Schlacht bei Villiers

Schlacht bei Villiers
Schlacht bei Villiers
Teil von: Deutsch-Französischer Krieg
Schlacht bei Villiers.jpg
Datum 30. November und
2. Dezember 1870
Ort Villiers-sur-Marne
Ausgang Deutscher Sieg
Konfliktparteien
Württemberger und Sachsen Frankreich
Befehlshaber
Kronprinz Albert von Sachsen General Ducrot
Truppenstärke
ca. 80.000 Mann
Verluste
3.373 Soldaten und 156 Offiziere 9.053 Soldaten und 424 Offiziere

Die Schlacht bei Villiers (auch genannt Schlacht bei Villiers-Champigny, französisch Bataille de Champigny) war der größte Ausfall der um Mobilgarden verstärkten zweiten französischen Armee während der Belagerung von Paris (1870–1871). Der Ausfall führte zu Schlachten am 30. November und am 2. Dezember 1870, die unter diesem einen Begriff zusammengefasst werden.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Als Oberbefehlshaber von Paris und aller dortigen Streitkräfte fungierte General Louis Jules Trochu, der den Befehl über die Artillerieeinheiten an General Auguste-Alexandre Ducrot übertrug.

Nach der Niederlage in der Schlacht von Le Bourget (28. bis 30. Oktober) und dem Fall der belagerten Festung Metz am 24. Oktober verschlechterte sich die Stimmung in Paris. Auch um diese wieder zu heben, entschloss sich General Louis Jules Trochu in Abstimmung mit Léon Gambetta zu einem Ausbruchsversuch aus dem belagerten Paris. Der Plan sah vor, mit Ducrots zweiter Pariser Armee die feindlichen Reihen mit dem Ziel der Vereinigung mit der Loirearmee zu durchstoßen.

Die Versorgungslage der Bevölkerung von Paris hatte sich im November 1870 immer weiter verschlechtert. Die Preise für frei verfügbare Lebensmittel waren so weit gestiegen, das große Teile der Bevölkerung sich nur noch von Brot ernähren konnten. Brot blieb erschwinglich, weil hierfür eine Preisbindung existierte. Trotzdem kam es immer wieder zu Panik in der Bevölkerung, wenn einzelnen Bäckern die Ware ausging. [1] [2]

Ducrot konzentrierte sich auf das Überwinden des Belagerungsrings im Südosten der Stadt, damit dann bei Fontainebleau der Zusammenschluss der beiden Armee erfolgen konnte. Bei einem erfolgreichen Vorstoß wären außerdem alle deutschen Truppen südlich und westlich von Paris von ihrer einzigen Bahnlinie für Nachschub über Lagny abgeschnitten worden. Ohne diese Bahnlinie wäre die Fortsetzung der Belagerung kaum möglich gewesen [1]. Schauplatz der Kämpfe war das Marnetal östlich von Paris. Dieser Abschnitt wurde von der Württembergischen Division der 3. Armee gehalten. Die Vorbereitungen waren am 28. November abgeschlossen und die Pariser Truppen an die Marne herangerückt.

Schlachtverlauf

28. und 29. November: Vorgeplänkel

Kleinere Ausfälle an verschiedenen Punkten der Zernierungslinie sollten die deutsche Heeresleitung über die wahre Stoßrichtung irre führen. Die Franzosen versuchten einen Aufklärungsangriff. Bei Joinville sollte am 28. November über den Fluss gesetzt werden. Doch die Marne führte unerwartet Hochwasser, verursachte eine Überschwemmung und zerstörte eine von den Franzosen errichtete Brücke. Die französischen Verluste betrugen bereits am ersten Tag ca. 1.300 Mann. Durch die zerstörten Brücken standen am 29. November 1870 drei vollständige französische Korps auf der für sie falschen Seite der Marne und konnten nichts tun als im deutschen Artilleriefeuer abzuwarten[1].

Die auf den Hügeln bei Chennevières-sur-Marne und Champigny-sur-Marne aufgestellten Deutschen bekamen diese feindlichen Aktivitäten und Truppenbewegungen mit. Eine sächsische Division wurde in Marsch gesetzt, um das Terrain zu sichern. Um die Deutschen abzulenken, befahl General Ducrot einen Ausfall von Mobilgarden in Richtung Malmaison. Obwohl dieser Angriff in Divisionsstärke ausgeführt wurde, ergab sich dadurch keine Änderung der deutschen Truppenverlegungen. Die französischen Liniensoldaten trugen auffällige rote Hosen, so dass sich die Deutschen bereits vor Beginn eines Gefechtes darüber im Klaren waren, mit welchen Angreifern sie es zu tun haben würden. Der Angriff einiger tausend Mobilgarden war somit unzweifelhaft als Ablenkungsangriff zu erkennen, dem man keine besondere Aufmerksamkeit widmen musste [3].

Ducrot erklärte am 29. November, er wolle nach Paris nur siegreich oder tot zurückkehren[1].

30. November: Erste Schlacht

Am Morgen geschah der große Ausfall gegen das Plateau von Villiers, das von der württembergischen Division besetzt war. Der Tag war sonnig, doch kalt. Die 24. (sächsische) Division machte in dieser Zeit Anstalten, die Marne zu überschreiten. Mit 3 Armeekorps (über 60.000 Mann) überquerte Ducrot nach vorausgegangenem Artilleriefeuer auf acht Pontonbrücken die vielfach gekrümmte Marne bei Joinville, Nogent-sur-Marne und Bry-sur-Marne und griff die Dörfer Bry und Champigny in dem Augenblick an, in dem Sachsen dort Vorposten bezogen hatten. Die Dörfer wurden von den Franzosen genommen und die Belagerungstruppen auf die Linie Villiers–Coeiully zurückgedrängt. Hinter Champigny gerieten die angreifenden Franzosen jedoch ins Flankenfeuer der Sachsen und Württemberger. Auf Grund ihrer Aufstellung in Bataillonskolonnen boten sie perfekte Ziele für die deutsche Artillerie und wurden schwer getroffen. Die Kanonen der Forts Rosny und Nogent sowie des erst am 28. November von den Franzosen besetzten und stark armierten Mont Avron unterstützten den Ausfall und fügten auch den Deutschen große Verluste zu.

Ducrot richtete einen Brückenkopf ein und wollte auf der Hochebene Richtung Villiers weiterrücken. Die deutschen Stellungen waren jedoch so gut befestigt, dass auch mit der Artillerieunterstützung kein Durchbruch gelang und der Angriff ins Stocken geriet. Eine Umfassung durch das französische 3. Korps, das die Marne nördlich von Bry gekreuzt hatte, gelang im Norden nicht. Alle weiteren Angriffe der Franzosen wurden von den Deutschen abgewehrt und die Zernierungslinie behauptet. Die Franzosen hielten abends Créteil, Champigny und Bry besetzt und gingen mit dem größten Teil der Truppen auf das rechte Marneufer zurück. Ihr Durchbruchsversuch war misslungen, die Hänge an der Marne weiter fest in deutscher Hand. In der Nacht beginnt es zu schneien.

Der französische Angriff bewirkte Aufregung beim preußischen Oberkommando. Stabschef Helmuth von Moltke war über Albert von Sachsen verärgert, der den Württembergern keine Verstärkungen schickte. Die angegriffenen Württemberger erhielten, wenn auch spät, auf Moltkes Order hin Verstärkung durch General Fransecky mit dem II. Armeekorps. Fransecky erhielt den Befehl über alle Operationen dort übertragen, war jedoch nicht rechtzeitig genug unterrichtet worden, um noch etwas Entscheidendes in der Schlacht tun zu können.

1. Dezember: Waffenruhe

Am 1. Dezember hielten beide Seiten eine Waffenruhe ein, bargen ihre Verletzten auf den Schlachtfeldern und begruben ihre Toten. Vom deutschen Hauptquartier wurden starke Truppenmassen im Abschnitt zwischen Seine und Marne konzentriert (das 2. Korps, die 24. Division, die württembergische Division und die 21. Brigade des 6. Korps) und dem Kommandeur des 12. Korps, Prinz Georg von Sachsen, die Vertreibung der Franzosen über die Marne befohlen.

2. Dezember: Zweite Schlacht

Die Verstärkung durch das II. Korps wurde jedoch erst am 2. Dezember aktiv. Die Lage ähnelte jener in der Schlacht von Le Bourget. Über die Art des Gegenangriffs gab es Meinungsverschiedenheiten zwischen dem sächsischen Kronprinzen Albert und General Fransecky. Dieser wollte auf den Gegenangriff verzichten, da der Belagerungsring nicht in Gefahr war, aufgebrochen zu werden. Ihm wurde aber der Angriff befohlen.

In der Nacht war die Temperatur auf minus 10° Celsius gesunken. Morgens um 7 Uhr gingen die Württemberger gegen Champigny, die Sachsen gegen Bry vor. Die Württemberger drangen unter schweren Kämpfen bis in die Mitte des Dorfs vor und behaupteten diese Stellung, von preußischen Bataillonen unterstützt. Die Sachsen eroberten Bry, waren aber sehr stark dem Feuer der Forts ausgesetzt und mussten abends das nur noch aus Trümmern bestehende Dorf räumen. Um vier Uhr nachmittags hatte jedes Heer die Positionen des Vortags inne. Die Franzosen griffen an diesem Tag das Plateau von Villiers von Neuem an. Die Württemberger hatten im Park von Villiers mehrere erbeutete Mitrailleusen positioniert, mit denen sie das französische 136.Regiment auf eine Entfernung von unter 300 m herankommen ließen und dann zusammenschossen. Anschließend wurden die Franzosen durch einen Gegenangriff zurückgeworfen und viele Gefangene gemacht. Der Kampf wurde hier bis nach Einbruch der Dunkelheit außerordentlich heftig geführt, was auf der deutschen Seite fast das ganze 2. Korps betraf. Schließlich behaupteten die Deutschen die Stellung Noisy-le-Grand–Villiers–Coeuilly. Die Franzosen hatten beim Einbruch der Nacht das zertrümmerte Bry und eine Hälfte von Champigny im Besitz, konnten aber ihre vorgeschobene Stellung nicht auf Dauer halten.

Die Franzosen sammelten sich und eine Pattsituation stellte sich ein. Die Lage versetzte Moltke in Sorge genug, um ihn zu veranlassen, Pläne aufzustellen, falls die Franzosen am Folgetag einen Angriff wiederholten, um die deutschen Reihen zu durchbrechen. Ducrot plante jedoch kein derartiges Vorhaben. Seine Soldaten waren von den harten Kämpfen der beiden Schlachten erschöpft und von Aussagen sächsischer Gefangener demotiviert, dass im Wald von Coeuilly angeblich 150.000 Preußen zum Eingreifen bereitstünden. Die Franzosen waren zudem durchfroren, weil ihnen keine Decken mitgegeben worden waren; dies unter dem Aspekt, dass sie ohne solch Marschgepäck schneller vorankommen sollten.

3. Dezember: Scharmützel

Geschützfeuer und kleine Scharmützel bestimmten das Kriegsgeschehen an diesem Tag. Die Franzosen räumten in der Nacht und am Morgen des 4. Dezember beide Dörfer.

Der französische Angriff wurde wegen der erlittenen Verluste und auch der starken Kälte abgebrochen. Am Morgen wurden minus 14° Celsius gemessen. Ducrot entschied sich trotz erhaltener Nachrichten über das Heranrücken der Loirearmee für eine Rückkehr seiner Truppen in die Hauptstadt. Auf eine Abstimmung mit Trochu verzichtete er, weil er von dessen ablehnender Haltung wusste.

4. Dezember: Rückzug

Die französischen Verbände zogen sich nach Paris zurück. Die Truppen verließen das linke Marneufer und brachen die Brücken hinter sich ab.

Nachwirkungen

Die Schlacht war für beide Seiten teuer gewesen. Die Franzosen verloren an Toten und Verwundeten über 9.500 [4], die Deutschen über 3.500 Soldaten und Offiziere. Die Loirearmee wurde in der Schlacht von Orléans besiegt und Ducrot drängte Trochu und Außenminister Jules Favre Frieden mit Preußen anzustreben.

Kaiser Wilhelm besuchte das Schlachtfeld am 7. März 1871 und nahm hier eine Parade des I. Kgl. Bay. Korps unter von der Tann und ca. 20.000 Mann des Sächsischen Korps unter Prinz Georg von Sachsen ab.

Quellen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Geoffrey Wawro, The Franco-Prussian War: The German Conquest of France in 1870-1871; Cambridge University Press; isbn; 978-052161741-7
  2. Die US-Botschaft unterstützte 4.200 mittellose Personen um diese vor dem Verhungern zu retten. Wawro a.a.O. Seite 276
  3. Bericht Lt. Hinüber, zitiert in Wawro a.a.O. Seite 277
  4. Die Gesamtverluste der Franzosen beziffert Wawro a.a.O. ohne Aufgliederung auf 12.000

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