Sapphische Strophe

Sapphische Strophe

Die Sapphische Strophe ist benannt nach der griechischen Dichterin Sappho. Diese Strophe ist vierzeilig und besteht aus drei gleichgebauten Elfsilblern und als Abschlussvers einem Fünfsilbler, der sogenannte adonische Vers oder Adoneus.

In der römischen Antike wurde die Sapphische Strophe unter anderen von Catull und Horaz übernommen.

Schema für längenzählende Sprachen: ('–' bedeutet lang, 'u' kurz und an den mit 'x' bezeichneten Stellen kann entweder eine lange oder kurze Silbe stehen):

– u – x – | u u – u – x

– u – x – | u u – u – x

– u – x – | u u – u – x

– u u – x

Nachgebildet in der Neuzeit auch von Klopstock, Friedrich Hölderlin, August von Platen, Josef Weinheber und Georg Britting.

Da die deutsche Sprache sich nicht an der Silbenlänge, sondern an der Betonung orientiert und zwei Betonungen nicht aufeinanderfolgen können, müssen im Deutschen die mit x bezeichneten Stellen unbetont sein

Beispiele

Von Sappho:

Ποικιλόθρον᾽ ὰθάνατ᾽ ᾽Αφροδιτα,
παῖ δίος, δολόπλοκε, λίσσομαί σε
μή μ᾽ ἄσαισι μήτ᾽ ὀνίαισι δάμνα,
πότνια, θῦμον

(...)

Aus der altgriechischen Schrift in lateinische Schriftzeichen übertragen:

Poikilothron athanat´Aphrodita
pai Dios doloploke lissomai se
mä m´asaisi mäd´oniaisi damna
potnia thymon

(...)

Beispiel aus der römischen Antike (Horaz carm. I,2,1-4):

Iam satis terris nivis atque dirae
grandinis misit pater et rubente
dextera sacras iaculatus arcis
terruit urbem.


Ein Beispiel in deutscher Sprache:

Stets am Stoff klebt unsere Seele, Handlung
ist der Welt allmächtiger Puls, und deshalb
flötet oftmals tauberem Ohr der hohe
lyrische Dichter.

("Los des Lyrikers" von August von Platen)

In der deutschen Tradition dieser Odenstrophe wurde auch versucht, den antiken Vers abwechslungsreicher zu machen, indem der Daktylus nicht immer an dritter Stelle steht, sondern von vorne nach hinten wandern kann, beim zweiten Male also einem phaläkischen Vers gleichkommt.

Modernes Beispiel:

gernder Frühling. Schön der Anhauch auf den
Sträuchern, nah sind es Notenköpfe an den
Zweigen: soviel Zeit für ein stummes Lied, man
singt's mit den Augen.

(Harald Hartung in: Aktennotiz meines Engels, S. 126)

Literatur

Überblick über die geläufigen antiken Oden- und Epodenversmaße in:

  • Bernhard Kytzler (Hg.): Quintus Horatius Flaccus. Oden und Epoden. Lateinisch/Deutsch. Reclam, Stuttgart, 2000. (Reclam Universalbibliothek Nr. 9905, 7. Auflage) S.279-283. ISBN 978-3-15-009905-6

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