Röttler Schloss

Röttler Schloss
Burg Rötteln
Alternativname(n): Röttler Schloss
Entstehungszeit: Anfang 11. Jahrhundert
Burgentyp: Höhenburg
Ort: Haagen
Geographische Lage 47° 38′ 17,5″ N, 7° 40′ 4,8″ O47.63827.668422Koordinaten: 47° 38′ 17,5″ N, 7° 40′ 4,8″ O
Höhe: 422 m ü. NN
Burg Rötteln (Baden-Württemberg)
DEC
Burg Rötteln

Die Burg Rötteln oberhalb des Lörracher Stadtteils Haagen, im Volksmund Röttler Schloss genannt, liegt im äußersten Südwesten Baden-Württembergs. Die Festung war eine der mächtigsten im Südwesten und ist heute die drittgrößte Burgruine Badens.[1] Die Burg spielte in der Geschichte Lörrachs eine bedeutende Rolle und gilt der Stadt, aber auch dem Umland Lörrachs, als ein wichtiges Wahrzeichen.

Die teilsanierte Ruine Burg Rötteln thront weithin sichtbar auf einer bewaldeten Höhe (422 Meter ü. N.N.). Die Höhenburg liegt auf einem Bergsporn eines steil abfallenden Osthangs im vorderen Wiesental.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Herren von Rötteln

Wahrscheinlich bestand die Burganlage seit Anfang des 11. Jahrhunderts. Im Jahr 1102 war die erste urkundliche Erwähnung der Herren von Rötteln mit Dietrich von Rötteln, des Vogtes von St. Alban bei Basel. Dieses Jahr wird heute noch als Gründungsjahr der Stadt Lörrach gefeiert. 1204 starb Dietrich III. von Rötteln, der inzwischen zu großem Besitz im Wiesental gekommen war; seine Söhne hatten hohe Ämter, Walter I. war Kapitular zu Konstanz und Basel, Liuthold I. wurde Bischof von Basel, Konrad I. war Stadtgründer von Schopfheim, welches für das sich später bildende Markgräflerland von erheblicher Bedeutung war. Dietrich IV. erhielt die Burg Rotenburg im Kleinen Wiesental. Die erste urkundlich belegte Erwähnung der Burg Rötteln stammt aus dem Jahr 1259.

Liuthold II. von Rötteln, der letzte männliche Überlebende seines Geschlechtes, setzte bereits 1311 den Markgrafen Rudolf I. von Hachberg-Sausenberg als Mitregenten der Herrschaft Rötteln ein. Im Jahre 1315 übertrug Liuthold durch Schenkung die Herrschaft Rötteln auf den Markgrafen Heinrich von Hachberg -Sausenberg[2], den Sohn des Markgrafen Rudolf. Somit wurden die auf der Sausenburg bei Kandern ansässigen Markgrafen von Hachberg-Sausenberg, Herren über die Herrschaft Rötteln. Die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg zogen von der Sausenburg auf die Burg Rötteln und errichteten dort ihre Verwaltung, auf der Sausenburg setzten sie Vögte ein.

Die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg

Wappen der Herrschaft Rötteln um 1444

Am 19. Mai 1316 starb Liuthold II. von Rötteln als letzter männlicher Vertreter der Herren von Rötteln. Mit der Schenkung der Herren von Rötteln an die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg beginnt sich das Markgräflerland zu formen. Im Herbst 1332 belagerten Truppen der Stadt Basel seine Burg Rötteln, da Markgrafen Rudolf II. von Hachberg-Sausenberg (oder sein Bruder Otto) den Bürgermeister von Basel erstochen hatten. Der Konflikt wurde nach Schlichtung durch den Adel von Stadt und Land beigelegt. Pfeilspitzen, Armbrustbolzen usw., die bei der Burg Rötteln gefunden wurden, dokumentieren diese Belagerung.

Das Basler Erdbeben richtete 1356 schwere Schäden an der Burg an. Basel wurde zerstört, die Burg Rötteln erlitt vermutlich schwere Schäden, wie aus der nachfolgenden Bautätigkeit abzuleiten ist.

Rudolf III. entfaltete eine rege Bautätigkeit auf der Burg Rötteln. Um 1360 wurden zwei Torbauten (Tor zur Oberburg; Haupttor in der Vorburg), ein großer Bau (alter Palast) und ein Turm (der Giller) errichtet. 1387 und 1392 folgten zwei weitere Bauten auf der Burg. 1420 liess er in der Vorburg eine neue Zisterne anlegen und erneuerte jene in der Oberburg.[3]

Im Jahr 1444 wurde die Herrschaft Badenweiler durch den letzten Grafen von Freiburg, Johann (Hans), an die Söhne des Markgrafen Wilhelm von Hachberg-Sausenberg, Rudolf IV. und Hugo vermacht. Durch den Zusammenschluss der Herrschaften Rötteln, Sausenberg und Badenweiler entstand damit das Markgräflerland.[4]

1454 stattete Herzog Philipp der Gute von Burgund dem Markgrafen Rudolf IV. mit grossem Gefolge einen Besuch auf Burg Rötteln ab.

1494 besuchte Philipp von Hachberg-Sausenberg Burg Rötteln zur Einweihung des neuen Herrenhauses (der „Neue Bau“). Es war einer der seltenen Besuche des Markgrafen, der sich seiner Heimat entfremdet hatte und weitgehend in Burgund und Frankreich lebte.

Die Markgrafen von Baden

1503 gingen Burg und Herrschaft Rötteln (zusammen mit Sausenberg und Badenweiler) aufgrund eines Erbvertrages (Röttelsches Gemächte[5]) mit dem Markgrafen Philipp von Hachberg-Sausenberg in den Besitz des Markgrafen Christoph I. von Baden über. Nachdem Markgraf Philipp am 9. September 1503 verstorben war handelten der Röttler Landvogt, die Landschaft (Vertretung der Bevölkerung) und Markgraf Christoph rasch um einen Zugriff der französischen Verwandtschaft des Markgrafen Philipp auf das Markgräflerland zu verhindern. Am 24. September 1503 fand bereits die Huldigung bei Tannenkirch statt und abends besetzten Soldaten Christophs die Burg Rötteln.

Während der Herrschaft des Markgrafen Ernst von Baden brach 1525 der Bauernkrieg aus[6]. Auch die Burg Rötteln wurde von aufständischen Bauern eingenommen, aber nicht beschädigt. Allerdings wurde das Archiv aufgebrochen und viele Urkunden wurden zerstört. Der Markgraf und sein Landvogt, Konrad Dietrich von Bolsenheim, suchten während der Unruhen in Basel Unterschlupf. Der Rat der Stadt Basel vermittelte auch zwischen dem Markgrafen und den Bauern und sorgte dafür, dass es nicht wie im angrenzenden Vorderösterreich zu Rachejustiz kam. Auf dem Kapf der Burg wurden 10 Todesurteile gegen Personen vollstreckt, die im Laufe der Rebellion auch Verbrechen begangen hatten, die politischen Anführer verloren jedoch lediglich herrschaftliche Lehen.

Burg Rötteln in einer Darstellung von 1643

Mit der Verkündung der neuen badischen Kirchenordnung am 1. Juni 1556 führte Markgraf Karl II. von Baden-Durlach den reformierten Glauben in seinem Herrschaftsgebiet und damit auch in den Herrschaften Rötteln, Sausenberg und Badenweiler ein.

Von 1618 bis 1648 während des Dreißigjährigen Kriegs hielten abwechselnd die Schweden und die Kaiserlichen die Burg besetzt.

Während des Holländischen Krieges in der Nacht vom 29./30. Juni 1678 wurde die Burg durch französische Truppen unter Befehl der Generäle Choiseul und Boufflers niedergebrannt. Die bisher sich in der Burg befindenden Verwaltungsstellen wurden kurzfristig nach Steinen und bald danach nach Lörrach verlegt.[7] Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde im Januar 1689 die Bastion auf dem Kapf durch französische Truppen unter dem Befehl des Kommandanten der Festung Hüningen, Puycieulx, abgetragen.[8] Während in der Literatur ohne weitere Belege der Eindruck erweckt wird, dass die Burg nach 1689 nur noch eine verfallende Ruine war, hat eine Studie der offiziellen Akten der Markgrafschaft ergeben, dass die Burg auch noch im 18. Jahrhundert durch die markgräflichen Verwaltung teilweise genutzt wurde – insbesondere gab es eine herrschaftliche Trotte und ein Weinlager.[9] Gleichwohl wurde die zerstörte Burg Rötteln später zunehmend als Steinbruch genutzt.

Die Erhaltung der Ruine

Der Badische Schwarzwaldverein begann 1884 erste Maßnahmen zu ergreifen, die Ruine zu erhalten. Seit 1925 kümmert sich der Verein Röttelnbund e.V., Lörrach-Haagen darum. Der heutige Zustand der Ruine entspricht in etwa dem nach der Zerstörung von 1678. Die Burg wird von der Landesbehörde Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg betreut.

Anlage

Die Anlage dehnt sich von Nordwesten in südwestliche Richtung knapp 300 Meter aus. Die weitläufige Burg teilt sich grob in die Vorburg und die Oberburg (Kernburg) auf. Nach Westen erstreckt sich eine bastionsartige Spitze, ein für leichtes Geschütz erbauter Turmstumpf. Mittels einer Zugbrücke gelangt man von der Vorburg zur Oberburg. Die Oberburg mit dem mächtigen Bergfried ist der älteste Teil der Burg. Fundstücke von der Röttler Burg sind im Museum am Burghof zu besichtigen.

Vom staufischen Bergfried „Grüner Turm“ in der Oberburg bietet sie einen ausgezeichneten Rundblick auf Lörrach, das Wiesental und zu einigen Schweizer Berggipfeln. Die Burgruine gilt als das markanteste Wahrzeichen der Grenzstadt.

Die älteste überlieferte Darstellung der Burg Rötteln ist eine Abbildung von Sebastian Münsters Cosmographia aus dem Jahr 1562. Eine weitere bekannte zeitgenössische Darstellung von Matthäus Merian zeigt die Burg 1644 in ihrer Blütezeit.

Heutige Nutzung der Burg

Die Burgruine ist ganzjährig geöffnet; Führungen sind nach vorheriger Absprache möglich. Heute findet sich neben einem kleinen Museum (in der wieder aufgebauten Landschreiberei) auch eine Burgschenke in der Festungsanlage. Die Pflege der Burgruine und der Unterhalt des Museums obliegen dem Röttelnbund e.V.. Besichtigungen, Führungen und Einzelveranstaltungen (z.B. Kunsthandwerkermarkt, Maischenke) kommen jährlich tausende Besucher. Die Burgschenke wurde von der Stadt Lörrach an einen privaten Betreiber verpachtet. Das Standesamt von Lörrach unterhält in der „Knechtstube“ einen Trausaal.

Seit 1968 führt der Verein „Burgfestspiele Rötteln“ alljährlich im Sommer auf einer dreistufigen Naturbühne in der Vorburg Schauspiele – meist klassischer Autoren – auf. Seit 2000 findet in der Vorburg zudem das Festival „Jazz auf der Burg“ statt, das vom „Jazz Club 56 Lörrach“ unterstützt wird.

Die Burg Rötteln in der Kunst

Burg Rötteln um 1850; Zeichnung von Victor von Scheffel

Neben Johann Peter Hebel haben auch Hermann Burte und Ludwig Friedrich Schnaufer alemannische Gedichte über die Burg Rötteln geschrieben. Joseph Victor von Scheffel der sich zunächst mit Landschaftsmalerei beschäftigte, fertigte auch eine Zeichnung der Burgruine an.

Wie um viele Burgruinen, so ranken sich auch um jene von Rötteln Sagen. Am bekanntesten ist jene von der „Hexe von Binzen“, die sich an einem despotischen Burgherrn rächt und Feinden den Zugang zur Burg durch einen unterirdischen Gang zeigt.[10]

In jüngerer Zeit entstanden auch zwei historische Romane, die sich mit der Burg befassen.

Literatur

Sachliteratur

  • Helmut Bender u.a.: Burgen im südlichen Baden. Verlag Karl Schillinger, Freiburg i. Br. 1979, ISBN 3-921340-41-1.
  • Heinz Heimgartner: Burgruine Rötteln, Verlag Röttelnbund e.V.. 1964.
  • Jürgen Krüger: Burg Rötteln. Deutscher Kunstverlag München, Berlin 2006, ISBN 3-422-02049-7.
  • Heiko Wagner: Theiss Burgenführer Oberrhein. 66 Burgen von Basel bis Karlsruhe, Konrad Theiss Verlag Stuttgart 2003, ISBN 3-8062-1710-6.
  • Walter Vogelpohl: Dreißig Jahre Burgfestspiele Rötteln – ein Rückblick, In: Das Markgräflerland, Band 2/1996, S. 126-132.

Historische Romane

  • Käthe Papke: Die letzten von Rötteln - historische Erzählung, Christliches Verlagshaus GmbH, Stuttgart 1957.
  • Elke Bader: Anna von Rötteln - im Hagelsturm der Begierde, Jakobus-Verlag, Barsbüttel 2008, ISBN 978-3-940302-11-3.

Siehe auch

Es besteht eine Verwechslungsgefahr mit dem ebenfalls in Südbaden gelegenen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. SWR Fernsehen: Fahr mal hin - Eine Stadt im Dreiländereck
  2. Gerhard Moehring: Rötteln – geschichtliche Daten und Erinnerungen zur Kirche und ihres Erbauers 750 – 1550, In: Das Markgräflerland, Band 1/2001, S. 25
  3. Karl Seith: Die Burg Rötteln im Wandel ihrer Herrengeschlechter, Ein Beitrag zur Geschichte und Baugeschichte der Burg, Sonderdruck herausgegeben vom Röttelbund e.V., Haagen, o.O.; O.J., S. 9/10
  4. Hans Jakob Wörner, Das Markgräflerland - Bemerkungen zu seinem geschichtlichen Werdegang; In: Das Markgräflerland Band 2/1994, S. 62
  5. Johannes Staub:Der Erbvertrag zwischen Markgraf Christoph I. von Baden und Markgraf Philipp von Hachberg vom 31. Aug. 1490, in: Das Markgräflerland, Heft 1/1991, S. 93 - 103, Schopfheim, 1991
  6. dieses Thema wurde auch in einem Schauspiel der Burgfestspiele Rötteln von Dr. Erhard Richter aufgenommen:Markgraf Ernst und der Bauernaufstand
  7. Fritz Schülin: Rötteln-Haagen, Beiträge zur Orts-, Landschafts- und Siedlungsgeschichte, Lörrach 1965; S. 209/210
  8. Karl Seith: Die Burg Rötteln im Wandel ihrer Herrengeschlechter, Ein Beitrag zur Geschichte und Baugeschichte der Burg, Sonderdruck herausgegeben vom Röttelbund e.V., Haagen, o.O.; O.J.; S. 37
  9. Klaus Schubring: Leben in Ruinen - Burg Rötteln im 18. Jahrhundert,In: Das Markgräflerland, Heft 2/1989, S. 152-157.
  10. Fritz Schülin: Rötteln-Haagen, Beiträge zur Orts-, Landschafts- und Siedlungsgeschichte, Lörrach 1965; S.661/662

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