Schlacht am Dnepr 1943

Schlacht am Dnepr 1943

Die Schlacht am Dnepr (russisch Битва за Днепр) fand zwischen Verbänden der Wehrmacht und Verbänden der Roten Armee im Krieg gegen die Sowjetunion 1941–1945 vom 26. August bis zum 20. Dezember 1943 statt, sie begann kurz nach dem Ende der Operation Zitadelle.

Inhaltsverzeichnis

Ausgangslage

Ostfront 17. Juli - 1. Dezember 1943

Nach der Niederlage in der Schlacht bei Kursk im Juli 1943 plante das Oberkommando der Wehrmacht eine starke Verteidigungslinie von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer entlang der Linie Narwa-Pskow-Gomel aufzubauen, die den Vormarsch der Roten Armee nach Westen stoppen sollte. Die deutsche Heeresgruppe Süd unter Erich von Manstein, die den Vormarsch in der Ukraine stoppen sollte, zählte 1,2 Mio. Soldaten, 12.600 Geschütze, 2.100 Panzer und 2.100 Flugzeuge. Ihr standen fünf sowjetische Fronten (Zentralfront unter Rokossowski, Woronescher Front unter Watutin, Steppenfront unter Konew, Südwestfront unter Malinowski, Südfront unter Tolbuchin) mit der Gesamtstärke von 2,6 Mio. Soldaten, 51.200 Geschützen, 2.400 Panzer und 2.850 Flugzeugen gegenüber.

Erste Phase – Tschernigow-Poltawa-Operation

Soldaten der Division Grossdeutschland bei Poltawa

Am 26. August 1943 begann die Tschernigow-Poltawa-Operation der Zentralfront unter Armeegeneral Rokossowski. Der sowjetischen 60. Armee gelang es innerhalb der nächsten Tage nur mühsam, in die deutschen Verteidigungslinien südlich von Sewsk einzubrechen. Nachdem die Hauptkräfte der Front, das 9. Panzerkorps und die 31. Armee, unter strikter Geheimhaltung dorthin verlegt worden waren, gelang es den Einbruch bis zum 31. August auf 100 km Breite und 60 km Tiefe zu erweitern und die deutsche 2. Armee zum Rückzug zu zwingen.[1] Anfang September begannen weitere Angriffsunternehmen in der ganzen Ostukraine, was die deutsche Führung der Möglichkeit beraubte, ihre Truppen umzugruppieren und Reserven heranzuführen. Infolgedessen begann die deutsche Armee eine Rückzugsbewegung hinter den Dnepr. Die Rote Armee erreichte den Fluss auf der 750 km breiten Front und begann sofort mit der Überquerung. Bis Ende September entstanden so bereits 23 Brückenköpfe auf dem rechtsseitigen Ufer des Dnepr.

Sowjetisches Luftlandeunternehmen

Die Führung der Woronescher Front entschied sich, in der Bukrin-Windung die 1., 3. und 5. Luftlande-Brigade abzusetzen. Sie zählten insgesamt 10.000 Mann und verfügten über 24 45-mm-Geschütze, 180 50-mm- oder 82-mm-Mörser und 540 Maschinengewehre. Ihnen standen 180 Transportflugzeuge Lissunow Li-2, 35 Lastensegler und 10 Schleppflugzeuge zur Verfügung. Aber das Feuer der deutschen Flak-Artillerie sowie schlechtes Wetter ließen das Unternehmen scheitern. Viele Rotarmisten landeten direkt in den deutschen Stellungen oder im Fluss. Dem Kommandeur der 5. Brigade, P.M. Sidortschuk, gelang es, die gelandeten Truppen zu sammeln und Verbindung zur Führung herzustellen. So konnte am 13. November ein Brückenkopf erobert werden, der anschließend von Truppen der 2. Ukrainischen Front, wie die Steppenfront seit der Umorganisation der Roten Armee am 20. Oktober 1943 hieß, benutzt wurde.

Zweite Phase

MG-Stellung der Division Grossdeutschland bei Poltawa

In der zweiten Phase der Dnepr-Offensive verfolgte die Rote Armee das Ziel, eine Erweiterung der eroberten Brückenköpfe am linken Dnepr-Ufer zu erreichen. In diesen in der russischen Militärgeschichtsschreibung als Strategische Offensive am Unteren Dnepr bezeichneten Kampfhandlungen, die vom 26. September bis zum 20. Dezember 1943 dauerten, gelang den sowjetischen Truppen die Blockierung der Zugänge zur Halbinsel Krim und die Bildung eines großen Brückenkopfes welcher 450 km breit und 100 km tief war. Versuche in das Erzgebiet von Kriwoi Rog vorzudringen, scheiterten an erbittertem deutschen Widerstand. Diese Operation kennzeichnete sich durch hohe sowjetische Verluste. Die Rote Armee verlor 754.392 Soldaten [2], eine Zahl, die größer war als die Hälfte der russischen Gesamtverluste während der Kämpfe am Dnepr.

Auch die darauf folgende Kiewer Strategische Offensive (3. bis 13. November 1943), in deren Ergebnis die ukrainische Hauptstadt Kiew am 6. November befreit wurde, brachte schwere Verluste für die Rote Armee, der es aber in der Folgezeit gelang, die Stadt zu behaupten. Ein Gegenschlag der deutschen Wehrmacht unter der Führung Erich Mansteins mit dem Ziel, die Stadt für das Deutsche Reich zurückzuerobern, schlug fehl.[3]

Verluste und Folgen

Die Rote Armee musste in der Schlacht sehr hohe Verluste hinnehmen: 1,213 Mio. Soldaten (davon 283.000 Tote), 4.050 Panzer und 824 Flugzeuge.[4] Sie griff auf der 800 km breiten Front an und stieß 300 km nach Westen vor.[5] Diese Schlacht stellte eines der seltenen Beispiele der Überquerung eines großen Flusses bei starker feindlicher Gegenwehr dar.[6]

Einzelnachweise

  1. David M. Glantz, When Titans Clashed. Lawrence, University of Kansas Press 1995, S. 171.
  2. Zahlenangabe aus G.F.Krivosheev; Soviet Casualities and Combat Losses in the Twentieth Century; Greenhill Books London 1997; ISBN 1-85367-280-7
  3. David M. Glantz, When Titans Clashed. Lawrence, University of Kansas Press 1995, S. 175.
  4. http://wwii-soldat.narod.ru/OPER/ARTICLES/023-ukraine-002.htm
  5. http://wwii-soldat.narod.ru/OPER/ARTICLES/023-ukraine-002.htm
  6. http://pobeda.rambler.ru/battlefields.html?id=443

Literatur

G. F. Krivošeev (Hg.), Rossija i SSSR v vojnach XX veka. Poteri vooružennych sil. Statističeskoe issledovanie. (Russland und die UdSSR in den Kriegen des 20. Jahrhunderts. Verluste der Streitkräfte. Statistische Untersuchung.) Olma-Press, Moskau 2001, ISBN 5-224-01515-4, ISBN 978-5-224-01515-3.

Weblinks


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