Saz (Musikinstrument)

Saz (Musikinstrument)
Die klassische türkische Laute
Eine türkische Bağlama
Eine Tambura-Saz (links) und ein Bağlama-Saz (rechts)
Saz-Spieler

Die Saz ist die türkische Laute. Das Wort „Saz“ stammt aus dem Persischen, wo es unter anderem „Musikinstrument“ bedeutet. In der Türkei wird das Instrument Saz auch Bağlama genannt. Es ist das traditionelle Begleitinstrument der Barden, die man in Anatolien und im Kaukasus Aşık (Ashyq, Ashuq, aus dem Arabischen ‏عاشق„der Liebende“) nennt.

In ihrer ganz kleinen Ausführung heißt die Laute Cura. Daneben gibt es noch Instrumente mit längeren Hals, die Bozlak genannt werden. Je nach Region und Ausführung sind weitere Arten der Saz nämlich Divan Sazı, Bozuk, Çöğür, Kopuz Irizva oder Tembur, bekannt. Das kleinste Instrument mit dem höchsten Ton ist die Cura. Eine Oktave tiefer und ein wenig größer ist die Tambura. Die Divan Sazı ist die größte und im Ton tiefste Art dieser Langhalslaute.

Ähnliche Instrumente finden sich im Balkanraum, Griechenland, Armenien, Aserbaidschan, Iran und in Zentralasien.

In der Regel verfügt das Instrument über 6–7 Saiten, die zu drei Chören zusammengefasst sind (selten: vier zweisaitige Chöre bei der sog. „4 telli“, dt. „Viersaitige“). Der obere und der mittlere Chor besteht jeweils aus zwei, der untere aus zwei oder drei Saiten. Im oberen und im unteren Chor gibt es je eine Bass-Saite, die dicker ist als die anderen. Die zwei geläufigsten Stimmungen (düzen) des Instruments sind D-G-A (bağlama düzeni – Bağlamastimmung) und A-D-G (kara düzeni – dunkle Stimmung). Letztere wird eher bei langhalsigen Instrumenten verwendet. Die Saz wird heute meist mit einem kleinen, länglich geformten Plektrum (Mızrap oder Tezene) gespielt, die entweder aus Kirschholz oder aus einer Gummi-Plastik Mischung bestehen. Die früher übliche Şelpe-Technik (şelpe dt. „streichen, zupfen“), bei der die Saiten mit den Fingern zum Schwingen gebracht werden, wird seit einigen Jahren wiederbelebt und weiterentwickelt.

In der türkischen volkstümlichen Musik oder im türkischen Rock und Pop gibt es die elektrische Saz, welche es generell in zwei Ausführungen gibt:

  1. die klassische Form (Birnenform), bei der es sich um eine traditionelle Saz zuzüglich eines Piezo-Tonabnehmers handelt, und
  2. im E-Gitarren-Look mit vergleichbarem Tonabnehmersystem.

Einen sehr wichtigen Platz nimmt die Bağlama im Alevitentum ein. Sie ist wesentlicher Bestandteil des Versammlungsrituals (Cem), in der unter Verwendung der Bağlama Gedichte (Deyiş) vorgetragen oder gesungen werden, sowie der Semah getanzt wird. Nahezu jeder alevitische Geistliche spielt Bağlama, da es ohne diese nicht möglich ist, den Cem zu leiten.

Klassifikations-Nr. (nach Hornbostel-Sachs):

321.321-5: Schalenhalslaute, mit bloßem Finger gezupft - oder
321.321-6: Schalenhalslaute, mit Plektrum gezupft

Literatur

  • Greve, Martin (1997) Alla Turca. Musik aus der Türkei in Berlin. Berlin: Der Ausländerbeauftragte des Senats
  • Korff, Malte (2000) Kleines Wörterbuch der Musik. Stuttgart: Reclam
  • Langer, Robert, Raoul Motika, und Michael Ursinus (eds.)(2005) Migration und Ritualtransfer. Religiöse Praxis der Aleviten, Jesiden und Nusairier zwischen Vorderem Orient und Westeuropa. Frankfurt am Main Berlin Bern Bruxelles New York Oxford Wien: Peter Lang. (Heidelberger Studien zur Geschichte und Kultur des modernen Vorderen Orients, 33)
  • Picken, Laurence (1975) Folk musical instruments of Turkey. London New York Toronto: Oxford University Press
  • Reinhard, Ursula und Tiago de Oliveira Pinto (1989) Sänger und Poeten mit der Laute. Türkische Asik und Ozan. Berlin: Museum für Völkerkunde (Veröffentlichungen des Museums für Völkerkunde Berlin. Neue Folge 47. Abteilung Musikethnologie VI)
  • Ruf, Wolfgang (ed.)(1991) Lexikon Musikinstrumente. Mannheim: Meyers Lexikonverlag

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Saz — die; , e <aus gleichbed. türk. saz, eigtl. »Musikinstrument«> gezupfte Langhalslaute …   Das große Fremdwörterbuch

  • Saz — Die türkische Langhals Bağlama Eine türkische Kurzhals Bağlama …   Deutsch Wikipedia

  • Saz — I Sạz   [ z] der, / , persische und türkische Bezeichnung für Musikinstrument, in den islamischen Ländern von Iran bis Südosteuropa heute vornehmlich Bezeichnung für die gezupfte Langhalslaute mit Bünden vom Typ des Tanbur. Im Kaukasus dient der …   Universal-Lexikon

  • Liste der Musikinstrumente — Siehe auch: Portal:Musik, Instrumentenkunde, Liste der mechanischen Musikinstrumente, Hornbostel Sachs Systematik, Liste traditioneller chinesischer Musikinstrumente, Liste der Musikinstrumentenkürzel A Adiaphon Aelodicon Aeoline Aeolsharfe… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Musikinstrumenten — Diese Liste enthält Musikinstrumente, also Gegenstände, die entweder eigens hergestellt wurden, um mit den Tönen, die sie erzeugen, Musik zu machen, oder die in einer Nebenfunktion regelmäßig zum Musikmachen verwendet werden. Teile von… …   Deutsch Wikipedia

  • Gitarren — Gitarre engl.: guitar, ital.: chitarra, griech.: κιθάρα, (Kithara), abgeleitet von dem persischen: Setar „Dreisaiter“), franz.: guitare …   Deutsch Wikipedia

  • Guitarre — Gitarre engl.: guitar, ital.: chitarra, griech.: κιθάρα, (Kithara), abgeleitet von dem persischen: Setar „Dreisaiter“), franz.: guitare …   Deutsch Wikipedia

  • Ketarre — Gitarre engl.: guitar, ital.: chitarra, griech.: κιθάρα, (Kithara), abgeleitet von dem persischen: Setar „Dreisaiter“), franz.: guitare …   Deutsch Wikipedia

  • Türkische Musik — Die Türkei ist ein Land an der Ostküste des Mittelmeers und ist Kreuzungspunkt der Kulturen Europas, Nordafrikas, des Nahen Ostens, des Kaukasus und Süd und Zentralasiens. Das hat sich auf die Musik der Türkei ausgewirkt und ihr eine große… …   Deutsch Wikipedia

  • Kastenhalslaute — Laute auf einem Gemälde Hans Holbeins d.J. Die Laute (von arabisch ‏العود‎, DMG al ʿūd) ist ein Zupfinstrument mit Korpus und angesetztem Hals. Als Laute im engeren Sinn bezeichnet man die aus der arabischen Kurzhalslaute Oud entstandene… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”