Schillerfest

Schillerfest
Schillerdenkmal auf dem Römer in Frankfurt a.M. 1859

Das Schillerfest, auch Das große Schillerfest genannt, fand anlässlich von Schillers 100. Geburtstag vom 8. bis 10. November 1859 und der 10-jährigen Wiederkehr der 1848/49er Revolution statt. In Hamburg wurde vom 11. bis zum 13. November gefeiert.

An allen deutschen Hochschulen und Universitäten wurde des Tages gedacht. In über 440 deutschen und 50 nichtdeutschen Städten fanden Schillerfeiern mit Aufmärschen und Fackelzügen statt. Es war das größte Fest, das in Deutschland jemals zu Ehren eines Dichters gefeiert wurde. Seinen Widerhall fand das Schillerfest in zahlreichen Reden und Zeitungsaufsätzen mit nationalem Hintergrund.

Die Schillerfeiern von 1859 markierten das Ende der Reaktionsära nach der Revolution von 1848/49. Die Teilnehmer des Festlichkeiten glaubten der Einheit und Freiheit Deutschlands ein Stück näher gekommen zu sein. Zahlreiche studentische Vereinigungen nutzen die Schillerfeierlichkeiten zur Neugründung von Burschenschaften in Breslau, Würzburg, Berlin und Wien.

Besonders in Österreich, wo sich aufgrund des Metternichschen Unterdrückungssystems kaum Studentenverbindungen wie in den anderen Ländern des Deutschen Bundes hatten bilden können, begann jetzt die Zeit der Gründung von selbstverwalteten studentischen Zusammenschlüssen, die aber mit anderen Vorzeichen ablief als im übrigen Teil des deutschsprachigen Raums. Eine wichtige Voraussetzung war auch der für Österreich unglückliche Ausgang des Italienfeldzuges im Jahre 1859, der ein Nachlassen des Polizeidrucks, eine neue Verfassung und eine liberale Regierung brachte. Da bot das Schillerfest, das im ganzen deutschsprachigen Raum und darüber hinaus gefeiert wurde, den passenden Anlass.

Das von den Schweizer Urkantonen veranstaltete Fest am Mythenstein galt vor allem dem Dichter des Wilhelm Tell, während man bei den Veranstaltungen in Bern und Zürich die Gründung des modernen Schweizer Bundesstaats im Anschluss an den Sonderbundskrieg von 1847/48 mitfeierte. „Uns hat das Schwert das Vaterland gegründet“ [1] dichtete Gottfried Keller zur Berner Feier, auch mit Blick auf die als Bedrohung empfundene Abtretung Savoyens durch Sardinien-Piemont an Frankreich. In Zürich waren viele deutsche Emigranten an der Feier beteiligt. Friedrich Theodor Vischer hielt den Festvortrag, Georg Herwegh dichtete und sprach den Prolog:

„Das Reich der Freiheit hat dir Gott gegründet“,
O Schweiz, nur dir allein?
Sein Wort hat überall gezündet;
Das Reich der Freien, es muss größer sein. [2]

Zitatnachweise

  1. Gottfried Keller: „Prolog zur Schillerfeier in Bern“, in: Sämtliche Werke, hrsg. von Jonas Fränkel, Bd. 1, S. 264–272.
  2. Georg Herwegh: „Prolog zur Schillerfeier in Zürich“, Volltext , Projekt Gutenberg-DE.

Literatur

  • Schiller in Deutschland 1781-1970. Materialien zur Schiller-Rezeption, hrsg. von Eva D. Becker. Frankfurt a.M.: Moritz Diesterweg 2. Aufl. 1979. ISBN 3-425-06202-6
  • Rainer Noltenius: Dichterfeiern in Deutschland. Rezeptionsgeschichte als Sozialgeschichte am Beispiel der Schiller- und Freiligrath-Feiern. München: Wilhelm Fink 1984. ISBN 3-7705-2100-5
  • Wilhelm Raabe: Der Dräumling. Mit Dokumenten zur Schillerfeier 1859. Berlin: Aufbau-Verlag 1984.

Weblinks


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