Rundenturnier

Rundenturnier

Als Rundenturnier (auch Jeder gegen jeden, englisch Round Robin oder Liga-System) wird eine Turnierform oder ein Ligamodus bezeichnet, bei der jeder Turnierteilnehmer gleich oft gegen alle anderen Turnierteilnehmer antritt.

Dieses System wird u. a. in den meisten Fußball-Ligen angewandt, indem anhand eines festen Spielplans jede Mannschaft gegen jede andere Mannschaft einmal zuhause und einmal auswärts spielt (exakte Bezeichnung: Double Round Robin, d. h. Doppelrundenturnier, da jede Mannschaft jede andere zweimal trifft).

Inhaltsverzeichnis

Bewertung

Das Rundenturnier, insbesondere das Doppelrundenturnier wird allgemein als gerechtestes System angesehen; tatsächlich liefert es theoretisch eine korrekte durchgehende Reihung vom ersten bis zum letzten Platz.

Bei einem einrundigen Turnier trifft jeder der n Teilnehmer einmal auf jeden der n - 1 übrigen Teilnehmer, sodass n - 1 Runden (bzw. n Runden bei ungerader Teilnehmerzahl) und insgesamt n·(n - 1)/2 Spiele gespielt werden. Somit können derartige Bewerbe nur über einen längeren Zeitraum hindurch abgewickelt werden. Bei einem Doppelrundenturnier gibt es doppelt so viele, nämlich n·(n - 1) Spiele.

Die Form des Doppelrundenturniers wird nicht nur bei Mannschaftsturnieren mit Ortswechsel, wo das Heimrecht einen gewissen Vorteil bietet, angewandt, sondern etwa auch im Schach, sofern sich die Zahl der Teilnehmer in Grenzen hält. Damit nicht bei jeder Runde einer pausieren muss, ist die Zahl der Teilnehmer meist gerade. Bei einem einrundigen Turnier mit gerader Teilnehmerzahl muss die Hälfte einmal öfter mit den schwarzen Steinen spielen, während die andere Hälfte einmal mehr Weiß hat, was ein gewisser Vorteil ist. Dennoch werden Schachturniere oft einrundig ausgespielt, sodass sie nie ganz gerecht sind, es sei denn, die Zahl der Teilnehmer ist ungerade. Dieselbe Problematik ergibt sich wiederum bei Fußballturnieren in Bezug auf das Heimrecht. In der bis 2009 einrundigen Gruppenphase des UEFA-Pokals wurde man ihr dadurch gerecht, dass jede Gruppe eine ungerade Anzahl an Teilnehmern hatte, nämlich fünf.

Bei einem reinen Rundenturnieren treffen im Allgemeinen die beiden Bestplatzierten nicht erst in der letzten Runde aufeinander. Daher fällt die Entscheidung über den Gewinn des Titels sehr häufig bereits vor der letzten Spielrunde, sodass die letzten Spiele kein Interesse mehr hervorrufen, was aus Sicht des Veranstalters natürlich nicht gewünscht ist.

Fällt die Entscheidung über den Titel tatsächlich erst in der letzten Spielrunde, so gibt zumeist ein sogenanntes „Fernduell“ den Ausschlag und kein direkter Vergleich. Auf diese Weise entstehen „Königsmacher“-Konstellationen, aber auch die Möglichkeit zu betrügerischen Absprachen (wie es etwa bei den Kandidatenturnieren für die Schachweltmeisterschaften zu beobachten war)[1].

Nach Abschluss aller Spielrunden ist es möglich, dass zwei Spieler oder Teams gleichauf platziert sind, sodass auch hier Feinwertungen (Tie-breakers) angewendet werden müssen. In manchen Fällen wird dazu das Resultat der direkten Begegnung herangezogen; es sind allerdings die unterschiedlichsten Methoden in Gebrauch, etwa:

  • im Schach: Verschiedene Formen der Feinwertung,
  • in Mannschaftssportarten: Punkte aus direkten Begegnungen, Tordifferenz, Anzahl der erzielten Tore, Anzahl der Auswärtstore usw.
  • oder eigene Play-Off-Spiele, die im Anschluss an die regulären Spielrunden durchgeführt werden. Die Play-Off-Spiele werden wiederum nach dem K.-o.-System abgehalten, sodass sich hierdurch insgesamt ein gemischtes Turnierformat ergibt.

Durchführung

Wenn n die Anzahl Teilnehmer ist, benötigt ein reines Rundenturnier \begin{matrix} \frac{n}{2} \end{matrix}(n - 1) Spiele. Wenn n gerade ist, können in jeder der (n − 1) Runden \begin{matrix} \frac{n}{2} \end{matrix} Spiele gleichzeitig gespielt werden, vorausgesetzt es existieren genug Spielplätze. Wenn n ungerade ist, gibt es n Runden mit je \begin{matrix} \frac{n - 1}{2} \end{matrix} Spielen, und einem Kontrahenten ohne Spiel in dieser einen Runde.

  • Die übliche Vorgehensweise für ein Rundenturnier besteht darin, jedem Teilnehmer eine Nummer zuzuweisen und dann die Begegnungen jeder Runde aus so genannten Paarungstafeln (engl. Berger pairing tables) zu entnehmen (siehe Beispiel bei den Weblinks).
  • Für Brettspiele, bei denen die Teilnehmer sich an einer Tischreihe paarweise gegenüber sitzen, ist das Rutschsystem eine einfach funktionierende Vorgehensweise zur Austragung eines Rundenturniers.

Abwandlungen

In vielen Fällen wird eine Kombination aus K.-o.-System und Rundenturnier angewandt. Siehe hierzu Turnierform.

Referenzen

  1. Bobby Fischer: Schacher im Schach. Das abgekartete Spiel der Russen, in: Der Spiegel, 41/1961, S. 94-97

Weblinks


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