Schamers

Schamers
Dieser Artikel beschreibt die Gemeinde Číměř im Okres Jindřichův Hradec. Für die gleichnamige Gemeinde im Okres Třebíč, siehe Číměř nad Jihlavou.
Číměř
Wappen von Číměř
Číměř (Tschechien)
DEC
Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Jihočeský kraj
Bezirk: Jindřichův Hradec
Fläche: 4571 ha
Geographische Lage: 49° 4′ N, 15° 5′ O49.07333333333315.083611111111519Koordinaten: 49° 4′ 24″ N, 15° 5′ 1″ O
Höhe: 519 m n.m.
Einwohner: 710 (3. Juli 2006)
Postleitzahl: 378 32 - 378 33
Verkehr
Straße: Jindřichův HradecNová Bystřice
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 7
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeister: Petr Šachl
Adresse: Číměř 12
378 32 Číměř
Website: www.obeccimer.cz

Číměř (deutsch Schamers) ist eine Gemeinde in Tschechien. Sie liegt elf Kilometer südöstlich von Jindřichův Hradec und gehört zum Okres Jindřichův Hradec.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Das Straßenangerdorf Číměř befindet sich im Südwesten der Javořická vrchovina im Naturpark Česká Kanada. Er liegt im Tal des Koštěnický potok.

Nachbarorte sind Kunějovské Samoty im Norden, Kunějov (Kunas) im Nordosten, Dobrá Voda (Guttenbrunn) und Hůrky im Osten, Potočná (Grambach) im Südosten, Hradiště (Burgstall) und Lhota (Neustift) im Süden, Sedlo (Heumoth) im Südwesten, Vojířov (Bernschlag) im Westen sowie Bílá (Weißenbach) im Nordwesten.

Geschichte

Bei der Grenzziehung im Jahre 1189 wurde der Genitzbach, welche neben Schamers fließt, zur Grenze zwischen Böhmen und den österreichischen Ländern. Das Dorf entstand in der Mitte des 13. Jahrhunderts in Zuge der deutschen Kolonisation des Neuhauser Landes, und als Emphyteuse 1359 erstmals urkundlich erwähnt. Die Kirche St. Ägidius ist ebenfalls 1359 genannt, sie entstand aber bereits zum Zeitpunkt der Ortsgründung.

Bis 1463 gehörte Schamers dem Stift Třeboň und danach zur Herrschaft Hradec. Von den Herren Hradec (Adelsgeschlecht) wurde Schamers zum Markt erhoben und erhielt das Privileg für den Salzhandel und Weinschank sowie ein Wappen. Der Ortsname “Schamers“ ist seit dem Jahre 1579 geläufig und war vorher als “Tschammiers“ bekannt. In dieser Zeit setzen sich Utraquisten in der Ortschaft fest, und der Ort wurde protestantisch . Während des Dreißigjährigen Krieg kehrte die Ortsbevölkerung wieder zum Katholizismus zurück. Matriken werden seit dem Jahre 1606 geführt. Im Jahre 1793 erhielt Schamers von Kaiser Franz II. weitere Marktprivilegien verliehen.

Durch das Handwerk der Leinenweberei stieg im 18. Jahrhundert die Einwohnerzahl an. Durch die in den Jahre 1824-1827 errichteten Kaiserstraße von Wien nach Prag erhöhte sich die wirtschaftliche Bedeutung des Ortes. Erst 1854 als die Eisenbahnverbindungen Wien-Prag eröffnet wurde, ging der Handel zurück und es entwickeln sich neue Verdienstmöglichkeiten, wie Maurer und andere Handwerksberufe.

Während des Ersten Weltkrieges fielen 23 Dorfbewohner. Nach dem Ersten Weltkrieg zerfiel der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn. Die Bewohner von Schamers gehörten ausschließlich der deutschen Sprachgruppe an. Der Friedensvertrag von Saint Germain 1919, erklärte den Ort zum Bestandteil der Tschechoslowakischen Republik.

1930 hatte die Marktgemeinde Schamers einschließlich ihrer Ortsteile Klitschka-Mühle, Dracler-Mühle und Elendshäuser 464 Einwohner. 1938 erfolgte das Münchner Abkommen, das die Abtretung der sudetendeutschen Gebiete an Deutschland regelte. Schamers gehörte bis 1945 zum Gau Niederdonau. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, der 25 Opfer forderte, kam die Gemeinde wieder zur Tschechoslowakei zurück. Der Großteil der deutschen Bevölkerung flüchtete oder wurde im Mai 1945 nach Österreich vertrieben. Ihr Vermögen wurde aufgrund der Beneš-Dekrete entschädigungslos enteignet. Von den Vertriebenen blieben 89 Personen in Österreich und 358 in Deutschland. Ebenso wanderten 4 Personen nach Australien und je eine Person nach Kanada und der Schweiz aus.

Am 14. Juni 1964 wurde die Nachbargemeinde Dobrá Voda eingemeindet.

Siegel und Wappen

Mit der Markterhebung am 25.März 1675 erhielt der Ort vom Herrschaftsinhaber Johann Joachim Graf Slawata von Chlum und Koschumberg das Recht auf Siegelführung. Das Siegel zeigt innerhalb eines Perlenkranzes mit der Umschrift “SIEGEL DES MARKTES SCHAMERS“ ein Renaissanceschild mit einem umkränzten “J“.

Ebenso erhielt der Ort mit dem Siegel ein Wappen. Dieses war ein goldenes Schild mit einem breiten blauen Balken und einem goldenen Initialen “J“. Dieses ist mit einem mit vier goldenen Rosen besetzten grünen Lorbeerkranz umgeben.[1]

Bevölkerungsentwicklung

Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1880 708 695 13 -
1890 655 647 8 -
1900 653 649 4 -
1910 555 554 - 1
1921 516 437 57 22
1930 531 460 57 14

[2]

Gemeindegliederung

Die Gemeinde Číměř besteht aus den Ortsteilen Bílá (tschechisch früher Vyšpachy, deutsch Weißenbach), Číměř (Schamers), Dobrá Voda (Guttenbrunn), Lhota (Neustift), Nová Ves (Schönborn), Potočná (tschechisch früher Krampachy, deutsch Grambach) und Sedlo (Heumoth).

Sehenswürdigkeiten

  • Kirche St. Ägidius, des Gotteshaus wurde errichtet im 13. Jahrhundert und ist seit 1359 belegbar. 1616 erfolgte der Bau des Kirchturmes im Renaissancestil und in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts ein barocker Umbau.
  • Barocker Brunnen auf dem Markt, errichtet im 18. Jahrhundert
  • Marterlsäule von 1689
  • Marienkapelle in Dobrá Voda, errichtet 1768
  • Kapelle der Hl. Anna in Sedlo
  • Friedhof 1814 von der Kirche zum Schulfeld verlegt.
  • Johannes von Nepomuk-Statue an der Brücke über den Gatterschlager Bach, 2.Viertel 18.Jh.
  • Schule, einklassig (1670), ab 1859 zweiklassig
  • Rathaus, erbaut im Jahre 1676, danach 1843 abgebrannt und 1847 wieder neu aufgebaut
  • Kriegerdenkmal (1923)

Persönlichkeiten

  • Josef Binder (*12. August 1842 Schamers, †12. Oktober 1912 Prag), Prälat, erzbischöflicher Konsistorialrat, Domkapitular,
  • Sylvester Schimeczek (*2. Januar 1870 Schamers), Schulleiter, Heimatforscher
  • Ignaz Riebl (* Schamers) Maurermeister und baute die Kapelle in Ottenschlag zur Kirche um
  • Manfred Vorreiter (*1943 Schamers) Grafiker

Brauchtum

Jährlich gab es drei Kirchweihfeste. Am Weißen Sonntag „Hiassa“, am Sonntag nach Laurentius „Herassa“ und am Sonntag nach Ägidius „Hopsassa“. Weiters gab es jedes Jahr am 16. Mai eine Prozession zur Johannes-Statue.

Literatur

  • Josef Binder: Heimatkunde des Marktes Schamers in Böhmen ,1908

Quelle

  • Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk, (1990), Schamers S. 34
  • Bruno Kaukal: Wappen und Siegel, (1992); Schamers S.210
  • Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens Band III (2001), Schamers S.364
  • Walfried Blaschka :Neubistritz von A bis Z, (2008), Schamers S.123

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zelenka , Javora: Sudetendeutsches Wappenlexikon Passau , 1985
  2. Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984

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