- Epe (Westfalen)
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Epe (Westfalen) Stadt Gronau (Westf.)Koordinaten: 52° 11′ N, 7° 3′ O52.1777777777787.041666666666738Koordinaten: 52° 10′ 40″ N, 7° 2′ 30″ O Höhe: 38–57 m Fläche: 47,77 km² Einwohner: 15.300 (2007) Eingemeindung: 1. Jan. 1975 Postleitzahlen: 48599, 4436 (alt) Vorwahl: (0 25 65) Epe ist eine ehemals selbstständige Stadt im Norden von Nordrhein-Westfalen. Seit 1. Mai 1975 ist Epe ein Ortsteil von Gronau im Kreis Borken in Nordrhein-Westfalen an der niederländischen Grenze im nördlichen Münsterland und liegt an der Dinkel. Die Einwohnerzahl beträgt ca. 15.000.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Naturräumliche Lage
Epe liegt in einer Niederung der Dinkel in einer Höhe von 41 m ü. NN. Der höchste Punkt in der Bauerschaft Am Berge ist 57 m ü. NN. Zwei Bäche bilden ungefähr die Grenze der Gemarkung: Im Osten der Goorbach, im Westen der Flörbach. Westlich der Dinkelniederung an der Grenze zu den Niederlanden liegt das Amtsvenn, ein Moor- und Heidegebiet. Große Teile des Moores zwischen Epe und Alstätte sind heute Naturschutzgebiet.
Nachbarorte
Nachbarorte sind: Gronau, Ochtrup, Metelen, Nienborg, Heek, Ahaus, Graes, Alstätte und Enschede.
Bauernschaften
Neben dem eigentlichen Dorf gehören eine Reihe von Bauernschaften zu Epe. Das sind (im Uhrzeigersinn, im Norden beginnend) Kloster, Riekenhof, Am Berge, Storkerhook, Füchte, Gerdingseite, Langeseite, Lasterfeld, Brinkerhook, Wieferthook, Kottigerhook und Sunderhook.
Am Berge ist die flächenmäßig größte Bauernschaft, Kottigerhook die größte nach Einwohnerzahl.
Die in der Nähe des Dorfes gelegenen Bauernschaften haben durch die Ausdehnung der Bebauung und die Ausweisung von Industriegebieten ihren bäuerlichen Charakter verloren. In den südlichen Bauernschaften (Langeseite, Lasterfeld, Brinkerhook) mit ihren Höfen und überwiegend landwirtschaftlicher Nutzfläche ist das ursprüngliche Bild der Landschaft noch erhalten.
Geschichte
Bereits in der Zeit zwischen 2000 und 1700 v. Chr. kann eine Besiedlung des Eper Gebietes nachgewiesen werden. Funde von Waffen, Schmuckstücken und Tongefäßen zeugen von dieser jungsteinzeitlichen Besiedelung. Die Funde befinden sich im Museum in Münster.
Im Jahr 800 wurde im Zuge der Christianisierung des Münsterlandes die erste Kirche aus Holz errichtet. Eine zweite Kirche wurde 1175 erbaut; hierbei dürfte es sich um einen Steinbau gehandelt haben. Der noch heute erhaltene Taufstein aus dieser Zeit deutet darauf hin. Beide Kirchen scheinen auf dem Boden des Hofes zu Epe gestanden haben und waren somit Eigenkirchen.
1188 fand das Dorf Epe erstmals urkundliche Erwähnung im Güterverzeichnis des Grafen Dale zu Diepenheim (heute im Rijksarchief Utrecht). Der Graf besaß ein Drittel des Kirchenpatronats. Der Name Epe ist hergeleitet vom urgermanischen Apa („Ort am Fluss/Wasser“).
1325 wurde daraufhin der Hof zu Epe erstmals urkundlich erwähnt. Er war im Besitz der Herren von Keppel zu Nienborg, die lange Zeit das Patronatsrecht über die Pfarre besaßen. Heinrich von Wüllen wurde 1380 mit dem Hof zu Epe belehnt. So wurde daraus das Haus Wüllen. Es stand unmittelbar in Dinkelnähe (heute Schepers Mühle).
1400 erfolgte die erste Erwähnung von Bauernhöfen in der Langeseite und der Gerdingseite. Zehn Jahre danach erweiterte und verschönerte Herr von Plettenberg Epe.
Während des Achtzigjährigen Krieges kam es in den Jahren 1583, 1588 und 1593 zu Bränden.
1803 fiel Epe durch die Säkularisation an die Grafschaft Salm-Horstmar. 1806 kam Epe daraufhin zum Großherzogtum Berg unter Napoleons I. Schwager Murat und fiel 1810 wieder an das Kaiserreich Frankreich. Durch die Befreiungskriege wurde Epe 1813 preußisch.
1875 wurde die Eisenbahnlinie von Gronau über Epe nach Dortmund eröffnet. 1881 erfolgte die Gründung der ersten Textilfabrik (Weberei der Gebr. Laurenz aus Ochtrup) mit 500 mechanischen Webstühlen. Eine Spinnerei wurde 1904/1905 in Betrieb genommen. Es folgte eine Färberei. 1967 wurde das Werk geschlossen.
1882 zerstörte ein Brand den Ort großteils.
Im Jahr 1886 stürzte die Kirche des Dorfes ein.
Durch Umpfarrung der Bauernschaften Buterland und Eilermark von St. Agatha Epe nach St. Antonius Gronau im Jahr 1896, verlor Epe erhebliche Gebiete und eine große Anzahl von Einwohnern.
1897 wurde die Baumwollspinnerei Germania durch die Fabrikantenfamilie Jannink aus Enschede gegründet. Das Werk II wurde 1910 in Betrieb genommen. Es waren bis zu 700 Arbeitskräfte beschäftigt. Nach dem Ersten Weltkrieg gab die Germania eine 25-Pfennig-Kleingeldersatzmarke als Notgeld aus. 1992 erfolgte die Schließung des Werkes. In der Nacht zum 28. Februar 2009 brach in dem Fabrikgebäude Germania II ein Brand aus, der das Gebäude komplett zerstörte.[1]
Durch das Aufblühen der Textilindustrie nahm die Bevölkerung um die Jahrhundertwende wieder zu. Es wurden mehrere katholische Schulen gebaut.
1904 wurde die Eper Gasanstalt gebaut.[2] Der Amtmann Pilatus ließ 1905 ein zentrales Wasserversorgungsnetz anlegen.
Im Jahre 1907 erhielt das Dorf eine evangelische Schule und 1911 eine evangelische Kirche. Außerdem wurde 1926 der Eper Park angelegt.
Am 1. April 1934 wurden Dorf und Kirchspiel zur Gemeinde Epe vereinigt.[3]
1958 erhielt Epe ein Freibad, das im Winter in ein Traglufthallenbad umgebaut wurde.
Im Zuge der Gemeindereform wurde Epe am 1. Januar 1975 zu einem Ortsteil von Gronau.[4]
Am 1. Oktober 1967 wurde der Seelsorgebezirk 'St. Antonius zur Pfarre erhoben, Abpfarrung von der Muttergemeinde St. Agatha. Zum ersten Pfarrer wurde der Kaplan an St. Agatha, Matthias Offers ernannt. Am 29. Juni 2006 wurde die Pfarrgemeinde St. Antonius Epe in die Muttergemeinde St. Agatha zurückgeführt. Die katholische St. Antonius Kirche wurde, neben der St. Georg Kirche, zur Filialkirche der Pfarrkirche St. Agatha.
Rübezahlsiedlung
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatte es viele Vertriebene und Flüchtlinge nach Epe in Westfalen verschlagen. Epe war im Krieg kaum zerstört worden und so wurde eine relativ hohe Quote von ca. 2.000 heimatlosen Menschen zugeteilt.
Zunächst erfolgte eine Unterbringung bei Bauern, in Privatwohnungen oder auch Baracken. Das konnte jedoch keine Dauerlösung sein. So entschloss man sich, eine Siedlung zu errichten. Die Wahl fiel auf ein Heidegebiet im Südosten von Epe, das bis dahin nur als Kadaverfriedhof genutzt wurde. Der Boden bestand vornehmlich aus weißem Sand, aus dem sich vereinzelt sogar Dünen bildeten.
Den Namen Rübezahlsiedlung erhielt das Gebiet nach Rübezahl, der schlesischen Sagengestalt, denn die meisten neuen Siedler kamen aus Schlesien. Für die Siedlungsanlage wurden Grundstücke zwischen 700 und 1.100 Quadratmetern festgelegt. Dabei sollte durch Obst, Gemüse und Kleintierhaltung eine gewisse Reserve als Selbstversorgung für Notzeiten möglich sein. Das Gelände stellte die katholische Kirchengemeinde am 1. Oktober 1949 zur Verfügung. Die Erbpacht betrug ein Pfennig pro Quadratmeter und Jahr. Auf den Grundstücken wurden ab 1950 Einheitsgebäude errichtet. Zunächst wurden die Straßen Am Hünenkirchhof, An der Woeste und Am Buddenbrook bebaut. Danach folgten der St.-Georgs-Platz, der Schlesierweg, der Hohe Weg, der Birkenweg und der Föhrenkamp. Zentrum der Rübezahlsiedlung ist die Georgskirche. Sie wurde mit erheblicher Eigenleistung der Rübezahlsiedler errichtet. Der erste Geistliche war Pfarrer Josef Pohl, ebenfalls Schlesier. Nach ihm ist der Pfarrer-Pohl-Weg in der Siedlung benannt.
Bis in die sechziger Jahre wurden Traditionen aus der alten Heimat wie Erntedank, kirchliche Prozessionen und Nachbarschaftsfeste gepflegt.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohnerzahl 1820 1.130 1895 6.124 1899 3.820 1905 4.803 1925 6.173 1932 7.032 1939 7.623 1946 9.479 1950 9.875 1972 13.000 1999 15.368 Kultur und Sehenswürdigkeiten
Kirchen
Die katholische Pfarrkirche St. Agatha ist eine neugotische Hallenkirche, die Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurde, nachdem die Vorgängerkirche 1886 eingestürzt war. Der Turm hat eine Höhe von 65 Metern und ist das Wahrzeichen des Ortes.
Die ehemalige katholische Filialkirche St. Antonius Epe war ein moderner Kirchenbau aus den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Der 35 Meter hohe Campanile steht 10 Meter abseits des Kirchenbaus. Ab 2009 gab es Pläne zum Abriss der St.-Antonius-Kirche, um auf dem Gelände ein Alten- und Pflegeheim zu errichten. Das Kirchengebäude wurde am 5. Juni 2010, 44 Jahre nach der Einweihung im Dezember 1966, durch den Leiter der Hauptabteilung Seelsorge im Bischöflichen Generalvikariat zu Münster profaniert. Nach der Profanierung wurde das Kirchengebäude abgerissen, der Glockenturm als letztes sichtbares Zeichen von St. Antonius Epe am 30. August 2010 gesprengt.[5] Die Kirchenbänke sowie der Altar und andere Gegenstände der ehemaligen Kirche wurden nach Kroatien verschickt, um dort eine neue Kirche zu errichten. Viele Materialien wurden zwischengelagert und sollen nach Errichtung der St. Antoniuskapelle zurückgeführt werden. Die sakralen Gegenstände können nicht in der neuen Kapelle untergebracht werden, da diese dafür nicht genug Platz bietet. Die vier Glocken aus St. Antonius wurden in dem Kirchturm der St.-Agatha-Kirche in Epe oberhalb der bereits dort vorhandenen Glocken aufgehängt.[6]
Die katholische Kirche St. Georg ist seit Entstehung in den 50er Jahren Filialkirche der Pfarrkirche St. Agatha.
Denkmäler
Bei Ausschachtungsarbeiten im Jahr 1994 wurde vor dem Haus Nacke ein alter Brunnen entdeckt. Zusammen mit der Figur eines Mädchens, genannt Änneken, gibt er eine Erinnerung an die alte Wasserversorgung in Epe.
Nach den beiden Weltkriegen versorgten sich die Bewohner mit Torf aus dem Amtsvenn als Brennmaterial. Das Torfstecherdenkmal soll an die mühsame Arbeit erinnern.
Erholung
Der Eper Park am Ufer der Dinkel wurde 1926 angelegt.
Im Südosten liegt das Sport- und Freizeitzentrum Eper Bülten mit Freibad, Fußballplatz, Tennisanlage, Reitplatz, Angelteichen, Hundeplatz und Minigolfanlage.
Gesellschaftliches Leben
In Epe gibt es viele verschiedene Vereine. Das gesellschaftliche Leben wird insbesondere durch fünf Schützenvereine geprägt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Epe ist über die A 30, A 31, sowie die niederländische A 35, die B 54n und die B 474 zu erreichen. Der Bahnhof Epe liegt an der Bahnstrecke Dortmund – Coesfeld – Enschede.
Epe befindet sich in der Nähe des Dortmund-Ems-Kanals und des Kanalhafens Enschede. Die nächsten Flughäfen sind der internationale Flughafen Münster/Osnabrück sowie auf niederländischer Seite der Airport Twente (20km).
Wirtschaft
Der Kavernenspeicher Epe liegt im Westen. In Kavernen in einer Tiefe von 900 bis 1500 m wird dort Untertage Erdgas gespeichert. Das Arbeitsgasvolumen der Kavernen beträgt über 2,5 Mrd. m³. Damit ist die Anlage die größte ihrer Art in Europa. Betreiber sind die Unternehmen E.ON Ruhrgas AG, RWE Gasspeicher GmbH und der Trianel sowie die mittlerweile zu RWE gehörige Deutsche Essent und das niederländische Unternehmen NUON. Das gespeicherte Erdgas stammt aus den Niederlanden, der Nordsee und Russland, das Versorgungsgebiet reicht von Hamburg bis Frankfurt und die Niederlande.
Die Deutsche BP lagert in fünf Kavernen Erdöl. Das Unternehmen ENECO aus den Niederlanden nimmt 2011 einen neuen Erdgasuntertagespeicher in Betrieb.
Die Salzgewinnungsgesellschaft Westfalen (SGW), ein Gemeinschaftsunternehmen der Unternehmen Solvay, Vestolit und Bayer, gewinnt aus den Salzlager des Zechstein 1 in Epe jährlich über zwei Millionen Tonnen Kochsalz, die als Sole per Leitung an Standorte chemischen Industrie im Ruhrgebiet, Niederrhein und Belgien geleitet werden.
Im Südosten von Epe liegt ein Sanitätsmateriallager der Bundeswehr. Die Molkerei Söbbeke aus Epe beliefert Naturkostläden in ganz Deutschland. Epe zählt über 20 Unternehmen der Sparte Hoch- und Tiefbau.
Persönlichkeiten
- Edilbert Dinkelborg, OFM, (* 7. November 1918 als Sohn des Leiters der Eper Gasanstalt; † 31. Dezember 1991) war von 1959 bis 1991 Bischof (Dom Edilberto) der Diözese Oeiras-Floriano im Nordosten von Brasilien.
- Hermann Terdenge (* 1882 in Epe/W.; † 1959 in Münster/W.), Diplomat, Botschafter in Buenos Aires
- Heinrich Kemper (* 1897 in Epe/W.; † 1957 in Münster/W.), Kinderarzt und Heimatforscher
- Walter Werner (* 1912 in Glogau/Schlesien; † 1998 in Gronau/W.), Landtagsabgeordneter, lebte nach dem Zweiten Weltkrieg in Epe
- Jens Wissing, deutscher Fußballprofi bei Borussia Mönchengladbach
- Thomas Wissing (* 30. Juni 1975 in Epe/W.), deutscher Musiker
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Artikel auf mv-online.de abgerufen am 28. August 2010
- ↑ Christian H. Freitag: Geschichten und Geschichte vom Eper Gaswerk. In: Bürgerbuch Gronau und Epe. 2002/03, S. 49–51
- ↑ Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817 – 1967. Aschendorff, Münster (Westfalen) 1977, ISBN 3-402-05875-8.
- ↑ Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.
- ↑ Markus Kampmann. Ein Riese fällt: Wie der Turm der St.-Antonius-Kirche zu Boden sinkt. in: westfaelische-nachrichten.de, abgerufen am 11. Mai 2011
- ↑ Martin Borck. Zehn Glocken im Kirchturm. in: westfaelische-nachrichten.de, abgerufen am 11. Mai 2011
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