Schauta/Stoeckel-Operation

Schauta/Stoeckel-Operation

Die Schauta-Stoeckel-Operation, auch als Schauta-Operation oder Schauta-Amreich-Operation bezeichnet, ist eine radikale vaginale Totalexstirpation der Gebärmutter beim Zervixkarzinom.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Behandlung des Gebärmutterhalskrebses erfolgte lange Zeit mit einer einfachen Gebärmutterentfernung, meist über die Scheide, da der Weg über einen Bauchschnitt zu riskant war. Karl August Schuchardt führte 1893 in Stettin die erste erweitere vaginale Gebärmutterentfernung durch. Möglich wurde die Operation erst durch die Entwicklung des Schuchardt-Schnittes, bei dem das seitlichen Scheidengewölbe durch eine Durchtrennung des Musculus levator ani eröffnet wurde. Das Verfahren wurde 1901 durch den Wiener Gynäkologen Friedrich Schauta und später durch Walter Stoeckel an der Charité in Berlin weiterentwickelt. Isidor Alfred Amreich erarbeitete jedoch erst 1924 in Wien die eigentliche Operationsanatomie durch die Darstellung der einzelnen Spatien und entwickelte damit den Eingriff zu einer anatomischen Operation weiter.[1][2] Im direkten Vergleich mit der Wertheim-Meigs-Operation war der Eingriff mit einer geringeren Mortalität verbunden, jedoch auch weniger radikal, da Lymphknotengruppen nicht erreichbar waren. Durch die Reduzierung der Risiken bei der Operation am offenen Bauch nahm die Bedeutung der Operation zugunsten der Wertheim'schen Operation ab.[3]

heutige Bedeutung

Aufgrund der heutigen Möglichkeiten der Laparoskopie, insbesondere der laparoskopischen Lymphknotenentfernung, erhält die Schauta-Operation wieder eine größere Bedeutung, da sie ein individualisiertes, risikoangepasstes und nervenschonendes Vorgehen erlaubt.[4][5][6]

Einzelnachweise

  1. Käser O, Iklè FA: Atlas der gynäkologischen Operationen. Georg Thieme Verlag Stuttgart, 1965, 263-307
  2. Possover M, Kamprath S, Schneider A: The historical development of radical vaginal operation of cervix carcinoma. Zentralbl Gynakol 119 (1997), 353-8, PMID 9340975
  3. Reiffenstuhl G: Die vaginale Radikaloperation nach Schauta-Amreich zur Behandlung des Collumkarzinoms. Archives of Gynecology and Obstetrics 242 (1987),36 doi:10.1007/BF01783015
  4. Bojahr B, Straube W, Köhler G, Lober R, Schwesinger G: Initial experiences and outcome of gasless laparoscopic pelvic lymph node excision combined with Schauta vaginal radical hysterectomy in stage IB cervix carcinoma. Zentralbl Gynakol 119 (1997), 492-9, PMID 9432827
  5. Schneider A, Possover M, Kamprath S, Endisch U, Krause N, Nöschel H: Laparoscopy-assisted radical vaginal hysterectomy modified according to Schauta-Stoeckel. Obstet Gynecol88 (1996), 1057-60, PMID 8942853
  6. Köhler C, Possover M, Klemm P, Tozzi R, Schneider A: Renaissance der Operation nach Schauta Gynäkologe 35 (2002), 132-45, doi:10.1007/s00129-002-1157-9

Literatur

  • Schauta F: Die Operation des Gebärmutterkrebses mittels des Schuchardt'schen Paravaginalschnittes. Monatsschrift fuer Geburtshuelfe und Gynaekologie, 1902
  • Högler H: Die vaginale Radikaloperation des Carcinoma colli uteri nach Schauta-Amreich. Urban und Schwarzenberg (1960)
  • Schaller A: Friedrich Schauta. Ein Lehrer im Schatten seines Schülers? Zentralblatt für Gynäkologie 123 (2001), 175-178

Weblinks

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