- Mexiko
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Estados Unidos Mexicanos
Vereinigte Mexikanische Staaten
Flagge Wappen Amtssprache Spanisch (de facto), seit 2003 sind 62 indigene Sprachen in Mexiko als „Nationalsprachen“ anerkannt Hauptstadt Mexiko-Stadt Staatsform Präsidiale Bundesrepublik Staatsoberhaupt und Regierungschef Präsident Felipe Calderón Hinojosa Fläche 1.972.550 km² Einwohnerzahl 112.322.757 (Volkszählung 2010) [1] Bevölkerungsdichte 56,9 Einwohner pro km² Bruttoinlandsprodukt 2008 Human Development Index 0,854 (53.) [2] Währung Mexikanischer Peso Unabhängigkeit 1810 erklärt, 1821 anerkannt Nationalhymne Himno Nacional Mexicano Zeitzone UTC −6 bis −8 Kfz-Kennzeichen MEX Internet-TLD .mx Telefonvorwahl +52 Mexiko (spanisch: México [ˈmexiko], Nahuatl: Mexihco [me:'ʃiʔko]), amtlich Vereinigte Mexikanische Staaten, span.: Estados Unidos Mexicanos, ist eine Bundesrepublik in Nordamerika, die 31 Bundesstaaten und einen Hauptstadtdistrikt, Mexiko-Stadt, umfasst. Im Norden grenzt Mexiko an die Vereinigten Staaten von Amerika (USA), im Süden und Westen an den Pazifischen Ozean, im Südosten an Guatemala, Belize und an das Karibische Meer, im Osten an den Golf von Mexiko. Mit einer Gesamtfläche von fast zwei Millionen Quadratkilometern ist Mexiko das fünftgrößte Land auf dem amerikanischen Doppelkontinent, global liegt das Land an vierzehnter Stelle. Weltweit liegt Mexiko mit einer Bevölkerungszahl von etwa 110 Millionen Menschen auf Platz elf.
Inhaltsverzeichnis
Begriffsgeschichte und Landesname
Das Land ist nach der Hauptstadt der Azteken, Mexico-Tenochtitlan (jetzt Mexiko-Stadt), benannt. Für die Herkunft der Bezeichnung Mexico (mē/ʃ/ĭ'co) gibt es verschiedene, aber unbefriedigende Erklärungen. Nach einer Erklärung stammt der Teil mē von mĕtl, was die Agavenpflanze (auch: Maguey) bezeichnet. Der Teil xĭ soll von xīctli (Nabel) abgeleitet sein und zusammen mit dem im Nahuatl häufigen Ortssuffix co beziehungsweise ko die Bezeichnung Der Platz, wo der Nabel (der Mittelpunkt) der Maguey liegt ergeben. Diese Ableitung ist unmöglich, da in den ersten beiden Fällen die im Nahuatl bedeutungsunterscheidende Vokallänge unterschiedlich ist.[3] Statt dessen wird der Ortsname als regelmäßige Bildung von der in den Quellen gut belegten Volksbezeichnung mē/ʃ/ĭ'tin (Plural) abgeleitet, deren Etymologie jedoch wie bei ähnlichen Namen undurchsichtig ist.[4]
Alle diese Wörter sowie viele weitere geographische Namen basieren in ihrer lateinischen Schreibweise auf der (kastilischen) Transkription der Spanier, der ersten Europäer dort. Sie schrieben den /ʃ/-Laut (deutsch: sch) der Nahuatl-Sprache wie damals bei ihnen üblich als x. Seither hat sich die Aussprache des Spanischen allerdings gewandelt und das alte x wird /x/ (deutsch: ch (nach a, o, u)) ausgesprochen – ebenso wie j und g (vor e, i), die einstmals /ʒ/ (französisch: j) lauteten. In der Folge werden nun alle diese Wörter mit j oder g geschrieben (beispielsweise wird Don Quixote zu Don Quijote) und x klingt ähnlich wie ch im Deutschen. Namen wurden allerdings wie auch bei anderen vergleichbaren Vorgängen anderswo nur teilweise (vgl. beispielsweise Celle) an die neue Buchstaben-Laut-Zuordnung angepasst. Trotzdem findet sich in spanischen Texten auch die Schreibweise Méjico statt México. In Mexiko selbst wird meist Wert auf die Schreibung mit x gelegt, da sie als eigene, nicht koloniale Schreibung gilt. Die königlich-spanische Akademie (Real Academia Española), die für die Festlegung der spanischen Orthografie zuständig ist, lässt beide Schreibweisen zu. Daneben wird das x teilweise, etwa in „Xola“ und in „Xochimilco“, als /ʃ/ beziehungsweise /s/ ausgesprochen (etwa „Schola“ beziehungsweise „Sotschimilko“).
Physische Geographie
Der größte Teil von Mexiko (88 %) ist dem nordamerikanischen Kontinent zugeordnet, während der südliche Teil bereits zur Landbrücke Zentralamerikas zählt. Das Land ist mit einer Fläche von 1.972.550 km² fast sechs Mal so groß wie Deutschland, wobei 1.923.040 km² auf Land, 49.510 km² auf Wasser und über 5.000 km² auf unbewohnte Inseln entfallen. In Bezug auf die Fläche nimmt Mexiko weltweit den 14. Platz ein.[5] Mexiko ist über 3.000 km lang und hat eine Breite von 200 km bis 2.000 km. Im Nordwesten befindet sich die Halbinsel Niederkalifornien mit einer Länge von 1.200 km, im Osten grenzt an den Golf von Mexiko die Halbinsel Yucatán, die sich Mexiko mit Guatemala und Belize teilt.
Im Norden grenzt Mexiko an die USA mit einer Grenzlänge von (3.326 km) und im Südosten an Guatemala mit (962 km) und Belize (250 km). Es besitzt 12.540 km Meeresküste, davon 8.200 km am Pazifik und 3.200 km am Atlantik. Ab der Küste seewärts besitzt Mexiko bis 200 Seemeilen (370 km) exklusive Nutzungsrechte.
Die Gesamtlänge der Landesgrenze beträgt 4.538 Kilometer.
Mexiko hat drei Zeitzonen, siehe hierzu Zeitzonen in Mexiko.
Der höchste Punkt Mexikos ist mit 5700 Meter der auf der Grenze zwischen den Bundesstaaten Puebla und Veracruz liegende Vulkan Citlaltépetl. Der tiefste Punkt ist mit 10 Metern unter dem Meeresspiegel Mexicali, die Hauptstadt des Bundesstaates Baja California.
Klima
Mexiko ist ein klimatisch vielgestaltiges Land, das sowohl über subtropisches und alpines Klima als auch über Wüstenklima verfügt. Es gehört somit in den Übergangsbereich der sommerfeuchten äußeren Tropen mit 8 bis 10 humiden Monaten im Südosten des Landes über die ganzjährig ariden Subtropen im Bereich des Wendekreises bis zum Winterregenklima Kaliforniens, das im äußersten Westen (Baja California) gerade noch wirksam wird.
Geologie
Der größte Teil Mexikos besteht aus einem Hochlandblock, der an markanten Bruchlinien im Osten und Westen herausgehoben wurde. Die Randgebirge sind sehr unterschiedlich gestaltet: Die Sierra Madre Oriental im Osten setzt sich aus parallel streichenden Faltenzügen und steil aufragenden Schichtrippen der Jura- und Kreideformation zusammen. Dagegen baut sich die Sierra Madre Occidental im Westen aus flach lagernden vulkanischen Decken des Tertiärs auf. Beide erscheinen von den hügeligen Küstentiefländern aus als hohe Gebirgsmauern.
Das Hochland erreicht an der Grenze zu den USA 1200 m Meereshöhe. An die Sierra Madre Occidental schließt sich südlich die Cordillera Neovolcánica an, die aus vulkanischen Ablagerungen aus der Zeit des Pliozän bis Quartär besteht und nicht nur durch Riesenvulkane, sondern zusätzlich durch eine Vielzahl von vulkanischen Kegeln und Kratern geprägt ist. Sie bildet den Südrand des Hochlandblocks, der in einer Bruchstufenzone rund 1000 m tief zur Senke des Río Balsas abbricht. Im Süden befindet sich die Sierra Madre del Sur westlich der Sierra Madre de Chiapas. Nordöstlich vorgelagert ist die Halbinsel Yucatán, deren größter Teil zu Mexiko gehört. Sie besteht aus einer Kalksteintafel, die seit dem Tertiär aus dem Meer herausgehoben wurde.
Die höchsten Erhebungen des Landes findet man am Transmexikanischen Vulkangürtel, auch Sierra Nevada genannt: den Citlaltépetl (5636 m), auch als Pico de Orizaba bezeichnet, den höchsten Berg in Mexiko, den derzeit aktiven Popocatépetl (5462 m), den Iztaccíhuatl (5286 m) und den Nevado de Toluca (4980 m).
Drei wichtige Metropolregionen von Mexiko liegen in den Tälern zwischen diesen vier Vulkanbergen: Mexiko-Stadt, Puebla und Toluca.
Humangeographie
Die größten Städte Mexikos, allesamt Millionenstädte, sind Mexiko-Stadt, Guadalajara, Monterrey, Ecatepec de Morelos, Puebla, Nezahualcóyotl, Ciudad Juárez, Tijuana, León und Zapopan. Sie befinden sich überwiegend im Landesinneren, dagegen sind die Küstengebiete eher dünn besiedelt.[6] Zudem gibt es in Mexiko ein Gefälle zwischen Zentrum und Peripherie, in dem Mexiko Stadt deutlich dominiert. Die Metropolregion fasst 18 Prozent der Gesamtbevölkerung Mexikos. Daneben ist es das wirtschaftliche Zentrum, das etwa ein Drittel des Dienstleistungs- und Handelssektors und zwei Drittel der Vermögenswerte auf sich vereint. Zwei Drittel des Etats für das höhere Schulwesen Mexikos und drei Viertel des Forschungsetats werden in Mexiko-Stadt investiert.[7]
Ballungsräume in Mexiko (Nationaler Beirat von Mexiko für Bevölkerungswachstum, 2009)[8]
Nummer Metropolregion Bundesstaat Einwohner Nummer Metropolregion Bundesstaat Einwohner
Mexiko Stadt
Guadalajara
Monterrey1 Mexiko Stadt D.F., México, Hidalgo 21.163.226[9] 12 Querétaro Querétaro 1.036.154 2 Guadalajara Jalisco 4.365.104 13 Mérida Yucatán 954.813 3 Monterrey Nuevo León 3.985.457 14 Mexicali Baja California 926.042 4 Puebla Puebla, Tlaxcala 2.647.099 15 Aguascalientes Aguascalientes 906.758 5 Veracruz Veracruz 2.584.034 16 Cholula Puebla 872.765 6 Tijuana Baja California 1.784.034 17 Cuernavaca Morelos 850.405 7 Toluca México 1.775.337 18 Chihuahua Chihuahua 839.129 8 León Guanajuato 1.554.786 19 Tampico Tamaulipas, Veracruz 834.983 9 Ciudad Juárez Chihuahua 1.407.849 20 Culiacán Sinaloa 793.730 10 Comarca Lagunera Coahuila, Durango 1.118.612 21 Saltillo Coahuila 792.697 11 San Luis Potosí San Luis Potosí 1.036.555 22 Acapulco Guerrero 786.830 - Siehe auch: Liste der Städte in Mexiko
Natur
Mexiko ist eines jener 12 Länder, die man zu den so genannten „Biodiversitäts-Hotspots“ zählt. Mexiko beheimatet 200.000 verschiedene Spezies, das sind 10- 12 % aller weltweit vorkommenden Arten. Mexiko nimmt mit 763 bekannten Arten den ersten Platz bezüglich der Artenvielfalt bei den Reptilien ein, mit 448 Arten den zweiten Platz bei den Säugetieren und mit 290 bekannten Arten den vierten Platz bei den Amphibien. Die Flora umfasst 26.000 verschiedene Spezies. Etwa 2500 Arten sind gesetzlich geschützt.
Geschichte
Präkolumbische Geschichte
Nach dem derzeitigen Forschungsstand liegt die erste Besiedlung (Tlapacoya) um etwa 20.000 bis 22.000 Jahre zurück. Erste Spuren von Ackerbau finden sich ca. 1500 bis 900 v. Chr. Etwa 1500 v. Chr. wurde die Stadt Tlatilco im Tal von Mexiko besiedelt, die erst im 4. Jahrhundert wieder aufgegeben wurde. Tlatilco stand unter anderem unter dem kulturellen Einfluss der Olmeken. Komplexere Kulturen bildeten sich von 900 bis 300 v. Chr. Zwischen 100 und 900 n. Chr. bildeten sich die sogenannten mesoamerikanischen Zivilisationen heraus. Es entwickelten sich die Kulturen der Maya, Olmeken, Tolteken und Azteken. Um 1500 n. Chr. waren die Azteken das beherrschende Volk im Gebiet des heutigen Mexikos.
Spanische Kolonialzeit
In den Jahren 1517 und 1518 erreichten die ersten spanischen Expeditionen unter Francisco Hernández de Córdoba und Juan de Grijalva die Halbinsel Yucatán. Die neu „entdeckten“ Hochkulturen und die reichlichen Goldgegenstände machten die tierra firme, das Festland, für die Spanier interessant. In den Jahren 1519 bis 1521 gelang es Hernán Cortés, das so genannte Azteken-Reich mit Hilfe zahlreicher indigener Verbündeter zu stürzen. Das heutige Mexiko wurde zum Vizekönigreich Neuspanien. Siehe dazu Spanische Eroberung Mexikos.
Unabhängigkeitskriege, Revolution
Im Jahre 1810 wurde die Unabhängigkeit von Spanien erklärt, die einen langen Krieg nach sich zog, der 1821 zur endgültigen Unabhängigkeit führte. Erstes Staatsoberhaupt der jungen Nation war Agustín de Iturbide, der das Land ab 1822 als Kaiser regierte. Bereits 1823 musste er nach einem Militäraufstand abdanken, und Mexiko wurde zur Republik. Im gleichen Jahr, 1823, löste sich das Gebiet von Guatemala, woraus sich die späteren unabhängigen Staaten Guatemala, El Salvador, Nicaragua, Costa Rica, und Honduras bildeten, von Mexiko los.
1835 versuchten die Vereinigten Staaten von Amerika vergeblich, Mexiko die Gebiete um Texas und Kalifornien abzukaufen. 1836 riefen die in Texas lebenden Amerikaner die unabhängige Republik von Texas aus. 1845 wurde Texas von den USA annektiert und weitere mexikanische Gebiete um Texas, bis hin zum Rio Grande, beansprucht. Der Streit um die Rio Grande-Grenze führte 1846 mit einer US-Invasion zum Mexikanisch-Amerikanischen Krieg. Nach der Niederlage Mexikos im Jahre 1848 trat mit Unterzeichnung des Vertrags von Guadalupe Hidalgo Mexiko seine nördlichen Gebiete ab, darunter die späteren US-Bundesstaaten Kalifornien, New Mexico, Arizona, Nevada, Utah und Colorado.
In den 1860ern stand das Land unter der Besetzung durch Frankreich, das in dieser Zeit den Kaiser Maximilian I. (Habsburg) einsetzte. Präsident Benito Juárez, der mit Hilfe der USA die Franzosen aus dem Land vertrieb, beendete endgültig die Ära des mexikanischen Kaiserreiches durch die Hinrichtung Maximilians im Jahre 1867.
Die lange Diktatur Porfirio Díaz’ führte 1910 zur Mexikanischen Revolution und 1911 zu seinem Rücktritt. Die revolutionären Kräfte besiegten die Armee, verloren sich aber in internen Streitereien, die das Land 20 Jahre lang in ständiger Unruhe hielten. Am Ende der Revolution kontrollierte die Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI) das Land.
Mexiko erlangte während des Faschismus für Europäer große Bedeutung als Exilland. Mexiko war das einzige Land (von 17 Mitgliedern des Völkerbundrates), das am 19. März 1938 den Anschluss Österreichs durch Deutschland laut mit Protest belegte. Mexiko wies auf die Folgen für den (Welt-)Frieden hin, wenn die Pflichten aus der Völkerbundsatzung und aus dem internationalen Recht nicht eingehalten werden. Aus Anerkennung für diese Tat wurde in Wien ein Straßenabschnitt mit dem Namen Mexikoplatz benannt.
Die Partei der Institutionalisierten Revolution kontrollierte das Land Mexiko bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. Während der Regierungszeit der PRI bestand lange Zeit keine klare Trennung zwischen den Institutionen des Staates und jenen der „offiziellen Partei“, das heißt der PRI. So unterstand etwa die Organisation von Wahlen der PRI. Dies führte zu zahlreichen Berichten über Unregelmäßigkeiten bei den Wahlen wie beispielsweise Fälschung von Wahllisten, mehrfacher Stimmabgabe, Stimmenkauf, Kontrollen der Stimmabgabe, Wahlurnenraub und unkorrekter Stimmenauszählung. Zwischen den 1940er und 1970er Jahren erlebte Mexiko eine Phase starken wirtschaftlichen Wachstums und wachsenden Wohlstands (Mexikanisches Wunder).
Als Drogenkrieg in Mexiko werden seit einer entsprechenden Regierungserklärung des Präsidenten Felipe Caldéron am 11. Dezember 2006 die bewaffneten Konflikte in Mexiko bezeichnet, die sowohl von Polizei- und Militäreinheiten gegen die im Drogenhandel tätigen kriminellen Organisationen (sog. mexikanischen Drogenkartelle) als auch zwischen den Angehörigen der Drogenkartelle selbst ausgetragen werden. Zurzeit stehen ungefähr 40.000 Armeeangehörige und 5000 Polizisten gegen schätzungsweise 300.000 Angehörige der mexikanischen Drogenkartelle (u. a. Sinaloa-Kartell, Golf-Kartell) und ihre paramilitärischen Einheiten (u. a. Los Zetas) im Einsatz. Die Drogenkartelle kämpfen mit hochmodernen Schusswaffen, besitzen aber auch Granatwerfer und Handgranaten.
Begünstigt wird der Drogenkrieg durch den organisierten, illegalen Waffenschmuggel von den USA nach Mexiko.[10] Die Waffen, darunter auch Kriegsschusswaffen, sind nach dem Waffenrecht in den Vereinigten Staaten in manchen US-Bundesstaaten, wie in Texas und New Mexiko, bei lizenzierten Händlern frei verkäuflich.
Politik
Verfassungsentwicklung
Die Politische Verfassung der Vereinigten Mexikanischen Staaten existiert seit 1917. Sie entstand in Folge der mexikanischen Revolution und wurde von einer Verfassungsgebenden Versammlung erarbeitet. Die Verfassung stellte einen Kompromiss verschiedenster Interessensgruppen dar, weshalb sie antiklerikale, nationale, antiimperialistische, republikanische, paternalistische und sozial-reformistische Elemente enthält.[11] Dazu kommen aber auch liberale Elemente wie die bürgerlichen Freiheitsrechte, Rechtssicherheit, das allgemeine Wahlrecht, das bis 1953 jedoch auf Männer beschränkt blieb, Sozialstaatlichkeit und die Garantie des Privateigentums, wobei auch weitere Eigentumsformen als verfassungsgemäß anerkannt wurden. Artikel 27, der längste Artikel der mexikanischen Verfassung, schreibt dem Staat das Eigentum an Land und Wasser zu sowie versieht ihn mit dem Recht die Bewirtschaftung an Privatpersonen und Kollektive zu übertragen. Dieser Artikel sollte primär die Macht der Großgrundbesitzer limitieren. Ein ähnliches Ziel zeigt sich in Artikel 123, in welchem Arbeitnehmerrechte festgeschrieben werden. Beide Artikel zusammen bildeten für lange Zeit die ideologische Legitimationsbasis der postrevolutionären Regierungen für das revolutionäre Projekt und politische Kontrolle.[11]
Die in der Verfassung formal garantierten Rechte der Bevölkerung traten allerdings lange Zeit hinter die Realität des mexikanischen politischen Systems zurück. Im mexikanischen Korporatismus war die Möglichkeit der Einklagbarkeit der Rechte nicht besonders ausgeprägt und an ihrer Stelle stand ein System von politischen Gefälligkeiten, Loyalitäten und Begünstigungen, die sich in Verhandlungen ausdifferenzierten. Die Durchsetzung der Verfassungsrechte war damit vor allem an die Mobilisierungsfähigkeiten verschiedener gesellschaftlicher Gruppierungen und ihre Bedeutung für die Aufrechterhaltung der Regierung der Partido Revolucionario Institucional gebunden. Staatliche Institutionen und Gerichte sorgten lange Zeit weniger für die Durchsetzungen der Rechte, sondern funktionalisierten diese im Rahmen der geltenden politischen Ordnung.
Die Verfassung Mexikos wurde seit ihrer Proklamation 1917 über 150 Mal geändert und in den 1990er-Jahren wurden die Artikel 27 und 123 im Zuge der ökonomischen Neuausrichtung geändert. Zudem wurde das Verhältnis von Staat und Kirche neu geordnet.[12] Daneben gab es vor allem Reformen, welche die Menschenrechtssituation in Mexiko verbessern sollten. Unter der Präsidentschaft Carlos Salinas de Gortaris wurde der Artikel 102 ergänzt, der die Befugnisse des Generalstaatsanwalts regelt. Der mexikanische Kongress und auch die Parlamente der Bundesstaaten sind verpflichtet, Organe zu schaffen, die die Einhaltung der in der Verfassung garantierten Menschenrechte überwachen sollen, aber keine Befugnisse im Bezug auf Wahlen, Gerichtsverfahren und Arbeitsverhältnisse haben. Unter Ernesto Zedillo Ponce de León wurde in der Verfassung zudem ein Recht auf öffentliche Sicherheit verankert.[12] Trotz dieser Anpassungen der Verfassung hat sich die Menschenrechtslage in Mexiko kaum verbessert, weshalb die gesellschaftliche, politische und kulturelle Einbettung der Verfassungsreformen noch fraglich ist.
Staatsrecht
Seit 1917 ist Mexiko eine präsidiale Bundesrepublik. Der Präsident ist Chef der Bundesregierung und zugleich oberster Repräsentant des Staates. Er wird direkt vom Volk für eine einzige, sechs Jahre dauernde Amtszeit, das so genannte sexenio, gewählt. Das Verbot der Wiederwahl ist in der Verfassung festgeschrieben. Ein vorzeitiges Ende der Amtszeit ist nicht vorgesehen und tritt nur im Todesfall ein. Der Präsident vereint eine besonders hohe Machtbefugnis. Er besitzt das Initiativrecht bei Gesetzgebungsverfahren und ein Vetorecht bei Gesetzesinitiativen aus dem Kongress.[12] Darüber hinaus ist der Präsident Oberbefehlshaber des mexikanischen Militärs und ernennt dessen höchste Ränge, eine Reihe hoher Staatsbeamter und den Generalstaatsanwalt. Bis 1996 konnte er zudem das Regierungsoberhaupt des Bundesdistrikts von Mexiko-Stadt ernennen, das seitdem direkt gewählt wird. Mit Zustimmung von Kongress und Ministerrat kann der mexikanische Präsident den Notstand verhängen. Er hat das Recht zur Initiative für Kriegserklärungen, gibt die Richtlinien der Außenpolitik vor und unterzeichnet internationale Verträge. Neben den verfassungsmäßigen Befugnissen prägten über die lange Zeit der Herrschaft der Partido Revolucionario Institucional weitere informelle Regeln das Präsidentenamt. Der Präsident dominierte in und über die Partei, er enthielt sich der Kritik an seinem Amtsvorgänger und musste sich diesen Traditionen unterwerfen, da er sonst aus dem Zentrum der Macht ausgeschlossen werden konnte.[13] Innerhalb der sechsjährigen Amtszeit erreichte er erst im dritten und vierten Jahr seinen Machthöhepunkt und kümmerte sich gegen Ende der Amtszeit um seine Nachfolge. Trotz der Wahl durch das Volk wurde die Nachfolge nicht transparent, sondern in einem informellen Prozess zwischen verschiedenen Fraktionen und Gruppierungen in der politischen Klasse Mexikos geregelt. Höhepunkt war der Akt der Bekanntgabe, der als Aufdeckung (destape) bezeichnet wurde und bei dem der Präsident seinen Nachfolger per Fingerzeig (dedazo) benannte.[13]
Der Kongress der Union Mexiko (Congreso de la Unión) gliedert sich in zwei Kammern. Das Abgeordnetenhaus umfasst 500 Mitglieder, der Senat besteht aus 128 Senatoren. Die 500 Abgeordneten werden alle drei Jahre gewählt. 300 von ihnen werden in einer Direktwahl (Uninominaö) bestimmt, 200 über Listenplätze (Plurinominal) gewählt.[14] Die Senatoren werden auf sechs Jahre gewählt. In jedem der 32 Bundesstaaten werden drei Senatoren bestimmt, zwei von ihnen nach Mehrheitswahlrecht, der dritte Senatorenposten wird der jeweils stärksten Oppositionspartei zugesprochen. Die 32 übrigen Senatorenplätze werden national nach einem proportionalen Repräsentationssystems vergeben.[14] Die Abgeordneten und Senatoren dürfen wie auch der Präsident nach ihrer Amtszeit nicht wiedergewählt werden. Die wichtigste Funktion des Abgeordentenhauses ist die jährliche Untersuchung, Diskussion und Verabschiedung des Bundeshaushalts, wobei eine Ablehnung nicht vorgesehen ist. Die wichtigste Befugnisse des Senats sind hingegen die Zustimmung zu internationalen Verträgen und die Autorisierung von Truppenentsendungen ins Ausland. Darüber hinaus hat der Kongress das erlassen von Gesetzen und Dekreten, die ökonomische, territoriale und politische Organisation des Landes, die Zustimmung zu Kriegserklärungen, Bildungsförderung und Arbeitsgesetzgebung als Aufgabenbereiche. Die 71 Jahre andauernde Herrschaft der Partido Revolucinario Institucional schlug sich auch in der Dominanz im Parlament nieder. So besetzte sie von 1970 bis 1988 durchschnittlich 78 Prozent des Kongresssitze. Die zunehmende Deligitimation des Systems und ab 1989 auch die zunehmend erfolgreiche Aktivität der Oppositionsparteien in den Bundesstaaten mit ihren Auswirkungen auf die Zusammensetzung des Senats führten spätestens ab 1997 zum Ende der Dominanz der PRI und damit zu einer Stärkung der Bedeutung des Parlaments.[14]
Die Zentralregierung wirkte über lange Zeit stark in die Bundesstaaten hinein, dieser Einfluss ist bis heute gegeben. Die Gouverneure wurden direkt vom Volk gewählt, waren aber in ihrem Handlungsspielraum stark durch ihren Kontakt zum Präsidenten limitiert und auf dessen Wohlwollen angewiesen.[15] Dies liegt in den vielfältigen Abhängigkeiten der Staaten von der Bundesregierung begründet, da diese den Staaten und Gemeinden die Steuereinnahmen zuweist. Daneben haben die Ministerien Vertretungen (Delegaciones) in den Bundesstaaten, Regierungsbezirken und Gemeinden. Über diese werden Bundesmittel insbesondere im Bereich der Sozialfürsorge und Entwicklungsprogramme vergeben. Insbesondere in ärmeren Bundesstaaten können diese Vertretungen mehr Mittel zur Verfügung haben als der Haushalt des Bundesstaates, sie konnten so teilweise mehr Macht entfalten als die Gouverneure und andere regionale und lokale Politiker. Die Präsidenten versuchten auf diese Weise ihren Einfluss weiter auszudehnen. Besonders Carlos Salinas de Gortari, der Präsident von 1988 bis 1994, tat dies mit seinem Nationalen Solidaritätsprogramm.[15]
Der Oberste Gerichtshof Mexikos ist der Suprema Corte de Justicia de la Nación. Er setzt sich aus elf Bundesrichtern (Ministros) zusammen, die vom Präsidenten vorgeschlagen werden und vom Senat bestätigt werden. Ihre Amtszeit ist auf 15 Jahre begrenzt, der Präsident wird aus ihrer Mitte für vier Jahre bestimmt und darf nicht direkt anschließend wiedergewählt werden. In der 71 Jahre andauernden Herrschaft der PRI litt die Judikative besonders. Im Laufe der Jahre verlor sie mehr und mehr an Einfluss. Erst mit der Verfassungsreform von 1995 erhielt der Suprema Corte de Justicia de la Nación wieder die Kompetenz über die Verfassungsmäßigkeit der Politik zu urteilen.[15] Seit dem Jahr 2000 muss der Generalstaatsanwalt vom Senat bestätigt werden.
Wahlsystem
Die Wahlen in Mexiko hatten während der langen Zeit der Dominanz der PRI eher akklamatorischen Charakter, es gab keine Konkurrenz unter den Parteien und damit auch keinen Wahlkampf. Der Kandidat führte im ganzen Land eine Kampagne durch und schloss dabei Büdnisse mit den lokalen Parteivertretern. Seit 1946 organisierte die dem Innenministerium unterstellte Föderale Kommission der Wahlüberprüfung, später in Föderale Wahlkommission umbenannt, die Wahlen. In dieser Kommission stellte die PRI immer die Mehrheit. 1988 zeigte sich das Gremium bei den Konflikten nach der Wahl als nicht handlungsfähig und Präsident Salinas übernahm die Entscheidung und setzte sie durch. Wahlsiege der Opposition waren Verhandlungsergebnisse der Parteien mit dem Präsidenten, nachdem die Wahl bereits erfolgt war.[16]
Seit dem Ende der 1979er-Jahre wurde das Wahlrecht von 1917 immer wieder reformiert. 1991 wurde das Instituto Federal Electoral gegründet, das sich im Laufe der 1990er-Jahre als unabhängige Wahlbehörde etablierte, in der auch nicht staatliche Organisationen und Wahlbeobachter sitzen. Es wurde zwar vom Staat gegründet, konnte aber mehrere Präsidentschaftswechsel überdauern und dabei an Unabhängigkeit und Einfluss gewinnen. Es erstellt und verwaltet die Wählerverzeichnisse und fälschungssichere Identifikationskarten und begleitet die Reformen des Wahlgesetzes.[16] Das Instituto Federal Electoral stieß etwa Reformen an, die den Zugang zu Parteienfinanzierung und Medien für alle Parteien erleichterten. Es überwacht die Wahlen, die Auszählung der Stimmen und verkündet die Wahlergebnisse. Zudem geht es gegen Wahlunregelmäßigkeiten vor. So setzte sich das Instituto Federal Electoral zusammen mit dem Bundeswahlgericht gegen Manipulationen alter PRI-Kreise bei den Gouveneurswahlen in Yucatán und Tabasco in den Jahren 2000 und 2001 durch. Das Instituto Federal Electoral wird von allen mexikanischen Parteien und auch international anerkannt.[17]
Parteienlandschaft
Die Partido Revolucionario Institucional (PRI) war lange Zeit die dominierende Partei in Mexiko, die bis in die 1990er-Jahre in Bund, Ländern und Gemeinden fast uneingeschränkt regierte und bis 2000 den Präsidenten stellte. Sie ging aus der 1929 gegründeten Partido Nacional Revolucionario (PNR) hervor, die unter Plutarco Elías Calles noch territorial organisiert war und nicht sektoral inkorporiert. Als Gegensatz zu Calles mit seinem System regionaler Machteliten etablierte Lázaro Cárdenas del Río in der Partido de la Revolución Mexicana (PRM) eine Gliederung in funktionale Sektoren. So wurden Bauern, städtische Mittel- und Unterschichten und Arbeiter über nationale Organisationen in die Partei eingegliedert. Zwischen 1938 und 1940 galt dies auch für das Militär. Dennoch änderten auch diese Umbildungen unter Cárdenas zunächst nichts an der Dominanz lokaler Machteliten. Dennoch traten nun neben die traditionellen Verbindungen der Caciques neue Netzwerke, die durch Gewerkschaften, Lehrerverbände und weitere nationale und soziale Organisationen geprägt wurden.[17] 1946 wurde die PRI als korporative Partei gegründet. Sie sorgte für eine weitere Verschiebung der Machtverhältnisse von den peripheren Eliten hin zur metropolitanen Modernisierungskoalition und diente über lange Zeit als Verbindungsscharnier zwischen diesen beiden. Die PRI profitierte vom 1946 verabschiedeten Wahlgesetz, das parteilose Kandidaten beschränkte und von Parteien eine nationale Verankerung verlangte, was vom Innenministerium, das die Parteien zuließ, kontrolliert wurde. So nahm der Einfluss und die Macht der lokalen Caciques und der militärischen Caudillos ab, während Akteure, die sich loyal zu den staatlichen Institutionen und Regierenden stellten, ihre Position stärkten. Ab den 1970er-Jahren veränderte sich die Lage der PRI. Ihr fiel es zunehmend schwer, die Landbevölkerung, nationale und transnationale Migranten in die Parteistruktur zu integrieren. Selbes galt für die Studentenbewegung von 1968 und die neuen sozialen Bewegungen der 1980er mit Akteuren wie Frauen, Migranten, Unterbeschäftigten, Jugendlichen und Intellektuellen.[18]
Die Partido Acción Nacional (PAN) wurde im Gegensatz zur PRI 1939 als Oppositionspartei gegründet. Sie entstand im katholischen Nordwesten Mexikos im Kontext der antiklerikalen Politik der PRI. Über viele Jahre hinweg war die PAN die einzige zugelassene politische Kraft, die aus sich heraus lebensfähig war. In ihr sammelten sich verschiedene Strömungen wie etwa sozial orientierte, neoliberale und katholisch konservative.[18] Die Neoliberalen in der PAN forcierten seit der Regierung von Carlos Salinas de Gortari Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre die Zusammenarbeit mit der PRI. Viele Mitglieder der PAN setzten sich für die Durchsetzung von Freiheitsrechten ein. Ab dem Ende der 1980er-Jahre begannen sie zusammen mit anderen Parteien verstärkt für demokratische und ordentliche Wahlen sowie für mehr Rechtssicherheit einzutreten. Auf regionaler und kommunaler Ebene konnte die PAN in dieser Seite Wahlsiege erringen, auf Bundesebene brauchte sie im Jahr 2000 die Unterstützung der Partido Verde Ecologista de México (PVEM) sowie weiter außer- und überparteilicher Bündnisse, bekannt als Amigos de Fox, um Vicente Fox zum Gewinn der Präsidentschaftswahl zu führen.[19] 2006 konnte die PAN diese Position verteidigen.
Neben den beiden großen Parteien gab und gibt es einige kleinere linke Parteien, die lange Zeit illegal arbeiten mussten. Die 1919 gegründete Partido Communista Mexicano (PCM) ist eine der ältesten Parteien Mexikos. Bis zur Ermordung Leo Trotzkis im Jahr 1940 gab es Auseinandersetzungen zwischen Trotzkisten und Stalinisten. Die PCM war immer wieder verboten und konnte sich erst seit der Präsidentschaft José López Portillos von 1976 bis 1982 frei betätigen und erhielt die Zulassung zu Wahlen. In den 1980er-Jahren schloss sie sich mit weiteren kleinen linken Parteien zusammen, um bei Wahlen bessere Chancen zu haben und so langsam am Prozess der Demokratisierung mitzuwirken.[19] 1989 ging diese Partei in der neu gegründeten Partido de la Revolución Democrática (PRD) auf, wo sie auf eine gemäßigtere, aus der PRI stammenden Basis traf, die den neuen wirtschaftlichen Regierungskurs nicht mittragen wollten.
Neben den drei großen Parteien gibt es noch weitere, kleinere wie die Partido Popular Socialista de México, Partido Nueva Alianza, Partido del Trabajo und die Convergencia por la Democracia.
Staatshaushalt
Der mexikanische Staatshaushalt umfasste 2010 256,9 Milliarden US-Dollar. Dabei lag ein Haushaltsdefizit von 2,8 Prozent vor. Die Staatsverschuldung betrug 28,1 Prozent des Bruttoinlandprodukts.[20] Die Staatsverschuldung betrug Ende 2010 rund 294,154 Milliarden US-Dollar.[21]
Außen- und Sicherheitspolitik
Die Außenpolitik Mexikos wird von der historischen Erfahrung des 19. Jahrhunderts geprägt. In Folge der ausländischen Interventionen, vor allem nach der französischen Intervention in Mexiko und dann nach der mexikanischen Revolution bestimmte die Doctrina Juárez die mexikanische Außenpolitik. Sie war auf das Prinzip der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder und das Selbstbestimmungsrecht der Nationen ausgerichtet. Die mexikanische Politik beschränkte sich somit auf Einflussnahme in multilateralen Organisationen.[22] In den 1970er-Jahren veränderte sich diese Position, spätestens mit der Schuldenkrise von 1982 war sie hinfällig. Anstelle der Gleichsetzung von revolutionärem Staat mit nationaler Souveränität trat unter der Regierung José López Portillos nun das Verständnis, diese liege in der internationalen Partizipation. Dies führte in der Folge zu verschiedenen Schritten der internationalen Integration. 1986 trat Mexiko dem Allgemeinem Zoll- und Handelsabkommen bei und 1993 der Asiatisch-pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft. Mexiko trat 1994 der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung bei und zugleich aus der Gruppe der 77 aus. Zudem war das Land 1995 eines der Gründungsmitglieder der Welthandelsorganisation.[22]
Mexiko ist Mitglied der Vereinten Nationen. Seit den 1990er-Jahren tritt Mexiko für eine Reform des UN-Sicherheitsrats ein. Dabei positioniert es sich mit der Unterstützung von Kanada, Italien, Pakistan, Südkorea, Spanien, Argentinien, der Türkei und Malta vereint unter dem Namen Uniting for Consensus gegen den Vorschlag der G4-Staaten Deutschland, Brasilien, Indien und Japan, die ständige Sitze im Sicherheitsrat beanspruchen, ein. Mexiko richtet sich dabei vor allem gegen den Sitz Brasiliens, da es dadurch das Machtgefüge in Lateinamerika gefährdet sieht. Darüber hinaus ist Mexiko Mitglied der Organisation Amerikanischer Staaten, der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten, der G8+5 und der G20 Wirtschaftsmächte
Außenpolitisch dominierend ist seit dem 19. Jahrhundert die Beziehung zu den Vereinigten Staaten. Diese Dominanz erhielt 1994 mit der Unterzeichnung des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens eine neue wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Dimension. Mit diesem Abkommen wurde das neue neoliberale Wirtschaftsmodell extern institutionalisiert. In der Folge kam es zu einer weiteren Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen den USA und Mexiko, die weit über die zunehmende ökonomische Integration hinaus ging.[22] Zunehmend trat die Frage der Sicherheit der Grenze zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko in den Fokus. Dabei geht es zum einen um die Frage der illegalen Immigration von Mexikanern in die Vereinigten Staaten und den Menschenhandel, zum anderen um die der Sicherheit im Zusammenhang mit dem Schmuggel von Waffen, Drogen und Geld im Kontext des mexikanischen Drogenkrieges. In Folge der Terroranschläge vom 11. September 2001 veränderte sich die Beziehung der beiden Staaten. Zum einen rückte der Fokus der US-Politik nun auf andere Regionen, zum anderen waren die Vereinigten Staaten von der mexikanischen Ablehnung des Irakkrieges enttäuscht. Hinzu kam in den USA 2003 die Verabschiedung der Gesetze Agricultural Jobs, Opportunity, Benefits and Security Act, Land Border Security and Immigration Improvement Act und Border Security and Immigration Reform Act, die eine bei weiterem restriktivere Grenz- und Immigrationspolitik verfolgten als Vicente Fox und damit zu Irritationen führten.[22]
Seit den 1960er-Jahren gewannen die Beziehungen Mexikos zu Lateinamerika neben denen zu den Vereinigten Staaten zunehmend an Gewicht. Verstärkt beteiligte sich Mexiko an lateinamerikanischen Kooperationen wie der lateinamerikanischen Freihandelszone, die 1981 zur lateinamerikanischen Integrationsvereinigung wurde. Das Land unterstützte zudem diplomatisch, symbolisch und materiell die revolutionären Bewegungen in Lateinamerika. Entgegen der Erwartungen der USA erhielt Mexiko zudem auch nach der Revolution die diplomatischen Beziehungen zu Kuba aufrecht. Gemeinsam mit Venezuela baute Mexiko weiterhin das lateinamerikanische Wirtschaftssystem auf, das Kuba, nicht aber die USA, miteinbezog. Mit dem Rückbezug auf die Vereinigten Staaten in den 1980er-Jahren ließ aber die lateinamerikanische Integration Mexikos nach. Die Idee mit Argentinien und Brasilien ein Schuldner-Kartell zu bilden und somit die Schuldenkrise zu überwinden wurde in diesem Zusammenhang verworfen.[23] In den 1990er-Jahren schloss Mexiko zwar mit Chile, Kolumbien, Bolivien, Nicaragua und Venezuela Freihandelsabkommen, der Fokus der mexikanischen Außenpolitik wurde jedoch nicht wieder verstärkt auf Lateinamerika gelegt. Dennoch kam es zu einzelnen verstärkten Kooperationen. So wurde der Plan-Puebla-Panamá ausgerufen und die Entwicklung der amerikanischen Freihandelszone forciert, wobei ersterer zeitweise nicht weiter verfolgt wurde und letztere bis heute nicht zustande gekommen ist. Zudem begann Mexiko damit verstärkt Kritik an der Menschenrechtslage auf Kuba zu üben, so dass trotz Annäherung an Argentinien, Brasilien und Uruguay keine Rückbesinnung auf die Lateinamerikapolitik der 1960er- und 1970er-Jahre gab.[23]
Mexiko war 1975 das dritte lateinamerikanische Land nach Uruguay und Brasilien, das ein Wirtschafts- und Handelsabkommen mit der Europäischen Gemeinschaft abschloss. In den 1980er-Jahren folgten weitere Abkommen und Verträge, die die Zusammenarbeit etwa bei wissenschaftlichen und sozialpolitischen Fragen, sowie bei der Drogenbekämpfung, Tourismusförderung, Kulturpolitik und Umweltpolitik förderten. Die Bedeutung Europas für Präsident Fox wurde auch an der Zahl seiner 16 Auslandsreisen in diese Region deutlich. Auch wurden die europäisch-mexikanischen Beziehungen in seiner Amtszeit zunehmend institutionalisiert. Dennoch erfüllte Europa für Mexiko nicht die in es gesetzten Erwartungen, womit in der Außenpolitik zunehmend Asien und dabei vor allem die Volksrepublik China an Bedeutung gewannen.[23]
Militär
Das mexikanische Militär untersteht dem Secretaría de la Defensa Nacional (SEDENA), das 1884 als Kriegs- und Marinesekretariat (Secretaría de Guerra y Marina) gegründet wurde. 1937 wurde es in Secretaría de la Defensa umbenannt. Für die Mexikanische Kriegsmarine, die Armada de México, ist in Mexiko seither das Secretaría de Marina (SEMAR) zuständig. Die Streitkräfte stehen in der Tradition des Mexikanischen Unabhängigkeitskrieges. Sie haben den Ruf, sich politisch neutral zu verhalten und weniger für Korruption anfällig zu sein als andere staatliche Institutionen und Behörden.[19] Im Gegensatz zur Situation in vielen anderen lateinamerikanischen Staaten mischte sich das mexikanische Militär nicht in ökonomische und politische Transformationen ein. Es agierte nie unabhängig, sondern engagierte sich nur auf Anordnung des Staatspräsidenten oder der Gouverneure.[24]
Bis in die jüngere Geschichte hinein war es nach den militärischen Auseinanersetzungen im 19. Jahrhundert vor allem in Folge von Naturkatastrophen sichtbar. Es kam aber auch zu weiteren Einsätzen im Innern wie bei der Niederschlagung des Eisenbahnerstreiks 1959, der Niederschlagung der Studentenproteste 1968 und der Bekämpfung der Guerilla in den 1970ern. In den 1980er-Jahren und spätestens in den 1990er-Jahren kam es auch auf Druck der Vereinigten Staaten und dem steigenden Ausmaß der Drogenkriminalität zu Einsätzen gegen die Kartelle.[24] Dabei stellte sich heraus, dass das Militär den Drogenhandel nicht eindämmen konnte, sondern vermehrt für Korruption durch die Narcos anfällig wurde. Unter Präsident Caldéron wird das Militär seit Anfang 2007 im den Drogenkartellen erklärten Krieg zur Bekämpfung der Drogenmafia verstärkt eingesetzt. Im Zuge der Kooperation bei der Drogenbekämpfung gelang es den Vereinigten Staaten ihren Einfluss auf das mexikanische Militär auszudehnen, so wurde Mexiko Teil des United States Northern Command und ist damit seit Oktober 2002 in das Area of responsibility der Vereinigten Staaten einbezogen.[25] Die neue Einsatzsituation führte zu Veränderungen des mexikanischen Militärs. Es verliert immer weiter den Rückbezug auf die mexikanische Revolution, sie nimmt immer mehr polizeiliche Aufgaben war, verstrickt sich zunehmend in Menschenrechtsverletzungen und ordnet sich immer weiter US-amerikanischen Sicherheitsinteressen unter. Zum Teil durchlaufen mexikanische Soldaten auch die US-amerikanische Ausbildung.[25]
Die mexikanischen Streitkräfte sind in die Armee, zu der auch die Luftwaffe gehört, und die Marine untergliedert. In Mexiko besteht Wehrpflicht (Servicio Militar Nacional). Alle männlichen Einwohner über 18 werden verpflichtend zum Militärdienst herangezogen, der 12 Monate dauert. Mit 16 kann der Dienst freiwillig angetreten werden, auch Frauen können auf freiwilliger Basis dienen.[26] Die Armee besteht aus 192.000 Soldaten, von denen 130.000 zum Heer, 37.000 zur Marine und 8000 zur Luftwaffe gehören. Hinzu kommen 300.000 Reservisten und 25.000 Angehörige paramilitärischer Einheiten. Die Militärausgaben Mexikos lagen 2006 bei 0,5 des Bruttoinlandprodukts.[26]
Rechtssystem
Das Rechtssystem Mexikos leidet unter starkem Vertrauensverlust der Bevölkerung und strukturellen Defiziten. Das mexikanische Rechtssystem war in das Herrschaftssystem der PRI eingebunden und wurde damit eher nicht als gesellschaftliche Regelinstanz wahrgenommen, sondern wurde als Anrufungs- und Mobilisierungsinstanz verstanden.[27] Dies führt dazu, dass das System Legitimationsprobleme hat. 72 Prozent der Mexikaner halten es nicht für zwingend geboten, sich an die Gesetze zu halten, 71 Prozent sehen die Menschenrechte in ihrem Land nicht als gesichert an und 20 Prozent befürworten Selbstjustiz.[27] Dies hängt auch damit zusammen, dass das mexikanische Rechtssystem als ein Projekt der Elite konstituiert wurde und damit von Beginn an nicht mit der Lebensrealität der der Bevölkerungsmehrheit übereinstimmte. Hinzu kommt etwa die Verwicklung der Polizei in den Drogenhandel und die organisierte Kriminalität und ihre Anfälligkeit für Korruption. Zudem akzeptiert sie in hohem Maße Gewaltanwendung außerhalb des gesetzlichen Rahmens und persönliche Bereicherung.[27]
Für die innere Sicherheit ist in Mexiko das Secretaría de Seguridad Pública, andere Aufgaben eines normalen Innenministeriums werden hingegen vom Secretaría de Gobernación wahrgenommen. Auf Bundesebene ist die Policía Federal Preventiva aktiv, zudem gibt es in den einzelnen Bundesstaaten, Städten und Gemeinden einzelne Polizeibehörden. Auf der Bundesebene ist zudem die 2001 unter der Regierung von Vicente Fox geschaffene Agencia Federal de Investigación aktiv. Die Procuraduría General de la República ist ein unabhängiges politisches Organ. Sie ist für Verbrechensprävention zuständig und für die Überwachung und Reform des Justizwesens und der Verfassung. Der Generalstaatsanwalt wird direkt vom Staatspräsidenten ernannt und steht damit in einem direkten Abhängigkeitsverhältnis zur Exekutive.
Dem Secretaría de Gobernación ist das Centro de Investigación y Seguridad Nacional (CISEN) unterstellt. Er ist der Nachrichtendienst Mexikos und war in seiner Geschichte immer mehr nach innen gerichtet, denn auf äußere Gegner. Er beobachtete etwa Oppositionelle und Andersdenkende in den Jahren nach der Revolution und der Zeit der Alleinherrschaft der PRI.
Politische Geographie
Mexiko ist eine föderale Republik, die aus 31 Bundesstaaten und einem Bundesdistrikt (Distrito Federal) besteht. Die Bundesstaaten sind in Municipios aufgeteilt, der Bundesdistrikt in 16 Delegaciones. Die Bundesstaaten werden von Gouverneuren regiert. In der mexikanischen Verfassung sind im Artikel 73 die Befugnisse des mexikanischen Kongresses geregelt, der Artikel 124 bestimmt, dass alle nicht dem Kongress zugewiesenen Kompetenzen bei den Bundesstaaten liegen.[28] In der Realität wurde dieser Föderalismus aber über lange Zeit nicht wirklich umgesetzt. Die Dominanz der zentralstaatlichen Exekutive wirkte auch in die Bundesstaaten und Munzipien hinein. Die förderalen Einheiten agierten nicht so sehr aus den ihnen zugewiesenen Rechten und Pflichen heraus, sondern waren in ein System der Aushandlung integriert. Seit 1980 nahm der Staat in Folge des Nationalen Systems für fiskalische Koordination 95 Prozent der Steuern ein und gab Teile von ihnen an die untergeordneten Einheiten weiter. Zwar war diese Verteilung formal geregelt, in der Realität gab es aber immer wieder Unstimmigkeiten.[28] Die Zentralregierung hielt oftmals die föderalen Verfahren nicht ein, und über ihm zustehende verfassungsmäßige Rechte konnte der Präsident sogar Gouverneure entlassen und einsetzen.
In Folge der Wahlerfolge der Opposition auf Bundesstaatsebene und der Reduzierung der Macht der PRI kam es zu Entwicklungen im mexikanischen Föderalismus, die diesen stärkten. Unter der Regierung von Carlos Salinas de Gortari wurden 1993 den Bundesstaaten weitere Kompetenzen übertragen. So erhielten sie die Zuständigkeit für Gesundheitsfürsorge und die Primärerziehung. Diese Entwicklungen wurden auch von den nachfolgenden Präsidenten fortgeführt. Vicente Fox versuchte mit dem Programm für einen authentischen Förderalismus 2002-2006 die Dezentralisierung voranzutreiben. Die lokalen Verwaltungen sollten professionaler werden und damit die Kommunen in ihrer Position gestärkt. Die unterschiedlichen föderalen Ebenen sollen zudem in gemeinsamen Kommissionen zusammenarbeiten.[28]
Bundesstaaten Mexikos Bundesstaat Hauptstadt Gründungsjahr Bevölkerung Fläche (km2) Distrito Federal Nicht vorhanden 1824 8.839.361 1.479 Aguascalientes Aguascalientes 1835 1.133.137 5.625 Baja California Mexicali 1952 3.122.408 71.546 Baja California Sur La Paz 1974 558.425 73.943 Campeche San Francisco de Campeche 1857 791.322 57.727 Chiapas Tuxtla Gutiérrez 1824 4.483.886 73.681 Chihuahua Chihuahua 3.376.062 247.487 Coahuila de Zaragoza Saltillo 2.615.574 151.445 Colima Colima 1857 597.043 5.627 Durango Victoria de Durango 1824 1.547.597 123.367 Guanajuato Guanajuato 5.033.276 30.621 Guerrero Chilpancingo de los Bravo 1849 3.143.292 63.794 Hidalgo Pachuca de Soto 1869 2.415.461 20.856 Jalisco Guadalajara 1824 6.989.304 78.630 Estado de México Toluca 14.739.060 22.333 Michoacán de Ocampo Morelia 3.971.225 58.667 Morelos Cuernavaca 1869 1.668.343 4.892 Nayarit Tepic 1917 968.257 27.862 Nuevo León Monterrey 1824 4.420.909 64.203 Oaxaca Oaxaca de Juárez 3.551.710 93.343 Puebla Puebla de Zaragoza 5.624.104 34.251 Querétaro Santiago de Querétaro 1.705.267 11.658 Quintana Roo Chetumal 1974 1.290.323 42.535 San Luis Potosí San Luis Potosí 1824 2.479.450 61.165 Sinaloa Culiacán Rosales 1831 2.650.499 57.331 Sonora Hermosillo 2.499.263 184.946 Tabasco Villahermosa 1824 2.045.294 24.747 Tamaulipas Ciudad Victoria 3.174.134 80.148 Tlaxcala Tlaxcala de Xicohténcatl 1857 1.127.331 3.997 Veracruz de Ignacio de la Llave Xalapa-Enríquez 1824 7.270.413 71.856 Yucatán Mérida 1.909.965 39.671 Zacatecas Zacatecas 1.380.633 75.416 Bevölkerung
Die Bevölkerung setzt sich zusammen aus 60 % Mestizen, 30 % indigenen Völkern (nach anderen Angaben 13 % beziehungsweise 7 %, unter anderem Maya und Nahua, Nachkommen der Azteken) und etwa 9 % Europäischstämmigen (meist Spanier). Das übrige 1 % Prozent bilden Bevölkerungsgruppen anderer Abstammung (größtenteils aus Afrika). Im Bezug auf die Bevölkerungsanzahl nimmt Mexiko den 11. Platz auf der Welt ein.[29]
Die Mehrheit der schwarzen Mexikaner ging in den letzten 200 Jahren in der Mestizenbevölkerung auf. Im Bundesstaat Veracruz und an der Westküste sind heute noch einige schwarze Mexikaner zu finden. Das einzige auf mexikanischem Boden gesprochene Kreol ist das Gullah. Es wird von den Angehörigen der schwarzen Seminolen in der kleinen Gemeinde Nacimiento de los Negros (in der Nähe von Muzquiz, Coahuila) gesprochen.
Jahr Einwohner 1805 5.700.000 1842 7.000.000 1880 9.600.000 1895 12.632.000 1900 13.607.000 1910 15.160.000 1921 14.335.000 1930 16.553.000 1940 19.654.000 1948 24.461.000 1950 26.282.000 Jahr Einwohner 1955 30.557.000 1960 34.994.000 1965 41.284.000 1970 50.695.000 1975 60.145.000 1990 81.250.000 1996 93.182.000 2000 100.350.000 2006 108.700.000 2008 109.960.000 2010 112.322.757 Sprachen
Die Amtssprache Mexikos ist Spanisch, obwohl dies nicht gesetzlich festgeschrieben ist. Neben dem Spanischen sind in Mexiko auch 62 indigene Sprachen als offizielle Nationalsprachen anerkannt.[30]
Nach der Volkszählung von 2010 sprechen 6,8 % der Bevölkerung indigene Sprachen. 15 % davon sprechen kein Spanisch. Weitere 1,5 % der Bevölkerung verstehen, sprechen aber keine indigene Sprachen. Zu den Sprachen mit der größten Sprecherzahl gehören Nahuatl (etwa 1,6 Millionen), Mayathan (etwa 800.000), Mixtekisch (etwa 500.000), Tzeltal (etwa 470.000), Zapotekisch (etwa 460.000) und Tzotzil (etwa 430.000). Es gibt insgesamt 16 indigene Sprachen mit mehr als 100.000 Sprechern in Mexiko, mehr als in jedem anderen Land Amerikas. Den größten Anteil an Sprechern gibt es im Süden Mexikos in den Staaten Oaxaca, Yucatán und Chiapas. [31]
Neben dem Spanischen brachten Einwanderer auch andere Sprachen nach Mexiko, die jedoch nicht als Nationalsprachen betrachtet und auch nicht von offiziellen Statistiken erfasst werden. Dazu zählen unter anderem Englisch, Französisch und Deutsch, aber auch Mandarin, Arabisch und Quechua. Einige Einwanderer bildeten geschlossene Sprachinseln, zum Beispiel die Mennoniten in Chihuahua, die Plautdietsch (einen Dialekt des Niederdeutschen) sprechen, [32] oder die Bewohner von Chipilo in Puebla, die sich die venetische Sprache und Kultur ihrer italienischen Vorfahren bewahrt haben. [33]
Religion
87 % der Mexikaner sind Katholiken.[34] Die Römisch-katholische Kirche in Mexiko besteht aus 18 Erzbistümern, darunter als größtes das Erzbistum Mexiko sowie aus 73 Bistümern und 3 Territorialprälaturen.
Es gibt eine wachsende protestantische Minderheit von 7,5 %. Die Anglikanische Gemeinschaft von Mexiko wird von der Anglikanischen Kirche von Mexiko vertreten und umfasst sechs Bistümer.
3,5 % der Bevölkerung bezeichnen sich als keiner Religionsgemeinschaft zugehörig und 0,36 % entfallen auf andere Religionen, darunter auch auf den Islam. Die Religion hat in gewissen Schichten der mexikanischen Gesellschaft eine große Bedeutung, vor allem unter der ländlichen Bevölkerung und weniger für die Einwohner der Großstädte.
Wirtschaft
Die Volkswirtschaft von Mexiko erreichte 2002 mit etwa 640 Mrd. US$ den 10. Platz in der Weltrangliste und ist damit führend in Lateinamerika.[35] Mexiko belegt momentan Rang 8 der Export-Weltrangliste.
Das Bruttoinlandsprodukt (571 Milliarden Euro, bei 37,73 Millionen Beschäftigten im Jahr 2004) teilt sich auf in:
- Landwirtschaft: Vier Prozent des BSP werden erwirtschaftet durch 18 Prozent der Beschäftigten
- Industrie: 27,2 Prozent des BSP werden erwirtschaftet durch 24 Prozent der Beschäftigten
- Dienstleistung: 68,8 Prozent des BSP werden erwirtschaftet durch 58 Prozent der Beschäftigten
Mexikos Wirtschaft wurde in den letzten Jahren stark dereguliert und privatisiert. Die Dominanz privater Firmen wächst ständig und die Privatisierung von Eisenbahn, See- und Flughäfen geht ihrem Ende entgegen, ebenso wie die weitere Privatisierung der Banken. Die Liberalisierung des Energiesektors schreitet weiter voran. In den Bereichen Telekommunikation und Petrochemie stehen noch Reformen aus. Die Maquiladora-Industrie verstärkte ihre Position in der mexikanischen Wirtschaft und dominiert vor allem den Textilsektor.
- Siehe auch: Liste der größten Unternehmen in Mexiko
Landwirtschaft: Herstellung von: Mais, Weizen, Sojabohnen, Reis, Bohnen, Wolle, Kaffee, Früchte, Tomaten; Rindfleisch, Geflügel, Milchprodukte, Holzprodukte. Industrie: Herstellung/Gewinnung von: Nahrung und Getränken (Wein, Tequila), Tabak, Chemikalien, Eisen und Stahl, Erdöl, Baustoffe, mineralische Rohstoffe, Textilien, Kleidung, Kraftfahrzeuge, Verbrauchsgüter, Tourismus Exporte: Produzierte Waren, Ölprodukte, Silber, Früchte, Gemüse, Avocado, Kaffee, Wolle, Alkohol, Tabak Exporte nach: USA 81 %, Kanada 5,9 %, Japan 1,1 % (2004); $188,6 Milliarden fob (2004) Importe: Metallverarbeitende Maschinen, Fabriken (Teile) zur Stahlverarbeitung, Maschinen für die Landwirtschaft, elektrische Ausrüstung, Autoteile, Maschinen, Flugzeuge und Flugzeugteile Importe aus: USA 65,8 %, Deutschland 3,8 %, Volksrepublik China 3,7 % (2004); $197,1 Milliarden fob (2004) Quellen CIA World Factbook, Länderinformationen des Auswärtigen Amtes zu Mexiko
Energiewirtschaft
Mexikos Energieerzeugung ist heute noch bis zu 70 Prozent vom Rohöl abhängig. Schätzungen gehen bis 2020 von einer Steigerung des Stromverbrauchs von jährlich 3,2 bis 5,6 Prozent aus.
In Mexiko liegt die Abdeckung der Stromversorgung bei 97 % (2006).[36] In den Stadtgebieten bei fast 100 % und im ländlichen Raum bei ungefähr 95 %.[37]
Die installierte Kapazität zur Stromerzeugung beträgt 58 GW (2008). 75,3 Prozent der installierten Kapazität ist thermisch, 19,0 % Wasserkraft, 2,4 % Kernenergie und 3,3 % Erneuerbare Energie (ausg. Wasserkraft).[38] 2007 hat Mexiko 1,3 TWh Strom in die USA exportiert und 0,6 TWh aus den USA importiert.[39]
2009 betrug die Bruttostromerzeugung 233,4 TWh.[38]:
- Wärmekraftwerke 41,18 %
- privatwirtschaftliche Stromerzeugung 32,76 %
- Wasserkraft 11,33 %
- Kohlekraftwerke 7,23 %
- Kernenergie 4,50 %
- Geothermie 2,89 %
- Windkraft 0,11 %
Der größte Lieferant von Ausrüstungen zur Energieerzeugung in Mexiko ist nach eigenen Firmenaussagen Siemens.[40]
Mexiko hat ein hohes Potenzial für die Nutzung erneuerbarer Energien, speziell Windkraft und Solarenergie.[41] Zwischen 2006 und 2015 will Mexiko zusätzliche 14.8 GW Strom, durch Erneuerbare Energiesysteme erzeugen.
Der größte Stausee in Mexiko, der Manuel-M.-Torres-Staudamm in Chiapas, staut den Rio Grijalva und ist mit einer Leistung von 2400 MW, der viertproduktivste der Welt.
Auch die Produktionsausweitung von Bioethanol als Treibstoff für Autos ist eine Option, wobei zu berücksichtigen ist, dass bereits heute nicht genügend Mais aus heimischer Produktion für die Ernährung der Bevölkerung zur Verfügung steht. Als Rohstoff für die Bioethanolherstellung wird daher Melasse aus der Zuckerindustrie bevorzugt. Das Produktionspotenzial wird auf 56 Millionen Liter pro Jahr geschätzt, der zukünftige Verbrauch auf 164 Millionen Liter.[42]
Das staatliche Monopolunternehmen Comisión Federal de Electricidad ist für die Erzeugung und die Verteilung der elektrischen Energie zuständig.
Bodenschätze
→ Siehe auch: Erdölwirtschaft in Mexiko
Der Erdölsektor nimmt eine zentrale Rolle für die mexikanische Wirtschaft ein. Die Einnahmen aus dem Erdölexport belaufen sich auf 10 % der mexikanischen Exporterlöse.[43]
Mexiko ist der sechstgrößte Produzent von Erdöl weltweit mit 3.7 Million Barrels pro Tag und die zehntgrößte Öl-Exportnation (2007). Nach den USA rangiert Mexiko in der westlichen Hemisphäre auf Rang 2, knapp vor Kanada.
Das staatliche Erdölunternehmen PEMEX ist das größte mexikanische Unternehmen und das größte Unternehmen in Lateinamerika, mit knapp 140.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von knapp 100 Mrd. US$ (2006).
Industrie
Die Automobilindustrie (OEM- und Zulieferindustrie) in Mexiko trägt mit 3 % zum gesamt BIP, mit 17,3 % zur produzierenden Industrie und mit 21,4 % zu den Exporten bei und beschäftigt 13 % der Arbeiter in Mexiko (davon sind 84 % in der Zulieferindustrie und 16 % in der Kfz-Herstellung tätig).[44]
Das Unternehmen Ford investiert 2 Milliarden US$, um das Modell Ford Fiesta in Mexiko zu produzieren. Hierdurch werden ca. 30.000 Arbeitsplätze bei Zulieferern und bei Ford selbst geschaffen.[45]
Viele der in Mexiko produzierten Fahrzeuge werden in die USA und nach Kanada verkauft. So errichtete Toyota ein Werk ab 2004 direkt an der Grenze zu den USA,[46] in dem 50.000 Pickups pro Jahr produziert werden.[47]
General Motors de Mexico, S. de R. L. de C.V. ist mit einem Umsatz von 11,8 Milliarden US$ der größte Automobilhersteller in Mexiko und das neuntgrößte Unternehmen des Landes. General Motors ist seit 1935 in Mexiko aktiv und besitzt heute Fabriken in Toluca, Silao, Guanajuato, Ramos Arizpe, Coahuila und in Mexiko-Stadt. GM montiert in Mexiko verschiedene Modelle für den einheimischen Markt und für den Export weltweit. GM Mexiko verkauft in Mexiko die Marken Chevrolet, Pontiac, Cadillac, Saab und Fiat.[48]
Nissan Mexicana S.A. de C.V. produziert seit 1966 Fahrzeuge und Fahrzeugteile in Mexiko und importiert Nissan-Fahrzeuge aus anderen Ländern (z. B. aus Brasilien) für den mexikanischen Markt. Die Firma wurde 1961 gegründet, die Hauptverwaltung (ca. 450 Mitarbeiter[49]) ist in Mexiko-Stadt.[50]
Mit 9000 Mitarbeitern rangierte das Unternehmen 2006 an Platz 16 der größten Unternehmen Mexikos. Die Ausbringung betrug 2007 496.000 Fahrzeuge, 214.000 Fahrzeuge wurden in Mexiko verkauft (Marktanteil 19,5 %).[51]
Volkswagen de Mexico betreibt seit 1964 ein Fertigungswerk in Puebla, in dem ca. 15.000 Mitarbeiter beschäftigt werden. Ungefähr 80 % der dort jährlich produzierten 300.000 Fahrzeuge werden exportiert.[52] In dem Werk wurde noch bis 2003 der VW Käfer gebaut.
Die 1906 gegründete Firma CEMEX ist ein global operierender Baustoffhersteller, vor allem im Transportbetonbereich und der drittgrößte Zementhersteller der Welt (Jahresumsatz ca. 18 Mrd. $) nach der schweizerischen Holcim und dem französischen Lafarge (Stand Ende 2007). Neben den beiden Hauptgeschäftsbereichen Zement und Beton betreibt die Cemex weltweit noch fast 400 Abbaustätten von mineralischen Rohstoffen wie Sand, Kies und Bruchstein. Des Weiteren werden Zementklinker und Betonfertigteile produziert.
Landwirtschaft
Der Beitrag der Landwirtschaft zum BIP Mexikos ist in den vergangenen Jahren stetig zurückgegangen und beträgt jetzt (2006) 3,9 %, während der Beitrag 1980 noch 7 % betrug[53] und 25 % im Jahr 1970.[54]
Trotzdem sind noch 18 % der Beschäftigten in der Landwirtschaft tätig (2003), von denen viele im Rahmen der Subsistenzwirtschaft Nahrungsmittel für den eigenen Bedarf anbauen.
Landwirtschaftliche Produkte
Obwohl Mais das typische Grundnahrungsmittel in Mexiko ist, liegt der Schwerpunkt der Landwirtschaft in Mexiko im Bereich Gartenbau, Südfrüchte und Gemüse. Im Zuge der Realisierung des Freihandelsabkommens NAFTA wurde allgemein erwartet, dass sich viele der mexikanischen Maisanbauer arbeitsintensiveren Produkten zuwenden würden, z. B. Obst, Nüsse, Gemüse, Kaffee und Zuckerrohr.[55]
Die Produktionsmenge an Mais ist stabil bei ca. 20 Millionen Tonnen pro Jahr geblieben und auch heute noch ist Mexiko der viertgrößte Maisproduzent der Welt.[56]
Die für den Kartoffelanbau zur Verfügung stehende Fläche ist seit 1980 kaum verändert, allerdings ist die Ausbringung pro Hektar inzwischen auf das Dreifache gewachsen. Der pro Kopf Verbrauch an Kartoffeln liegt bei 17 kg pro Jahr, verglichen mit 400 kg bei Mais.[57] Im Durchschnitt sind die Produktionsbetriebe für Kartoffeln größer als die Farmen für andere landwirtschaftliche Produkte.[58]
Auf circa 160.000 kleinen und mittelgroßen Farmen wird Zuckerrohr in 15 Staaten Mexikos angebaut. Die Anbaufläche beträgt ca. 700.000 ha mit einem Zuckerrohrertrag von etwa 72 t/ha.[59] Zurzeit sind 57 Zuckerfabriken in Betrieb. Die mexikanische Zuckerindustrie ist gekennzeichnet durch hohe Produktionskosten und einen Rückstand bei den Investitionen. Die Zuckerproduktion Mexikos ist größer als der Inlandsverbrauch.[60] 2005 stand Mexiko mit einer Produktion von 45.127.000 t an Platz 6 der wichtigsten Zuckerrohr produzierenden Länder.[61]
Außenhandel
Mittlerweile hat Mexiko 32 Freihandelsabkommen mit über 40 Ländern unterzeichnet, unter anderem mit der EU (seit 2000), Japan, Guatemala, Honduras und El Salvador. Seit dem 1. Januar 1994 ist Mexiko Mitglied des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (NAFTA). In den ersten Jahren nach dessen Inkrafttreten hatte sich die wirtschaftliche Situation des Landes nur unwesentlich verbessert. Seit Beginn des Freihandels sind die Ausfuhren bis heute um das Dreifache gestiegen, und mittlerweile entfallen 90 Prozent der mexikanischen Exporte auf Freihandelsabkommen.
Allein die USA nehmen 75 Prozent der Exporte Mexikos ab. 80 Prozent der Exporte entfallen auf Industrieerzeugnisse, 15,6 Prozent auf Rohöl und Raffinerieprodukte sowie 3 Prozent auf landwirtschaftliche Erzeugnisse.[62] Der höchste Zuwachs wird bei den Erdölausfuhren verzeichnet. Bedingt durch die stark gestiegenen Ölpreise konnte ein Wachstum von 27,3 Prozent verzeichnet werden. Jedoch gelang es, in den vergangenen Jahren, den Export zu diversifizieren. So haben die Automobilindustrie, Elektronik, der Tourismus und die Maquila-Fabriken in zollfreien Zonen an Bedeutung zugenommen.[63]
Wirtschaftskennzahlen
Die wichtigen Wirtschaftskennzahlen Bruttoinlandsprodukt, Inflation, Haushaltssaldo und Außenhandel entwickelten sich in den letzten Jahren folgendermaßen:
Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (BIP), real in % gegenüber dem Vorjahr Jahr 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Veränderung in % gg. Vj. 5,0 3,6 6,6 −0,2 0,8 1,4 4,2 3,0 ~ 4 ~ 3,5 Quelle: bfai[64] ~ = geschätzt Entwicklung des BIP (nominal) absolut (in Mrd. US$) je Einwohner (in Tsd. US$) Jahr 2004 2005 2006 Jahr 2004 2005 2006 BIP in Mrd. US$ 684 768 811 BIP je Einw. (in Tsd. US$) 6,6 7,3 7,6 Quelle: bfai[64] Entwicklung der Inflationsrate Entwicklung des Haushaltssaldos in % gegenüber dem Vorjahr in % des BIP
(„minus“ bedeutet Defizit im Staatshaushalt)Jahr 2003 2004 2005 2006 Jahr 2003 2004 2005 2006 Inflationsrate 4,5 4,7 4,0 ~ 3,5 Haushaltssaldo −0,8 −0,2 −0,1 ~ 0 Quelle: bfai[64] ~ = geschätzt Haupthandelspartner (2005) Ausfuhr (in %) nach Einfuhr (in %) von USA 85,7 USA 53,4 Kanada 2,0 VR China 8,0 Spanien 1,4 Japan 5,9 Antillen 1,3 Deutschland 3,9 Deutschland 1,1 Korea (Rep.) 3,0 Kanada 2,8 Quelle: bfai[64] Hauptprodukte des Außenhandels (2005) Ausfuhrgüter (Anteil in %) Einfuhrgüter (Anteil in %) industrielle Erzeugnisse (Maschinen etc.) 81,9 Elektronik 21,2 Erdöl und -derivate 14,1 Maschinen 15,0 Agrarprodukte 2,4 Kfz und -teile 12,5 Kunststofferzeugnisse 6,8 chemische Erzeugnisse 6,7 Textilien 5,0 Eisen und Stahl 5,0 Quelle: bfai[64] Entwicklung des Außenhandels in Mrd. US$ und seine Veränderung gegenüber dem Vorjahr in % 2003 2004 2005 2006 Mrd. US$ % gg. Vj. Mrd. US$ % gg. Vj. Mrd. US$ % gg. Vj. Mrd. US$
(1.Hj.)% gg.Vj. Einfuhr 171 1 197 15 222 13 122 18 Ausfuhr 165 3 188 14 214 14 123 22 Saldo −5,7 −8,8 −7,6 0,5 Quelle: bfai[64] Staatshaushalt
Der Staatshaushalt umfasste 2010 Ausgaben von umgerechnet 267 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 237 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 2,9 % des BIP.[65]
Die Staatsverschuldung betrug 2010 431 Mrd. US-Dollar oder 41,5 % des BIP,[65] davon entfallen 279 Mrd. US-Dollar auf die Bundesebene.[66]2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:
Verkehrswesen
Straßenverkehr
Der Hauptpersonen- und Güterverkehr in Mexiko findet im Straßen- und Autobahnnetz statt.
Schienenverkehr
Hauptartikel: Schienenverkehr in Mexiko
In Mexiko ist ein weitläufiges Schienennetz vorhanden, das aber fast ausschließlich für den Güterverkehr genutzt wird.
Luftverkehr
Mexiko hat ein flächendeckendes Netz von modernen Flughäfen im Land.[68] Das System gilt als sicher[68] und zuverlässig. Die Flughafen Infrastruktur gilt als fortgeschrittenste in Lateinamerika.[69] Jede Metropolregion mit über 500.000 Einwohnern hat einen internationalen Flughafen. In Mexiko gibt es 1834 Flughäfen, die drittgrößte Anzahl aller Staaten weltweit.[70]
Die sieben größten Flughäfen des Landes bedienen 90 % des Verkehrsaufkommens (Reihenfolge nach Flugverkehr[69]):
- Internationaler Flughafen der Stadt Mexiko 'Benito Juárez'
- Internationaler Flughafen von Cancún
- Internationaler Flughafen Don Miguel Hidalgo und Costilla (Guadalajara)
- Internationaler Flughafen General Mariano Escobedo (Monterrey)
- Internationaler Flughafen General Abelardo L. Rodríguez (Tijuana)
- Internationaler Flughafen General Juan N. Álvarez (Acapulco)
- Internationaler Flughafen General Heriberto Jara Corona (Veracruz)
- Internationaler Flughafen Licenciado Gustavo Díaz Ordaz (Puerto Vallarta).
Alle Flughäfen sind in Privatbesitz, mit Ausnahme des Internationalen Flughafens der Stadt Mexiko. Dieser Flughafen bleibt der größte in Lateinamerika und der 44. größte weltweit[71], dabei befördert er ungefähr 26 Millionen Passagiere jährlich.[72]
In Mexiko gibt es mehr als 70 Fluglinien.[73][73] Die größte Fluggesellschaft ist Aeroméxico . Kleinere Fluggesellschaften sind Aeroméxico Connect (Aeromexicos regionale Tochtergesellschaft), Volaris, Interjet, Aeromar, VivaAerobus, Magnicharters und Republicair.
Einige ehemals bekannte Fluggesellschaften haben in den letzten Jahren ihren Betrieb eingestellt: Aviacsa (2009), Mexicana de Aviación samt Tochtergesellschaft Click Mexicana (2010).
Mexiko und die USA haben vor kurzem eine Vereinbarung der 'open skies' getroffen. Diese erlaubt jetzt auch 'low-cost' Fluggesellschaften 'point-to-point' Verbindungen, Direktflüge zwischen mexikanischen und US-amerikanischen Städten herzustellen.[68] Diese Vorgehensweise soll den Luftverkehr in Nord-Amerika dezentralisieren, durch Direktverbindungen kleiner Städte und Umgehung der Luftfahrt-Drehkreuze.
Seeverkehr
Mexiko hat 67 Seehäfen und 10 Binnenhäfen.
Kultur
Kunst
Die Kunst in Mexiko ist geprägt vom Rückgriff auf präkolumbianische Traditionen und den Einfluss der spanischen Eroberer. Obwohl die Spanier gewaltsam mit hohen Repräsentanten der indianischen Macht brachen, blieb ein starker Bezug auf die vorkoloniale Kunst vorhanden. Darüber hinaus fanden in Mexiko-Stadt unter der Regierung des Vizekönigs Maskenumzüge statt, die die Erinnerung an die aztekische Dynastie aufrechterhalten sollte.[74] Die traditionellen Kunstformen wurden dabei auch mit neuen Motiven verknüpft. So entstanden etwa Federbilder mit Marien-Darstellungen, die auf den von den Spaniern eingeführten christlichen Glauben Bezug nahmen.[75] Die gesamte Federkunst, die zuvor nur dem Adel zustand, erlebte eine Umdeutung in das Christliche und wurde etwa für Bischofskappen und Altardecken verwandt, wobei aber traditionelle aztekische Farbbedeutungen beibehalten wurden. Bis in das 19. Jahrhundert hinein war Pátzcuaro ein Zentrum der Federverarbeitung mit bedeutenden kunsthandwerklichen Einrichtungen. Ein weiteres Feld der Bilddarstellung mit traditionellen Grundlagen waren Karten und genealogische Darstellungen. Dabei zeigten sich in den Karten etwa Verbindungen der aus Europa stammenden Form der Kartographie mit mexikanischen Glyphen.[76]
Während des 19. Jahrhunderts reisten europäische Künstler nach Mexiko und stellten das Land in seiner Vielfalt künstlerisch dar. Der bedeutendste von ihnen war wohl Johann Moritz Rugendas, der Landschaften, Genreszenen und Studien der Natur und der Bevölkerung anfertigte.[77] Eine Blüte erlebte die mexikanische Kunst in der Zeit in Folge der mexikanischen Revolution. Künstler wie David Alfaro Siqueiros, José Clemente Orozco und Juan O’Gorman beschäftigten sich in ihrem Werk mit der Revolution und sozialen Fragen sowie der mexikanischen Geschichte bis hinein in die präkolumbianische Zeit. Die berühmtesten mexikanischen Künstler sind bis heute Diego Rivera und Frida Kahlo. Diego Rivera begründete zusammen mit anderen den Muralismus, die Kunstform monumentaler öffentlich Wandgemälde, die in Mexiko weite Verbreitung fand und heute an vielen öffentlichen Gebäuden und auch in anderen Staaten Lateinamerikas und in den USA zu sehen ist. Bedeutende Murales von Rivera finden sich etwa im Palacio National und zeigen Ereignisse der mexikanischen Geschichte. Die zeitgenössische Kunst in Mexiko setzt sich vor allem mit gesellschaftlichen Themen wie Gewalt und Kriminalität auseinander. Beispielhafte Vertreter sind Teresa Margolles, Daniel Guzmán und Eduardo Abaroa.
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Die neue Demokratie, Murales von David Alfaro Siqueiros im Palacio de Bellas Artes, Mexiko-Stadt
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Murales zur Geschichte Mexikos von Diego Rivera im Palacio National, Mexiko-Stadt
Architektur
Der weltweit bekanntest mexikanische Architekt der Moderne ist Luis Barragán.
Musik
Die bekanntesten Popmusiker aus Mexiko sind: Carlos Santana, Maná, Luis Miguel, Alejandro Fernández, Thalía, Marco Antonio Solís, Pepe Aguilar, Paulina Rubio, Angelica Maria, Alejandra Guzmán, Gloria Trevi und Cristian Castro. Auch der international bekannte Tenor und Opernsänger Rolando Villazon ist Mexikaner, geboren 1972 in Mexico City.
Film
Die Geschichte des Film in Mexiko begann im Januar 1895 mit dem Kinetoskop und im August 1896 mit dem Cinématographe. In der Folge entwickelte sich eine eigene mexikanische Stummfilmproduktion. Die meisten dieser Filme sind jedoch verschollen beziehungsweise haben sich nicht erhalten. Infolge des Wandels zum Tonfilm wuchs die Filmindustrie und nahm an Bedeutung zu. Dabei gab es erstmals international bekannte Stars wie die Schauspielerin Dolores del Río, die auch in den Vereinigten Staaten von Amerika drehte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis in den Anfang der 1950er-Jahre erlebte der mexikanische Film sein „Goldenes Zeitalter“. Es drehte unter anderem Luis Buñuel in dieser Zeit Filme, die international erfolgreich waren, sowohl beim Publikum als auch auf Festivals. Ein Beispiel dafür ist etwa Buñuels Film Die Vergessenen (Los Olvidados) aus dem Jahr 1950. Ähnliche Erfolge gelangen auch anderen Regisseuren und auch Schauspieler konnten internationalen Ruhm erlangen. Mit dem Ende dieser Ära begann ein langer Zeitraum, in dem eher billige Produktionen mit thematischen Fokus auf Action, Gewalt und Erotik dominierten und internationale Erfolge ausblieben. Dies veränderte sich erst mit dem Ende der 1980er- und dem Beginn der 1990er-Jahre. Es kam ein neuer mexikanischer Film auf, der mit qualitativ hochwertigen Filmen wie etwa Bittersüße Schokolade (Como aguapara chocolate) aus dem Jahr 1992, der in den USA einer der erfolgreichsten ausländischen Filme des Jahres war, wieder an erfolgreichere Zeiten anknüpfen konnte. Der Trend zu hochwertigen mexikanischen Filmen, die international Interesse auf sich ziehen konnten, setzte sich fort. Nach der Jahrtausendwende konnten etwa Amores perros und Y Tu Mamá También – Lust for Life (Y Tu Mamá También) internationale Preise und ebenso fremdsprachiges Publikum für sich gewinnen. Zudem etablierten sich auch mexikanische Filmschaffende international. So konnte etwa Guillermo del Toro auch in Hollywood als Regisseur Fuß fassen.
Medien
Die Medienlandschaft Mexikos war lange Zeit und ist es bis heute politisch dominiert. Zwar sind die Medien mehrheitlich privatisiert und eine direkte Zensur bestand nicht, dennoch gab es keine wirklich freie Berichterstattung.[78] Die politischen Eliten und Teile der Unternehmerschaft nahmen und nehmen zum Teil großen Einfluss auf die Berichterstattung. So gab es über lange Zeit das staatliche Papiermonopol, Subventionen, Vermischung von Nachrichten mit Kommentaren und Werbung, bestellte Berichterstattung und platzierte Informationen und Bilder. Dabei wirkte auch die schlechte Bezahlung von Journalisten förderlich, die etwa für Korruption und Bezahlung von staatlichen Stellen und Unternehmen anfällig waren und sind. Firmen wie PEMEX, der Präsident, staatliche Behörden, sowie die der Länder und Gemeinden, die Partido Revolucionario Institucional und ihre Unterorganisationen sowie weitere Parteien und Organisationen unterhielten und unterhalten teils lang andauernde Beziehungen zu bestimmten Journalisten, die sie mit Informationen versorgten und deren Berichterstattung dementsprechend gesteuert ausfiel. Noch in den 1990er- und 2000er-Jahren wurden die Netzwerke zwischen PRI und Journalisten dazu genutzt PAN- oder PRD-geführte Regierungen und Gouverneure auf Länderebene zu diskreditieren.[79]
Es gab aber auch Journalisten, die die Missstände des Systems thematisierten und etwa auf Verletzungen der Menschenrechte und Mängel des Rechtsstaats hinwiesen. Diese wurden oftmals Opfer staatlicher Repression.[78] In den 1990er-Jahren kam es in Nachfolge der Wochenzeitschrift Proseco, die von Julio Scherer herausgegeben wurde, zu einem Aufschwung des investigativen Journalismus und zur Neugründung von Printmedien in Nordmexiko und Mexiko-Stadt.[79] Insgesamt spielen Zeitungen in Mexiko aber nur eine untergeordnete Rolle, da sie für die Mehrheit der Menschen zu teuer sind und damit nur eine geringe Reichweite haben. Von den 300 Zeitungen, von denen 35 in Mexiko-Stadt erscheinen, ist Diario Reforma mit 186.000 Exemplaren die größte, gefolgt von El Universal mit 139.000, Exélsior mit 112.000 und La Jornada mit 82.000 Exemplaren.[80]
Das Verhältnis von Staat und Medien ist in Mexiko nur schwach reglementiert. Das Ley Federal de Radio y Televisón stammt aus dem Jahr 1960, als statt Gesetze eher nicht niedergeschriebene Vereinbarungen bestimmend waren. Dieses Mediengesetz entspricht nicht mehr den heutige Anforderungen, ein neues Gesetz, das den Medienmarkt regulieren, Monopole bekämpfen und den Einfluss der Werbeindustrie begrenzen würde, liegt seit 2002 dem Parlament vor, wurde aber noch nicht verabschiedet.[81] Die Gesetzesinitiative geht auf Forderungen aus den 1970er-Jahren zurück und soll zur Einrichtung eines unabhängigen Medienrates führen, die Stärkung von nicht-kommerziellen Kanälen bei der Vergabe von Lizenzen und die Legalisierung freier Radiostationen. Trotz der Veränderungen im politischen Machtgefüge konnte das Gesetz bis jetzt nicht gegen die schweigenden Mehrheiten in der PRI und der PAN durchgesetzt werden.[81] Es sind rund 2000 Lizenzen für elektronische Medien von der mexikanischen Regierung vergeben worden. 80 Prozent von ihnen werden kommerziell betrieben. Es gibt eine erhebliche Konzentration im Fernsehmarkt. Televisa hat einen Marktanteil von rund 50 Prozent, TV Azteca rund 30 Prozent.[79] Der Rest entfällt auf regionale Stationen. Die beiden großen Sendergruppen entfalten ihren Einfluss über auch international erfolgreich vermarktete Programme wie etwa Telenovelas. Televisa gilt als einer der einflussreichste Medienkonzerne der Welt. In letzter Zeit investierte die Regierung verstärkt in die öffentlichen Programme. So wird die Reichweite der von der Universidad Nacional Autónoma de México und des Instituto Politécnico Nacional betrieben Radio- und Fernsehprogramme erweitert.[82]
Küche
Die mexikanische Küche zeichnet sich durch die Synthese von aztekischen und spanisch-kolonialen, im Süden auch Maya-Traditionen aus. Regional gibt es in Mexiko große Unterschiede zwischen Küste und zentralem Hochland, chiliverliebtem Süden und rindfleischorientiertem Norden.
Die wichtigste Mahlzeit am Tag ist das Mittagessen, entsprechend lang ist auch die Mittagspause eines üblichen Arbeitstages. Abends wird dann meist nur noch ein kleiner Imbiss verzehrt, ein paar Früchte, ein Taco oder ähnliches. In einem heißen, tropischen Land mit großenteils üppiger Vegetation spielen Früchte und bestimmte Gemüsesorten eine dominante Rolle.
Für Mexiko typisch sind die Tortillas, die zu jedem Essen dazugehören. Normalerweise sind auch Chilis oder Chilisaucen auf dem Tisch, deren Schärfe höchst unterschiedlich sein kann. Der schärfste Chili ist der Chile Habanero, ein meist grüner, etwa drei Zentimeter großer Vertreter seiner Gattung. Weitaus milder ist der Chile Jalapeño welcher in Scheiben geschnitten in den traditionellen Restaurants zum Essen serviert wird.
Eine in Mexiko ebenfalls beliebte Speise sind die so genannten Churros. Es handelt sich hierbei um längliche, frittierte Teigstücke, die traditionell mit Zucker oder Schokolade serviert werden.
Das Trinkwasser wird in Wasserflaschen oder Kanistern verkauft, da das Leitungswasser nicht zum Trinken geeignet ist. Gerne getrunken wird die von den Spaniern eingeführte Horchata, ein süßliches Reis/Zimt-Getränk, das gekühlt serviert wird. Die üblichen alkoholischen Getränke sind Bier, Tequila, Mezcal und Pulque.
Das mexikanische Essen erfreut sich in den letzten Jahrzehnten wachsender Beliebtheit und einige Gerichte zählen bereits, ähnlich der Italienischen Küche, zu den international bekanntesten.
Gesellschaft
Soziales
Für den Bereich Soziales, ist das Secretaría de Desarrollo Social (SEDESOL) zuständig, das politische Regierungssekretariat für soziale Entwicklung in Mexiko, vergleichbar mit einem entsprechenden Staatsministerium (Sozialministerium).
Öffentliche Fürsorge
Als erster Staat in der Geschichte nennt Mexico ab 1943 den Begriff „Soziale Sicherheit“ in seiner Verfassung. Das Mexikanische Institut für soziale Sicherheit, Instituto Mexicano del Seguro Social (IMSS), bietet der Bevölkerung Kranken-, Renten- und Sozialversicherungen an. Das Institut für soziale Sicherheit und Sozialleistungen für Staatsbedienstete, Instituto de Seguridad y Servicios Sociales de los Trabajadores del Estado (ISSSTE), kümmert sich um Alte, Arbeitslose und Behinderte und bietet Sozialversicherungen für Staatsbedienstete an. 1998 waren 55 bis 60 Prozent der Bevölkerung durch beide Institutionen abgesichert. Sie finanzieren sich durch Beiträge von Arbeitgeber, Arbeitnehmer und der Regierung. In Mexiko gibt es allerdings kein Arbeitslosengeld. 1997 stellten die Ausgaben für die soziale Sicherheit etwa 18,1 % der Budgetausgaben dar.[83]
Gesundheitswesen
Das zuständige Ministerium für Gesundheit in Mexiko ist das Secretaría de Salud (SSA).
Das Gesundheitswesen in Mexiko hat, ähnlich wie in Deutschland, ein zweigliedriges System, bestehend aus der gesetzlichen Krankenkasse des Instituto Mexicano del Seguro Social (IMSS) und des Instituto de Seguridad y Servicios Sociales de los Trabajadores del Estado (ISSSTE), und verschiedener privater Krankenversicherungen. Die medizinische Versorgung des Landes ist, bis auf Ausnahmen in entlegenen, ländlichen Gegenden, sehr gut, in den Städten sogar hervorragend.
Die Ausbildung in der Medizin und in der Pflege findet überwiegend an den öffentlichen Hochschulen statt. Durch Verbesserungen im Gesundheitswesen konnte Mexiko in den letzten 30 Jahren die durchschnittliche Lebenserwartung um 10 Jahre auf 76 Jahre (2006)[84] steigern. Die Kindersterblichkeit beträgt (2009) ca. 17/1000 Geburten.[84]
Armut
Nach der Wirtschaftskrise 1994–1995 (Tequila-Krise) fielen rund 50 % der Bevölkerung in Armut. Der starke Anstieg der Exporte durch das NAFTA und andere Freihandelsabkommen sowie die Neuordnung der Staatsfinanzen unter Präsident Zedillo und später unter Vicente Fox hatten signifikante Erfolge bei der Armutsbekämpfung zur Folge. Gemäß der Weltbank nahm die Armut bis 2004 auf 17,6 % der Bevölkerung ab.
Im Jahr 2008 profitierte ein Viertel der Haushalte Mexikos von Finanztransfers durch das staatliche Oportunidades[85] -Programm[86].
Kriminalität
Die Kriminalität in Mexiko-Stadt ist sehr hoch, dort werden im statistischen Durchschnitt täglich 496 Gewaltverbrechen verübt.[87] Zum Vergleich werden in Berlin im statistischen Durchschnitt täglich 239 Gewaltverbrechen gemeldet.[88] Die Qualität in Mexiko Stadt ist jedoch häufig eine andere, da dort die Mordrate weit höher ist als in Berlin.
Ein großes Problem neben der Korruption von Polizei und Justiz stellt vor allem die Drogenkriminalität dar. Mexiko ist ein wichtiges Transitland für den Drogenhandel von Süd- und Zentralamerika in die USA. Unter Staatspräsident Calderon gelangen der Polizei und dem Militär in den letzten Jahren jedoch einige schwere Schläge gegen die Drogenkartelle. Das Auswärtige Amt warnt Reisende dennoch vor kriminellen Rauschgiftbanden im amerikanisch-mexikanischen Grenzgebiet, sowie in einigen Küstenstädten.
Seit 1990 ist das überparteiliche Instituto Federal Electoral (IFE) für die Vorbereitung und Durchführung von Wahlen zuständig. Allerdings ist Felipe Calderón, der jetzige Präsident, mit dem Programmierer des IFEs über seine Frau verwandt (die selber auch Mitbesitzerin des IT-Unternehmens ist), was zur Spekulation führte, dass die Zählung der letzten Wahlen (2006, jedoch betrifft das auch andere Wahlen) nicht wirklich transparent abgelaufen ist.
Seit dem 9. Dezember 2005 ist in Mexiko die Todesstrafe offiziell abgeschafft.
Politische Korruption ist in Mexiko auf verschiedenen Ebenen verbreitet. Der CPI (Corruption Perceptions Index), der die subjektive Wahrnehmung, der Gesellschaft von Korruption im eignen Land angibt, lag 2010 bei einem Wert von 3,1. Damit belegte Mexiko Platz 98 von 178 Staaten[89] Nach einer Studie von Transparency International wurden 2005 1,5 Mrd. Euro Schmiergelder gezahlt, wobei die Bestechungszahlungen von Unternehmen an Geschäftsleute und an ranghohe Politiker noch nicht berücksichtigt sind.[90]
Bildung
Das Secretaría de Educación Pública (SEP) ist das mexikanische Bildungs- und Kultusministerium, zuständig für die Bildung und Kultur. Das Ministerium entwickelt die Bildungsprogramme und liefert die Lehrmittel.
Während der Kolonialzeit war die katholische Kirche für die Bildung zuständig. Nach Mexikos Unabhängigkeit wurden erste Grundlagen des öffentlichen Bildungssystems aufgebaut.
In Mexiko besteht Schulpflicht für die Primar- und Sekundarstufe (9 Jahre). Der Schulbesuch ist kostenlos. 2004 betrug die Alphabetisierungsrate für Jugendliche bis zum Alter von 14 Jahren, 97 %[91], und 91 % für über 15-jährige, damit liegt Mexiko auf 24. Weltrang nach Angaben der UNESCO.[92] Die Regierung gibt 4 % des BIP für Grund- und Weiterführende Schulen, und etwa 1 % für die Ausbildung an Universitäten aus.[93]
Es gibt im Land zahlreiche staatliche und nichtstaatliche Universitäten, zum Beispiel die Mexikanische Akademie der Wissenschaften oder die Universidad Nacional Autónoma de México, die größte Universität des Landes, die 1551 in Mexiko-Stadt gegründet wurde. Im internationalen Bildungsranking der Times ist sie die beste spanischsprachige und lateinamerikanische Universität. Andere bekannte Universitäten in Mexiko-Stadt sind: Colegio de México, Autonomes Technologisches Institut (gegründet 1946), Staatliches Polytechnisches Institut (gegründet 1937), Iberoamerikanische Universität (gegründet 1943). Weitere wichtige Hochschulen in anderen Städten sind: Universität in Guadalajara (gegründet 1792), Autonome Universität von Puebla (gegründet 1937), Universität Veracruz (gegründet 1944), Zentrum des IPN für Forschung und fortgeschrittene Studien in Monterrey (gegründet 1943).
2008 waren insgesamt 2.724.000 Studenten in Mexiko eingeschrieben, davon 66,5 % an den 1.685 staatlichen Universitäten und 33,5 % an den 2167 privaten Universitäten.
- Siehe auch: Liste der Universitäten in Mexiko
Wissenschaft
Zu den bekanntesten Forschungsinitiativen der letzten Jahre in Mexiko gehört der Bau des Großen Millimeterteleskopes (LMT), das zur Observation des durch kosmischen Staub gedeckten Teils des Universums dient. Im Jahre 1962 wurde die Staatliche Kosmische Kommission gegründet, die aber später wieder abberufen wurde. In den letzten Jahren sind Pläne für ihre Wiederberufung aufgetaucht.
Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung betragen nur etwa 0,5 % des BIP und sind damit in der OECD am niedrigsten, berücksichtigt man das Einkommensniveau und die Wachstumsraten, lag Mexiko im Schnitt, zwischen 1996- 2005, bei rund 10 %.[94]
Der größte Teil der wissenschaftlichen Publikationen entfällt auf die Hauptstadt. 75 % der Dissertationen finden in Mexiko-Stadt statt.[95]
Sport
Die mexikanische Nationalsportart ist Charrería und ist vor allem im Norden des Landes verbreitet. Der Sport basiert auf den Tätigkeiten des Charro und besteht aus verschiedenen Punktwettbewerben, womit er dem Rodeo ähnelt. Eine weitere traditionelle Sportart, die von den Spaniern in Mexiko eingeführt wurde, ist der Stierkampf. Andere populäre und verbreitete Sportarten in Mexiko sind Fußball, Boxen, Baseball und Basketball. Der Fußball in Mexiko ist auf Vereinsebene in einem nationalen Ligasystem organisiert. Die oberste Spielklasse ist die 1943 gegründete Primera División. Zurzeit spielen in ihr 18 Mannschaften, der Meister wird im Playoff-System aus acht Mannschaften, ermittelt. Die erfolgreichste Mannschaft ist Deportivo Guadalajara mit elf Meisterschaftstiteln, gefolgt vom Club América aus Mexiko-Stadt mit zehn Titeln. Mexiko richtete die Fußball-Weltmeisterschaft 1970 und die Fußball-Weltmeisterschaft 1986 aus, wobei beide Finalspiele im Aztekenstadion, dem aktuell drittgrößten Fußballstadion der Welt, stattfanden. Die mexikanische Fußballnationalmannschaft nahm an 14 von 19 möglichen WM-Endrunden teil und gehört damit neben Argentinien und Brasilien zu den erfolgreichsten amerikanischen Nationalmannschaften. Die kontinentale Meisterschaft der Fußballverbände Nord- und Mittelamerikas und der Karibik konnte Mexiko bereits acht Mal gewinnen. International bekannte Fußballer aus Mexiko sind etwa Hugo Sanchez, Rafael Marquez, Ricardo Osorio und Pavel Pardo.
Die Anfänge des Baseball in Mexiko liegen in den 1940er-Jahren. Die höchste Liga ist die Liga Mexicana de Béisbol, die 1925 gegründet wurde und die höchste Klassifizierung der Major League Baseball besitzt, womit sie als eine der besten Ligen weltweit gilt. In ihr spielen derzeit 16 Mannschaften, der Rekordmeister ist Diablos Rojos del México aus Mexiko-Stadt. Über 100 Spieler haben es in die amerikanisch-kanadische Major League Baseball geschafft, darunter Spieler wie Fernando Valenzuela, Vinny Castilla und Aurelio Rodríguez. Die Nationalmannschaft konnte bei vier Panamerikanischen Spielen Bronzemedaillen gewinnen.
Die höchste Basketball-Liga in Mexiko ist die Liga Nacional de Baloncesto Profesional, die im Jahr 2000 gegründet wurde und derzeit 24 Mannschaften umfasst. Boxen ist eine weitere populäre und erfolgreiche Sportart, da mexikanische Boxer einige Weltmeistertitel und Olympiamedaillen erkämpfen konnten. Zu den Boxern aus Puerto Rico besteht traditionell eine besondere Rivalität.[96] Von 1962 bis 1970 und von 1986 bis 1992 fand der Große Preis von Mexiko im Rahmen der Formel 1 statt. Aufgrund ihrer Erfolge ist die Golferin Lorena Ochoa, die seit 2007 die LPGA Tour anführt, sehr populär.
Mexiko richtete die Olympischen Sommerspiele 1968 in Mexiko-Stadt aus. Damit ist es bis heute das einzige lateinamerikanische Gastgeberland. Erst die Olympischen Sommerspiele 2016 werden in Rio de Janeiro stattfinden. In Mexiko-Stadt nahmen 112 Nationen mit insgesamt 5516 Sportlern teil, es gab 172 Wettbewerbe in 20 Sportarten. Herausragend waren der Weltrekord im Weitsprung von Bob Beamon und der Fosbury-Flop im Hochsprung. Insgesamt wurden bei diesen Spielen besonders viele Rekorde aufgestellt. Mexikanische Athleten gewannen bei Olympischen Spielen bisher 55 Medaillen, womit Mexiko den 39. Rang des ewigen Medaillenspiegels einnimmt. Die Medaillen konnten dabei in verschiedensten Sportarten wie Reiten, Wasserspringen, Schwimmen, Boxen, Polo und Fechten gewonnen werden.
Feiern und Feste
Feiertage Datum Name Deutscher Name Anmerkungen 1. Januar Año Nuevo Neujahr gesetzlicher Feiertag 6. Januar Día de Reyes Heilige drei Könige 5. Februar Aniversario de la Constitución Mexicana Tag der Verfassung gesetzlicher Feiertag 24. Februar Día de la Bandera Tag der Fahne 21. März Natalicio de Benito Juarez Geburtstag von Benito Juárez gesetzlicher Feiertag April Jueves Santo Gründonnerstag gesetzlicher Feiertag April Viernes Santo Karfreitag gesetzlicher Feiertag 1. Mai Día del Trabajo Tag der Arbeit gesetzlicher Feiertag 5. Mai El Cinco de Mayo 5. Mai gesetzlicher Feiertag 1. September Informe presidencial Regierungserklärung 16. September Día de la Independencia Unabhängigkeitstag gesetzlicher Nationalfeiertag 12. Oktober Día de la Raza Jahrestag der „Begegnung zweier Welten“ Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus (1492) 1. und 2. November Días de los Muertos Tag der Toten 2. November Día de los Fieles Difuntos Allerseelen gesetzlicher Feiertag 20. November Aniversario de Revolución Mexicana Tag der Revolution gesetzlicher Feiertag 12. Dezember Nuestra Señora de Guadalupe Tag der Jungfrau von Guadalupe 25. Dezember Navidad Weihnachten gesetzlicher Feiertag Literatur
- Bernecker, Braig, Hölz, Zimmermann (Hrsg.): Mexiko heute. Politik, Wirtschaft, Kultur. Vervuert, 2004, ISBN 3-86527-140-5.
- Alexander von Humboldt: Mexico-Werk. Politische Ideen zu Mexico. Mexicanische Landeskunde. In: Hanno Beck (Hrsg.): Reihe Forschung. WBG, Darmstadt 1991.
- William H. Prescott: History of the Conquest of Mexico. Continuum Inter. Publis., 2009. ISBN 1-4411-4699-7. Dt. Übers.: Die Eroberung von Mexiko. Der Untergang des Aztekenreiches. Parkland 2000. ISBN 3-88059-993-9.
- John Ross: Mexiko. Geschichte-Gesellschaft-Kultur. Unrast, Münster, 2004, ISBN 3-89771-018-8.
- Hans W. Tobler: Die mexikanische Revolution: gesellschaftlicher Wandel und politischer Umbruch 1876–1940. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-518-38488-0.
- Country Profile: Mexico (PDF, 28S), Library of Congress – Federal Research Division, July 2008 (157 kB)
Weblinks
Wiktionary: Mexiko – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenCommons: Mexiko – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikinews: Mexiko – in den NachrichtenWikimedia-Atlas: Mexiko – geographische und historische Karten- Literatur zum Schlagwort Mexiko im Katalog der DNB und in den Bibliotheksverbünden GBV und SWB
- Webportal der mexikanischen Regierung (spanisch)
- Webseite der mexikanischen Präsidentschaft (spanisch)
- Mexiko-Lexikon, basierend auf MediaWiki
- Länderinfos des Auswärtigen Amts
- Deutsche Botschaft in Mexiko
- Maps of Mexico – Online-Landkarten und -Stadtpläne von Mexiko
Einzelnachweise
- ↑ [1] (Volkszählung)
- ↑ Human Development Index
- ↑ Frances Karttunen: An alanytical dictionary of Nahuatl. University of Texas Press, Austin 1983. ISBN 0-292-70365-1 S. 145
- ↑ Ursula Dyckerhoff/Hanns J. Prem: Toponyme und Ethnonyme im Klassischen Aztekischen. Von Flemming, Berlin 1990. ISBN 3-924332-06-1. S. 67.
- ↑ http://unstats.un.org/unsd/demographic/products/dyb/dyb2006/Table03.pdf Demographic Yearbook—Table 3: Population by sex, rate of population increase, surface area and density (United Nations Statistics Division, 2006)
- ↑ Paul L. Knox, Sallie A. Marston: „Humangeographie“. Spektrum Akademischer Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-8274-1109-2. Seite 127.
- ↑ Paul L. Knox, Sallie A. Marston: „Humangeographie“. Spektrum Akademischer Verlag, Berlin 2001. Seite 516.
- ↑ Nationaler Beirat von Mexiko für Bevölkerungswachstum, 2009 Link
- ↑ Die aktuelle Bezeichnung für die Agglomeration 'Zona Metropolitana de Valle de México', nach Übereinkunft der Bundes- und Landesregierung von Mexiko, bezieht sich auf den Bundesdistrikt (8.841.916) selbst; 59 angrenzende Gemeinden des Bundesstaats von México (11.075.213) und 29 Gemeinden des Bundesstaats Hidalgo Link
- ↑ LA Times: Gun flow south is a crisis for two nations
- ↑ a b Klaus Stüwe (Hrsg.) und Stefan Rinke (Hrsg.): Die politischen Systeme in Nord- und Lateinamerika. Eine Einführung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008. ISBN 978-3-531-14252-4. Seite 392.
- ↑ a b c Klaus Stüwe (Hrsg.) und Stefan Rinke (Hrsg.): Die politischen Systeme in Nord- und Lateinamerika. Eine Einführung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008. Seite 393.
- ↑ a b Klaus Stüwe (Hrsg.) und Stefan Rinke (Hrsg.): Die politischen Systeme in Nord- und Lateinamerika. Eine Einführung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008. Seite 394.
- ↑ a b c Klaus Stüwe (Hrsg.) und Stefan Rinke (Hrsg.): Die politischen Systeme in Nord- und Lateinamerika. Eine Einführung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008. Seite 395.
- ↑ a b c Klaus Stüwe (Hrsg.) und Stefan Rinke (Hrsg.): Die politischen Systeme in Nord- und Lateinamerika. Eine Einführung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008. Seite 396.
- ↑ a b Klaus Stüwe (Hrsg.) und Stefan Rinke (Hrsg.): Die politischen Systeme in Nord- und Lateinamerika. Eine Einführung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008. Seite 398.
- ↑ a b Klaus Stüwe (Hrsg.) und Stefan Rinke (Hrsg.): Die politischen Systeme in Nord- und Lateinamerika. Eine Einführung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008. Seite 399.
- ↑ a b Klaus Stüwe (Hrsg.) und Stefan Rinke (Hrsg.): Die politischen Systeme in Nord- und Lateinamerika. Eine Einführung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008. Seite 400.
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Politische Gliederung Nordamerikas23 nordamerikanische Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen:
Kanada | Mexiko | Vereinigte Staaten
Zentralamerika: Belize | Costa Rica | El Salvador | Guatemala | Honduras | Nicaragua | Panama
Karibik: Antigua und Barbuda | Bahamas | Barbados | Dominica | Dominikanische Republik | Grenada | Haiti | Jamaika | Kuba | St. Kitts und Nevis | St. Lucia | St. Vincent und die Grenadinen | Trinidad und Tobago1Andere Gebiete:
Amerikanische Jungferninseln (USA) | Anguilla (UK) | Aruba (NL) | Bermuda (UK) | Bonaire, Saba und Sint Eustatius (NL) | Britische Jungferninseln (UK) | Curaçao (NL) | Grönland (DK) | Guadeloupe (F) | Kaimaninseln (UK) | Martinique (F) | Montserrat (UK) | Navassa (USA) | Puerto Rico (USA) | San Andrés und Providencia (COL) | Saint-Barthélemy (F) | Saint-Martin (F) | Saint-Pierre und Miquelon (F) | Sint Maarten (NL) | Turks- und Caicosinseln (UK)1liegt auf dem südamerikanischen Festlandssockel.
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