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İdil
Hilfe zu WappenBasisdaten Provinz (il): Şırnak Koordinaten: 37° 21′ N, 41° 54′ O37.34166666666741.891666666667Koordinaten: 37° 20′ 30″ N, 41° 53′ 30″ O Einwohner: 22.496 (2008) Telefonvorwahl: (+90) 486 Postleitzahl: 73 xxx Kfz-Kennzeichen: 73 Struktur und Verwaltung (Stand: 2009) Bürgermeister: Resul Sadak (DTP) Webpräsenz (Stadtverwaltung): Kaymakam: Fatih Sevinç Webpräsenz (Kaymakam): İdil (historisch aramäisch Beth Zabday; arabisch Azech, kurdisch Hezex) ist eine Kleinstadt in der Provinz Şırnak im Südosten der Türkei im Tur Abdin. Diese Kleinstadt hat 22496 Einwohner (2008)[1], die zum größtenteils Kurden sind, daneben gibt es Türken, Araber und noch einige Familien, die zur syrisch-christlichen Urbevölkerung angehören.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Lage
İdil liegt auf einer Linie zwischen der Provinzhauptstadt Şırnak und Cizre. Die Entfernung von Şırnak nach İdil beträgt 75 km, von İdil nach Cizre sind es 30 km.
Klima
Die Jahreszeiten sind sehr ausgeprägt. Viele Niederschläge im Frühling und Herbst; heißer und trockener Sommer, kalter und stark verschneiter Winter. Die Temperaturschwankungen belaufen sich auf -10°C im Winter bis +52°C im Sommer.
Bevölkerung
İdil wird heute (2007) überwiegend von Kurden bewohnt, daneben gibt es noch Türken, Araber und eine kleine Minderheit der syrischen Christen. Bis Anfang der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts war İdil überwiegend von der christlichen Urbevölkerung bewohnt, im Laufe der Zeit verließen diese wegen Unterdrückung durch benachbarte Kurden und den türkischen Staat ihre Heimat und wanderten in westliche Länder aus. Die Umsiedlung nach Syrien nahm nach Ende des zweiten Weltkrieges zu. Heute (2007) leben dort nur noch einige christliche Familien, die meistens aus älteren Menschen bestehen. Größere Gemeinden haben sich in einigen Orten und Gegenden Schwedens und Deutschlands gebildet:
Schweden:
- in Norrköping gibt es eine Gemeinde von etwa 200 Familien
Schweiz:
- in der Nähe von Zürich (Baden und Umgebung) leben etwa 120 Familien
- im Tessin (Lugano, Locarno und Bellinzona) etwa 100 Familien
Deutschland:
- in Stuttgart und Umgebung etwa 100 Familien
- in Bad Vilbel und Umgebung etwa 120 Familien
- in Pfullendorf etwa 100 Familien
- in Böhl-Iggelheim und Umgebung etwa 30 Familien
Einzelne Familien leben in Ahlen, Augsburg, Hamburg, Gelsenkirchen, Calw, Balingen und Göppingen.
Auch im Irak, in der Stadt Zahle im Libanon, in Frankreich, der Schweiz, Österreich, Italien, Australien und den Vereinigten Staaten haben sich einzelne Familien niedergelassen.
Geschichte
Der Ort bis zur Antike
Beth Zabday ist eine historische mesopotamische Siedlung. Wann die Stadt genau gegründet wurde, ist nicht bekannt. Bereits aus dem Jahr 120 ist ein Bischof von Beth Zabday bekannt, die Stadt war im 3. Jahrhundert einer von 17 Bischofssitzen im Osten.
Perserkriege
Am 28. April 226 eroberten die Perser unter Ardaschir I. Ben Babek, dem Gründer des sasanidischen Reiches, die Stadt. Der persische König Schapur II. (310-379) unterdrückte in den Jahren 337 - 339 die Bewohner des Gebietes, angeblich fielen seinem Regime an einem einzigen Tag 120.000 Menschen zum Opfer, davon 9.000 in Beth Zabday.
Nachdem im Jahr 244 der syrische Offizier Felib als Philippus Arabs zum römischen Kaiser wurde, schloss dieser mit den Persern ein Friedensabkommen, das den Frieden in den Grenzgebieten für einige Jahre sicherte.
Im Jahre 360 eroberte Bushabur Beth Zabday für die Perser und ernannte seinen Bruder Zert zum Regenten der Stadt. Er siedelte im Jahre 362 dann einen Teil der Bevölkerung in den Osten des persischen Reiches um. Für lange Zeit gehörte die Stadt Persien und der persischen Kirche (Alte Apostolische Kirche des Ostens) an.
19. Jahrhundert
Anfang des 19. Jh. leitete Schammas Stayfo die Geschicke von Beth Zabday. Nachfolger wurde sein Neffe Shaq Bazo. Dieser verweigerte dem Mire Botan, dem kurdischen Emir von Botan, der seinen Sitz in der heutigen Stadt Cizre hatte, den üblichen Tribut. Daraufhin überfiel Beth Zabday gemeinsam mit Mire Kora, dem "einäugigen Emir" von Rewanduz, die Stadt. Dies leitete die erste große Fluchtbewegung in der Geschichte von Beth Zabday ein. Zahlreiche Mädchen und Frauen wurden in den Irak entführt.
20. Jahrhundert
Im ersten Weltkrieg belagerte die türkische Armee - unterstützt von der deutschen Armee und begleitet von kurdischen Kriegsherren - ab Anfang August 1915 die Stadt. Im Winter 1916 / 1917 kam es nach der Zerstörung der Felder, zu einer Hungersnot und Krankheiten. Viele Familien wanderten aus, vor allem in das nahegelegene Qamishli im heutigen Syrien sowie in den Libanon.
Mit dem Sykes-Picot-Abkommen (1916) wurden die heutigen Staatsgebiete den damaligen Mandatsmächten Frankreich und Großbritannien zugesprochen und der Türkei eine noch nicht feste Grenze. 1923 wurde auf der Lausanner Friedenskonferenz beschlossen, der neu gegründeten türkischen Republik das heutige Staatsgebiet um Beth Zabday zuzuschreiben.
Nach dem Ersten Weltkrieg verliehen Kemal Atatürk und seine neue laizistische Türkische Republik Christen und Muslimen die gleichen Rechte als Staatsbürger und gaben den nicht türkisch-stämmigen Syrischen Christen türkische Nachnamen. Die allgemeinen Lebensbedingungen der Christen verbesserten sich, und das Verhältnis zwischen Christen und Muslimen entspannte sich in der Folge etwas.
Die Entspannung jedoch war nicht von Dauer. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurden viele Männer eingezogen und eine große Hungersnot herrschte zur dieser Zeit im Tur Abdin. Hinzu kamen immer wieder Auseinandersetzungen mit kurdischen Muslimen. Hunderte Familien wanderten zu dieser Zeit in das nur 20 Kilometer südöstlich liegende Derik (Malikiye) im heutigen Syrien aus.
Ein weiterer Markstein der Auswanderungsgeschichte war die Zypernkrise im Jahr 1964. Vor dem Hintergrund der griechisch-türkischen Auseinandersetzungen wurde von seiten der Kurden auf die Aramäer des Tur Abdin erneut verstärkt Druck ausgeübt. Wieder verließen viele Aramäer Beth Zabday. Meist folgen sie bereits ausgewanderten Verwandten in die syrische Stadt Derik sowie eine Minderheit nach Qamishli, Irak und Libanon.
Als im Jahre 1974 im Vorfeld der Bürgermeisterwahlen auf offener Straße ein Attentat auf den syrisch-orthodoxen Bürgermeister und einige einflussreiche Männer verübt wurde und ein Muslim kandidierte, um den traditionell christlichen Bürgermeister abzulösen, löste das die bisher größte Auswanderungswelle, diesmal nach Europa, aus. Sie erreichte ihren Höhepunkt 1978, als ein Muslim das Amt des Bürgermeisters übernahm.
Wirtschaft und Versorgung
Neben Handwerk betreiben die Bewohner dieser Stadt hauptsächlich Landwirtschaft. Sie leben vom Anbau von Getreide, Wein, Obst und Gemüse sowie von der Vieh- und Bienenzucht.
Als zu Beginn der 60er Jahre ein Rekrutierungsbüro in Diyarbakır Fremdarbeiter für Deutschland anwarb, schickten viele Familien ihre erwachsenen Söhne zum Arbeiten nach Deutschland, damit diese so zum Lebensunterhalt der Familien in İdil beitragen konnten.
Sprache und Religion
Besonderer Dialekt
Die aramäische Sprache vermischte sich im Laufe der Zeit mit der arabischen Sprache. Diesen Dialekt nennt man auch Azcheni, er zählt zu den Turoyodialekten. Neben Azcheni sprachen die Einwohner dieser Stadt auch kurdisch. Wer die Schule besuchte, beherrschte auch türkisch in Wort und Schrift. Syrisch wurde in einer Religionsschule in der Mariannenkirche illegal unterrichtet. Heute (2007) leben in İdil zum größten Teil Kurden, es wird kurdisch und türkisch gesprochen.
Religion
İdil wurde früh christianisiert. Mor Agai, der erste Bischof von Urhoy, und Mor Aho, ebenfalls aus Urhoy, bekehrten der Legende nach İdil, Babylon, Assur sowie Armenien.
Aufgrund der geschichtlichen Ereignisse und der dadurch bedingten starken Auswanderung der christlichen Bevölkerung sind heute die Einwohner von İdil zum größten Teil muslimische (Kurden, Türken und Araber).
Weblinks
Quellen
Artikel von Raif Toma "Azekh Stadt der Mutigen"
Einzelnachweise
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