Sansculottes

Sansculottes
Männer mit Jakobinermützen, z. T. mit Culotte bzw.Kokarde

Als Sansculottes (auch dt. Sansculotten, von franz. ohne Kniebundhose, Culotte, selbst abgeleitet von cul – „Boden“, „Hintern“) wurden in der Zeit der Französischen Revolution (1789–1799) die Pariser Arbeiter und Kleinbürger bezeichnet, die im Gegensatz zu den von Adligen und Klerus getragenen Kniebundhosen (sog. Culottes) lange Hosen trugen, wie sie zur Arbeit geeignet waren. Sansculottes sind demnach Menschen, die von körperlicher Arbeit leben. Es waren meist kleine Handwerksmeister, Gesellen, Händler und Gastwirte. Die Sansculottes wurden politisch einflussreich, weil sie die Jakobiner unterstützten, allerdings verfolgten sie unterschiedliche politische Ziele.

Inhaltsverzeichnis

Politische Bedeutung

Sansculotte war zunächst ein Spottbild, entwickelte sich aber schnell zur gebräuchlichen Bezeichnung für die revoltierenden Frühproletarier, die in das Revolutionsgeschehen eingriffen. Oft erkannte man die Sansculottes auch an der 'Jakobinermütze' (eine Phrygische Mütze) und der gegenseitigen Anrede mit Citoyen – „Bürger“ statt wie bisher mit Monsieur – „Herr“.

Während der Jahre der Revolution etablierten sich die Sansculottes schnell als feste Größe. Sie bestanden vor allem aus Kleinbürgern und Arbeitern und vertraten die eigentliche Volksherrschaft.

Politisch organisiert waren sie in den Sektionen von Paris und im Gemeinderat der Stadt Paris. Von hier aus wurden immer wieder Volksaufstände organisiert.

In der Zeit der Terrorherrschaft, allgemein als Schreckensherrschaft bekannt, unterstützten die Sansculotten die Jakobiner, weil sie hier ihre Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit verwirklicht sahen. Die Jakobiner hatten Höchstpreise für Lebensmittel festgesetzt, um während des Krieges die Versorgung der Armee und der Bevölkerung zu sichern. Damit war auch für die Sansculottes der Lebensunterhalt gesichert. Außerdem sah die Verfassung des Jahres 1793, die nie umgesetzt wurde, eine staatliche Unterstützung für Arme und ein staatliches Schulwesen vor, was elementare Interessen dieser Unterschichten betraf.

Andererseits wurde während der Terrorherrschaft auch die politische Tätigkeit in den Sektionen eingeschränkt, wodurch die Jakobiner Unterstützung verloren. Als im Sommer 1794 zu den Höchstpreisen auch noch Höchstlöhne eingeführt wurden, trennten sich die Wege von Jakobinern und Sansculotten. Beim Sturz Robespierres am 9. Thermidor schickten nur wenige Sektionen ihre Kämpfer, um die Jakobinerherrschaft zu retten. So kam es zum Ende der Terrorherrschaft, gleichzeitig verloren aber auch die Sansculottes ihren politischen Einfluss.

In den Aufständen vom Germinal und Prairial 1795 forderten die Sansculottes erneut Brot und die Verfassung des Jahres 1793.

Nach den Sansculottes wurden die Sansculottiden benannt, die Ergänzungstage im Republikanischen Kalender.

Siehe auch

Quellen

Sonstige Literatur

  • Albert Soboul, Walter Markov: Die Sektionen von Paris im Jahre II. Rütten & Loening, 1962
  • Albert Soboul, Walter Markov: Französische Revolution und Volksbewegung: die Sansculotten: die Sektionen von Paris im Jahre II., Suhrkamp, 1989, ISBN 3-518-10960-X

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