Rübezahlsiedlung

Rübezahlsiedlung
Epe (Westfalen)
Koordinaten: 52° 11′ N, 7° 3′ O52.1777777777787.041666666666738Koordinaten: 52° 10′ 40″ N, 7° 2′ 30″ O
Höhe: 38–57 m
Fläche: 47,8 km²
Einwohner: 15.300 (2007)
Postleitzahlen: 48599, 4436 (alt)
Vorwahl: (0 25 65)

Epe ist ein Ortsteil von Gronau (Westf.) im Kreis Borken in Nordrhein-Westfalen an der niederländischen Grenze im nördlichen Münsterland und liegt an der Dinkel. Die Einwohnerzahl beträgt ca. 15.000.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Naturräumliche Lage

Epe liegt in einer Niederung der Dinkel in einer Höhe von 41 m über NN. Der höchste Punkt in der Bauerschaft Am Berge ist 57 m über NN. Zwei Bäche bilden ungefähr die Grenze der Gemarkung: Im Osten der Goorbach, im Westen der Flörbach. Westlich der Dinkelniederung an der Grenze zu den Niederlanden liegt das Amtsvenn, ein Moor- und Heidegebiet. Teile des Moores zwischen Epe und Alstätte sind heute Naturschutzgebiet.

Nachbarorte

Nachbarorte sind: Gronau, Ochtrup, Metelen, Heek, Ahaus und Enschede

Bauernschaften

Neben dem eigentlichen Dorf gehören eine Reihe von Bauernschaften zu Epe. Das sind (im Uhrzeigersinn, im Norden beginnend) Kloster, Riekenhof, Am Berge, Storkerhook, Füchte, Gerdingseite, Langeseite, Lasterfeld, Brinkerhook, Wieferthook, Kottigerhook und Sunderhook.

Am Berge ist die flächenmäßig größte Bauernschaft, Kottigerhook die größte nach Einwohnerzahl.

Die in der Nähe des Dorfes gelegenen Bauernschaften haben durch die Ausdehnung der Bebauung und die Ausweisung von Industriegebieten ihren bäuerlichen Charakter verloren. In den südlichen Bauernschaften (Langeseite, Lasterfeld, Brinkerhook) mit ihren Höfen und überwiegend landwirtschaftlicher Nutzfläche ist das ursprüngliche Bild der Landschaft noch erhalten.

Geschichte

Bereits in der Zeit zwischen 2000 und 1700 v.Chr kann eine Besiedlung des Eper Gebietes nachgewiesen werden. Funde von Waffen, Schmuckstücke und Tongefäße zeugen von dieser jungsteinzeitlichen Besiedelung. Die Funde befinden sich im Museum in Münster.

Im Jahr 800 wird im Zuge der Christianisierung des Münsterlandes die erste Kirche aus Holz errichtet. Eine zweite Kirche wird 1175 erbaut; hierbei dürfte es sich um einen Steinbau gehandelt haben. Der noch heute erhaltene Taufstein aus dieser Zeit deutet darauf hin. Beide Kirchen scheinen auf dem Boden des Hofes zu Epe gestanden haben und waren somit Eigenkirchen.

1188 findet das Dorf Epe erstmals urkundliche Erwähnung, damals noch Apa (Ort am Fluss/Wasser), im Güterverzeichnis des Grafen Dale zu Diepenheim (Heute im Rijksarchief Utrecht). 1325 wird daraufhin der Hof zu Epe erstmals urkundlich erwähnt. Er war im Besitz der Herren von Keppel zu Nienborg, die lange Zeit das Patronatsrecht über die Pfarre besaßen. Heinrich von Wüllen wird 1380 mit dem Hof zu Epe belehnt. So wurde daraus das Haus Wüllen. Es stand unmittelbar in Dinkelnähe (heute Schepers Mühle).

1400 erfolgt die erste Erwähnung von Bauernhöfen in der Langeseite und der Gerdingseite. Zehn Jahre danach erweitert und verschönert Herr von Plettenberg Epe.

Während des Spanisch-Niederländischen Krieges kommt es in den Jahren 1583, 1588 und 1593 zu Bränden.

1803 fällt Epe durch die Säkularisation an die Grafschaft Salm-Horstmar. 1806 kommt Epe daraufhin zum Großherzogtum Berg unter Napolenons I. Schwager Murat und fällt 1810 wieder an das Kaiserreich Frankreich. Durch die Befreiungskriege wird Epe 1813 preußisch.

1875 wird die Eisenbahnlinie von Gronau über Epe nach Dortmund eröffnet. 1881 erfolgt die Gründung der ersten Textilfabrik (Weberei der Gebr. Laurenz aus Ochtrup) mit 500 mechanischen Webstühlen. Eine Spinnerei wird 1904/1905 in Betrieb genommen. Es folgt eine Färberei. 1967 wird das Werk geschlossen.

1882 zerstört ein Brand den Ort großteils.

Im Jahr 1886 stürzt die Kirche des Dorfes ein. Durch Umpfarrung der Bauernschaften Buterland und Eilermark von St. Agatha Epe nach St. Antonius Gronau im Jahr 1896, verliert Epe erhebliche Gebiete und eine große Anzahl von Einwohnern.

Kleingeldersatzmarke Germania Epe

1897 wird die Baumwollspinnerei Germania durch die Fabrikantenfamilie Jannink aus Enschede gegründet. Das Werk II wird 1910 in Betrieb genommen. Es sind bis zu 700 Arbeitskräfte beschäftigt. Nach dem Ersten Weltkrieg gibt die Germania eine 25 Pfennig Kleingeldersatzmarke als Notgeld aus. 1992 erfolgt die Schließung des Werkes.

Durch das Aufblühen der Textilindustrie nimmt die Bevölkerung um die Jahrhundertwende wieder zu. Es werden mehrere katholische Schulen gebaut.

1904 wird die Eper Gasanstalt gebaut.[1] Der Amtmann Pilatus lässt 1905 ein zentrales Wasserversorgungsnetz anlegen.

Im Jahre 1907 erhält das Dorf eine evangelische Schule und 1911 eine evangelische Kirche. Außerdem wird 1926 der Eper Park angelegt.

Im Jahr 1934 werden Dorf und Kirchspiel zur Gemeinde Epe vereinigt.

1958 erhält Epe ein Freibad, das im Winter in ein Traglufthallenbad umgebaut wird.

Im Zuge der Gemeindereform wird Epe 1975 zu einem Ortsteil von Gronau (Westfalen).

Am 1. Oktober 1967 wird der Seelsorgebezirk „St. Antonius“ zur Pfarre erhoben. Abfarrung von der Muttergemeinde St. Agatha. Zum ersten Pfarrer wird der Kaplan an St. Agatha, Matthias Offers ernannt.

Am 29. Juni 2006 wird die Pfarrgemeinde St. Antonius Epe in die Muttergemeinde St. Agatha zurückgeführt. Die katholische St. Antonius Kirche wird, neben der St. Georg Kirche, zur Filialkirche der Pfarrkirche St. Agatha. Den Festgottesdienst und die offizielle Rückführung hält der damalige Weihbischof der Diözese Münster für die Region Borken/Steinfurt Prof. Dr. Franz-Peter Tebatz-van Elst.

Rübezahlsiedlung

Siedlungshaus in den 50er Jahren

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatte es viele Vertriebene und Flüchtlinge nach Epe in Westfalen verschlagen. Epe war im Krieg kaum zerstört worden und so wurde eine relativ hohe Quote von ca. 2.000 heimatlosen Menschen zugeteilt.

Zunächst erfolgte eine Unterbringung bei Bauern, in Privatwohnungen oder auch Baracken. Das konnte jedoch keine Dauerlösung sein. So entschloss man sich eine Siedlung zu errichten. Die Wahl fiel auf ein Heidegebiet im Südosten von Epe, das bis dahin nur als Kadaverfriedhof genutzt wurde. Der Boden bestand vornehmlich aus weißem Sand, aus dem sich vereinzelt sogar Dünen bildeten.

Den Namen Rübezahlsiedlung erhielt das Gebiet nach Rübezahl, der schlesischen Sagengestalt, denn die meisten neuen Siedler kamen aus Schlesien. Für die Siedlungsanlage wurden Grundstücke zwischen 700 und 1.100 Quadratmetern festgelegt. Dabei sollte durch Obst, Gemüse und Kleintierhaltung eine gewisse Reserve als Selbstversorgung für Notzeiten möglich sein. Das Gelände stellte die katholische Kirchengemeinde am 1. Oktober 1949 zur Verfügung. Die Erbpacht betrug 1 Pfennig pro Quadratmeter und Jahr. Auf den Grundstücken wurden ab 1950 Einheitsgebäude errichtet. Zunächst wurden die Straßen Am Hünenkirchhof, An der Woeste und Am Buddenbrook bebaut. Danach folgten der St.-Georgs-Platz, der Schlesierweg, der Hohe Weg, der Birkenweg und der Föhrenkamp. Zentrum der Rübezahlsiedlung ist die Georgskirche. Sie wurde mit erheblicher Eigenleistung der Rübezahlsiedler errichtet. Der erste Geistliche war Pfarrer Josef Pohl, ebenfalls Schlesier. Nach ihm ist der Pfarrer-Pohl-Weg in der Siedlung benannt. Im Eichendorfweg lebte der ebenfalls aus Schlesien stammende ehemalige NRW-Landtagsabgeordnete Walter Werner (SPD).

Bis in die sechziger Jahre wurden Traditionen aus der alten Heimat wie Erntedank, kirchliche Prozessionen und Nachbarschaftsfeste gepflegt.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohnerzahl
1820 1.130
1895 6.124
1899 3.820
1905 4.803
1925 6.173
1932 7.032
1939 7.623
1946 9.479
1950 9.875
1972 13.000

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kirchen

Die katholische Pfarrkirche St. Agatha ist eine neugotische Hallenkirche, die Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurde, nachdem die Vorgängerkirche 1886 eingestürzt war. Der Turm hat eine Höhe von 65 Metern und ist das Wahrzeichen des Ortes.

Die katholische Filialkirche St. Antonius Epe ist ein moderner Kirchenbau aus den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Der 35 Meter hohe Campanile steht 10 Meter abseits vom Kirchenbau.

Die katholische Kirche St. Georg, ist seit Entstehung in den 50er Jahren, Filialkirche der Pfarrkirche St. Agatha.

Im St. Agatha Domizil Epe, befindet sich eine Kapelle in der noch mindesten zweimal wöchentlich die Hl. Messe gefeiert wird.

Denkmäler

Bei Ausschachtungsarbeiten im Jahr 1994 wurde vor dem Haus Nacke ein alter Brunnen entdeckt. Zusammen mit der Figur eines Mädchens, genannt „Änneken“, gibt er eine Erinnerung an die alte Wasserversorgung in Epe.

Nach den beiden Weltkriegen versorgten sich die Bewohner mit Torf aus dem Amtsvenn als Brennmaterial. Das Torfstecherdenkmal soll an die mühsame Arbeit erinnern.

Erholung

Der Eper Park am Ufer der Dinkel wurde 1926 angelegt.

Im Südosten liegt das Sport- und Freizeitzentrum „Eper Bülten“ mit Freibad, Fußballplatz, Tennisanlage, Reitplatz, Angelteichen, Hundeplatz und Minigolfanlage.

Gesellschaftliches Leben

In Epe gibt es viele verschiedene Vereine. Das gesellschaftliche Leben wird insbesondere durch fünf Schützenvereine geprägt. In jedem Schützenverein sind eine oder mehrere Bauernschaften bzw. Ortsteile organisiert.

Einen Großteil des Eper Vereinslebens bestimmen, neben den oben genannten Schützenvereinen, die zahlreichen Vereine und Verbände der katholischen Pfarrgemeinde St. Agatha. Hier seien zum Beispiel die Kolpingsfamilie, die Katholische Arbeiter-Bewegung, die Messdienergemeinschaft St. Agatha, die Alten- und Rentengemeinschaft, die Landvolkverbände und die Frauengemeinschaften genannt.

Über die Grenzen hinaus bekannt ist der Eper Martinsumzug, welcher von der Messdienerleiterrunde St. Agatha organisiert wird. Das anschließende Martinsspiel findet seit 2007 an der Sophie-Scholl-Hauptschule statt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Epe ist über die A 30, A 31, sowie die niederländische A 35, die B 54n und die B 474 zu erreichen. Der Bahnhof Epe liegt an der Bahnstrecke Dortmund - Coesfeld - Enschede.

Epe befindet sich in der Nähe des Dortmund-Ems-Kanals Rheine und des Kanalhafens Enschede. Die nächsten Flughäfen sind der internationale Flughafen (Münster/Osnabrück) sowie auf niederländischer Seite der Airport Twente (20km).

Wirtschaft

Größter Arbeitgeber in Epe ist die katholische Pfarrgemeinde St. Agatha, die fünf Kindergärten, drei Kirchen und, als Gesellschafterin der St. Antonius Hospital Gronau GmbH, ein Wohnheim für Senioren unterhält.

Der Kavernenspeicher Epe liegt im Südwesten. In leeren Salzstöcken in einer Tiefe von 1000 bis 1400 m wird dort unterirdisch in 45 Kavernen Erdgas gespeichert. Das Speichervolumen der Kavernen beträgt über 2,5 Mrd. m³. Damit ist die Anlage die größte ihrer Art in Europa. Betreiber sind die Firmen e.on Ruhrgas AG und RWE WWE Netzservice sowie die niederländischen Firmen Essent und NUON. Das gespeicherte Erdgas stammt aus den Niederlanden, das Versorgungsgebiet reicht von Hamburg bis zum Ruhrgebiet.

Die Deutsche BP lagert in 5 Kavernen Rohöl und Mineralölprodukte. Die Firma Trianel nimmt 2008 einen neuen Gasspeicher mit drei weiteren Kavernen und einem Volumen von 120 Mio m³ in Betrieb.

Die Salzgewinnungsgesellschaft Westfalen (SGW), ein Gemeinschaftsunternehmen der Firmen Solvay, Vestolit und Bayer, gewinnt aus den Salzstöcken in Epe jährlich über 2 Mio. Tonnen Kochsalz, die als Sole per Leitung an Standorte der chemischen Industrie im Ruhrgebiet und am Niederrhein geleitet werden.

Im Südosten von Epe liegt ein Sanitätshauptdepot der Bundeswehr. Die Molkerei Söbbeke aus Epe beliefert Naturkostläden in ganz Deutschland. Epe zählt über 20 Firmen der Sparte Hoch- und Tiefbau. Weitere Unternehmen: Altex Textilrecycling, Teupen Maschinenbau, Niehoffs Kaffeerösterei. Bioenergie Sunderhook betreibt im Sunderhook eine Biogasanlage.

Persönlichkeiten

Edilbert Dinkelborg, OFM, (* 7. November 1918 in der Bismarckstr. 16 (später Gasstr.) als Sohn des Leiters der Eper Gasanstalt; † 31. Dezember 1991, war von 1959 bis 1991 Bischof (Dom Edilberto) der Diözese Oeiras-Floriano im Nordosten von Brasilien

Einzelnachweise

  1. ,Christian H. Freitag: Geschichten und Geschichte vom Eper Gaswerk, in: Bürgerbuch Gronau und Epe, 2002/ 03, S. 49-51

Weblinks


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