- Schachvariante
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a b c d e f g h 8 8 7 7 6 6 5 5 4 4 3 3 2 2 1 1 a b c d e f g h Eine der 960 möglichen Startpositionen der Schachvariante Chess960 Eine Schachvariante ist jedes Spiel, das von Schach abgeleitet ist. Eine Schachvariante kann ähnlich zu Schach sein oder sehr verschieden. Grundsätzlich gilt, dass eine Schachvariante ein neues Spiel mit anderen Spielregeln als Schach definiert, auf das die bewährten Schachstrategien nicht ohne Änderungen übertragen werden können.
Abweichende Formen des Schachspiels, bei denen die grundlegenden Regeln des Spiels beibehalten werden (z. B. Simultanschach oder Fernschach) bezeichnet man dagegen als Schachform.
Neben den aus dem modernen europäischen Schachspiel abgeleiteten Varianten gibt es auch noch solche, die sich in Asien in einer eigenständigen Entwicklungslinie aus dem indischen „Ur-Schach“ Chaturanga entwickelt haben – die bekanntesten noch heute gepflegten sind das chinesische Xiangqi, das japanische Shōgi und das thailändische Makruk.
Klassische Varianten
Folgende Schachvarianten sind international bekannt. Sie ändern die allgemeinen Schachregeln nur minimal. In erster Linie wird die Brettgröße und die Grundstellung verändert, wobei auch neue Figuren eingefügt werden, die sich aber aus bekannten Bewegungsschemata ergeben.
Chess960
Gemäß einer Idee des ehemaligen Schachweltmeisters Fischer wird eine von 960 möglichen Ausgangsstellungen ausgelost. Damit möchte man vermeiden, dass auswendig gelernte Eröffnungszüge zum Vorteil führen. Diese Variante des Schachs wird Chess960 genannt. Ein denkbarer Nachteil dieser Variante, dass möglicherweise eine Seite einen signifikanten Vorteil erhielte, wird dadurch kompensiert, dass Startstellungen erst unmittelbar vor einer Partie ausgelost werden. Genaugenommen ist das ursprünglich „Fischer-Random-Chess“ benannte Spiel keine Schachvariante sondern eine Verallgemeinerung. Das klassische Schach ist hier in einer der 960 möglichen Ausgangsstellungen enthalten.
Mit den FIDE-Regeln von 2009 erhielt Chess960 einen eigenen Abschnitt in den offiziellen Schachregeln.
Vorgabespiel
Bis zum 19. Jahrhundert war das Spiel mit Vorgabe populär, das dazu diente, eine unterschiedliche Spielstärke der Kontrahenten auszugleichen. Es war ein Stufensystem vorhanden (Turmvorgabe, Springervorgabe, Bauer und Zug), das eine Einteilung der Schachspieler in Kategorien ermöglichte. Die unterschiedlichen Materialvorgaben entsprechen jeweils einer Schachvariante. In den Lehrbüchern wurde das Vorgabespiel seinerzeit in besonderen Abschnitten behandelt, die Ansätze zu einer speziellen Eröffnungstheorie umfassten.
Märchenschach
Mit dem Begriff Märchen- oder Feenschach bezeichnet man heute eine große Menge an Schachvarianten, bei denen neu entwickelte Figuren zum Einsatz kommen, deren Zugmöglichkeiten meistens Kombinationen der normalen Zugarten sind. Märchenschach führt in der Praxis trotz oft größerer „Spielfelder“ und mehr Figuren häufig zu kürzeren und besonders taktisch anspruchsvollen Partien. Hierbei haben sich schon sehr früh einige wichtige Varianten etabliert.
Janusschach
Weit verbreitet ist das Janusschach, das auf einem 10×8-Brett gespielt wird. Neben zwei zusätzlichen Bauern erhält jeder Spieler zwei Janus oder auch Kardinal genannte Figuren, die sowohl wie ein Läufer als auch wie ein Springer ziehen können. Der Janus wird in der Grundstellung zwischen Turm und Springer aufgestellt. Da er als einzige Figur auf dem Brett ohne Hilfe einer anderen Matt setzen kann, stellt er, insbesondere bei Mattangriffen, eine interessante Bereicherung des Spiels dar.
Capablanca-Schach
Ebenfalls populär ist das vom Schachweltmeister José Raúl Capablanca im Jahr 1940 erfundene Capablanca-Schach. Zu den normalen Schachfiguren kommen ein Janus (Kombination aus Läufer und Springer) und ein Kanzler (Kombination aus Turm und Springer) hinzu. Es wurde ursprünglich auf einem 10×10-Brett gespielt, später hat sich das 10×8-Brett durchgesetzt. Die Startaufstellung ist Turm–Springer–Janus–Läufer–Dame–König–Läufer–Kanzler–Springer–Turm.
Viele andere Aufstellungen derselben 10 Figuren wurden im Lauf der Geschichte vorgeschlagen, beginnend mit Pietro Carrera im Jahr 1617. Beim Carrera-Schach steht der Kanzler zwischen Turm und Springer in der b-Linie und der Janus zwischen Springer und Turm in der i-Linie.[1]
Sam Trenholme hat 2009 verschiedene Aufstellungen mit dem Computer daraufhin getestet, welche Aufstellung am fairsten ist, d. h. wo der Vorteil von Weiß am kleinsten ist. Hierbei liegt Aberg's Variante (Turm, Janus, Springer,Läufer, Dame, König, Läufer, Springer, Kanzler, Turm) vor Carrera-Schach und vier weiteren getesteten Aufstellungsvarianten.[2]
Die Benennung der Kombinationsfiguren ist sehr uneinheitlich, der Kanzler heißt oft auch Marschall, der Janus wird unter anderem Erzbischof, Kardinal, Paladin, Pegasus und Zentaur genannt.
Capablanca-Random-Chess
Diese Variante verbindet diverse Elemente auf dem 10x8 Brett. Zu Capablancas erweiterten Figurensatz mit Kanzler und Erzbischof (auch Janus) wird eine Startstellung aus 48.000 Möglichkeiten ausgelost, solche mit ungedeckten Bauern werden verworfen. Rochaden bleiben wie beim Chess960 unverändert Elemente des Spiels. So verhält sich Capablanca-Random-Chess zum Capablanca-Chess wie Fischer-Random-Chess zum klassischen Schach.
Eine dieser Startpositionen war in den USA patentiert und wird dort unter dem Namen Gothic Chess kommerziell vertrieben. Aus diesem Grunde werden einige Startaufstellungen im Capablanca-Random-Chess verworfen und neu ausgelost.
Seirawan-Schach
Auch in dieser, 2007 von Yasser Seirawan und Bruce Harper herausgebrachten Variante kommen der Janus und der Kanzler aufs Brett. Seirawan-Schach wird auf einem 8×8-Brett gespielt und die Ausgangsstellung ist genau dieselbe wie beim herkömmlichen Schach. Der Janus (von Seirawan Falke genannt) und der Kanzler (von Seirawan Elefant genannt) sind in Reserve und dürfen bei der erstmaligen Räumung eines Feldes in der Grundreihe dort eingesetzt werden.[3]
Los Alamos Schach
Los Alamos Schach wird auf einem 6×6-Brett und ohne Läufer gespielt. Die Bauern dürfen zu Beginn nur einen Einzelschritt ausführen und werden nur in Dame, Springer oder Turm umgewandelt. Rochade und en-passant-Schlag gibt es nicht. Der Name nimmt Bezug auf das Los Alamos National Laboratory, wo 1956 Paul Stein und Mark Wells ein Schachprogramm entwickelt haben. Da Rechenzeit für den MANIAC I knapp war, wurde für Testpartien diese vereinfachte Spielvariante verwendet. Sie ist die erste Schachvariante (normales Schach eingeschlossen), in der ein Computer eine komplette Partie gespielt hat.
Reform-Schach
László Polgár hat zu Übungszwecken einige Schachvarianten entwickelt. Er führte keine weiteren Figuren ein, sondern reduzierte die Brettgröße auf 8×6, 5×8, 9×6 (mit zwei Damen) oder 6×9. Die Aufstellung der Figuren ist beliebig. Es haben sich aber einige günstige Startstellungen herauskristallisiert.
Sonstige Varianten auf einem 8×8-Schachbrett
Andernach-Schach
Die schlagende Figur wechselt die Farbe (der König ausgenommen). Diese Variante ähnelt ein wenig dem japanischen Shogi. Sie hat ihren Namen vom jährlichen Treffen von Schachfreunden in Andernach, wo sie 1993 eingeführt wurde (Quelle: Artikel Andernach chess in der englischen Wikipedia).
Atomschach
Beim Atomschach (manchmal auch Phantomschach genannt) werden, wenn ein Stein geschlagen wird, gleichzeitig alle Steine auf unmittelbar benachbarten Feldern vom Brett genommen, wie nach der Detonation einer Atombombe. Beim Atomschach kommt es oft zu sehr kurzen Partien, der Anzugsvorteil von Weiß ist beträchtlich. Nach dem Eröffnungszug 1. Sg1-f3 ist f7-f6 bereits der einzige Zug, um einen zum Gewinn führenden Einschlag auf f7 im dritten Zug zu verhindern. Häufig ist die Regelvariante, bei der nur Offiziere, nicht aber Bauern durch die Explosion vernichtet werden. In anderen Varianten wird das Schachgebot und Schachmatt ignoriert, oder die Schlagzüge von Bauern verursachen keine Explosionen. In einer weiteren Variante mit erheblich kleinerem Anzugsvorteil werden zwar die Bauern, aber nicht die Könige von den Explosionen auf benachbarten Feldern vernichtet. Der König wird nur durch direkte Angriffe bedroht. Hier darf der König auch selbst schlagen, aber keine gedeckte Figur, auch wenn die deckende Figur durch die Explosion vernichtet werden würde.
Auslöschungsschach (extinction chess)
Der König hat hier keine Sonderstellung. Man gewinnt, wenn der Gegner nicht mehr alle sechs Figurenarten hat, also entweder keinen König oder keine Dame oder keinen Läufer mehr etc. Bauern dürfen auch in Könige umgewandelt werden. Ein umgewandelter Bauer zählt als die Figur, in die er umgewandelt ist. Man verliert also, wenn man seinen letzten Bauern umwandelt, da man keinen Bauern mehr hat. Es gewinnt allerdings, wer gleichzeitig seinen letzten Bauern umwandelt und dem Gegner die letzte Figur einer Art schlägt. Hat man einen Bauern z. B. in eine Dame umgewandelt, kann man die originale Dame verlieren, ohne das Spiel zu verlieren. Rochieren darf man auch aus dem Schach oder über ein bedrohtes Feld. Auslöschungsschach wurde 1985 von dem amerikanischen Spieleautor R. Wayne Schmittberger publiziert.
Bauernschach
Beim Bauernschach wird nur mit Bauern oder unter Hinzufügung weniger weiterer Figuren (z. B. der beiden Könige (Endspieltraining!)) gespielt. Man gewinnt, indem man mit einem Bauern die gegnerische Grundreihe erreicht. Bauernschach eignet sich schon für Kinder ab etwa 4 Jahren zur Erlernung elementarer Schachregeln.
Crazyhouse oder Einsetzschach
Crazyhouse ist eine dem Tandemschach ähnliche Variante, mit dem einzigen Unterschied, dass nur zwei Spieler gegeneinander spielen. Schlägt ein Spieler die Figur seines Gegners, wird ihm die entsprechende Figur in seiner eigenen Farbe ausgehändigt, die er nach den gleichen Regeln wie beim Tandem einsetzen darf. Diese Variante ist auf einem realen Schachbrett kaum praktikabel, da ein zweiter Figurensatz benötigt wird, im Internet jedoch sehr beliebt, weswegen auch keine populäre deutsche Bezeichnung für die Variante existiert.
Dark Chess
Dark Chess benötigt einen Computer und wird gern über das Internet gespielt. Es ist klassisches Schach mit dem Unterschied, dass man nur die Felder sieht, die man im nächsten Zug erreichen kann. Der Spielwitz basiert also auf unvollständiger Information. Ein Vorgänger von Dark Chess hieß „Kriegspiel“ und benötigte einen Schiedsrichter, den man zeitweise befragen konnte. Es gibt auf absehbare Zeit keinen nicht direkt beteiligten Schachcomputer, der dabei helfen kann, gegen einen anderen Menschen Dark Chess zu spielen, denn der Computer kann ja auch nicht wissen, wie der Kontrahent gezogen hat, wenn derjenige ihm keine Informationen übermittelt.
Forchess
Das Forchess ist eine Schachvariante für vier Spieler in zwei Teams, die 1975 von dem Amerikaner T. K. Rogers erfunden wurde.
Kriegspiel
Beim Kriegspiel sehen beide Spieler nur die eigenen Figuren.
Kungfuschach
Das nur online spielbare Kungfuschach [4] wird in Echtzeit gespielt. Beide Spieler können jederzeit alle ihre Figuren ziehen mit der Einschränkung, dass jede Figur, um ihr Zielfeld zu erreichen, eine Zeit braucht, die mit der Schrittlänge des Zuges skaliert. Jede Figur muss zudem, nachdem sie gezogen wurde, für eine feste Zeit pausieren. Sieger ist derjenige Spieler, der zuerst den gegnerischen König schlägt.
Maharadscha und Sepoys
Ein Spieler stellt die Figuren wie üblich auf, der andere besitzt nur eine Figur, den Maharadscha. Dieser zieht wie eine Amazone, eine Kombination aus Dame und Springer. Der Maharadscha gewinnt, wenn er den König mattsetzt. Die Sepoys gewinnen, wenn sie den Maharadscha schlagen. Bauern dürfen in diesem Spiel nicht verwandelt werden. Bei richtiger Spielweise gewinnen immer die Sepoys.[5]
Massenschach
Zwei Spieler spielen auf einem normalen Schachbrett mit der normalen Anfangsaufstellung; die Figuren behalten ihre normale Gangart. Allerdings darf der Spieler am Zug mit JEDER Figur bis zu einmal ziehen, wodurch bis zu 16 Züge auf einmal gemacht werden können (es besteht aber kein Zugzwang). „Dieses Spiel ist sehr dynamisch, und sein Hauptvorteil besteht darin, dass auf dem Brett die ungewöhnlichsten und märchenhaftesten Stellungen entstehen, die im gewöhnlichen Schach niemals erreichbar sind.“ (J. Gik, Schach und Mathematik.) Erfinder: A. Ratuschny.
Münzenschach/Pfennigschach
In dieser Spielart wird zu Spielbeginn eine Münze auf das Feld e3 gesetzt. Es herrschen die gleichen Regeln wie beim Normalschach. Der einzige Unterschied ist, dass man nicht nur jeweils eine Schachfigur zieht, sondern auch die Münze. Die Münze muss aber in genau dieselbe Richtung ziehen wie die Schachfigur. Zum Beispiel zieht Weiß 1. e2-e4 und die Münze zieht zugleich 1. e3-e5 oder es folgen 1. Sg1-f3 und 1. e3-d5. Es ist zu beachten, dass die Münze immer vor der Figur gezogen wird, um einen Zug auszuführen (was bedeutet, dass die gezogene Figur auf das Ausgangsfeld der Münze gelangen kann, nicht jedoch umgekehrt). Es gibt zwei Möglichkeiten, eine Partie zu gewinnen: entweder es kommt zu einem Schachmatt, oder aber einer der Spieler verliert, weil er nicht mehr ziehen kann, da kein ihm erlaubter Zug mit einer Schachfigur es ermöglichen würde, dass zugleich die Münze auf ein nicht von einer (eigenen oder gegnerischen) Figur besetztes Feld zieht.
Monsterschach
Beim Monsterschach hat Schwarz nur den König und 6 Bauern, Weiß hat alle Figuren. Schwarz darf dafür zwei Züge hintereinander machen (ein großer Vorteil!). Jede Figur von Schwarz darf sich 2 mal hintereinander bewegen, dh. der König darf über Schach ziehen, wenn er nach dem 2. Zug nicht im Schach steht. Sonst gelten die normalen Regeln.
Prestoschach
Sieger ist der Spieler, der zuerst Schach bieten kann. Wird auch „Schach bis zum ersten Schach“ genannt. Hier kann Weiß allerdings durch den Zug 1. Sc3 bereits entscheidenden Vorteil erreichen. Daher spielt man diese Schachvariante meist abgewandelt: Sieger ist, wer zuerst 3 x Schach bietet oder Matt setzt. Bei drei Schachgeboten ist nicht mehr klar, ob Weiß wirklich nach 1. Sc3 gewinnt, z. B. 1. Sc3 c6 2. Se4 d5 3. Sd6+ Dxd6 Weiß hat nun bereits nur auf Kosten einer Leichtfigur das erste Schach gegeben, dafür hat aber Schwarz Kontrolle über das Zentrum und einige Gratiszüge. Sollte auch diese Schachvariante für Weiß nach 1. Sc3 zum Sieg führen, könnte man überlegen, die Anzahl der Schachgebote auf vier zu erhöhen.
Räuberschach (Schlagschach)
Beim Räuberschach ist das Spielziel, alle seine Figuren zu verlieren (alternativ: keine Züge mehr zur Verfügung zu haben). Es besteht Schlagzwang, d. h. wenn man am Zug ist und eine Figur des Gegners schlagen kann, so muss man auch eine Figur schlagen. Schachgebot und Matt sind aufgehoben: Der König kann wie eine normale Figur geschlagen werden. Ebenso sind Bauernumwandlungen in Könige erlaubt.
Beim Vergabeschach ist Schlagen ebenfalls Pflicht, aber der König wird nicht geschlagen. Sieger ist derjenige, dessen König zuerst mattgesetzt ist oder der alle Steine bis auf den König verloren hat.
Rautenschach (Diamond Chess, Diagonalschach)
Unter der englischen Bezeichnung wurde Rautenschach im März 1886 in The British Chess Magazine als eine Schachabart von Porterfield Rynd veröffentlicht, bei dem das normale Schachbrett wie eine Raute auf die weißfeldrige Spitze von h1 gestellt wird. Derart verkantet liegt das Brett mit je einer weißfeldrigen Spitze vor den beiden Spielern. Außer den Bauern ziehen alle Figuren wie üblich. Die Bauern bewegen sich diagonal (in Läuferrichtung).
Rundlauf
Beim Rundlauf spielen mindestens drei Spieler an einem Brett. Ähnlich wie bei der Variante beim Tischtennis wechselt ein Spieler nach seinem Zug die Seite und somit auch die Farbe. Für die Zugmöglichkeiten gelten die normalen FIDE-Regeln, man hat für einen Zug aber nur begrenzte Bedenkzeit zur Verfügung. Ein Spieler scheidet aus, wenn er einen unmöglichen Zug macht, er zu lange überlegt oder Matt gesetz wird. Die zwei am Ende übriggebliebenen Spieler spielen im Finale eine Partie Blitz- oder Bulletschach.
Schlagschach oder Capturechess
Diese Schachvariante (nicht zu verwechseln mit dem so genannten „Räuberschach“) wurde neu erfunden und basiert auf dem klassischen Schachspiel. Die normalen Schachregeln werden, was die Ausgangsstellung, die Gangart der Figuren und das Brett betrifft, übernommen. Abweichend von den normalen Schachregeln ist es jedoch zusätzlich zulässig, eigene Figuren zu schlagen, allerdings nicht den eigenen König.
Sequenzschach (Folgeschach)
Eine Schachvariante, bei der der am Zug befindliche Spieler mit einer seiner Figuren das Feld besetzen muss, das sein Gegner im Zug zuvor gerade verlassen hat. Ist dies nicht möglich, kann er einen freien Zug machen. Gewinner ist, wer den gegnerischen König schlägt. Dabei ist es durchaus erlaubt, den eigenen König ins Schach zu ziehen bzw. ihn im Schach stehen zu lassen. Dies kann in dem Fall sinnvoll sein, wenn der Gegner dadurch gezwungen wird, auf ein gerade verlassenes Feld zu ziehen. Da es im Sequenzschach häufig zu sehr langen Kombinationsketten kommt, kann ein kleiner Fehler bereits den zwangsläufigen Partieverlust zur Folge haben.
Eine kurze Beispielpartie soll dies verdeutlichen: 1. e4 Sf6? 2. e5! Se4 (erzwungen) 3. Dh5! (droht 4. Dxf7 h5 5. Dxe8) 3… g6 4. Dh4! h5 (erzwungen) 5. Dxe7 h4 (erzwungen) 6. Dxe8 1-0
Setzschach
Zwei Spieler setzen nacheinander alle Steine beliebig aufs Brett, wobei folgende Regeln zu beachten sind:
- Die Position gesetzter Steine wird nicht mehr geändert.
- Bauern dürfen nicht auf der untersten oder der obersten Reihe stehen.
- Beide Läufer stehen auf unterschiedlich gefärbten Feldern.
- Kein Stein darf auf ein Feld gesetzt werden, das bereits bedroht ist.
- Wer nicht mehr setzen kann, hat verloren.
Superschach
Superschach ist eine Bezeichnung, die für mehrere verschiedene Schachvarianten Verwendung findet, unter anderem für Janusschach. In den Niederlanden versteht man unter „Superschaak“ eine Variante, bei der die Spieler selbständig entscheiden können, welche Märchenschach-Figuren sie auf dem normalen 8x8-Brett verwenden dürfen.
Tandemschach (Bughouse/Konferenz/Berliner Vierer)
Beim Tandemschach wird aus mehreren Spielern ein Team gebildet, hierbei sitzen die Teamkollegen alle auf einer Seite und die Gegner auf der gegenüberliegenden. Die Figuren, die ein Spieler von seinem Gegner schlägt, darf er einem seiner Mannschaftskollegen geben, der diese als eigene Figuren wieder ins Spiel bringen kann (das Einsetzen gilt hierbei als Zug). Hierzu ist es logischerweise nötig, dass der Teamkollege jeweils die andere Farbe (schwarz bzw. weiß) als sein Nachbar hat. Eine Partie wird üblicherweise mit einer Beschränkung der Bedenkzeit auf jeweils fünf Minuten für die ganze Partie durchgeführt.
Hat nun ein Spieler einer Mannschaft seine Partie durch Matt, Aufgabe des Gegners oder Zeitüberschreitung des Gegners gewonnen, hat die ganze Mannschaft gewonnen und die übrigen Spiele werden abgebrochen.
Jedoch gibt es auch bei dieser Abart verschiedene Spielformen. Es ist zu unterscheiden zwischen „Tandem mit Matteinsetzen“ und „Tandem ohne Matteinsetzen“. Matteinsetzen bedeutet hierbei, dass eine Figur so eingesetzt (nicht gezogen!) wird, dass der Gegenüber dadurch unmittelbar schachmatt ist.
Es ist nicht möglich, Bauern auf einer der Grundreihen (1. bzw. 8. Reihe) einzusetzen. Ob Bauernumwandlungen überhaupt stattfinden, ist ebenfalls von den vorher vereinbarten Regeln abhängig – so kann zum Beispiel vereinbart werden, dass Bauern, die die letzte Reihe erreichen, direkt an die Gegenpartei gehen. (Bauern „verfallen“)
Außerdem ist es möglich, mit mehr als 2 Brettern zu spielen. Das heißt dann mit 3 Brettern Tridem.
Taschenspringerschach
Gespielt wird auf einem normalen Brett mit Standardfigurensatz. Vor Beginn der Partie nehmen beide Spieler einen Springer, in der Regel den Damenspringer, vom Brett und stecken ihn sich in die Tasche. Bei beliebiger Gelegenheit wird dieser Springer auf das Brett gesetzt und wird sofort wirksam, denn das Setzen gilt als Zug. Im weiteren Verlauf der Partie bewegt sich der Taschenspringer wie ein normaler Springer. Es können je nach Vereinbarung einer oder beide Springer zu Taschenspringern werden, auch können bis zu zwei zusätzliche Taschenspringer zum Einsatz kommen.
Trojanisches Schach
Zusätzlich zu den normalen Schachregeln darf man auf eigenen Figuren stapeln (auch mehrfach). Der entstandene Stapel hat das Zugrecht der obersten Figur und kann später wieder nach eigenem Ermessen in zwei Stapel geteilt werden. Daher der Name des Spiels (vgl Trojanisches Pferd). Für diese Variante benötigt man spezielle Figuren, da normale Schachfiguren kaum stapelbar sind. Da man damit auch Bauern auf die letzte Reihe tragen kann, gilt die Sonderregel, dass diese nur in bereits geschlagene Figuren umgewandelt werden dürfen. Der König muss immer alleine auf einem Feld bleiben und darf nie gestapelt werden.
Türkischschach
Türkischschach ist eine Schachvariante, bei der nur Bauern schlagen dürfen. Schachbieten können allerdings wie gewöhnlich alle Figuren außer dem König. Das bedeutet, dass sobald eine Figur hinter die gegnerischen Bauern gelangt, diese Figur für den Rest des Spiels nicht mehr geschlagen werden kann und unbedrängt Jagd auf den König machen kann. Besonders die Dame ist dann sehr gefährlich: sie kann ungedeckt auf ein Nachbarfeld des Königs ziehen, was häufig Matt bedeutet. Türkischschach wurde 1985 von Michael Ehrhardt und Hans Popielas erfunden.
Verwandlungsschach
Schlagende Figuren nehmen den Typ der geschlagenen Figur an: Ein weißer Bauer, der eine schwarze Dame schlägt, wird zu einer weißen Dame. Schlägt der König eine Figur, zieht er wie die geschlagene Figur, bleibt aber ansonsten ein König, d. h. ist derjenige Stein, der mattgesetzt werden muss und Schachgeboten ausweichen muss.
Vetoschach oder Protestschach
Hier hat jeder Spieler die Möglichkeit, einen gegnerischen Zug abzulehnen. Den zweiten Zug muss man immer annehmen. Dadurch benötigt man immer zwei Möglichkeiten, um einem Schach zu entfliehen, aber auch zwei Möglichkeiten, um Matt zu setzen.
Würfelschach
Hier würfelt jeder Spieler, bevor er zieht, mit welcher Figur er ziehen muss. König = 6, Dame = 5, Turm = 4, Läufer = 3, Springer = 2 und Bauer = 1 oder auch in aufsteigender Reihenfolge beginnend mit Bauer (6) bis zum König (1). Es verliert jener Spieler, dessen König geschlagen wird (alternativ gibt es die Festlegung, dass der Spieler verliert, der schachmatt gesetzt wird oder der ein Schach nicht abwehren kann, da er entweder nicht mit dem König ziehen darf [keine 6] oder keine der Figuren, die ziehen dürfen, das Schach durch Schlagen oder Dazwischenziehen abwehren kann. (Es ist möglich, diese Regel auszuschalten, indem man bei Schachgeboten würfeln muss, bis ein korrekter Zug möglich ist.)
Wenn man die gewürfelte Figur nicht mehr auf dem Brett hat oder die gewürfelte Figur nicht ziehen kann oder darf, muss man aussetzen (alternativ gibt es auch die Regel, dass noch mal gewürfelt werden muss, bis ein Zug ermöglicht wird). Bauernumwandlungen sind ebenfalls auszuwürfeln.Zählschach
Die beiden Spieler sind abwechselnd am Zug. Der Anziehende zieht einmal, der Nachziehende zieht dann zweimal hintereinander, dann wieder der Anziehende, und zwar jetzt dreimal, usw. Es ergeben sich dann immer längere Zugfolgen. Sobald jemand Schach bietet, bedeutet dies für den betroffenen Spieler, dass er das Zugrecht wieder an seinen Gegner übergeben muss. Diese Schachvariante zeichnet sich durch subtile Folgen von Vorbereitungszügen aus, deren Ziel es ist, das Schachmatt zu erreichen.
Zwei-Zug-Schach
Jeder Spieler zieht zweimal hintereinander. Wird dabei im ersten Teilzug Schach geboten, so muss auf den zweiten Zug verzichtet werden. Ein Schachgebot muss im ersten Teilzug pariert werden. Patt ist erreicht, wenn ein Spieler zwar noch einen ersten, aber keinen zweiten Teilzug mehr hat.
Zylinderschach
Zylinderschach ist klassisches Schach auf 8×8 Feldern mit dem Unterschied, dass a- und h-Linie miteinander verbunden sind. Man stelle sich dazu das Schachbrett als Papierrolle mit zusammengeklebten Seiten vor. Ein Springer kann also z. B. von h2 nach b3 springen.
Varianten auf anderen Schachbrettformen
Kurierspiel
Bei dem mittelalterlichen Kurierspiel hatten beide Seiten ein verbreitertes Schachbrett von 12x8 Feldern zur Verfügung. Zu den bekannten Steinen kamen zusätzliche Figuren hinzu, darunter der namengebende Kurier. Dieser zog nach der Zugweise des damals noch unbekannten Läufers. Bei der Umwandlung des Alfil, der diagonal ins übernächste Feld sprang, zum Läufer im Zuge der Reform des Schachspiels hat der Kurier eventuell als Vorbild gedient.
Grande Acedrex
Historisch interessant ist auch das von König Alfons X. von Kastilien beschriebene Grande Acedrex. Es wird auf einem Brett mit 12×12 Feldern gespielt. Jede Seite hat zwölf Bauern, die auf der vierten und neunten Reihe aufgestellt werden. Die übrigen Steine stehen auf der Grundreihe. Darunter sind exotische Figuren wie „Löwen“, „Einhörner“, „Giraffen“, „Krokodile“ und „Greifen“, die besondere Zugmöglichkeiten aufweisen. Eine Spielvariante sieht vor, dass mit Würfeln entschieden wird, welche Figuren ziehen sollen.
Grand Chess
Grand Chess wurde 1984 von dem Spielautor Christian Freeling erfunden. Es wird auf einem 10×10-Brett gespielt und ist eine Fortentwicklung des Capablanca-Schachs (siehe oben). Die Bauern stehen jeweils auf der dritten Reihe. Die Figuren inklusive Kardinal und Kanzler stehen auf der zweiten Reihe bis auf die Türme, die auf der ersten Reihe in den Ecken postiert sind.
Koalitionsschach oder Bündnisschach
Diese Variante für vier Spieler wurde von dem Komponisten Arnold Schönberg in den 1920er Jahren konzipiert. Auf einem Spielfeld von 10x10 Feldern stehen sich zwei „Großmächte“ (Gelb und Schwarz mit je zwölf Figuren, darunter einem König) sowie zwei „Kleinmächte“ (Grün und Rot mit je sechs Figuren) gegenüber. Die Figuren der Großmächte symbolisieren die Infanterie, die Kleinmächte stehen für Marine und Luftwaffe mit jeweils spezifischen Zugmöglichkeiten der Figuren. Es gibt keine feste Anfangsstellung, außerdem müssen innerhalb der ersten drei Spielrunden zwei Koalitionen gebildet werden. Danach versuchen die verbündeten Parteien, den gegnerischen König schachmatt zu setzen.
Wehrschach
Im Zweiten Weltkrieg wurde Wehrschach als Spiel für die deutschen Soldaten propagiert. Es war stark von Xiangqi beeinflusst und wurde auf einem 11×11-Brett gespielt.
Viererschach
Beim Viererschach spielen vier Spieler auf einem Brett mit 8x8 Feldern, an dem auf jeder Seite noch 2–4 Reihen (meist 3) angehängt werden, sodass das Brett die Form eines „+“ hat. Die Figuren ziehen gemäß den Regeln des Normalschachs. Es gibt verschiedene Varianten mit abweichenden Detailregeln und Spielzielen; üblicherweise spielen je zwei Spieler als Team zusammen, manchmal spielt aber auch jeder für sich.
Russisches Festungsschach
Russisches Festungsschach spielen vier Spieler auf einem Brett mit 8x8 Feldern, an dem auf jeder Seite noch 2 Reihen als Grundlinien angehängt werden. Zusätzlich gibt es vier "Festungen" von je 4x4 Feldern, die über nur die rechten zwei Felder der Grundlinie zugänglich sind. In dieser Festung stehen außerdem je ein Turm, Läufer und Springer als Reserve.
Jester’s Game
Jester’s Game (engl. jester = Hofnarr) ist ein Brettspiel auf der Basis von Schach für drei statt zwei Spieler. Gegenüber dem Schachspiel ist die Spielfigur Jester ergänzt. Der Jester kann nach den Zugmöglichkeiten als Mischung aus Springer und Dame charakterisiert werden, hat jedoch keine Berechtigung gegnerische Figuren zu schlagen. Er selbst kann nur geschlagen werden, wenn er von zwei Gegnern gleichzeitig bedroht wird. Die ihn schlagende Figur verlässt mit dem Jester das Spielfeld. So wird der schwache Narr zu einer starken Figur im Spiel.
Hexagonales Schach
Unter der gemeinsamen Bezeichnung Hexagonales Schach gibt es verschiedene Varianten, die auf einem aus sechseckigen Feldern aufgebautem Schachbrett gespielt werden. Das Spielbrett besteht dabei meist aus 91 Sechsecken. Die populärste Variante wurde 1936 vom Polen Wladislaw Gliński entwickelt.
Gach
Die auch Gess (aus Go und Chess) genannte Schachvariante Gach wird auf einem Go-Brett mit Go-Steinen gespielt. Figuren bestehen aus den eigenen in einem 3×3 Felder großen Quadrat gelegenen Steinen. Die Lage der Steine gibt die Zugmöglichkeiten der Spielfigur vor.
3D-Schach
Raumschach
Entgegen dem ursprünglichen Eintrag (siehe weiter unten) versteht man unter „Raumschach“ im Allgemeinen die Schach-Variante, welche 1907 von Ferdinand Maack entwickelt wurde. Fasst man den Begriff „Raumschach“ weiter und bezieht hierbei alle Varianten von dreidimensionalem Schach (3D-Schach) mit ein, so lässt sich aus einem fast unerschöpflichen Fundus schöpfen.
Star-Trek-Schach
Eine dieser 3D-Schach-Varianten ist das Schachspiel, welches auf Grund seiner Herkunft aus der Fernsehserie „Star Trek“ als Star-Trek-Schach bezeichnet wird: Es ist dem ebenen Schach sehr ähnlich (64 Felder, gleiche Figuren, auch mit gewohnter Anzahl, Gangart und Wertigkeiten), nur wird auf drei übereinanderliegenden Brettern mit vier beweglichen „Angriffsdecks“ gespielt. Eine Ebene besteht aus sechzehn, ein Angriffsdeck aus vier Feldern. Jede Figur darf über Ebenen ziehen.
Informationen und Programme für Schachvarianten
ChessV ist ein freies Programm, das viele populäre Schachvarianten beherrscht.
Zillions of Games ist ein kommerzielles Programm für MS Windows, das viele Schachvarianten und andere Denkspiele spielen kann und das leicht um weitere Spiele erweitert werden kann.
Außerdem gibt es Programme, die auf das Lösen von Märchenschachproblemen spezialisiert sind, erwähnenswert sind das freie "Popeye" sowie die kommerziellen Alybadix und WinChloe.
Einzelnachweise
- ↑ http://www.chessvariants.org/historic.dir/carrera.html Carrera's Chess auf Chessvariants.org (englisch)
- ↑ http://www.chessvariants.org/index/displaycomment.php?commentid=23842
- ↑ http://www.seirawanchess.com/ Seirawan Chess
- ↑ http://www.tempestchess.com/
- ↑ http://www.chessvariants.org/unequal.dir/maharaja.html The Maharaja and the Sepoys (english)
Literatur
- Lars Döring: Alternatives Schach. Neue Regeln für das Spiel der Könige. Schachverlag Urania, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-332-01920-9.
- David Pritchard: The Classified Encyclopedia of Chess Variants 2. Auflage. John Beasley, Herts 2007, ISBN 0-9555168-0-3.
Weblinks
Commons: Schachvariante – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- chessvariants stellt sehr viele, auch „abwegige“ Varianten und Untervarianten vor (englisch)
- Schachvarianten auf deutsch, mit und ohne abweichende Schachregeln
- Variant Chess magazine alle Ausgaben der britischen Fachzeitschrift (seit 1990)
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