- Saccopteryx
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Sackflügelfledermäuse Systematik Überordnung: Laurasiatheria Ordnung: Fledertiere (Chiroptera) Unterordnung: Fledermäuse (Microchiroptera) Familie: Glattnasen-Freischwänze (Emballonuridae) Unterfamilie: Diclidurini Gattung: Sackflügelfledermäuse Wissenschaftlicher Name Saccopteryx Illiger, 1811 Die Sackflügel- oder Zweistreifenfledermäuse (Saccopteryx) sind eine in Amerika lebende Gattung der Glattnasen-Freischwänze (Emballonuridae).
Inhaltsverzeichnis
Namensgebung
Die Gattung Saccopteryx beinhaltet vier Arten, die von Südmexiko bis Südostbrasilien vorkommen. Namensgebend für diese Gattung ist eine sackförmige Einstülpung in der Vorderflughaut (Antebrachium) der Männchen (saccus: lat. der Sack; pteron: gr. der Flügel). Weibchen besitzen nur ein Rudiment dieser Tasche. Der Artname von Saccopteryx bilineata bezieht sich auf zwei Streifen im Rückenfell, die jedoch auch die drei anderen Arten der Gattung Saccopteryx tragen.
Quartier
Fledermäuse der Gattung Saccopteryx verbringen den Tag an relativ gut beleuchteten Stellen zum Beispiel an den Öffnungen von Baumhöhlen, in den Nischen zwischen Brettwurzeln, in Einbuchtungen von Baumstämmen oder aber auch an menschlichen Bauwerken. Sie hängen dabei in der Regel nicht von der Decke, sondern an vertikalen Strukturen. Die Individuen einer Kolonie halten einen Mindestabstand von einigen Zentimetern zueinander aufrecht.
Verhalten
Die meisten Verhaltensbeobachtungen wurden an Saccopteryx bilineata durchgeführt. Die Tasche der Männchen beinhaltet eine duftende Flüssigkeit, die von den Männchen im Schwirrflug den Weibchen zugefächelt wird (Bradbury & Emmons 1974). Histologische Untersuchungen ergaben, dass das Taschenepithel keine Drüsenzellen besitzen (Stark 1958, Scully et al. 2000).In den Nachmittagsstunden füllen die Männchen Sekrete aus verschiedenen Körperregionen in die Taschen (Speichel, Urin, Sekret der Gulardrüse und einer Genitaldrüse). Der Duft der Taschen wird im Anschluss den Weibchen zugefächelt (Bradbury & Emmons 1974, Voigt & von Helversen 1999, Voigt 2002). Zusätzlich zur Balz im Schwirrflug, äußern die Männchen auch Gesänge, mit denen sie Weibchen anlocken (Behr & von Helversen 2004).
Paarungssysteme
Bisher sind nur die Paarungssystem von Saccopteryx bilineata und leptura beschrieben. Laut Bradbury & Vehrencamp (1976, 1977) hat Saccopteryx leptura ein monogames Paarungssystem, bei dem in der Regel ein Männchen mit einem Weibchen im Tagesquartier zusammenhängt. Die Kolonien von Saccopteryx bilineata können mehrere Dutzend Individuen zählen (Bradbury & Emmons 1974). Die soziale Untereinheit besteht aus einem adulten territorialen Männchen und mehreren Weibchen. In der Vergangenheit wurden derartige Paarungssysteme als harem-polygyn beschrieben (Bradbury & Vehrencamp 1976, 1977). Molekulargenetische Analysen erbrachten, dass die territorialen Harem-Männchen die Weibchen ihrer Gruppe nicht monopolisieren können (Heckel et al. 1999). Dennoch zeugen Harem-Männchen mehr Nachkommen als solche, die keine Weibchengruppe verteidigen (Heckel & von Helversen 2002). Die Anzahl der Nachkommen eines Harem-Männchens nimmt mit der Haremgröße zu (Heckel & von Helversen 2002). Da Männchen, die keine Weibchengruppe verteidigen, ebenfalls Nachkommen zeugen, wird vermutet, dass die Weibchenwahl (engl. female choice) in diesem Paarungssystem von Bedeutung ist. Männchen interagieren nur selten mit den territorialen Männchen. Experimente in einer Kolonie von Sackflügelfledermäusen erbrachten, dass Männchen ohne Weibchengruppe in Schlange stehen, um den Platz eines Harem-Männchens einzunehmen, falls dieses fehlen sollte (Voigt & Streich 2003). Da es nur wenige direkte Männchen-Männchen-Interaktionen gibt und Flugmanöver sowohl bei der territorialen Verteidigung als auch der Balz von Bedeutung sind, haben kleine Männchen vermutlich einen selektiven Vorteil (Voigt et al. 2001, 2005)
Literatur
- Behr O, Helversen O von (2004) Bat serenades - complex courtship songs of the sac-winged bat (Saccopteryx bilineata). Behav Ecol Sociobiol 56:106-115
- Bradbury, J.W., and L. Emmons (1974) Social organization of some trinidad bats. I Emballonuridae. Zeitschrift für Tierpsychologie 36:137-183.
- Bradbury JW, Vehrencamp SL (1976) Social organization and foraging in Emballonurid bats I. Field studies. Behav Ecol Sociobiol 1:337-381.
- Bradbury JW, Vehrencamp SL (1977) Social organization and foraging in Emballonurid bats III. Mating systems. Behav Ecol Sociobiol 2:1-17.
- Heckel G, von Helversen O (2002) Male tactics and reproductive success in the harem polygynous bat Saccopteryx bilineata. Behav Ecol 13:750-756.
- Heckel G, von Helversen O (2003) Genetic mating system, relatedness and the significance of harem associations in the bat Saccopteryx bilineata. Mol Ecol 12:219-227.
- Heckel G, Achmann R, Mayer F (2000) Highly polymorphic microsatellite markers in the white-lined bat (Saccopteryx bilineata). Mol Ecol 9:242-244.
- Scully, W.M., M.B. Fenton, and A.S.M. Saleuddin (2000) A histological examination of holding sacs and scent glandular organs of some bats (Emballonuridae, Hipposideridae, Phyllostomidae, Vespertilionidae and Molossidae). Canadian Journal of Zoology 78: 613-623.
- Starck, D. (1958) Beitrag zur Kenntnis der Armtaschen und anderer Hautdrüsenorgane von Saccopteryx bilineata Temminck 1838 (Chiroptera, Emballonuridae), Gegenbaur Morphologisches Jahrbuch 99: 3-25.
- Voigt, C.C. (2002) Individual variation of perfume-blending in male sac-winged bats. Animal Behavior 63: 907-913.
- Voigt CC, Streich WJ (2003) Queuing for harem access in colonies of the sac-winged bat. Anim Behav 65:149-156.
- Voigt, C.C., and O Von Helversen. (1999) Storage and display of odor by male Saccopteryx bilineata (Chiroptera; Emballonuridae). Behavioral Ecology and Sociobiology 47:29-40.
- Voigt CC, von Helversen O, Michener RH, Kunz TH (2001) The economics of harem maintenance in the sac-winged bat Saccopteryx bilineata. Behav Ecol Sociobiol 50:31-36.
- Voigt, C. C., G. Heckel, and F. Mayer. (2005). Sexual selection favours mall and symmetric males in the polygynous greater sac-winged bat Saccopteryx bilineata (Emballonuridae, Chiroptera). Behavioral Ecology and Sociobiology. 57:457-464.
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