- Russisches Festungsschach
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Russisches Festungsschach ist eine im 18. Jahrhundert entstandene Form des Viererschachs. Sie war bis zu Anfang des 20. Jahrhunderts in Russland verbreitet und wurde auch in Europa gespielt, etwa von Michail Tschigorin und José Raúl Capablanca. Im Jahr 1855 soll ein Londoner Schachklub bestanden haben, der besonders diese Spielvariante propagierte, dort entwickelte sich auch die von der russischen Urform etwas abweichende Spielweise.
Inhaltsverzeichnis
Aufbau des Spielfeldes
Das Spielbrett im russischen Festungsschach besteht aus 192 Feldern. Davon sind 64 Felder in der Mitte konzentriert und je zwei mal acht Felder als Aufstellungsreihen an den Rändern des Zentralfeldes angeordnet. Hinzu kommen vier Festungen zur rechten Seite der einzelnen Spieler. Es handelt sich um Areale von vier mal vier Feldern, die ausschließlich über die beiden rechts außen liegenden Felder der jeweiligen Aufstellungsreihen zugänglich sind. Die Rochade erfolgt aus diesem Grund bevorzugt nach rechts, also in die Festung hinein. Die Grundstellung des Festungsschachs sieht folgendermaßen aus:
Figuren
Benötigt werden zwei voneinander gut zu unterscheidende Schachfigurensätze für die vier beteiligten Spieler. Zusätzlich erhält jeder Spieler außerdem je einen Läufer, Springer und Turm, die als „Reservetruppen“ in der Festung aufgestellt sind.
Spielregeln
Allgemeines
Es gelten die üblichen Schachregeln, die um einige besondere Bestimmungen ergänzt werden:
- Die gegenübersitzenden Spieler sind Verbündete. Ziel des Spieles ist es, beide Könige der jeweiligen Verbündeten mattzusetzen.
- Das Ziehen erfolgt abwechselnd und reihum im Uhrzeigersinn, Weiß beginnt.
- Bauern und Figuren der Verbündeten dürfen einander nicht schlagen, aber überspringen.
- Über die Festungsmauer hinweg darf nicht gezogen oder Schach geboten werden. Das Betreten und Verlassen der Festung, das Schlagen von Figuren oder Schachgebote (in die Festung hinein oder aus der Festung heraus) können nur durch die Festungstore erfolgen.
- Der Bauer wird bei Erreichen des gegenüberliegenden Spielfeldrandes – der Offizierslinie des Verbündeten – oder beim Schlagen eines dort befindlichen Steines in eine beliebige Figur (König ausgenommen) umgewandelt.
Spielvarianten
Es gibt zwei bekannte Spielweisen. In der westeuropäischen Variante scheidet ein mattgesetzter Verbündeter aus dem Spiel aus, sein König verbleibt jedoch auf dem Spielfeld. Gelingt es seinem Partner, das Matt aufzulösen, darf der zuvor mattgesetzte Verbündete wieder ins Spiel eingreifen.
Nach der russischen Spielweise scheidet ein mattgesetzter Verbündeter aus dem Spiel aus, sein König wird vom Spielfeld genommen und kann nicht wieder reaktiviert werden. Der verbleibende Partner muss von da an allein gegen die zwei Kontrahenten der Gegenpartei spielen.
Literatur
- Heinz Machatschek: Zug um Zug – Die Zauberwelt der Brettspiele, Verlag Neues Leben, Berlin 1972. ISBN 3355004987
- A. von Petroff: „Das Vierschach mit Festungen“, in: Schachzeitung, November 1850, S. 377-384
Weblinks
- Hans L. Bodlaender: Russian fortress chess (englisch)
Kategorien:- Schachvariante
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