Russischer Präsident

Russischer Präsident
Boris Jelzin, erster Präsident Russlands, 10. Juli 1991 – 31. Dezember 1999
Wladimir Putin, zweiter Präsident Russlands, seit 31. Dezember 1999 amtsführend, reguläre Amtszeit 7. Mai 2000 – 7. Mai 2008
Dmitri Medwedew, dritter Präsident Russlands, seit dem 7. Mai 2008

Der Präsident Russlands (russisch Президент России) ist das Staatsoberhaupt der Russischen Föderation.

Das Amt ist die höchste Position im russischen Regierungssystem. Der Präsident wird durch Direktwahl vom russischen Volk gewählt. Die Hauptaufgabe des Präsidenten ist, die in der Verfassung Russlands garantierten Rechte und Freiheiten des russischen Volkes zu gewährleisten. Der Status des russischen Präsidenten ist in Kapitel 4 der russischen Verfassung festgesetzt. Der Präsident bestimmt die Innen- und Außenpolitik. Er ist Oberbefehlshaber der russischen Streitkräfte. Dem Präsidenten obliegt die Vergabe von staatlichen Auszeichnungen, er entscheidet in Fragen der Staatsbürgerschaft, und er hat das Recht Begnadigungen zu gewähren. Ein Präsidentschaftskandidat muss älter als 35 Jahre sein und seit mindestens zehn Jahren in Russland leben. Die Amtszeit beträgt sechs Jahre (von 1993 bis 2008 nur vier Jahre), eine Wahl in das Amt ist nur zweimal hintereinander möglich. Eine nochmalige Wiederwahl ist danach nur möglich, wenn ein weiterer Präsident dazwischen gewählt wurde. Seit der Auflösung der UdSSR 1991 wurden drei Männer in diesen Posten gewählt. Der gegenwärtige Amtsinhaber ist Dmitri Medwedew. Der Präsident wird von der russischen Präsidialverwaltung in seinen Aufgaben unterstützt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorsowjetische Zeit

Einige Historiker sehen in Alexander Koltschak (1874-1920, hingerichtet), einem russischen Admiral und Monarchisten der Weißen Armee während des Russischen Bürgerkrieges 1918 – 1920, den ersten Präsidenten Russlands. Koltschak wurde von der sibirischen Regionalregierung zum Regierungschef mit diktatorischen Vollmachten gewählt. Er wurde Oberster Machthaber Russlands (Верховный Правитель России, Werchowny Prawitel Rossii) genannt.

Sowjetunion

Der Oberste Sowjet der Teilrepublik der Russischen SFSR besaß in der Sowjetunion bis spät in die Zeit der Perestroika nur wenig Autonomie. Die exekutive Macht lag bis 1990 in den Händen des Obersten Sowjets der UdSSR und der KPdSU. Im Jahre 1990 spaltete sich der neu gewählte russische Oberste Sowjet in Kommunisten und Reformer. Boris Jelzin wurde im Mai 1990 zum Vorsitzenden gewählt. Kurz danach verließ Jelzin die KPdSU und begann eine unabhängige Hausmacht innerhalb der russischen SFSR aufzubauen. Dies war ein entscheidender Schritt bei der Auflösung der UdSSR Ende 1991. Anfang 1991 wurde der Posten des russischen Präsidenten geschaffen und Exekutivgewalt vom Obersten Sowjet Russlands zum Präsidenten Russlands übertragen. Die Zuständigkeiten des Vorsitzenden des Obersten Sowjets Russlands wurden auf die eines Parlamentssprechers reduziert. Im Juni 1991 gewann Boris Jelzin die erste Präsidentschaftswahl, worauf er als Vorsitzender des Obersten Sowjets der RSFSR zurücktrat. Nachfolger Jelzins als Vorsitzender des Obersten Sowjets der RSFSR wurde Ruslan Chasbulatow (10. Juli 1991 - Oktober 1993).

Russische Föderation

Alexander Ruzkoi übte 1993 für einige Tage das Amt des Präsidenten aus

Während der russischen Verfassungskrise 1993 wurde, nachdem Jelzin die bis dahin gültige sowjetische Verfassung verletzt hatte, Alexander Ruzkoi vom Parlament zum Präsidenten ernannt. Er agierte de facto in Opposition zu Jelzin vom 22. September bis zum 4. Oktober 1993, dem Tag seiner Verhaftung. Bei den russischen Parlamentswahlen 1993 behaupteten die Gegner Jelzins die Mehrheit. Bereits am 26. Februar 1994 erfolgte auf Antrag Wladimir Schirinowskis eine Amnestie. Ruzkoi wurde unter Protest Jelzins von der Staatsduma unter Vorsitz von Iwan Rybkin begnadigt.

Das Präsidentenamt ging aus dem Augustputsch 1991 und der russischen Verfassungskrise 1993 gestärkt hervor.

Das Präsidentenflugzeug, eine Iljuschin Il-96-300

Die russischen Präsidentschaftswahlen vom 16. Juni 1996 gewann Jelzin in einer Stichwahl am 3. Juli gegen den Führer der KPRF, Gennadi Sjuganow. Im ersten Wahlgang erreichte Jelzin 35,28%, Sjuganow 32,02%. Im zweiten Wahlgang kam Jelzin auf 53,82%, Sjuganow auf 40,31% der Stimmen.

Während einer Herzoperation Jelzins im Jahre 1996 übernahm der russische Ministerpräsident Wiktor Tschernomyrdin nach dem Erlass № 1534 Jelzins vom 5. November, 7:00 Uhr, bis zum 6. November, 6:00 Uhr, die Amtsgeschäfte des Präsidenten.

Als Jelzin am 31. Dezember 1999 sein Amt niederlegte, übernahm der damalige russische Ministerpräsident Wladimir Putin verfassungsgemäß kommissarisch die Amtsgeschäfte des Präsidenten der Russischen Föderation bis zur Wahl eines Nachfolgers. Jelzin erklärte Putin zum Wunschkandidaten für seine Nachfolge. Am gleichen Tag gewährte Putin per Dekret Jelzin Straffreiheit für seine Handlungen während der Amtszeit und seiner Familie einige Privilegien. Vier Monate zuvor waren in westlichen Zeitungen Ermittlungen westlicher Behörden gegen die Jelzin-Familie wegen Verdachts der Geldwäsche publik geworden.

Am 7. Mai 2000 gewann Putin im ersten Wahlgang die Russischen Präsidentschaftswahlen 2000 mit 52,9% der Stimmen.

Bei den russischen Präsidentschaftswahlen 2004, die von der OSZE als nur bedingt demokratisch kritisiert wurden, stimmten 71,2% der Wähler für Putin.

Putins Regierungsumbildung Mitte November 2005 wurde weithin als Positionierung möglicher Nachfolger für das Präsidentenamt 2008 und Beginn des Präsidentschaftswahlkampfs gewertet. Eine Änderung der Verfassung, die es Putin ermöglicht hätte, für eine dritte Amtszeit zu kandidieren, wurde von diesem abgelehnt. Bei den Präsidentschaftswahlen am 2. März 2008 ging der Erste Stellvertreter des Ministerpräsidenten, Dmitri Medwedew, als Sieger hervor. Die Amtsübergabe erfolgte am 7. Mai 2008, 12:00 Uhr mittags Moskauer Ortszeit.

Amtssitz

Zu den präsidialen Residenzen gehören der Große Kremlpalast, das Senatsgebäude und das sogenannte 14. Gebäude im Moskauer Kreml sowie seit 2000 der Landsitz Nowo-Ogarjowo.[1] Während seines Aufenthalts in Sankt Petersburg benutzt er den Konstantinpalast als Residenz.

Insignien

Nachdem der gewählte Präsident den Amtseid abgelegt hat, werden ihm die Insignien des Amtes verliehen. Die Insignien zeigen die Stellung des Amtes und werden zu speziellen Anlässen genutzt.

Amtskette

Zuerst wird dem Präsidenten die Amtskette angelegt. Das Emblem der Amtskette zeigt ein rotes Tatzenkreuz unter dem russischen Wappen. Auf der Rückseite des Kreuzes stehen die Worte Tatkraft, Ehre und Ruhm in Form eines Kreises. Ein goldener Kranz über dem Kreuz verbindet das Emblem mit der Kette. In der Amtskette befinden sich 17 weitere kleine Embleme, neun zeigen das russische Wappen, acht eine Rosette, ebenfalls mit dem Motto Tatkraft, Ruhm und Ehre. Bei der Amtseinführung Wladimir Putins wurde die Kette auf ein rotes Kissen auf der linken Seite des Podiums gelegt. Den Informationen der Webseite des Präsidenten zufolge befindet sich die Kette im Kreml und wird nur bei bestimmten Gelegenheiten verwendet.

Standarte

Die Standarte ist eine golden besaumte, quadratische Version der Flagge Russlands mit dem russischen Wappen in der Mitte. Kopien der Standarte werden im Büro des Präsidenten, im Kreml, in Regierungsbehörden und als Hoheitszeichen vorne auf der Präsidenten-Limousine genutzt. Eine Standarte im Längenverhältnis 2:3 findet Einsatz, wenn sich der Präsident auf See befindet. Die Standarte ist das am häufigsten genutzte Symbol, um die Anwesenheit des Präsidenten anzuzeigen.

Sonderausgabe der Verfassung

Der Präsident besitzt eine Sonderausgabe der russischen Verfassung, die während der Vereidigung genutzt wird. Diese Ausgabe hat einen festen roten Ledereinband mit goldenen Buchstaben. Auf dem Einband befindet sich das russische Wappen in Silber. Die Sonderausgabe befindet sich in der Bibliothek des Präsidenten im Kreml.

Amtseid

Der Präsident legt folgenden Amtseid während der Amtseinführung ab:

Ich schwöre in Ausübung der Vollmachten des Präsidenten der Russischen Föderation, die Rechte und Freiheiten der Menschen und Bürger zu respektieren und zu gewährleisten, die Verfassung der Russischen Föderation zu überwachen und zu schützen, die Souveränität, Unabhängigkeit, Sicherheit und Integrität des Staates zu schützen und den Bürgern treu zu dienen.

Liste der russischen Präsidenten

Präsidenten der Russischen Föderation
Nr. Präsident Amtszeit Lebensdaten Anmerkungen
1 Boris Jelzin 10. Juli 1991 – 31. Dezember 1999 1931–2007 bis 12. Dezember 1991 als Präsident der RSFSR; zwei Amtszeiten, Rücktritt während der zweiten Amtszeit.
2 Wladimir Putin 7. Mai 2000 – 7. Mai 2008 1952– vom Rücktritt Jelzins bis zum 7. Mai 2000 amtsführender Präsident, danach reguläre Amtszeit.
3 Dmitri Medwedew seit 7. Mai 2008 1965– erste Amtszeit

Wenn der Präsident nicht in der Lage ist sein Amt auszuführen, wird gemäß Artikel 92, Absatz 3 der Verfassung der Russischen Föderation der Ministerpräsident mit der vorübergehenden Führung der Geschäfte betraut.

Amtsführende Präsidenten
Präsident Amtszeit Lebensdaten Anmerkungen
Alexander Ruzkoi 22. September 1993 – 4. Oktober 1993 1947– wurde vom Parlament zum amtsführenden Präsidenten ernannt, nachdem Jelzin angeblich die Verfassung verletzte, er wurde später verhaftet.
Wiktor Tschernomyrdin 5. November 1996 – 6. November 1996 1938–
Wladimir Putin 31. Dezember 1999 – 7. Mai 2000 1952–

Siehe auch

Literatur

  • Thomas Kunze: Putins Nachfolge sowie Konsequenzen für die deutsch-russischen Beziehungen. Konrad-Adenauer-Stiftung, Länderberichte, Juni 2005, PDF

Einzelnachweise

  1. Präsidiale Residenzen auf der Homepage des russischen Präsidenten (russ.) / (engl.)

Weblinks


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