Rudolf Ratzinger

Rudolf Ratzinger
:Wumpscut:
Gründung 1991
Genre Aggrotech, Electro-Industrial
Website http://www.wumpscut.de/
Gründungsmitglieder

Rudy Ratzinger

Aktuelle Besetzung

Rudy Ratzinger

:Wumpscut: ist das seit 1991 bestehende Musikprojekt des deutschen Musikers Rudolf "Rudy" Ratzinger (* 3. Juni 1966 in Gangkofen).

Inhaltsverzeichnis

Projektgeschichte

Von 1989 bis 1991 war Ratzinger DJ für Schwarze Musik (d. h. Gothic bis EBM) in der Diskothek Pipeline in der Nähe von München.[1] Währenddessen begann er mit Synthesizern und Samplern zu experimentieren. Im Mai 1991 gründete er das Audioprojekt :Wumpscut:.

Das Logo zu :Wumpscut: ähnelt dem Logo der fiktionalen Weyland Yutani Corporation, einem Konzern aus der Alien-Saga. Der Projektname „:Wumpscut:“ ist nach Ratzingers Aussage „rein synthetisch“.[2]

Soylent Green, der erste Track seines Debütalbums von 1993, wurde zu einem Hit innerhalb der Schwarzen Szene. Das Stück ist nach dem Science-Fiction-Film Soylent Green von 1973 benannt und enthält einige Samples aus der deutschen Synchronfassung („Soylent Grün ist Menschenfleisch“).

1995 gründete Ratzinger sein eigenes Musiklabel Beton Kopf Media (BKM), um seine musikalischen Ideen besser verwirklichen zu können. Logo des Labels ist ein Portrait des deutschen Kannibalen Fritz Haarmann. Erste Veröffentlichung dort war die EP-CD Gomorra, seitdem veröffentlicht :Wumpscut: seine Arbeiten exklusiv auf BKM. Für den amerikanischen Markt erscheinen seit 1996 lizenzierte Ausgaben beim US-Label Metropolis Records, die in Teilen von den europäischen Versionen abweichen.[3]

Seither haben es einige Maxi-CDs in die Jahres-Top-10 der Deutschen Alternative Charts (DAC)[4] geschafft:

  • DJ Dwarf One (Singleauskopplungen aus Wreath of Barbs): 9. Platz (2001)
  • DJ Dwarf Three (Singleauskopplungen aus Bone Peeler): 10. Platz (2002)
  • DJ Dwarf Four (Singleauskopplungen aus Evoke): 5. Platz (2004)
  • DJ Dwarf Seven: 7.Platz (2007)

Es bestehen auch Zusammenarbeiten – vor allem durch gegenseitige Remixe – mit u. a. Haujobb, Suicide Commando, Haus Arafna, Das Ich, Der Blutharsch oder Kirlian Camera.

Als Besonderheiten gelten zum einen, dass zu Alben i. A. begleitende limitierte Boxsets veröffentlicht werden, die zahlreiche Aufkleber, Poster und andere Fanartikel enthalten. Zum anderen gibt es bei :Wumpscut: keine Live-Events und nach eigenen Angaben werde es die auch in Zukunft nicht geben.[5]

Rudy Ratzinger als Produzent

Neben seiner Tätigkeit als Musiker ist Rudy Ratzinger auch als Produzent aktiv. 1996 gründete Ratzinger das Label Mental Ulcer Forges (MUF), auf dem in unregelmäßigen Abständen Alben befreundeter Musiker erscheinen. So erschienen z. B. das erste Album des Powernoise-Projekts Noisex, zwei Alben des Electro-Industrial-Projekts Infact und alle Alben seit 2006 des Electro-Projekts Yendri bei diesem Label.

Der Stil

Wesentliches Kennzeichen von :Wumpscut: ist die Provokation durch Musik, Albumaufmachung und Texte.

Die meisten Tracks von :Wumpscut: beschäftigen sich mit Gewalttaten, dem Tod und der christlichen Religion als besonders großes Übel. Es finden sich in seinen Tracks provozierende Samples, etwa in Untermensch: „Es war einmal ein leichtgläubiges Volk, das glaubte an den Weihnachtsmann, aber der Weihnachtsmann war in Wirklichkeit der Gasmann!“ aus dem Film Die Blechtrommel, oder in Breathe, wo eine Kinderstimme proklamiert: „Eines Tages werden wir die ganzen dreckigen Nigger und Juden töten, und dann wird alles sauber sein.“ aus dem Film Verraten. In Total War werden z. B. Samples aus Goebbels Sportpalastrede und Hitlers Rede an SA und SS vom Reichsparteitag 1936 verwendet.

Die Musikrichtung von :Wumpscut:, die hauptsächlich von frühen Hardcore-Electro-Pionieren wie Leæther Strip[6] beeinflusst wurde, bezeichnete man aufgrund der düsteren Texte und der aggressiven Sounds des Debütalbums (Music For A Slaughtering Tribe/MFAST) als „Endzeit-Industrial“ oder „Endzeit-EBM“[6]. Da die Musik von tanzbaren Rhythmen bis zu ruhigen (aber immer noch düsteren) Stücken sehr vielschichtig ist, lässt sie sich nur schwer einordnen. Wenn nicht von vornherein auf eine Klassifizierung verzichtet und die Musik als eigenständig bezeichnet wird, werden die tanzbaren Single-Veröffentlichungen im Allgemeinen als Hardcore-Electro, Elektro, Electro-Industrial oder eine Mischung derer bezeichnet, während die sonstigen Stücke oft sehr experimenteller Natur sind und noch zusätzlich starke Einflüsse von (DarkAmbient und Noise aufweisen.

Öffentliche Wahrnehmung

Neben regelmäßigen Interviews und CD-Besprechungen in Musikmagazinen wurde vor allem in Zusammenhang mit folgenden Ereignissen über :Wumpscut: berichtet:

Große Aufmerksamkeit erregte ein Bild-Zeitungs-Bericht aus dem Jahre 2001. Das „Wittener Satanspärchen“, das einen Ritualmord beging und einen wirren Bezug zu :Wumpscut: herstellte, wurde über die Boulevardmedien in Deutschland bekannt.[7] Die Bild-Zeitung druckte in diesem Zusammenhang den Text des Stücks „Bunkertor 7“ ab und unterstellte einen Einfluss des Stücks auf den Mord.[8][9] Als Reaktion produzierte Ratzinger unter dem Titel Ruda eine düstere Soundcollage mit zahlreichen Sprachsamples aus der diesbezüglichen Berichterstattung. Daraufhin veröffentlichte die Bild-Zeitung während der Zeit der zum Mord gehörenden Verhandlung ein verfälschtes Interview mit Rudy Ratzinger.[10] Insgesamt erschienen auch zwei offizielle :Wumpscut: T-Shirts, die sich auf die Tat beziehen.[9][11]

2001 erschien ein Remix des :Wumpscut: Stücks „Wreath of Barbs“ vom umstrittenen Projekt "Der Blutharsch". 2003 veröffentlichte umgekehrt :Wumpscut: einen Remix des Blutharsch-Stücks „Achtung“. Für diese Zusammenarbeit zog sich Ratzinger Kritik aus Teilen der schwarzen Szene zu.[12] Ratzinger lehnte eine Distanzierung von seiner Zusammenarbeit mit Blutharsch-Geschäftsführer Julius ab und wird aus diesem Grund vom Musikmagazin Sonic Seducer nicht mehr erwähnt.[13] Rudy Ratzinger selbst äußert sich auf der CD „Preferential Tribe“, die den Remix von „Achtung“ enthält: „Wumpscut is no profascist and/or racist project/act – Free your mind for a second thought…“

2008 wurden die Medien auf :Wumpscut: aufmerksam, da der Täter sich auffällig mit der Band identifizierte. Er nannte sich auf YouTube Wumpscut86 und zitierte dort auf Videos aus dem Text des Songs War.[14][15]

Diskografie (Auszug)

Alben

  • 1993 Music For A Slaughtering Tribe
  • 1995 Bunkertor 7
  • 1997 Embryodead
  • 1999 Boeses Junges Fleisch
  • 2001 Wreath Of Barbs
  • 2004 Bone Peeler
  • 2005 Evoke
  • 2006 Cannibal Anthem
  • 2007 Body Census
  • 2008 Schädling
  • 2009 FUCKIT [16]

EPs

  • 1994 Dried Blood
  • 1995 Gomorra
  • 2001 DJ Dwarf One
  • 2002 DJ Dwarf Two
  • 2003 DJ Dwarf Three
  • 2004 DJ Dwarf Four
  • 2005 DJ Dwarf Five
  • 2006 DJ Dwarf Six
  • 2007 DJ Dwarf Seven
  • 2008 DJ Dwarf Eight
  • 2009 DJ Dwarf Nine

Compilations

  • 1996 The Mesner Tracks
  • 1997 Born Again
  • 2000 Blutkind

Quellen

  1. Wumpscut.de: Eigene Biographie
  2. z. B. Booklet in „Blutkind“, Beton Kopf Media Etah 13, 2000
  3. Wumpscut bei Metropolis Records
  4. siehe DAC unter www.trendcharts.de
  5. Wiederholte Aussage in mehreren, auch gedruckten, Interviews. Online z. B. bei ragazzi-music.de
  6. a b Zillo Musikmagazin: :Wumpscut: - Ein neues Zeitalter in der deutschen Hardcore-Electro-Geschichte, Ausgabe 9/95, S. 44, September 1995
  7. Rafa Rzonsa: Mord in Witten, RAFA's satanic site, 19. Juli 2001
  8. :Wumpscut:, elektrolurch.com, 2001
  9. a b Entry Magazin online: :Wumpscut:-Mord in Witten?, 2001
  10. :w: in der Bild-Zeitung vom 13.1.2002, www.betondisco.de, 14. Januar 2002 oder Bild, 13. Januar 2002
  11. Neu ab KW 22/07 im :W:Shop:, www.betondisco.de, 9. Mai 2007
  12. Öffentlicher Brief zu :W: und Der Blutharsch, Grufties gegen Rechts Kassel, www.ggr-ks.de, 25. Mai 2003
  13. Der Blutharsch, Turn it down!, apabiz oder Sonic Seducer, 6/2002
  14. Bomsdorf, Clemens (23. September 2008). Der Amoklauf und die Illusion friedlicher Finnen. Welt Online.
  15. Arnsperger, Malte (4. Oktober 2008). Gothic-Band "Wumpscut": Amoklauf zu bayerischer Musik. Stern.de. Abgerufen am 8. Oktober 2008.
  16. wumpscut.de: Neues Album 2009

Weblinks


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