- Ein russischer Sommer
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Filmdaten Deutscher Titel Ein russischer Sommer Originaltitel The Last Station Produktionsland Deutschland, Russland, Vereinigtes Königreich Originalsprache Englisch Erscheinungsjahr 2009 Länge 112 Minuten Altersfreigabe FSK / JMK 6 Stab Regie Michael Hoffman Drehbuch Michael Hoffman nach einem Roman von Jay Parini Produktion Egoli Tossell Film Halle GmbH, Bonnie Arnold,
Chris Curling,
Jens MeurerMusik Sergey Jewtuschenko Kamera Sebastian Edschmid Schnitt Patricia Rommel Besetzung - Christopher Plummer: Leo Tolstoi
- Helen Mirren: Sofia Tolstoi
- James McAvoy: Walentin Bulgakow
- Paul Giamatti: Wladimir Tschertkow
- Anne-Marie Duff: Sascha Tolstoi
- Kerry Condon: Mascha
- Patrick Kennedy: Sergejenko
Ein russischer Sommer ist die Verfilmung eines biografischen Romans des US-amerikanischen Schriftstellers Jay Parini über das letzte Lebensjahr Leo Tolstois. Der Film wurde unter der Regie des US-amerikanischen Regisseurs Michael Hoffman unter anderem in den östlichen Bundesländern Deutschlands gedreht und 2009 veröffentlicht. Offizieller deutscher Kinostart war der 28. Januar 2010.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Russland, 1910: In seinem letzten Lebensjahr verbringt Leo Tolstoi seinen Sommer mit seiner Frau Sofia und einigen der gemeinsamen Kinder auf ihrem Landgut Jasnaja Poljana. Als Sofia erfährt, dass Tolstoi die Rechte an seinem Werk dem russischen Volk vermachen möchte, beginnt ein hochemotionaler Konflikt zwischen beiden: Die temperamentvolle Sofia sieht sich und die Kinder als die rechtmäßigen Erben und Verwalter von Tolstois Werk und versucht mit allen Mitteln, ihn von seinem utopistischen Plan abzubringen und die Zukunft der Familie zu sichern. Der geradezu fanatische „Tolstoianer“ und Adlatus Wladimir Tschertkow wiederum bestärkt Tolstois Idealismus.
Während das alte Paar sich in Liebe streitet, findet sich auch ein junges: Der junge Dichter Bulgakow, neuer Sekretär und Schüler Tolstois, findet Gefallen an Mascha, einer unerschrockenen jungen Verehrerin Tolstois. Bulgakow ist den Versuchen Tschertkows und Sofias ausgesetzt, ihn im Konflikt um das Werk Tolstois auf ihre Seite zu ziehen, und auch Tochter Sascha, neuerdings Vertraute ihres Vaters, heizt den Konflikt um den Nachlass des Vaters an.
Der erbitterte Streit zwischen den Liebenden treibt Tolstoi schlussendlich in die Flucht und damit in eine Krankheit, von der er sich nicht wieder erholt. Ein Bahnhof wird für ihn zur „letzten Station“, an der sich auch die beiden Liebesgeschichten noch einmal verbinden.
Produktion
Buchvorlage und Adaption
Die Vorlage für den Film lieferte der 1990 erschienene biografische Roman Tolstois letztes Jahr (Originaltitel: The Last Station: A Novel of Tolstoi's Last Year) von Jay Parini. Der Schriftsteller und Journalist Parini bezog die Grundlage seines Werks aus Briefen und Tagebucheinträgen von Freunden und Familienmitgliedern Tolstois. Die sechs [1] verschiedenen Ich-Erzähler-Perspektiven des Romans verarbeitete Regisseur und Drehbuchschreiber Hoffman dann in eine durchgängige Filmperspektive. Er nahm auch einige kleinere Änderungen der Geschichte vor, so dass sich am Ende des Films beide Liebesgeschichten noch einmal kreuzen.[2]
Besetzung und Crew
Helen Mirren und Christopher Plummer spielen das Ehepaar Tolstoi. Zunächst vorgesehen waren als Besetzung Meryl Streep und Anthony Hopkins, die jedoch aus terminlichen Gründen nicht zusagen konnten. [3] Der Schotte James McAvoy und Kerry Condon spielen das junge Pärchen, das sich im Windschatten Tolstois findet, Paul Giamatti wurde für die Rolle von Tolstois Gefolgsmann Tschertkow besetzt. Die britische Schauspielerin Anne-Marie Duff, die Tochter Sascha Tolstoi spielt, und James McAvoy sind seit einigen Jahren miteinander verheiratet.
Die Produktionsdesignerin des Films Patrizia von Brandenstein wurde für ihre Ausstattung des Mozart-Films Amadeus 1985 mit einem Oscar ausgezeichnet.
Dreharbeiten
Die Dreharbeiten für den Film fanden von April 2008 an für mehrere Monate vornehmlich in den neuen Bundesländern statt. Die Drehorte liegen verteilt in den neuen Bundesländern Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen. So wurde unter anderem in und um Pretzsch (Sachsen-Anhalt) gedreht, dessen Bahnhof auch als Endpunkt der Reise Tolstois fungierte.[3] Dass die Wahl bei den Drehorten auf Deutschland fiel, war Bedingung der finanziellen Förderung durch die deutschen Geldgeber. Die gewählten Orte ähnelten aber nach Angaben von Mitgliedern der Crew jenem Russland, in dem die Geschichte spielt.[3] Als Drehort für Jasnaja Poljana, den Wohnsitz der Tolstois, diente Schloss Stülpe bei Luckenwalde in Brandenburg.[4] Die Jagdanlage Rieseneck bei Kleineutersdorf im Saaletal südlich von Jena diente als Kulisse für Telyatinki, das Domizil der Tolstojaner.[5] Bei den Bauten ist den Filmemachern ein kleiner Fehler unterlaufen: Die Aufschriften an der Bahnstation Astapovo, in der Tolstoi verstirbt, folgen der erst 1918 eingeführten neuen russischen Rechtschreibung (beispielsweise выход, deutsch 'Ausgang' [transliteriert vychod], anstelle von выходъ [vychod’’]). Dies allerdings ist nicht der einzige Fehler: Die mehrfach im Film gezeigte Dampflok des preußischen Typs T3 trug unverändert ihre Baureihenbezeichnung 89 aus der Reichsbahnzeit.
Budget, Finanzierung, Vertrieb
Das Budget des Films betrug rund 13 Millionen Euro.[6] Geldgeber für das Projekt waren u. a. mehrere deutsche Filmförderungsanstalten: die Mitteldeutsche Medienförderung, das Medienboard Berlin-Brandenburg, die Filmförderungsanstalt (FFA), unterstützt wurde die Produktion außerdem vom Land Sachsen-Anhalt.[7]
Der Film wird in Europa von Warner Bros., in den USA von SonyClassics vertrieben. Seine Premiere fand 2009 auf dem Telluride Film Festival statt. Nach mehreren weiteren Aufführungen auf Festivals wurde er im Dezember 2009 in limitierter Stückzahl in US-amerikanischen Kinos gebracht, um u. a. für die Oscarverleihung 2010 in Betracht zu kommen.[8] Die reguläre Premiere erfolgte dann erst, wie in Deutschland, im Januar 2010.
Auszeichnungen und Nominierungen
Beim noch jungen Internationalen Filmfest in Rom erhielt Helen Mirren für ihre darstellerische Leistung im Oktober 2009 die Auszeichnung als beste Schauspielerin. Die Jury leitete Miloš Forman 2009. [9]
Der Film erhielt 2009 außerdem den internationalen Literaturfilmpreis der Frankfurter Buchmesse für die beste internationale Literaturverfilmung. Die Laudatio hielt Wladimir Kaminer. Die Jury lobte unter anderem, dass die historischen Figuren „vom Film zum Leben erweckt und für den heutigen Zuschauer erlebbar gemacht“ würden.[10]
Helen Mirren und Christopher Plummer wurden für ihre Darstellung sowohl bei den Golden Globes als auch bei den Screen Actors Guild Awards des Jahres 2010 als beste Hauptdarstellerin respektive bester Nebendarsteller nominiert. Bei beiden Verleihungen wurden die Auszeichnungen letzten Endes an Sandra Bullock respektive Christoph Waltz verliehen. Des Weiteren wurde Helen Mirren 2010 für den Oscar in der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin", sowie Christopher Plummer als "Bester Nebendarsteller" nominiert.
Literatur
- Jay Parini: The Last Station: A Novel of Tolstoi's Last Year, zuerst 1990, deutsche Ausgabe: Tolstojs letztes Jahr. Aus dem Engl. von Barbara Rojahn-Deyk, Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-57034-6 dnb
Weblinks
Deutschsprachige Pressekritiken zu Ein russischer Sommer bei film-zeit.de
- Ein russischer Sommer in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Website für den Film bei Warner Bros. (deutsch)
- Website für den Film bei Sony Classics (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Online-Bericht der Los Angeles Times, datiert vom 4. Dezember 2009
- ↑ Online-Bericht des Moving Pictures Magazine, datiert vom Januar 2010
- ↑ a b c Online-Meldung des Magazins Focus, datiert vom 18. Mai 2008
- ↑ Lars Grote: Noch toller als bei Tolstoi. In: Märkische Allgemeine, 23. Januar 2010.
- ↑ Cindy Heinkel: Ein russischer Sommer mitten im Saaletal. In: Freies Wort, 15. Januar 2010.
- ↑ Angaben zu Budget und Einnahmen des Films in der IMDb
- ↑ Bericht des Online-Filmmagazins Moviegod über eine Pressemitteilung der Produktion, datiert vom 4. April 2008
- ↑ Meldung des Blogs In Contention, datiert vom 2. Oktober 2009
- ↑ Online-Meldung des Canadian Broadcasting Center, datiert vom 23. Oktober 2009
- ↑ Online-Meldung der Frankfurter Buchmesse, datiert vom 16. Oktober 2009
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