- Sachkultur
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Als materielle (auch: materiale) Kultur wird die kulturell (gesellschaftlich) geprägte Gesamtheit der Geräte, Werkzeuge, Bauten, Kleidungs- und Schmuckstücke und dergleichen der Menschen bezeichnet. Weiterhin beschäftigt sich die Forschung zur materiellen Kultur mit der Rolle von materiellen Gegenständen in der Gesellschaft. Studien zur materiellen Kultur fragen danach, wie Dinge mit Bedeutung aufgeladen werden, in welcher Form Gegenstände unsere Wahrnehmung beeinflussen und wie es möglich ist, dass alltägliche Dinge eine so hohe Bedeutung für Gefühle von Vertrautheit und Sicherheit für ihre Besitzer erhalten.
Sie ist ein Forschungsgebiet der Volkskunde/Ethnologie, Soziologie, Geschichte, Kunstgeschichte und der Archäologie. Die Ur- und Frühgeschichte ist fast gänzlich auf die Erforschung der materiellen Kultur angewiesen. Das Fächerübergreifende macht jedoch die Etablierung eines eigenen Faches „materielle Kultur“ unmöglich. Interdisziplinäre Auseinandersetzung ist also gefragt. Als Quelle für Schlüsse auf das Leben in untergegangenen schriftlosen Gesellschaften ist deren hinterbliebene materielle Kultur unverzichtbar.
Ihr Gegenteil ist die immaterielle Kultur.
Inhaltsverzeichnis
Verbindung zum gesellschaftlichen Alltag
Kultur und Materielles sind ohneeinander nicht denkbar. Erst durch eine Verbindung mit dem Materiellen und Immateriellen entsteht ein Zugang zum Verstehen des Alltags verschiedenster Gesellschaften. Es kann keine Verbindung zu einem Gegenstand entstehen, wenn seine geistigen Ausdrucksformen (Sprache und Text) nicht in Zusammenhang mit dem Handwerk betrachtet werden. Dabei gilt es immer zu beachten: Das Wissen und Handeln, wie auch materielle Gegenstände sind in jeder Gesellschaft unterschiedlich und müssen daher auch immer wieder von neuem betrachtet werden.
Dingbedeutsamkeit
Die Bedeutung und sein Gegenstand müssen stets in zwingendem Zusammenhang zueinander stehen. Durch eine solche Betrachtungsweise besteht nicht die Gefahr, dass die betrachteten Objekte als etwas Isoliertes, Abgetrenntes angesehen werden. Ansonsten würden materielle Dinge allenfalls als „tot“ erklärt werden, was als falsch gelten würde, denn sie sind bedeutsam und ihnen wird eine Beseelung zugesprochen.
Versuche der systematischen Dokumentation
In der Phase der Etablierung der Ethnologie als Wissenschaft, im 19. Jahrhundert, konnte man ein rasches Wachstum ethnographischer Museumssammlungen erkennen. Gehofft wurde, dies führe in Zusammenhang mit einer Grundlage für eine einheitliche Beschreibung zu systematischen Wissen über die Dinge führen sollte. Solche Sammlungen erschwerten jedoch den Umgang mit den Dingen, da sie die problematische Abgrenzung von geistiger und materieller Kultur herbeiführte. Denn diese sind schon das Ergebnis einer Auswahl und reflektieren damit nicht nur die Verhältnisse der Gesellschaften, aus der sie stammen, sondern auch die Vorstellungen der europäischen Gesellschaft. Studien zur materiellen Kultur dürfen sich also nicht auf Museen beschränken, sondern müssen den Umgang mit den Dingen im Alltag dokumentieren. Wenn ein Objekt aus dem Alltag gerissen wird, gehen dabei viele wichtige Informationen verloren.
Literatur
- Christian F. Feest: Materielle Kultur. In: Bettina Beer, Hans Fischer, Hans (Hrsg.): Ethnologie. Einführung und Überblick. (Ethnologische Paperbacks), Reimer, Berlin 2003, S. 239-254.
- Hans Peter Hahn: Materielle Kultur. Eine Einführung. (Ethnologische Paperbacks), Reimer, Berlin 2005.
- Gudrun M. König: Auf dem Rücken der Dinge. Materielle Kultur und Kulturwissenschaft. In: Kaspar Maase, Bernd Jürgen Warneken (Hrsg.): Unterwelten der Kultur. Themen und Theorien der volkskundlichen Kulturwissenschaft. Böhlau, Köln 2003, S. 95-118.
- Harry Kühnel: Die Sachkultur bürgerlicher und patrizischer Nürnberger Haushalte des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit, in: Haushalt und Familie in Mittelalter und früher Neuzeit, hrsg. von Trude Ehlert, Sigmaringen 1991, S. 14-31
Weblinks
Einführung zur materiellen Kultur
Siehe auch
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