Schlacht von Tanga

Schlacht von Tanga
Schlacht bei Tanga
Teil von: Erster Weltkrieg
Schlachtgemälde von Martin Frost
Schlachtgemälde von Martin Frost
Datum 2. November4. November 1914
Ort Bei Tanga, Deutsch-Ostafrika (heute Tansania)
Ausgang Deutscher Sieg
Konfliktparteien
Befehlshaber
General Paul von Lettow-Vorbeck General Arthur Aitken
Truppenstärke
1.100 Soldaten 8.000 Soldaten
Verluste
61 Tote
81 Verwundete
800 Tote
487 Verwundete

Die Schlacht bei Tanga war eine militärische Auseinandersetzung zwischen Großbritannien und dem Deutschen Reich während des Ersten Weltkrieges. Sie fand zwischen dem 2. und 4. November 1914 bei der ostafrikanischen Hafenstadt Tanga (heute in Tansania) statt.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Seit Anfang August bestand der Kriegszustand zwischen Deutschland und Großbritannien, der sich trotz der Neutralitätsbestimmungen der Kongoakte auch auf die Kolonien ausdehnte. Die Feindseligkeiten zwischen den in Kenia und Deutsch-Ostafrika befindlichen Kolonialstreitkräften beschränkten sich auf kleinere Grenzgefechte, da beide Seiten militärisch schwach waren. Stoßtrupps der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika drangen immer wieder bis an die Strecke der Ugandabahn vor und zerstörten Gleise. Am 15. August 1914 besetzten deutsche Kräfte den kenianischen Grenzort Taveta.

Hierauf reagierte die britische Seite mit dem Beschluss, Verstärkungen aus Indien heranzuführen. Ab dem 1. September trafen 4,000 indische Soldaten unter dem Kommando des Generals James Marshall Stewart in Mombasa ein. Im Oktober wurden weitere 8.000 Mann unter General Arthur Aitken auf die Schiffe nach Ostafrika verladen.

Der Plan war, mit einer Zangenbewegung die deutschen Kräfte im Norden der deutschen Kolonie zu zerschlagen. Stewart sollte dabei vom Kilimanjaro her eindringen, während Aitken von See aus einen Brückenkopf in Tanga bilden und von hier aus den anderen Teil der Zangenbewegung durchführen sollte.[1]

Die Schlacht

Im Vorfeld der britischen Landung erreichte der Kreuzer HMS Fox den Hafen von Tanga. Dessen Kommandant, F.W. Cauldfield, begab sich an Land, um ein zuvor geschlossenes Waffenstillstandsabkommen aufzukündigen, wo er den Bezirksamtmann Auracher antraf. Unter dem Vorwand, höhere Vorgesetzte konsultieren zu müssen, verließ Auracher eilends Tanga, und informierte Lettow-Vorbeck von der bevorstehenden Landung. Zusätzlich suggerierte er Cauldfield, dass der Hafen vermint sei, und veranlasste so das angloindische Korps unter der Führung von General Arthur Aitken, in einem sumpfigen Mangrovengelände etwa drei Meilen entfernt von Tanga an Land zu gehen. Aitken versäumte hierbei jegliche Aufklärung des Geländes.

Die Truppen bestanden aus einem britischen North-Lancashire-Regiment und acht indischen Regimentern (Kashmir-Rifles), insgesamt 8.000 Mann. Die indischen Soldaten waren schlecht ausgebildete Reserveeinheiten. Deren Zustand und Moral waren zudem durch die Tatsache gemindert, dass sie wegen Verzögerungen bei der Abfahrt 16 Tage vor Bombay auf den Schiffen zubringen mussten und auch bei der Ankunft in Mombasa aus Geheimhaltungsgründen nicht an Land gehen durften. Den Briten standen zum Zeitpunkt der Landung nur einige Züge der deutschen Schutztruppe in Tanga gegenüber. Einige Verbände aus dem Landesinneren sowie das freiwillige Schützenkorps aus Usambara eilten bis zum Abend den deutschen Verteidigern zu Hilfe. Das Gros der deutschen Truppen unter General Paul von Lettow-Vorbeck wurde in Eilmärschen nach Tanga verlegt und erreichte die Stadt in der Nacht auf den 4. November. In dreitägigen erbitterten Kämpfen gelang es den Deutschen (ca. 1.100 Mann) schließlich, die britische Übermacht vernichtend zu schlagen und auf die Schiffe zurückzudrängen. Hierbei wurden die Briten auch von sehr aggressiven Bienen bedrängt, so dass die Schlacht im englischen Sprachraum auch als "Battle of the bees" bekannt wurde.

Die Briten hatten 800 Gefallene, 500 Verwundete und 250 Vermisste zu beklagen.

Die deutschen Verluste betrugen 69 Mann, darunter 54 Askari.

16 Maschinengewehre, 600.000 Schuss Munition sowie umfangreiches sonstiges Gerät wurden von den Deutschen erbeutet.

Nachspiel

Am Tage nach den Kämpfen in Tanga wurde am 3. November die Brigade von General Steward bei Longido am Kilimanjaro zurückgeschlagen.

Ein folgender Versuch der Briten, mit der Besetzung von Jassini am Grenzfluss Umba ihr Grenzland abzusichern, endete im Januar 1915 mit einer weiteren Niederlage. Diese Serie von Rückschlägen führte zum Entschluss, in Kenia eine deutliche Übermacht mit südafrikanischen Truppen aufzubauen. Dies verschaffte der deutschen Kolonie - abgesehen von den fortdauernden Grenzkämpfen und den Kämpfen auf den Seen - eine Ruhepause bis zum Beginn der alliierten Großoffensive 1916.

General Aitken wurde nach England abberufen, zum Oberst degradiert und mit halbem Sold in den Ruhestand versetzt.

Anmerkungen

  1. nach Hoyt, a.a.O. S. 27 ff

Quellen

  • Regan, Geoffrey: Militärische Blindgänger S. 10ff.; Klampen Verlag Lüneburg 1998
  • Hoyt, Edwin, Guerilla: Colonel von Lettow-Vorbeck and Germany's East African Empire, Scribner, 1981, ISBN 0-025-55210-4.
  • Mark Godefroy, The Battle of Tanga Bay

Filmische Umsetzung

In der zweiten Folge des ZDF-Dreiteilers Afrika, mon amour bildet die Schlacht bei Tanga einen Höhepunkt.

Siehe auch


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