Satansmord von Witten

Satansmord von Witten

Bei dem Satansmord von Witten handelt es sich um die Ermordung des 33-jährigen Frank Hackerts durch das Ehepaar Daniel und Manuela Ruda aus Witten im Jahre 2001. Der Begriff Satansmord von Witten wurde von der Bild-Zeitung geprägt, wohl auch in Anlehnung an den Mord an Sandro Beyer, der als „Satansmord von Sondershausen“ in den Medien bekannt geworden war.

Inhaltsverzeichnis

Ablauf

Unter dem Vorwand, eine Abschiedsfeier zu veranstalten, wurde Frank Hackerts, ein Arbeitskollege Daniel Rudas, in die Wohnung des frisch verheirateten Paares, das auf dem Weg in die Flitterwochen war, gelockt. Dort wurde er mit 66 Machetenhieben und Hammerschlägen ermordet.

Am 6. Juli 2001 wurde die Leiche in der Wohnung gefunden. Die Rudas waren geflohen, konnten aber nach wenigen Tagen von der Polizei in Maua bei Jena durch die Meldung eines Autofahrers gestellt werden, der den Wagen am Rande der Plattenbausiedlung Jena-Lobeda auf einer Landstraße gesehen hatte. Der Mann hatte die Gesuchten erkannt, obwohl diese sich die Köpfe zwecks Tarnung kahl rasiert und versucht hatten, die okkulten Schriftzüge am Wagen zu entfernen, das Nummernschild war durch ein Gestohlenes ersetzt worden.[1] Der Einsatzleiter Carsten Reinhold gab dabei an, dass die Polizei das Ehepaar völlig überrumpelt hätte und in den Türfächern des Fahrzeuges zwei Pistolen und ein Messer bereitgelegen hätten. Wenige Stunden nach der Festnahme wurden beide in Bochum vernommen.

Die Leiche, die aufgrund der Todesursache bis zur Unkenntlichkeit entstellt war, konnte erst durch eine Genanalyse eindeutig identifiziert werden. In der Gerichtsverhandlung sprach Daniel Ruda von dem Teufel bzw. einem Dämon, der ihn und seine Partnerin zu dem Mord getrieben habe. Beide wurden zu Haftstrafen verurteilt und zudem in eine Psychiatrie eingewiesen. Nach Erkenntnissen der Ermittler waren bei der Tat keine Drogen im Spiel, die Tat wurde bei vollem Verstand von dem Ehepaar geplant.

Hintergrund

Manuela Ruda wandte sich bereits mit 13 Jahren der Gothic-Szene zu und bezeichnete sich später als Anhängerin des Satanismus. Den Aussagen Bekannter nach verstand sie sich zudem als Domina und lebte mit ihren Partnern ungewöhnliche sexuelle Praktiken aus, darunter auch Sadomaso-Praktiken, die auf dem lokalen Friedhof praktiziert wurden.

In der gemeinsamen Wohnung des Ehepaares fanden sich ein Eichensarg, mehrere Totenschädel-Attrappen, umgedrehte Kreuze und die in Deutschland verbotenen SS-Runen. Auf das Fenster war der Schriftzug When Satan lives geschrieben. [2] Ferner fand die Polizei dort eine Namensliste mit Personen, die daraufhin unter Polizeischutz gestellt wurden. Unter den Namen fand sich auch die Mutter Sandro Beyers, der 1993 von den Mitgliedern der thüringischen Black-Metal-Band Absurd umgebracht worden war und in den Medien oftmals als Opfer eines satanistischen Rituals dargestellt wurde. Nachweislich ist auch bekannt, dass die Rudas den Friedhof aufsuchten, auf dem Beyers Leiche begraben lag.

Das Paar hatte daneben Kontakt in die rechtsextreme Szene. So ist einer von Daniel Rudas engsten Freunden, den er auch oft besucht hatte, der aktive Neonazi Frank Lewa aus Moers. Ruda, der zuvor noch in Herten im Kreis Recklinghausen wohnhaft war, wurde 1998 vom Vorsitzenden des NPD-Kreisverbandes Recklinghausen, Wolfgang Kevering, dort als Wahlhelfer für die anstehende Bundestagswahl nominiert. Zur bundesweit zentralen Wahlkampf-Demonstration der Partei, die am 19. September 1998 in Rostock stattfand, war Daniel Ruda ebenso anwesend. [3] Ob er zum Zeitpunkt des Mordes noch dort aktiv war, ist jedoch ungewiss.

Fehlercode 211

Drei Jahre nach der Verurteilung erschien Daniel Rudas Buch „Fehlercode 211, der Satansmord von Witten – was wirklich geschah“ auf dem Markt. In dem Buch gibt Ruda an, dass er die Geschichte von der Stimme des Teufels vor Gericht erfunden habe, um seine Frau zu schützen. Ruda verneint in dem Buch, dass er Satanist gewesen wäre. Kritisiert wurde an dem Werk vor allem, dass Ruda seiner damaligen Ehefrau die Schuld an den Mord zuweist und behauptet, er habe von dem Mord selbst gar nichts mitbekommen. Zusätzlich wurde negativ aufgenommen, dass Ruda einen Missbrauch und falsche Darstellung des Satanismus durch viele Leute als traurig bezeichnet, selbst jedoch genau dies mit seinen Aussagen vor Gericht getan habe.

Sonstiges

Am Fluchtauto der Rudas befand sich auch ein Aufkleber des Musikprojektes SOKO Friedhof, welches von David A. Line gegründet wurde, auf dem das Wort „Grabschönheit“ stand, benannt nach dem Debüt-Album Grabschönheiten.[4] In den Medien wurde die Band aufgrund dessen kritisiert und teilweise in einen Kontext mit dem Mordmotiv gestellt, da sie in Liedern wie „Und aß sein Herz“ Sprachsamples verwendet, die aus Horrorfilmen stammten, in denen es um klischeehafte Darstellungen von satanistischen Ritualen und Opferriten ging. Auf dem Album Die Geschichte eines Werwolfes findet sich am Anfang des Liedes „Fliegengott“ der Mitschnitt eines Polizeisprechers, der das Fluchtfahrzeug mit den Worten „Auf der Rückseite dieses Fahrzeuges findet sich zuweilen ein Pentagramm (…) weiter befindet sich dort ein Schriftzug, deren Überschrift lautet SOKO Friedhof“ beschreibt.

Einzelnachweise

  1. Onlineartikel auf www.rafa.at
  2. P.M. Perspektive 4/2003, Seite 60
  3. Ich Drinke dein Blut , Ich esse deine Haut — Onlineartikel einer privaten Homepage
  4. Alexandra Schnack: Der Mordprozessbeginn am 10. Januar

Literatur

  • Ruda, Daniel: Fehlercode 211 – Der „Satansmord“ von Witten – was wirklich geschah, Frankfurt am Main: Haag & Herchen 2004, ISBN 9783898462655

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