- Russischer Dichter
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Die wichtigste Zäsur in der russischen Literatur lässt sich etwa um die Wende zwischen 17. Jahrhundert und 18. Jahrhundert ziehen.
Inhaltsverzeichnis
Altrussische Literatur
Die altrussische Literatur ist im mittelalterlichen byzantinischen Schrifttum verwurzelt und wurde vorwiegend auf altostslawisch verfasst. Es wurden vorwiegend religiöse Themen aufgegriffen, wobei besonders das „Leben der Heiligen“ (жития святых) ein populäres Genre bildete. Oftmals sind die Autoren der Werke heute nicht mehr bekannt. Beispiele hierfür sind z.B. das „Igorlied“ oder „ Das Beten Daniels des Gefangenen“.
Neuere russische Literatur
Danach spricht man von der Neueren russischen Literatur. Diese gründet auf westeuropäischem, vom griechisch-römischen Vorbild im Sinne des Humanismus weiterentwickelten Schrifttum und ist in der Sprache des Volkes, also auf Russisch, geschrieben.
Zu den bedeutendsten russischen Schriftstellern von Weltrang gehören Gawriil Derschawin, Alexander Puschkin, Michail Lermontow, Nikolai Gogol, Iwan Turgenew, Afanassi Afanasjewitsch Fet, Fjodor Dostojewski, Lew Tolstoi, Nikolai Leskow, Anton Tschechow, Maxim Gorki, Iwan Bunin, Vladimir Nabokov, Michail Bulgakow, Michail Scholochow.
Sowjetliteratur
Auch in der Sowjetzeit ab 1917 schufen Schriftsteller literarisch Großes. Maxim Gorki, Nobelpreisträger Michail Scholochow, Walentin Katajew, Alexei Tolstoi, Wladimir Majakowski oder Ilf und Petrow wurden bedeutende Vertreter der Sowjetliteratur. In der Kinderliteratur brachten Samuil Marschak oder Kornei Tschukowski künstlerisch Bemerkenswertes hervor. Andere beachtenswerte Autoren sind unter anderem Anatoli Pristawkin und Walentin Rasputin.
Während der Sozialistische Realismus in der Sowjetunion offiziell gefördert wurde, setzten einige Schriftsteller wie Michail Bulgakow, Boris Pasternak, Andrei Platonow, Ossip Mandelstam, Juri Trifonow, Isaak Babel und Wassili Grossman im Stillen die Tradition der klassischen russischen Literatur fort, schrieben "für die Schublade", ohne Hoffnung auf eine Veröffentlichung. Häufig wurden ihre Werke erst Jahrzehnte später und in einer zensierten Version veröffentlicht. Die Serapionsbrüder bestanden auf dem Recht, eine eigenständige Literatur unabhängig von der politischen Ideologie hervorzubringen, was sie in Konflikt mit der Regierung brachte. Ebenso wenig tolerierten die Behörden die experimentelle Kunst der Oberiuten.
Im post-stalinistischen Russland blieb der Sozialistische Realismus der einzige erlaubte Stil; Schriftsteller wie Nobelpreisträger Alexander Solschenizyn (dessen Werke auf den Erfahrungen der Gulag Lager basierten), Wenedikt Jerofejew oder Leonid Zypkin setzten die Tradition der Untergrundliteratur fort. Darüber hinaus bewirkten die sowjetischen Behörden beim Nobelpreiskomitee, dass nicht Konstantin Paustowski den Literaturnobelpreis 1965 bekam, sondern der loyale Michail Scholochow.
Die Palette reicht vom klassischen, realistischen Roman bis zur Science Fiction, deren bekannteste Vertreter die Brüder Boris und Arkadi Strugazki sind. Graf Alexei Tolstois Propagandaerzählung Aelita ist ein anschauliches Beispiel für die Verstrickung von Literatur und Ideologie in der Sowjetunion.
Emigrierte Schriftsteller wie Nobelpreisträger Iwan Bunin, Alexander Kuprin, Andrei Bely, Marina Zwetajewa oder Vladimir Nabokov waren im Exil erfolgreich.
Neueste russische Literatur
In der russischen Literatur der Gegenwart gibt es eine international bekannte Gruppe postmoderner Autoren. Der wahrscheinlich bedeutendste Schriftsteller der russischen Postmoderne ist Wladimir Sorokin, weil er der radikalste ist. Weiter sind zu erwähnen Dmitri Prigow, Wladimir Makanin, Alina Wituchnowskaja, Marija Sumnina, Nadeschda Grigorjewa, Sergei Lukjanenko und der populäre Japanologe und Autor historischer Kriminalromane Boris Akunin. Besondere Erwähnung verdient Wiktor Pelewin - ein populärer und international anerkannter Schriftsteller, dessen Romane das Reale modernen Russlands mit mystischen Elementen anreichern und so eine schräge, surreale Märchenwelt zeichnen. Von den in der Ukraine lebenden russischsprachigen Schriftstellern verdienen Aleksandr Abramovic Bejderman und Andrej Kurkow Beachtung.
Bei 30 Mio Russen außerhalb der Russischen Föderation, wundert es nicht, dass es auch zahlreiche im Westen lebende russische Autoren gibt, wie zum Beispiel in Deutschland Boris Falkow, Boris Chasanow, Alexei Schipenko und viele andere.
1990 verzeichneten Bücher in Russland eine Auflagenstärke von insgesamt 1,6 Mrd. Büchern. 2004 waren es nur noch 562 Millionen. Auflagenstärkste Autorin war dabei Daria Donzowa mit 99 Bänden und einer Auflagenstärke von 18,1 Mill. Büchern.
Neue Realisten
Ab dem Jahr 2000 trat eine junge Generation von russischen Autoren hervor, zu deren bekanntesten Vertretern unter anderen Irina Deneschkina (Komm!), Ilja Stogoff (Machos weinen nicht) und der politische Autor Sergej Schargunow gezählt werden. Aufgewachsen in der Zeit nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion schreiben sie über den vom Kapitalismus geprägten Alltag der heutigen russischen Jugend, jedoch ohne die mystischen und surrealistischen Elemente ihrer Vorgänger zu benutzen.
Literatur
- Adolf Stender-Petersen: Geschichte der russischen Literatur. 5. Auflage. C. H. Beck, München 1993, ISBN 3406315577
- Reinhard Lauer: Geschichte der russischen Literatur. C. H. Beck, München 2000, ISBN 3406453384
Weblinks
- Ressourcen zur russischen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts
- Russische Autoren und Themen in BücherWiki
Siehe auch
- Slavistik-Portal Fachportal für slawische Sprachen und Literatur der Virtuellen Fachbibliothek Slavistik
- Liste russischsprachiger Dichter, Literaturnaja Gaseta
- Powest, Skaz
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