Schlacht bei Vicksburg

Schlacht bei Vicksburg
Schlacht um Vicksburg
Teil von: Amerikanischer Bürgerkrieg
Belagerung von Vicksburg - Generalmajor Logans Division
Belagerung von Vicksburg - Generalmajor Logans Division
Datum 19. Mai–4. Juli 1863
Ort Warren County, Mississippi, USA
Ausgang Sieg der Union
Konfliktparteien

USA

CSA
Befehlshaber
Ulysses S. Grant
John C. Pemberton
Truppenstärke
90.829[1]
ungefähr 30.000
Verluste
4.779[2]

gefallen: 753
verwundet: 3.752
vermisst/gefangen: 274

3.202[3]

gefallen: 875
verwundet: 2.169
vermisst/gefangen: 158

Die Schlacht um Vicksburg, auch Belagerung von Vicksburg genannt, fand vom 19. Mai–4. Juli 1863 rund um die Kleinstadt Vicksburg, Mississippi statt. Sie war die letzte Schlacht des Zweiten Vicksburg-Feldzugs. Sie gilt als eine entscheidende Schlacht des amerikanischen Bürgerkrieges[4].

Die Schlacht begann mit zwei erfolglosen Angriffen der Tennessee-Armee der Union auf die Stellungen der Konföderierten vor Vicksburg. Generalmajor Ulysses S. Grant begann danach mit der Belagerung der Stadt, die nach sechs Wochen und einem Tag am Unabhängigkeitstag zur Kapitulation der die Stadt verteidigenden Mississippi-Armee der Konföderation führte. Mit dem Fall von Vicksburg verlor die Konföderation ihren vorletzten Stützpunkt am Mississippi. Mit der darauf folgenden Kapitulation von Port Hudson, Louisiana stand das gesamte Mississippi-Tal unter Kontrolle der Union. Die Konföderation war in zwei Teile gespalten.


Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Der Mississippi war vor Kriegsbeginn die wirtschaftliche Lebensader für die Staaten des mittleren Westens. Mit Kriegsbeginn war diese Verbindung unterbrochen. Präsident Lincoln hatte schon 1862 die Einnahme von Vicksburg als unabdingbare Voraussetzung für den Sieg gefordert.[5] Generalmajor Grant hatte im ersten Vicksburg-Feldzug mit der Tennessee-Armee erfolglos versucht, Vicksburg von Norden und Westen einzunehmen. Im zweiten Vicksburg-Feldzug überquerte die Tennessee-Armee den Mississippi ungefähr 40 Meilen südlich der Stadt, griff zunächst nach Nordosten in Richtung Jackson, Mississippi an und wandte sich danach nach Westen. Grant schlug die konföderierte Mississippi-Armee unter Generalleutnant John C. Pemberton entscheidend in der Schlacht am Champion Hill und hatte am 17. Mai den Big Black überschritten.

Vicksburg sperrte, in Verbindung mit den anderen Befestigungen entlang des Mississippi, den Fluss für die Nutzung durch die Union. Nachdem nur noch Port Hudson und Vicksburg als Stützpunkte am Mississippi übrig geblieben waren, wurde die Stadt durch Präsident Davis zum Scharnier der Föderation ernannt. Mit der Verteidigung der Bundesstaaten Mississippi und Louisiana östlich des Mississippis beauftragte Davis Generalleutnant Pemberton und dessen Mississippi-Armee. Pemberton gelang es, die Tennessee-Armee während des ersten Vickburg-Feldzuges abzuwehren. Nach der Invasion Mississippis gelang es Pemberton nicht, seine Kräfte zusammenzufassen und Grant nach der Landung zu schlagen. Nach der Schlacht am Champion Hill wichen die Truppenteile der Mississippi-Armee zum Big Black demoralisiert, aber meist geordnet aus. Nach der Niederlage an der Brücke über den Big Black flohen die konföderierten Soldaten am 17. Mai in die Befestigungen von Vicksburg.

Gelände

Vicksburg lag am Ostufer des Mississippi auf einer Höhenrippe bis zu 60 m über dem Fluss. Die Höhenrippe erstreckte sich von Haynes Bluff, zwölf Meilen nordöstlich am Yazoo, bis zur Mündung des Big Black in den Mississippi, 30 Meilen südlich. Die Höhenrippe fiel zur Landseite bis zum Big Black ab und bot für die Verteidigung gut geeignete überhöhte Stellungen. Das Schlüsselgelände für die Verteidigung Vicksburgs lag nordöstlich der Stadt am Yazoo bei Haynes Bluff.

Zielsetzung

Die Regierung der Nordstaaten beabsichtigte, die Kontrolle über den unteren Mississippi zu erhalten, um so den Fluss für die Wirtschaft nutzen zu können. Gleichzeitig würde durch die Einnahme Vicksburgs die Konföderation in zwei Hälften geteilt und ein Teil des Anakonda-Plans verwirklicht werden. Die Südstaaten verfügten mit Vicksburg und Port Hudson, Louisiana nur noch über zwei befestigte Stützpunkte am Mississippi, über die eine sichere Verbindung mit den Gebieten westlich des Flusses gehalten werden konnte. Der Wegfall dieser Verbindung würde besonders den Warenverkehr erheblich beeinträchtigen. Für die Konföderation ging es zusätzlich um ihr Ansehen in der Welt und in der Bevölkerung, das Halten Vicksburg wurde zum Prestigeobjekt.

Ausgangslage

Generalmajor Grant begann die Belagerung mit den drei Korps, die bisher den zweiten Vicksburg-Feldzug durchgeführt hatten. Nach der kampflosen Einnahme von Haynes Bluff setzte er sofort Truppenteile zur Abwehr eines Angriffs aus Osten ein. Im weiteren Verlauf der Belagerung verstärkte Grant sich durch Großverbände aus seinem eigenen Wehrbereich und aus den Wehrbereichen Missouri und Ohio auf mehr als 70.000 Mann. Mehr als die Hälfte dieser Truppen setzte Grant zur Abwehr eines Angriffs Joseph E. Johnstons aus Osten ein. Generalleutnant Pemberton konnte außer den am Big Black geflohenen Divisionen mit den in Vicksburg stationierten Divisionen Stevensons und Forneys die Verteidigung der Stadt aufbauen. Er hatte am 26. Mai 17.356 dienstfähige Soldaten zur Verfügung[6], die in ausgebauten Stellungen die Stadt verteidigten.

Schlacht

In der Nacht des 18. Mai erreichten die ersten Truppenteile der Tennessee-Armee die äußeren Befestigungsanlagen der Stadt. Grant wollte den Erfolg der Vortage ausnutzend die demoralisierten Konföderierten in einer letzten Anstrengung angreifen[7] und Vicksburg nehmen, bevor Johnston in seinem Rücken zu einer Gefahr für die Tennessee-Armee werden konnte.

Angriff am 19. Mai

Angriff am 19. Mai

Das XV. Korps Shermans erreichte Haynes Bluff, um das noch um die Jahreswende erbittert gekämpft worden war, kampflos in der Nacht vom 17. auf den 18. Mai. Diesem Korps folgte das XVII. McPhersons, das sich links von Sherman entfaltete, und danach das XIII. McClernands, das am linken Flügel der Armee eingesetzt wurde. Generalmajor Grant befahl den Angriff aller Korps am 19. Mai 14:00 Uhr[8]. Der Angriff begann nach fünfstündiger Artillerievorbereitung mit einer Division des XV. Korps.

Skizze der ‘Stockade Redan’

Die Konföderierten verteidigten sich dem XV. Korps gegenüber aus Stellungen mit dem Schwerpunkt in der ‘Stockade Redan’, einem Festungswerk im Norden der Verteidigungslinie. Dem vorderen Regiment des XV. Korps gelang es, bis auf den feindseitigen Hang der ‘Stockade Redan’ vorzugehen, blieb dort jedoch im Feuer der Konföderierten liegen. Erst im Schutz der Dunkelheit konnten die Überlebenden Soldaten der Union auf ihre eigenen Linien ausweichen.

Die beiden anderen Korps der Tennessee-Armee nahmen erst gar nicht am Angriff teil, da sie ihre Sturmausgangsstellungen noch nicht erreicht hatten. Erst während des Angriffs des XV. Korps konnten sie ihre Ausgangsstellungen nehmen. Dabei kam es nur zu Scharmützeln mit den konföderierten Verteidigern. Die Verluste der Tennessee-Armee betrugen 157 Gefallene, 767 Verwundete und 8 Vermisste; insgesamt 942 Soldaten[9]. Die Verluste der Konföderierten sind nicht im Einzelnen festgehalten; Pemberton bezeichnete sie als gering und forderte in seiner Meldung über die erfolgreiche Abwehr des Angriffs die Versorgung mit Zündhütchen und einen schnellen Entsatz[10].

Angriff am 22. Mai

Trotz dieses Misserfolgs bestand Grant auf einem erneuten Angriff. Dazu verabredete er zunächst am 21. Mai die Zusammenarbeit mit der Mississippi-Flottille, die bis eine halbe Stunde nach Angriffsbeginn die Befestigungen der Konföderierten beschießen sollte[11]. Grant befahl anschließend persönlich den Kommandierenden Generalen den Angriff für 10:00 Uhr am nächsten Tag[12]. Dazu ließ er einen Zeitvergleich durchführen, damit sichergestellt war, dass alle Korps zum gleichen Zeitpunkt antreten würden[13].

Angriff am 22. Mai

Die ganze Nacht feuerten die Mörser der Flottille in die Stellungen der Konföderierten und die Stadt. Die gesamte verfügbare Artillerie eröffnete am frühen Morgen gemeinsam mit Scharfschützen das Feuer. Der Angriff aller Korps begann gleichzeitig um 10:00 Uhr. Sherman hatte seine Divisionskommandeure noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Angriffsbeginn nicht auf ein Zeichen, sondern ab dem befohlenen Zeitpunkt stattzufinden habe.

Der Sturm blieb wie am 19. Mai an den Hängen der Festungswerke und Lünetten liegen. Nur das XIII. Korps meldete Einbrüche in die konföderierten Stellungen. Grant, der von einem Beobachtungspunkt im Bereich des XVII. Korps das Scheitern des Angriffs verfolgte, glaubte den Meldungen McClernands nicht. Auf die wiederholte Meldung McClernands, er benötige Verstärkungen, um seinen Erfolg auszubauen, befahl Grant, um jede mögliche Chance zu bewahren, fast alle Truppen des XVII. Korps zur Unterstützung abzustellen. Gleichzeitig ließ er die Angriffe des XV. Korps wiederholen.

Pemberton wehrte die Angriffe durch Verlagern des Schwerpunktes flexibel ab[14]. In seinem Bericht meldet er die Abwehr aller Angriffe unter geringen eigenen Verlusten und großen des Gegners[15].

Grant meldete Halleck am 22. Mai, dass die Verluste nicht übermäßig stark seien. Sie betrugen 502 Gefallene, 2.550 Verwundete und 147 vermisste Soldaten[16]. In seinem offiziellen Bericht bedauert er die Verluste, die besonders nach dem ersten erfolglosen Sturm eingetreten seien. Er schob sie jedoch McClernand zu, der wegen seiner falschen Meldungen einen erneuten Einsatz zusätzlicher Kräfte und einen erneuten Angriff veranlasst hätte[17]. Insgesamt beurteilte Grant den Angriff nicht als völlig erfolglos. Schließlich hätten die Truppen Stellungen nahe der gegnerischen Befestigungen erobern und halten können. In Anbetracht der Stärke der gegnerischen Stellungen kam er zu der Überzeugung, dass eine Belagerung Vicksburg das geeignete Mittel sei, die Stadt zu erobern[18].

Die Belagerung

Belagerungsring um Vicksburg

Die Mississippi-Armee hatte in den letzten sieben Monaten die Lünetten, Forts und Palisaden angelegt, an denen am 19. und 22. Mai die Angriffe der Nordstaatler gescheitert waren. Die Befestigungen erstreckten sich vom Fluss zwei Meilen nördlich der Stadt im Bogen nach Osten und Süden um die Stadt herum und erreichten den Fluss wieder neun Meilen südlich der Stadt. Sie verliefen entlang einer Höhenrippe.

Grant verstärkte die Tennessee-Armee mit Großverbänden aus Missouri und Kentucky. Mehr als die Hälfte aller ihm zur Verfügung stehenden Truppen - ungefähr 36.000 Soldaten - setzte Grant unter Shermans Kommando in den Überwachungskräften (Army of Observation) ein. Deren Auftrag bestand darin, einen eventuellen Angriff Johnstons abzuwehren. Dazu führten Großverbände mehrere Raids nach Norden und Osten durch, auf denen sie in einer Art verbrannter Erde das Land verwüsteten, damit es für Entsatzoperationen nicht mehr nutzbar war.[19]

Durchführung

Annäherungsgräben und Minen
Annäherungsgraben zur 3. Louisiana Redan

Grant befahl am 25. Mai den Kommandierenden Generalen, mit der Belagerung zu beginnen. Dabei sei es wünschenswert, keine Menschenleben mehr zu verlieren. Gleichzeitig befahl er Gräben so anzulegen, dass Artillerie nach vorne gebracht und Minen unter den konföderierten Stellungen gezündet werden konnten. Die Leitung dieser Arbeiten übertrug er den Pionieroffizieren der Kommandos.[20] Am 26. Mai begannen die Bauarbeiten. Bis zu 300 Soldaten waren gleichzeitig beim Bau eines Annäherungsgrabens eingesetzt. Die Sappen verliefen im Zickzack auf die gegnerischen Stellungen zu. Sie waren ungefähr 2,40 m breit und 2,10 m tief. Artilleriegeschütze konnten so in Deckung nach vorne gebracht werden. Ausgediente Eisenbahnwaggons, auf denen Baumwollballen befestigt waren, dienten den grabenden Soldaten als Sichtschutz. Insgesamt legte die Tennessee-Armee neun Annäherungsgräben an[21].

Im Abschnitt der 3. Division des XVII. Korps unter Generalmajor John A. Logan erreichte der Annäherungsgraben am 22. Juni das Fundament der 3. Louisiana Redan, die Artillerie war bis auf 50 m herangezogen worden.

Die Soldaten begannen nun einen Tunnel unter der Befestigung zu graben. Der Tunnel war ungefähr 15 m lang und endete in drei jeweils fünf m langen Stollen. Die Stollen wurden mit 2.200 Pfund Schwarzpulver gefüllt. Die Nordstaatler zündeten diese „Mine“ am Nachmittag des 25. Juni. Der Durchmesser des durch die Explosion entstandenen Kraters betrug dreizehn Meter, die Tiefe vier Meter.[22]

Ein Regiment der Nordstaatler griff sofort nach der Detonation durch den Krater an. Die konföderierten Verteidiger hatten jedoch die Arbeiten am Tunnel erkannt und eine neue Verteidigungsstellung jenseits des Kraters ausgebaut. Der Angriff scheiterte - die Verluste der Nordstaatler waren mehr als doppelt so hoch wie die der Südstaatler. An dieser Stelle bauten die Soldaten einen weiteren Tunnel, der am 1. Juli die Reste der Befestigung endgültig zerstörte. Ein weiterer Angriff fand nicht statt.

Artilleriebeschuss

Die Tennessee-Armee beschoss die Stadt ständig mit bis zu 220 Geschützen von Land[23] und immer wieder vom Fluss mit den Kanonenbooten der Mississippi-Flottille. An manchen Tagen befahl Grant persönlich Zeitpunkt, Dauer und Ziele des Feuers[24]. Die Geschütze der Mississippi-Armee erwiderten das Feuer nur sehr selten, erzielten aber Erfolge, besonders gegen Angriffe vom Mississippi her. So versenkten sie am 27. Mai die USS Cincinnati. Die Zivilbevölkerung konnte dem ständigen Artilleriebeschuss nicht entkommen. Deshalb waren die Hänge der Stadt bald von selbst gegrabenen Höhlen überzogen, in denen die Zivilisten hausten.[25]

Unterkünfte der Soldaten aus Logans Division
Leben in den Stellungen

Für die Soldaten der Tennessee-Armee bestand die Belagerung aus Schanzen und Ruhe. Größte Beschwernis, sogar mehr als die gegnerischen Scharfschützen, war die Hitze, die die Soldaten in ihren wollenen Uniformen ertragen mussten[26]. Im Gegensatz dazu mussten die Südstaatler ständig die durch den Artilleriebeschuss beschädigten Befestigungen ausbessern, und kamen deshalb, und weil sie wegen ständig sinkender Mannschaftsstärke immer in den Stellungen eingesetzt bleiben mussten, nicht zur Ruhe. Viele Menschen, besonders Zivilisten, waren wegen des immer wiederkehrenden, nicht voraussehbaren Beschusses durch Artillerie dem Wahnsinn nahe: „Wenn das so weitergeht,“ schrieb ein konföderierter Offizier „muss ein Haus gebaut werden, in dem die Verrückten untergebracht werden können.“[27]

Versorgung

Nach der kampflosen Einnahme des Schlüsselgeländes um Haynes Bluff hatte Grant den gesamten Nachschub an diesen Ort befohlen. Das betraf sowohl personelle Verstärkungen als auch Versorgungsgüter. Die Tennessee-Armee verstärkte sich nahezu um das Doppelte. Verpflegung, Wasser und Munition aller Kaliber war bei der Tennessee-Armee im Überfluss vorhanden. Die Soldaten der Mississippi-Armee und die Zivilbevölkerung Vicksburgs litten unter der Belagerung der Stadt und der dadurch verursachten Abriegelung von sämtlicher Versorgung. Deshalb erwiderten die Südstaatler das Artilleriefeuer nur sporadisch. Ein Brigadekommandeur schlug vor, den noch nicht geborgenen US-Verwundeten in der Nacht die Munition und all die schönen Enfield-Gewehre (“all beautiful Enfields”) abzunehmen[28]. Eine Woche später untersagte Pemberton diese Ausrüstungsmethode, da nicht ausreichend Minié-Geschosse zur Verfügung standen. Die Rationen der Soldaten schrumpften auf ein Viertel der Größe vor Beginn der Belagerung. Der Verzehr von Muli- und später auch Rattenfleisch war an der Tagesordnung. Hunde und Katzen verschwanden aus dem Stadtbild. Auch Vögel wurden gegessen.[29] Das Hauptnahrungsmittel der Soldaten war Kaffee, der schon bald nach Beginn der Belagerung nicht mehr zur Verfügung stand. Als Ersatz wurde eine Mischung aus Süßkartoffeln, Brombeerblättern und Sassafras eingeführt. Als Mehlersatz erhielten die Soldaten eine Mischung aus Erdnüssen und Maismehl, die eine verheerende Wirkung auf die Verdauungssysteme hatte und deswegen einer Geheimwaffe der Union gleichgesetzt wurde. Ende Juni betrug der Krankenstand der Mississippi-Armee nahezu die Hälfte der Verpflegungsstärke; häufigste Krankheit war Skorbut.

Konföderierte Gegenmaßnahmen

Verhalten der Zivilbevölkerung

Generalleutnant Pemberton hatte vor Beginn der Belagerung angeordnet, dass Zivilisten die Stadt verlassen sollten. Nur wenige kamen diesem Befehl nach, um das Schicksal der Mississippi-Armee zu teilen. Zusätzlich strömten mit den fliehenden Verbänden vom Champion Hill Zivilisten in die Stadt. Trotz des immer gleichbleibenden, meist nur von den Mahlzeiten der Unionsartilleristen unterbrochenen Beschusses blieb die Bevölkerung bei dem gewohnten Leben. Männer und Frauen flanierten auf der Straßen. Täglich erschien eine Zeitung, in den letzten Tagen der Belagerung auf Tapete. Die Verpflegungsrationen für die Zivilisten sanken auf ein noch geringeres Mass als die der Soldaten. Ein Haus nach dem anderen wurde zum Lazarett erklärt und mit gelben Flaggen beflaggt. Die weibliche Bevölkerung kümmerte sich um die Kranken und Verwundeten.

Militärische Maßnahmen

Die Abwehr der Angriffe am 19. und 22. Mai gelang Pemberton auch durch die Bildung von Schwerpunkten durch Verschieben und Einsatz von Reserven. Mit der Fortdauer der Belagerung und der schwindenden Mannschaftsstärke der Mississippi-Armee wurde das Bilden von Reserven zunehmend schwieriger, zumal gleichzeitig sehr viele Soldaten bei der Reparatur der Befestigungen eingesetzt waren. Wegen Munitionsmangels wurden Truppenteile der Union nur bekämpft, wenn sie sich der eigenen Linie bis auf wenige Meter genähert hatten. Die Feldposten, die in der Nacht aufgestellt waren und häufig nur Meter voneinander entfernt waren, bekämpften sich nicht.

Die Verteidigung der Stadt wurde im Wesentlichen von der Hoffnung auf Entsatz getragen. Nur bei rechtzeitigen Entsatz, das war sowohl Präsident Davis, Pemberton und Johnston klar, konnte die Stadt gerettet werden. Diese Hoffnung auf Entsatz wurde durch die ersten Telegramme Präsident Davis' gestärkt, der Pemberton versprach, die für die Befreiung Vicksburgs notwendigen Truppen schnellstmöglich bereit zu stellen.

Kapitulation und Nachwirkungen

Joseph E. Johnston, der die einzige Hoffnung auf Entsatz für die Konföderierten in Vicksburg war, glaubte, seine Streitmacht sei zu klein, um Grants großes Aufgebot anzugreifen. Während Johnstons Armee auf Kosten der übrigen Konföderation schnell anwuchs, wuchs die Armee von Grant noch viel schneller. Dieser profitierte von der nun offenen Nachschublinie über den Yazoo. Johnston hingegen mangelte es an Vorräten. Er sagte, er betrachte eine Rettung Vicksburgs für aussichtslos. Die Regierung der Konföderierten Staaten dachte anders und befahl Johnston den Angriff, den dieser verweigerte. Robert E. Lee hatte angemerkt, dass das Klima am Mississippi im Juni ausreichen würde den Unionsangriff zurückzuschlagen und weigerte sich daher vom östlichen Kriegsschauplatz zum Entsatz der Stadt abzuziehen. Stattdessen griff seine Armee von Nordvirginia aus die Nordstaaten bei Gettysburg an. Dies hatte teilweise zum Ziel den Druck von den Belagerten in Vicksburg zu nehmen. Schließlich begann die Marschkolonne von Johnston, sich vorsichtig in Richtung der Belagerungslinien der Union bei Vicksburg auf den Weg zu machen. Am 3. Juli war er zum Angriff bereit.

Der nächste Tag war der 4. Juli, der Unabhängigkeitstag, doch die Kanonen der Nordstaatler blieben seltsamerweise stumm. Alles war ruhig.

In der Stadt sandte Pemberton am 3. Juli eine Nachricht an Grant, der ebenso wie bei Fort Donelson zunächst eine bedingungslose Kapitulation forderte. Dann jedoch überlegte es Grant sich anders, da er nicht 30.000 hungrige Südstaatler in Gefangenenlagern versorgen wollte. Es hätte Monate gedauert, so viele Soldaten in den Norden zu bringen. Deswegen bot Grant an, alle Gefangenen gehen zu lassen. Er erwartete, dass diese halbverhungerten und im Stich gelassenen Soldaten nicht erneut gegen den Norden kämpfen würden und dass sie den Schandfleck der Niederlage nach Hause tragen würden. Angesichts dieses relativ großzügigen Angebots war Pembertons Reaktion ungehalten.

Die Kapitulation wurde unter einer alten Eiche unterzeichnet, die dadurch zu einem historischen Denkmal wurde. In seinen Memoiren beschrieb Grant das Schicksal dieses Unglücksbaumes so: "Es dauerte nicht lange, bis der letzte Rest ihres Stamms, der Wurzeln und Äste verschwunden waren. Die Teile wurden als Andenken davongetragen. Seither gibt es von diesem Baum so viele Holzsplitter-Trophäen wie vom wahren Kreuz Jesu."

Der Vicksburg-Feldzug war damit noch nicht zu Ende, aber die Festung war gefallen und nach der Bezwingung von Port Hudson am 8. Juli war der Mississippi-Fluss fest in der Hand der Bundestruppen. Damit war die Konföderation in zwei Teile gespalten.

Weil die Kapitulation der Stadt am 4. Juli erfolgte, feierten die meisten Einwohner Vicksburgs den Unabhängigkeitstag bis nach dem Zweiten Weltkrieg nicht.

Einer der letzten Akte Grants im Mississippi-Feldzug richtete sich gegen einen Gegner anderer Art: seinen eigenen Mitstreiter McClernand. Im Juni hatte dieser eine selbstbeweihräuchernde Mitteilung an seine Truppen verfasst, in der er das Verdienst für die baldige Einnahme der Stadt für sich reklamierte. Mit der ungenehmigten Veröffentlichung des Dokuments verstieß McClernand gegen einen Generalbefehl des Kriegsministeriums. Grant hatte monatelang auf einen Fehler von ihm gewartet, seit sie bei der Schlacht von Arkansas Post aneinandergeraten waren. Er erhielt im Januar die Erlaubnis, ihn von seinem Posten abzuberufen, benötigte jedoch eine sichtbare Provokation. So konnte Grant ihn am 18. Juni abberufen. McClernand blieb kein Ausweg offen. Sein Korps wurde Generalmajor Edward Ord unterstellt. Im Februar 1864 erhielt McClernand erneut den Befehl über das XIII. Korps, das in den Wehrbereich Golf verlegt worden war.

Siehe auch

Literatur

  • United States. War Dept.: The War of the Rebellion: a Compilation of the Official Records of the Union and Confederate Armies. Govt. Print. Off., Washington 1880–1901.
  • Ulysses Simpson Grant: Personal Memoirs of U.S. Grant. New York: Charles L. Webster & Company, 1885–86, ISBN 1-58734-091-7 (Online Edition: Published April 2000 by Bartleby.com)
  • Robert Underwood Johnson: Battles and Leaders of the Civil War. Bd. 3, Century Co, New York 1884–1888.hier online
  • Bernd G. Längin: Der amerikanische Bürgerkrieg – Eine Chronik in Bildern Tag für Tag. Weltbild Verlag, Augsburg 1998, ISBN 3-86047-900-8.
  • Shelby Foote: The Civil War: A Narrative. Bd. 2 (Fredericksburg to Meridian), New York 1963, ISBN 0-394-41951-0
  • James M. McPherson: Für die Freiheit sterben. 1988, ISBN 3-471-78178-1
  • James M. McPherson: Battle Cry of Freedom. Oxford University Press, New York 2003, ISBN 0-19-516895-X.
  • James M. McPherson (Herausgeber): The Atlas of the Civil War. Philadelphia 2005, ISBN 0-7624-2356-0
  • Edwin C. Bearss: The Campaign for Vicksburg. 3 Vols. Dayton, OH 1985-86
  • Michael B. Ballard: Vicksburg:The Campaign that Opened the Mississippi. Chapel Hill, NC 2004
  • Timothy B. Smith: Champion Hill: Decisive Battle for Vicksburg. New York 2004
  • Lt. Col. Joseph B. Mitchell: Decisive Battles of the Civil War New York 1955, ISBN 0-449-30031-5 Seite 115 - 124

Quellen

  1. The War of the Rebellion, Serie I, Band XXIV, Teil III, S. 370f: Grant verfügte am 31. Mai über drei Korps mit 53.191 Mann. The War of the Rebellion, Serie I, Band XXIV, Teil III, S. 452f: Am 30. Juni war die Tennessee-Armee auf 90.829 Mann verstärkt worden.
  2. National Park Service: Verluste der Union (Die Angaben umfassen die Verluste der Angriffe vom 19. und 22. Mai und die, die während der Belagerung entstanden)
  3. National Park Service: Verluste der Konföderierten. War of the Rebellion, Serie I, Band XXIV, Teil II, S. 328. In den OR wird die Zahl geringer angegeben, die Zusammenstellung sei jedoch unvollständig
  4. James McPherson, Battle Cry of Freedom, S. 637
  5. “See what a lot of land these fellows hold, of which Vicksburg is the key! The war can never be brought to a close until that key is in our pocket...” Lincoln in einer Rede an zivile und militärische Führer - zitiert u.a. hier: [1]
  6. The War of the Rebellion, Serie I, Band XXIV, Teil III, S. 923: Tagesdienststärke am 26. Mai
  7. The War of the Rebellion, Serie I, Band XXIV, Teil I, S. 54: Der Gegner ist demoralisiert
  8. The War of the Rebellion, Serie I, Band XXIV, Teil III, S. 329: Angriffsbefehl für den 19. Mai
  9. The War of the Rebellion, Serie I, Band XXIV, Teil II, S. 159: Verluste der Tennessee-Armee
  10. The War of the Rebellion, Serie I, Band XXIV, Teil III, S. 899: Erfolgreiche Abwehr
  11. The War of the Rebellion, Serie I, Band XXIV, Teil III, S. 333: Unterstützung durch die Flotte
  12. The War of the Rebellion, Serie I, Band XXIV, Teil III, S. 333f: Befehl für den Angriff
  13. Personal Memoirs of U.S. Grant, Kapitel XXXVI, S. 14: Zeitvergleich
  14. The War of the Rebellion, Serie I, Band XXIV, Teil III, S. 907ff: flexible Verteidigung
  15. The War of the Rebellion, Serie I, Band XXIV, Teil I, S. 275: Angriff abgewehrt
  16. The War of the Rebellion, Serie I, Band XXIV, Teil II, S. 167: Verluste der Union
  17. The War of the Rebellion, Serie I, Band XXIV, Teil I, S. 37f: Verluste
  18. The War of the Rebellion, Serie I, Band XXIV, Teil III, S. 337: Beginn der Belagerung
  19. The War of the Rebellion, Serie 1, Band XXIV, Teil I, S. 39f Auftrag der Überwachungskräfte; Teil III, S. 379 Alles zerstören
  20. The War of the Rebellion, Serie 1, Band XXIV, Teil III, S. 348 Beginn der Belagerung
  21. Shelby Foote, The Civil War - Fredericksburg to Meridian, S. 423
  22. The War of the Rebellion, Serie I, Band XXIV, Teil II, S. 199ff: Eine detaillierte Beschreibung des Korpspionierführers hier
  23. The War of the Rebellion, Serie I, Band XXIV, Teil III, S.401: Feuerregelung XIII. Korps
  24. The War of the Rebellion, Serie I, Band XXIV, Teil III, S.368 oder 375: Artilleriefeuer
  25. James McPherson, Battle Cry of Freedom, S. 635
  26. Shelby Foote, The Civil War - Fredericksburg to Meridian, S. 410
  27. James McPherson, Battle Cry of Freedom, S. 635
  28. The War of the Rebellion, Serie I, Band XXIV, Teil III, S.915: Versorgung vom Gegner
  29. Der Amerikanische Bürgerkrieg in Augenzeugenberichten, S. 249ff

Weblinks


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