- Sagen des klassischen Altertums
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Die schönsten Sagen des klassischen Altertums ist eine Sammlung von überlieferten Mythen aus dem Griechenland der Antike, die der deutsche Schriftsteller Gustav Schwab in den Jahren 1838 bis 1840 in drei Bänden herausgab. Sie gilt bis heute als maßgebliche Sammlung dieser Art im deutschsprachigen Raum.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung und Bedeutung
Gustav Schwab beschäftigte sich bereits während seiner Tätigkeit beim Metzler-Verlag in Stuttgart intensiv mit der Herausgabe antiker griechischer und römischer Werke. Seine Kenntnisse der griechischen Mythologie erweiterte er durch das Auswerten antiker Quellentexte.
In seiner Funktion als Lehrer sah es Schwab als seine Aufgabe an, den Schülern die antiken Mythen nahe zu bringen und legte bei seiner Übertragung großen Wert darauf, möglichst nah am Originaltext zu bleiben, wodurch der Text allerdings von manchen auch als langatmig empfunden wurde.
In einer 1974 erschienenen Neubearbeitung wurden die Sagen in eine „auch für Jugendliche verständliche Sprache“ übertragen, so dass heute beide Fassungen kursieren. Der Lyriker und Kinderbuchautor Josef Guggenmos bearbeitete Schwabs Sammlung 2006 neu, indem er den Text kürzte und altertümelnde Wendungen glättete.
Schwabs Sammlung der griechischen Sagen ist ein Klassiker der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur und bis heute das deutsche Standardwerk über die antike Mythologie.
Inhalt
Gustav Schwab erzählt alle erhaltenen Mythen des griechischen und römischen Altertums nach. Dazu gehören die folgenden Sagenkreise:
- Prometheus
- Ilias
- Odyssee
- Trojanische Krieg
- Argonauten
- Herakles
- Herakliden
- Theseus
- Ödipus
- Sieben gegen Theben
- Aeneas
- Gründung Roms
- Urteil des Paris
Auszug
Das erste Buch, die Sage um Prometheus, beginnt folgendermaßen und zeigt einiges vom Stil des Buchs auf:
Himmel und Erde waren geschaffen: das Meer wogte in seinen Ufern, und die Fische spielten darin; in den Lüften sangen beflügelt die Vögel; der Erdboden wimmelte von Tieren. Aber noch fehlte es an dem Geschöpfe, dessen Leib so beschaffen war, daß der Geist in ihm Wohnung machen und von ihm aus die Erdenwelt beherrschen konnte. Da betrat Prometheus die Erde, ein Sprößling des alten Göttergeschlechtes, das Zeus entthront hatte, ein Sohn des erdgebornen Uranossohnes Iapetos, kluger Erfindung voll. Dieser wußte wohl, daß im Erdboden der Same des Himmels schlummre; darum nahm er vom Tone, befeuchtete denselben mit dem Wasser des Flusses, knetete ihn und formte daraus ein Gebilde nach dem Ebenbilde der Götter, der Herren der Welt. Diesen seinen Erdenkloß zu beleben, entlehnte er allenthalben von den Tierseelen gute und böse Eigenschaften und schloß sie in die Brust des Menschen ein. Unter den Himmlischen hatte er eine Freundin, Athene, die Göttin der Weisheit. Diese bewunderte die Schöpfung des Titanensohnes und blies dem halbbeseelten Bilde den Geist, den göttlichen Atem ein.
So entstanden die ersten Menschen und füllten bald vervielfältigt die Erde. Lange aber wußten diese nicht, wie sie sich ihrer edlen Glieder und des empfangenen Götterfunkens bedienen sollten. Sehend sahen sie umsonst, hörten hörend nicht; wie Traumgestalten liefen sie umher und wußten sich der Schöpfung nicht zu bedienen. Unbekannt war ihnen die Kunst, Steine auszugraben und zu behauen, aus Lehm Ziegel zu brennen, Balken aus dem gefällten Holze des Waldes zu zimmern und mit allem diesem sich Häuser zu erbauen. Unter der Erde, in sonnenlosen Höhlen, wimmelte es von ihnen, wie von beweglichen Ameisen; nicht den Winter, nicht den blütenvollen Frühling, nicht den früchtereichen Sommer kannten sie an sicheren Zeichen; planlos war alles, was sie verrichteten. Da nahm sich Prometheus seiner Geschöpfe an; er lehrte sie den Auf- und Niedergang der Gestirne beobachten, erfand ihnen die Kunst zu zählen, die Buchstabenschrift; lehrte sie Tiere ans Joch spannen und zu Genossen ihrer Arbeit brauchen, gewöhnte die Rosse an Zügel und Wagen; erfand Nachen und Segel für die Schiffahrt. Auch fürs übrige Leben sorgte er den Menschen. [1]Literatur
- „Die schönsten Sagen des klassischen Altertums“. Gondrom, 2006. ISBN 978-3811228047
- „Sagen des klassischen Altertums - vollständige Ausgabe“. Insel, 2001. ISBN 3-458-34492-6
- Gustav Schwab: Sagen des klassischen Altertums. Insel Verlag, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-458-31827-5.
Quellennachweis
Weblinks
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