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Rülpsen (Röbsen, Röpsen, Burpsen, Rölbsen, lat. Ructus, engl. eructation) ist das Aufstoßen von Luft aus dem Verdauungstrakt (hauptsächlich aus Speiseröhre und Magen) durch den Mund. Oft wird es von einem typischen Geräusch begleitet, das von dem Verb lautmalerisch umschrieben wird.
Inhaltsverzeichnis
Physiologie
Rülpsen wird normalerweise durch zu schnelles Trinken oder Essen verursacht, wodurch oft Luft verschluckt wird (Aerophagie) oder auch durch absichtliches Verschlucken von Luft. Rülpsen kann auch durch den Genuss von kohlensäurehaltigen Getränken ausgelöst werden (Mineralwasser, Bier, Softdrinks, Schaumwein). In diesem Fall ist das aufgestoßene Gas Kohlendioxid. Gastroösophagealer Reflux kann unwillkürliches Rülpsen hervorrufen.
Soziale Bedeutung und Etikette
In der westlichen Welt wird Rülpsen (vor allem das hörbare) als unhöflich empfunden (allerdings ist es nicht gleichermaßen verpönt wie Furzen). Es ist durchaus möglich, geräuschlos aufzustoßen. Manche Menschen halten sich insbesondere bei Tisch währenddessen die Hand vor den Mund, wie beim Gähnen. Dass dies früher anders war, sogar angebracht war, zeigt das Sachbuch "Ritter durften noch rülpsen"[1]. Martin Luther wird - zu Recht oder Unrecht - der Spruch »Was rülpset und furzet ihr nicht, hat es euch nicht geschmacket?« zugeschrieben [2]
Nachdem Rülpsen in der westlichen Welt weithin als vulgär und unkultiviert gilt, wird es nicht selten demonstrativ eingesetzt, um zu provozieren und Grenzüberschreitungen gegenüber herrschenden Normen zu zelebrieren, z. B. unter Jugendlichen (s. u.).
Rülpsen von Babys
Im Verdauungstrakt von Babys sammelt sich oft während der Nahrungsaufnahme eine Menge an Gas, dies kann unangenehm für das Kind sein, bis es „Bäuerchen macht“, also rülpst. Dazu wird das Baby oft in eine dem Gasausstoß zuträgliche Position gebracht, etwa über die Schulter des Erwachsenen gelegt und sanft getätschelt, oder im unteren Rückenbereich massiert.
Da Rülpsen Erbrechen bei Kleinkindern verursachen kann, wird oft ein Handtuch oder ein altes Kleidungsstück über die Schulter des Erwachsenen gelegt. In der englischen Sprache trägt dieses Kleidungsstück den Namen burp cloth, was in etwa mit Rülpstuch übersetzt werden kann.
Gerülpstes Sprechen
Es ist möglich, willentlich zu rülpsen, durch das absichtliche Herunterdrücken von Luft und anschließendes Heraufstoßen oder -pressen. Durch Manipulation des Luftstromes im Hals kann „gerülpstes Sprechen“ entstehen. Diese Methode wird vornehmlich von Kindern in humoristischer Weise verwendet. Es kann aber auch eine alternative Spracherzeugung für Menschen bedeuten, die sich einer Kehlkopfentfernung unterziehen mussten. In diesem Fall ist es die Schleimhaut auf Höhe des oberen Speiseröhrenschließmuskels (Sphinkter), die durch die Luft in Schwingungen versetzt wird. Auf diese Weise ersetzt sie die Stimmbänder (Ersatzstimmritze). Es entsteht ein Ton, der im Mundraum entsprechend zu einem Laut geformt wird. Diese Ersatzstimme ist auch unter dem fachlich nicht ganz korrekten Ausdruck „Ruktussprache“ bekannt.
Bei Tieren
Andere Säugetiere, wie Rinder und Schafe, rülpsen ebenfalls, siehe Ruktus, jedoch ist der Hauptbestandteil ihres aufgestoßenen Gasgemisches Methan, das ein Nebenprodukt der tierischen Verdauung ist. Anaerobier, wie z. B. Escherichia coli (E. coli) und methanogene Kleinstlebewesen sind verantwortlich für den Methanausstoß von Tieren. Eine durchschnittliche Kuh gibt täglich etwa zwischen 542 Liter (in einem Stall) und 600 Liter (auf freiem Feld) an die Umwelt ab. Dies passiert bei Rindern hauptsächlich durch Flatulenzen und Rülpsen. Einige australische Wissenschaftler versuchen in Perth einen anti-methanogenen Impfstoff zu entwickeln, um den Methanausstoß von Rindern zu minimieren.
Manche Fische (z.B. Carangidae) stoßen Gas unter ihren Kiemendeckeln aus - der "Rülpser" kommt in diesem Fall vom Gas aus ihrer Schwimmblase. Andere Tiere wie Pferde oder Ratten sind absolut nicht fähig zu rülpsen (bzw. zu erbrechen).
Trivia
Der aktuelle Weltrekord des lautesten (auf Tonband aufgezeichneten) Rülpsens liegt bei 118,1 Dezibel. Er wurde von Paul Hunn aus London, England aufgestellt. (Zum Vergleich: 118,1 dB ist lauter als eine Motorsäge in 1 Meter Entfernung. Die Schmerzgrenze beim Menschen liegt bei 130 dB).
Einzelnachweise
- ↑ S. Mutschler und K. Ensikat (2008): Ritter durften noch rülpsen. dtv.
- ↑ gemäß der Zeit
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