- BIP-Deflator
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Der BIP-Deflator ist ein Preisindex des Bruttoinlandsprodukts (BIP), der als sogenannter impliziter Preisindex als Quotient aus nominalem (in jeweiligen Preisen) und realem (preisbereinigt) BIP errechnet werden kann:
Die Veränderungsrate des BIP-Deflators ist eine Preisveränderungsrate. Es gibt noch andere Deflatoren, beispielsweise derjenige des privaten Konsums oder des Exports.
Ziel
Er ist ein Maß für das Preisniveau. Am BIP-Deflator kann man unter anderem erkennen, welchen Anteil reine Preisveränderungen am Wirtschaftswachstum (in jeweiligen Preisen, also am nominalen Wachstum des BIP) eines betrachteten Zeitraumes haben.
Beispiel
Das nominale BIP Deutschlands wurde vom StBA im „Vorbericht 2003“ für 2003 mit 2129,20 Mrd. € angegeben. In Preisen von 1995 betrug das BIP 1987,70 Mrd. €. Der BIP-Deflator errechnet sich somit wie folgt:
Üblicherweise wird dieser Wert mit 100 multipliziert: 107,1. Für das Basisjahr (im Beispiel 1995), ergibt sich immer ein Wert von 100,0 (1 mal 100), da das reale und nominale BIP im Basisjahr gleich ist.
Mit Einführung der Kettenindizes geht das StBA inzwischen anders vor. Die Zeitreihen für das BIP in jeweiligen Preisen werden als Messzahlen (zur Zeit bezüglich des Jahres 2000 gleich 100) ausgedrückt. Mit Hilfe der Kettenindizes wird das BIP außerdem als eine preisbereinigte Reihe von Messzahlen (ebenfalls 2000=100) ermittelt. Der Quotient aus Messzahl für das nominale BIP und der entsprechenden preisbereinigten Messzahl des BIPs ist dann der implizite Preisindex oder der BIP-Deflator.
Kritik
Der BIP-Deflator weist meist eine niedrigere Preissteigerung als der Verbraucherpreisindex (VPI) aus, was nur zum Teil auf die Verwendung des Paasche-Index zurückgeht. Das reale BIP-Wachstum wird dadurch wesentlich höher ausgewiesen, als das bei Verwendung des (bzw. Diskontierung durch den) VPI der Fall wäre, der wiederum Preissteigerungen tendenziell zu hoch ausweist. Beispielsweise ist das nominelle BIP Deutschlands von 2007 auf 2008 um 2,8% gewachsen (2422,9 → 2492,0 Mrd) und der VPI um 2,6% gestiegen. Dennoch wies das statistische Bundesamt ein Wachstum von 1,3% aus, da der BIP-Deflator lediglich um 1,5% zulegte.
Ein weiteres Problem spiegelt sich in den Auswirkungen von Ölpreisschocks wider. Da in den BIP-Deflator auch die Terms of trade einfließt, sinkt der Deflator, wenn der Ölpreis steigt. Infolgedessen steigt das reale BIP aufgrund steigender Ölpreise, sinkt aber nachfolgend, wenn sich die Preise stabilisieren oder sinken, so geschehen 1973–1975, 1979–1982 oder 2007–2009.
Kategorien:- Volkswirtschaftliche Kennzahl
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