Römerkastell Oberscheidental

Römerkastell Oberscheidental
Kastell Oberscheidental
ORL 52
Limesabschnitt Neckar-Odenwald-Limes
Datierung (Belegung) vor/um 100 bis max. 159
Typ Kohortenkastell
Einheit a) Cohors III Dalmatarum
b) Cohors I Sequanorum et Rauracorum equitata
Größe 153x137 m = 2,1 ha
Bauweise Steinkastell
Erhaltungszustand Baureste (Porta Principalis Dextra) und Geländespuren
Ort Mudau-Scheidental
Geographische Lage 49° 30′ 23″ N, 9° 9′ 10″ O49.5063888888899.1527777777778511Koordinaten: 49° 30′ 23″ N, 9° 9′ 10″ O
Höhe 511 m ü. NHN
Vorhergehend ORL 51 Kastell Schloßau (nördlich)
Anschließend Kleinkastell Robern (südlich)

Das Kastell Oberscheidental ist ein ehemaliges römisches Kohortenkastell der älteren Odenwaldlinie des Neckar-Odenwald-Limes. Es befindet sich am südöstlichen Rande des Ortszentrums von Scheidental, einem Ortsteil der Gemeinde Mudau im Odenwald, auf einem Wiesengelände zwischen der Bebauungsgrenze und dem Friedhof.

Inhaltsverzeichnis

Befunde

Das Kohortenkastell wurde 1880 entdeckt, zwischen 1883 und 1895 erfolgten drei weitere Grabungen. Es folgt dem üblichen Zeitschema der gesamten älteren Odenwaldlinie, war also von etwa 100 bis spätestens 159 belegt. Vermutungen, dass seine Ursprünge in domitianische Zeit zurückreichen könnten, ließen sich archäologisch nicht zwingend erhärten. Überhaupt konnte durch Ausgrabungen nur eine einzige Bauphase definitiv nachgewiesen werden. Dabei handelt es sich um ein aus dem regionstypischen Buntsandstein errichtetes Steinkastell von rund 2,1 ha Größe. Alle leicht abgerundeten Kastellecken waren mit Türmen bewehrt, um das Kastell verlief ein anderthalb Meter tiefer und sechs Meter breiter Spitzgraben als Annäherungshindernis. Von den vier ebenfalls mit Türmen versehenen Toren war die Porta Praetoria nach Osten hin, zum nur etwa 25 m entfernt verlaufenden Limes ausgerichtet. Die nach Süden weisende Porta Principalis Dextra war am besten erhalten, sie wurde freigelegt und konserviert. Von der Innenbebauung konnten die Principia (Stabsgebäude) mit dem Fahnenheiligtum (aedes) und wenige weitere Gebäude lokalisiert werden.

Westlich des Lagers fanden sich Spuren des Kastell-Vicus (Zivildorf), das Kastellbad befand sich etwa 50 m südwestlich der Südwest-Ecke des Lagers.

Belegung

Ziegelstempel der
COH(ors) III DAL(matarum),
Kastellfund 1895

Dem Auxiliartruppen-Kastell Oberscheidental konnten zwei verschiedene, zeitlich aufeinander folgende Kohorten (also jeweils etwa 480 Mann) eindeutig zugeordnet werden. Zunächst lag hier die Cohors III Dalmatarum (3. dalmatische Kohorte), die um 88/89 in Obergermanien stationiert worden und über Zwischenaufenthalte in Rottweil (Arae Flaviae) und Wiesbaden (Aquae Mattiacorum) nach Oberscheidental gelangt war. Als man sie um 120 ins Kastell Rückingen am Wetterau-Limes verlegte, wurde sie durch die Cohors I Sequanorum et Rauracorum equitata (1. Teilberittene Kohorte der Sequaner und Rauracer) ersetzt. Letztere wurde um 159 mit der Verschiebung des Limes nach Osten ins Kastell Miltenberg-Altstadt kommandiert.

Zustand

Von dem Kastell sind noch deutliche Spuren im Gelände zu sehen, die konservierte Porta Principalis Dextra liegt offen. Vom Vicus und vom Kastellbad ist hingegen nichts mehr wahrnehmbar. Beide dürften durch die neuzeitliche Bebauung, letzteres massiv durch den Verlauf der Straße nach Eberbach stark gestört sein.

Illustrationen

Denkmalschutz

Das Kastell Oberscheidental und die anschließenden Limesbauwerke sind Bodendenkmale nach dem Denkmalschutzgesetz des Landes Baden-Württemberg (DSchG). Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.

Siehe auch

Literatur

  • Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. 4. Aufl. Gebr. Mann, Berlin 2000, ISBN 3-7861-2347-0
  • Egon Schallmayer: Der Odenwaldlimes. Vom Main bis an den Neckar. Theiss, Stuttgart, 1984, ISBN 3-8062-0328-8
  • Philipp Filtzinger (Hrsg.): Die Römer in Baden-Württemberg. 3. Aufl. Theiss, Stuttgart 1986, ISBN 3-8062-0287-7

Grabungsberichte der Reichs-Limes-Kommission:


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