Samos (Vathy)

Samos (Vathy)
Samos
Σάμoς
Samos (Vathy) (Griechenland)
DEC
Basisdaten
Staat: Griechenland
Verwaltungsregion: Nördliche Ägäis
Präfektur: Samos
Gemeinde: Vathy
Geographische Koordinaten: 37° 45′ N, 26° 59′ O37.75722222222226.9769444444447Koordinaten: 37° 45′ N, 26° 59′ O
Einwohner: 8.261 ([1])
LAU-1-Code-Nr.: 840100
Postleitzahl: 831 00
Telefonvorwahl: 22730-2


Samos (griechisch Σάμoς (f. sg.)) ist das städtische Zentrum der griechischen Gemeinde Vathy auf der Insel Samos. Verwaltungstechnisch verteilt es sich auf die zwei Gemeindebezirke Samos und Vathy, bildet jedoch das geschlossene Siedlungsgebiet einer Kleinstadt mit (2001) rund 8.250 Einwohnern. Im alltäglichen Sprachgebrauch der Bevölkerung hat sich die alte Unterscheidung Kato Vathy (Κάτω Βαθύ „Unter-Vathy“) für Samos und Ano Vathy (Άνω Βαθύ „Ober-Vathy“) für Vathy lange erhalten, wird aber heute immer seltener verwendet. Die offizielle Bezeichnung für Samos war bis 1958 Limin Vatheos (Λιμήν Βαθέος).

Inhaltsverzeichnis

Lage

Samos liegt am südöstlichen Ende des Golfes von Vathy (Kolpos Vatheos, Κόλπος Βαθέος, auch Golf von Samos) an der Nordküste der gleichnamigen Insel. Mit ca. 1 km Breite und ca. 5 km Länge ist der Golf einer der größten Naturhäfen der Ägäis. An der Nordostseite schließt sich das Bergmassiv des Thios (453 m) an.

Samos

Samos ist das Verwaltungszentrum der Präfektur Samos und ist Sitz der Gemeinde Vathy. Mit ca. 6.300[1] Einwohner ist Samos die größte Stadt der Insel.

Geschichte

Blick auf Samos

Die Ursprünge der Stadt Samos sind eng mit Vathy verknüpft. Die Gegend des heutigen Samos wurde damals Gialos (Γιαλός, „Küste“) genannt und war nur Hafen von Vathy. Mit dem Ende der Piratenüberfälle siedelten sich immer mehr Menschen an der Küste an. Darunter auch Händler von den Ionischen Inseln. Große Lagerhäuser wurden errichtet und langsam entwickelte sich die Siedlung. Zur Unterscheidung wurde der alte Ort Pano Vathy (Πάνω Βαθύ) oder Chorio (Χωριό), der neu am Meer entstandene Kato Vathy (Κάτω Βαθύ) oder Limin Vatheos (Λιμήν Βαθέος) genannt. Nach dem Ende der Griechischen Revolution wurde der Insel Samos im Londoner Protokoll der Anschluss an das Königreich Griechenland verwehrt. Im Gegenzug musst das Osmanische Reich Zugeständnisse machen. Samos wurde ein tributpflichtiges, christliches Fürstentum der Hohe Pforte. Der vom Sultan ernannte Verwalter (Bey) mußte griechischer Nationalität sein und stand unter dem Schutz von Frankreich, England und Russland. Der 1834 eingesetzte Verwalter der Insel Stefan Bogoridi benannte Limin Vatheos im selben Jahr in Stefanoupolis (Στεφανούπολις) um und machte es bis zum Ende seiner Herrschaft 1849 zur Hauptstadt. Danach wechselte das Verwaltungszentrum bis 1854 nach Chora (Χώρα). Im Frühsommer 1854 entschied der neue Gouverneur Ioannis Gikas die Hauptstadt wieder an das Meer nach Limin Vatheos (Λιμήν Βαθέος) zu verlegen. Deshalb wurde kurze Zeit später mit den Planungen für den Ausbau des Hafens, der Uferstraße und eines zentralen Platzes, der Plateia Pythagoras, begonnen. Nach 1870 bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurden zahlreiche öffentliche Gebäude im Neoklassizistischen Stil errichtet, die der Stadt ein einheitlich geschlossenes Bild verliehen. Die Stadt entwickelte sich zum Verwaltungszentrum am Golf von Vathy. Zusätzlich entstand westlich ein Gewerbegebiet mit großen Lagerhäusern, kleinen Gerbereien und einer Mühle.

Erklärung der Vereinigung mit Griechenland am11. November 1912 vor der Kirche des Hl. Spiridon

Nach der Vereinigung mit dem Königreich Griechenland 1913 verlor Samos den Status einer Inselhauptstadt, wurde aber Verwaltungssitz der Präfektur, die auch die Inseln Ikaria und Fourni umfasste. Die hinzugewonnene administrative Bedeutung und der Hafen veranlasste viele Menschen, sich hier niederzulassen. Neue Stadtviertel (Neapoli, Kalami, Koutra) entstanden am Hang östlich der Stadt. Zusätzlich siedelten sich nach 1922 viele Flüchtlinge aus Kleinasien an. Zwischen den Weltkriegen gewann die Tabakverarbeitung an Bedeutung. Mehrere Fabriken mit Lagerhäuser wurden gebaut. In Malagari, westlich von Samos, betreibt seit 1934 die Winzergenossenschaft von Samos (Ένωσης Οινοποιητικών Συνεταιρισμών Σάμου) eine Kellerei.

Während der italienischen Besatzung im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt Sitz der italienischen Streitkräfte. Eine deutsche Fliegerstaffel bombardierte am 17. November 1943 die Stadt, dabei wurden an der Uferpromenade viele der stadtbildprägenden Gebäude zerstört. Nach dem Krieg begann der Wiederaufbau der zerstörten Gebäude. Die Lösungen orientierten sich an einer einheitlichen Modernisierung im Stil der großen urbanen Zentren der 1950er und 1960er Jahre. Das Ergebnis veränderte das charakteristische Stadtbild. An der Stelle des Gouverneur Palastes wurde das Hotel Xenia erbaut. An anderen Stellen im Zentrum entstanden moderne Mehrfamilienhäuser.

Kouros im Archäologischen Museum Samos

Öffentliche Einrichtungen

Neben seiner Bedeutung als Sitz der unterschiedlichen Verwaltungsebenen und dem Militärischen Oberbefehl von Samos (Στρατιωτικής Διοίκησης Σάμου) sind weitere öffentliche und kulturelle Einrichtungen in der Stadt ansässig

  • Polizeidirektion (Αστυνομικής Διεύθυνσης)
  • Krankenhaus der Präfektur (Νομαρχιακό Νοσοκομείο)
  • Historisches Archiv von Samos und Öffentliche Bibliothek

Kulturelle Einrichtungen

  • Sitz des Metropoliten von Samos und Ikaria (Μητροπολίτη Σάμου και Ικαρίας)
  • Museen
    • Das Archäologische Museum von Samos ist in zwei Gebäuden untergebracht.

Es gehört zu den bedeutendsten der Ägäischen Inseln. Im alten 1912 erbauten Gebäude ist das Paschaleion Archiv untergebracht. Mit finanzieller Unterstützung der VolkswagenStiftung wurde 1987 das neue Gebäude errichtet. Hier sind zahlreiche Kourosstatuen ausgestellt, u.a. die größte Griechenlands.

  • Das Byzantinisches Museum zeigt ausschließlich kirchliche Kunst des 15. bis 19. Jahrhunderts, wie Ikonen, Messgewänder, Kruzifixe und Bücher.

Hafen

Durch die Lage am Ende des Golfes besitz Samos einen der sichersten Häfen der Ägäis. An dem 150 m langen Pier können gleichzeitig fünf Schiffe anlegen. Zusätzlich gibt es einen Bereich für Fischer- und Segelboote. Die Fährgesellschaften Hellenic Seaways und G.A. Ferries bedienen die täglichen Verbindungen mit Piräus üder die Kykladen und Ikaria.

Vathy

Vathy (griechisch Βαθύ (n. sg.) auch Ano Vathy, Oberstadt) ist eine der ältesten Siedlungen der Insel Samos. Zusammen mit den ländlichen Siedlungen zählt der Ort annähernd 3000 Einwohner[1].

Geschichte

Vermutlich schon Mitte des 16. Jahrhunderts siedelten sich hier Menschen an. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts gründeten Flüchtlinge vom Peloponnes auf den Ruinen einer antiken Siedlung im Bereich des heutigen Ortsteils Moraitochori (Μωραϊτοχώρι) den Ort. Aufgrund der Lage auf einem Sattel versteckt zwischen den Bergen Koutsomylos und Varela ca. 80 m über dem größten natürlichen Hafen der Insel war man vor Piratenüberfällen sicher. Osmanische Aufzeichnungen jener Zeit führen die Ortsbezeichnung Ahirlasi. Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelte sich Vathy zu einem der größten Dörfer der Insel. Der Name des Stadtteils Chiotika (Χιώτικα) lässt vermuten, dass sich auch Menschen von Chios ansiedelten. Am Meer gab es noch keine Ansiedlung, lediglich die Gegend Gialos (Γιαλός, „Küste“) diente als Hafen. In diesem Bereich begannen Einwohner von Vathy und neu angesiedelte Händler große Lagerhäuser zu errichten. Zur Unterscheidung nannten sie den langsam wachsenden Ort Kato Vathy (Κάτω Βαθύ) im Gegensatz zum alten Ort, der Pano Vathy (Πάνω Βαθύ) oder Chorio (Χωριό) genannt wurde.

Bis heute konnte Vathy seinen traditionellen Charakter bewahren. Kleine Straßen, Treppengassen, eng aneinander gebaute Häuser und kleine alte Kirchen prägen noch immer das Ortsbild. Lediglich die Gebäude der Schule (δημοτικό σχολείο) und der Ortsverwaltung (κοινοτικό κατάστημα) passen nicht zum einheitlichen Ortsbild.

Östlich von Vathy liegen zwei Klöster

  • Auf der angrenzenden Vlamari Hochebene liegt das 1695 gegründete Kloster Agia Zoni im gleichnamigen Weiler. Die Fresken der Kirche stammen aus dem 17. Jahrhundert.
  • Das Kloster Zoodochos Pigi wurde 1756 gegründet. Durch seine Lage ca. 300 m über dem Meer hat man einen Blick entlang der Ostküste der Insel und auf die nahegelegene türkische Küste.

Persönlichkeiten

Vathy ist der Geburtsort bedeutender Persönlichkeiten der Geschichte

  • Konstantin Lachanas (* 1769 - † 19. Dezember 1842 in Chalkida) lieferte als Kapitän während der Griechischen Revolution der Osmanischen Flotte mehrere Seegefechte. In drei Auseinandersetzungen 1821,1824 und 1826 verteidigte er die Insel erfolgreich. Am 18. April 1821 rief er zum Widerstand auf und hisste zum ersten Mal auf dem kleinen Pigadi Platz (Πηγαδάκι) in Vathy die Fahne der griechischen Freiheitsbewegung. Dort erinnert heute eine Büste an ihn.
  • Christodoulos Matakides (* 1799 - † 1847 in Syros) war Teilnehmer der Griechischen Revolution und später Repräsentant von Samos in der Nationalversammlung.
  • Themistoklis Sophoulis, der spätere Ministerpräsident, war einer der Wegbereiter der Vereinigung mit Griechenland.
Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Vathy
Jahr Gemeinde Vathy Samos
1666 2.400 1.600 ---
1828 8.658 3.979 962
1864 10.034 4.091 1.883
1874 9.434 --- ---
1890 12.390 --- ---
1902 17.174 --- ---
1991 11.997 2.903 5.824
2001 12.384 2.875 6.275

Literatur

  • Wolfram Martini/ Cornelius Steckner: Das frühbyzantinische Klostergut. Das Gymnasium von Samos. Bonn 1993, ISBN 3-7749-2478-3.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Angaben des griechischen Amts für Statistik nach Volkszählung 2001, S. 275 (PDF, 875 kB)

37.75722222222226.9769444444447Koordinaten: 37° 45′ N, 26° 59′ O


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