der Zutritt für Unbefugte verboten ist.

Nur wenige Schritte weiter in westlicher Richtung befindet sich - unter der Nummer 96 bis - die Villa de la Tour, die der sozialistische Politiker Jean Jaurès (1859-1914) während seiner letzten Lebensjahre bewohnt hatte. [3] Jaurès war unter anderem Professor der Philosophie und Mitbegründer einer Sozialistischen Partei. Wegen seines vehementen Eintretens für die Sache des Pazifismus und seines Bestrebens, den Eintritt Frankreichs in den Ersten Weltkrieg zu verhindern und stattdessen eine Verständigung mit Deutschland zu erreichen, machte er sich Feinde im rechten Lager und wurde schließlich am 31. Juli 1914 von einem Rechtsnationalisten in einem Café in Paris erschossen.

Die Villa Guibert

Unmittelbar gegenüber der Villa de la Tour befindet sich bei Nummer 83 die Villa Guibert, die nach einem ihrer früheren Eigentümer benannt wurde. Hier verbrachte der Dichter Jean Richepin (1849-1926) einen Teil seines Lebens. [4]

Die tragische Geschichte um die Schauspielerin Rose Chéri

Geht man von der Villa Guibert zurück in Richtung Osten, so kommt man nach der Abzweigung in die Rue Desbordes-Valmore, etwa auf der Höhe des oben beschriebenen Turmes, zu dem diesem gegenüber gelegenen hôtel particulier oder Stadtpalast mit der Hausnummer 73. Der einst hübsche Wohnsitz im französischen Rokokostil (Louis-Quinze) ist hufeisenförmig angelegt und mit einem großzügigen, von der rue Desbordes-Valmore begrenzten Garten umgeben.

In jenem Haus trug sich einst ein tragischer Unfall zu. Als die Bühnenschauspielerin Rose-Marie Cizos alias Rose Chéri (1824-1861) einen Heiratsantrag vom Direktor jenes Theaters erhielt, in dem sie für gewöhnlich die weiblichen Hauptrollen spielte, wollte ihr Vater die freudige Neuigkeit so schnell wie möglich verkünden. Er stürmte ans Fenster, verlor das Gleichgewicht und stürzte in den Tod. [5] Die Hochzeit verzögerte sich und fand erst am 12. Mai 1847 statt. Doch auch Rose Chéri wurde nicht alt. Sie starb bereits am 22. September 1861 im Alter von nur 36 Jahren.

Das Rossini-Theater

Von 1863 bis zu seinem Tod im Jahr 1868 lebte der berühmte italienische Opernkomponist Gioacchino Rossini (Der Barbier von Sevilla) in Passy. Ihm zu Ehren wurde 1866 an der Ecke der Straßen rue Cortambert und rue de la Tour das Rossini-Theater eröffnet, das schnell zu einem begehrten Stadtteiltheater avancierte. Doch bereits 1876, also nur zehn Jahre später, schloss das Rossini-Theater für immer seine Pforten. [6]

Einzelnachweise

  1. http://www.frequenceprotestante.com/article.php?id article=1408
  2. http://www.institutdelatour.com/
  3. http://www.terresdecrivains.com/2e-balade-sur-les-pas-de-dreyfus
  4. Philippe Siguret / Bertrand Lemoine: Vie et historie du XVIe arrondissement (Editions Hervas, Paris 1991), S. 128f
  5. http://www.frequenceprotestante.com/article.php?id article=1408
  6. Philippe Siguret / Bertrand Lemoine: Vie et historie du XVIe arrondissement (Editions Hervas, Paris 1991), S. 115

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