Schlawe

Schlawe
Sławno
Wappen von Sławno
Sławno (Polen)
DEC
Sławno
Sławno
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Westpommern
Landkreis: Sławno
Fläche: 10,14 km²
Geographische Lage: 54° 21′ N, 16° 40′ O54.3516.6666666666677Koordinaten: 54° 21′ 0″ N, 16° 40′ 0″ O
Einwohner: 13.117 (30. Juni 2008[1])
Postleitzahl: 76-100
Telefonvorwahl: (+48) 59
Kfz-Kennzeichen: ZSL
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DK 6 KołbaskowoPruszcz Gdański
DW 205 DarłowoBobolice
Schienenweg: PKP Nr. 202 (Stargard SzczecińskiDanzig) und Nr. 418 (Sławno - Darłowo)
Nächster int. Flughafen: Stettin-Goleniów
Gemeinde
Gemeindeart: Landgemeinde
Gemeindegliederung: 22 Schulzenämter
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeister: Krzysztof Frankenstein
Adresse: ul. Curie-Skłodowskiej 9
76-100 Sławno
Webpräsenz: www.slawno.pl

Sławno (deutsch Schlawe) ist eine Stadt in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Sie ist die Kreisstadt des Powiat Sławieński.

Die Stadt ist umgeben von einer gleichnamigen Landgemeinde, der Gmina Sławno.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Die Stadt liegt im Nordosten der Woiwodschaft Westpommern, auf halben Wege zwischen Koszalin (Köslin) (35 km) und Słupsk (Stolp) (27 km) an der Landesstraße 6, zugleich Europastraße 28, am Ufer des Flusses Wieprza (Wipper). Das Ostseebad Darłówko (Rügenwaldermünde) ist auf der Wojewodschaftsstraße 205 nach 20 km zu erreichen, es besteht aber auch eine Bahnverbindung.

Geschichte

Um 1186 wurde erstmals eine kaschubische Siedlung namens „Zlauinia“ schriftlich erwähnt, bis zum Ende des 13. Jahrhunderts wechseln die Ortsbezeichnung zwischen Slawo, Slauno und Slawe.

Der Ort gab über Jahrhunderte dem „Schlawer Land“ seinen Namen, ein Gebiet, das wie kein anderes in Pommern von wechselnden Herzogtümern regiert wurde. Das erste überlieferte Herzogtum war Pommern-Schlawe-Stolp unter Herzog Ratibor I. aus dem Adelsgeschlecht der Greifen, der bis zu seinem Tode um 1155 auf der Burg Schlawe residierte. Seine Nachkommen herrschten dort bis 1227, danach erwarb Swantopolk II., Herzog von Pommerellen, das Land Schlawe, das fünfzig Jahre später, 1277, Fürst Wizlaw II. den askanischen Markgrafen der Mark Brandenburg verkaufte (eventuell nur seine Rechte, da er das Gebiet nach 1273 wahrscheinlich an Swantopolks Sohn Mestwin II. verlor). Mit dem Erwerb durch Herzog Wartislaw IV. im Jahre 1317 kam das Land Schlawe von der Herrschaft der Brandenburger (def. 1307–1317) erneut unter die Herrschaft des pommerschen Greifengeschlechts bis zu dessem Aussterben 1637 im Mannesstamm.

Nachdem Pommernherzog Wartislaw IV. Schlawe erworben hatte, errichtete er dort eine starke Burg zur Abwehr und zum Schutz gegen den Deutschen Orden. Im Jahre 1317 wurde Schlawe durch Peter von Neuenburg, einen Adligen aus dem Adelsgeschlecht der Swenzonen, die das Schlawer Land vom Herzog Wartislaw IV. zu Lehen nahmen, das Stadtrecht nach Lübischem Recht verliehen.[2] Um 1360 stiftete die Herzogin Sophia, Gemahlin des Pommernherzogs Barnim IV., die Marienkirche in Schlawe, die im gotischen Stil erbaut wurde.

Während dieser Zeit wechselten sich die Herzogtümer bedingt durch dynastische Landesteilungen mehrmals ab, Pommern-Wolgast folgten 1372 Pommern-Schlawe-Stolp, 1403 Pommern-Rügenwalde, 1457 noch einmal Pommern-Wolgast und 1532 Pommern-Stettin.

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts entwickelte sich die Stadt zu einem bedeutsamen Zentrum des Leinwandhandels. Im Dreißigjährigen Krieg, 1618–1648, geriet Schlawe zwischen die Fronten und wurde fast völlig zerstört. Zum Kriegsende sollen nur noch 40 Menschen dort gewohnt haben. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges, 1648, wurde Schlawe mit großen Teilen Hinterpommerns dem Kurfürstentum Brandenburg zugeschlagen.

Die Stadt erholte sich aber wieder, so dass sie 1720 in den Rang einer brandenburgischen Kreishauptstadt erhoben werden konnte. Einen weiteren Fortschritt brachte der Anschluss an die neue Chaussee von Stettin nach Danzig. 1815, infolge des Wiener Kongresses, lag Schlawe in der brandenburgisch-preußischen Provinz Pommern.

Als Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland die Industrialisierung begann, machte sich dies auch in Schlawe bemerkbar. In rascher Folge entstanden ab 1850 mehrere Sägewerke und Mühlen, zwei Eisengießereien und eine Landmaschinenfabrik. 1869 öffnete der Bahnhof an der neuen Eisenbahnstrecke Berlin, Stettin, Danzig, und 1878 nahm die Bahnlinie nach Rügenwalde ihren Betrieb auf. Die zwischen 1875 und 1910 von 5.141 auf 6.620 angewachsene Bevölkerung wurde mit den neuen Energieträgern versorgt, nachdem 1896 ein Gaswerk fertiggestellt war, wurde die Stadt ab 1911 elektrifiziert. 1918 wurde Schlawe Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises. 1928 baute sich die kleine katholische Gemeinde die Pfarrkirche zum Hl. Antonius von Padua. Am Ende der Weimarer Republik war Schlawe zu einem kleinen Industriezentrum mit 18 Betrieben herangewachsen.

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges, 1939, ermittelte eine Volkszählung 9.746 Einwohner. Die Bevölkerung musste sich Anfang des Jahres 1945 vor der anrückenden Roten Armee auf die Flucht begeben. Im März 1945 wurde die Stadt von den Sowjets erobert, nachdem sie zuvor zur Hälfte zerstört worden war. Sie kam anschließend unter polnische Verwaltung und wurde von den Polen in Sławno umbenannt.

Als die deutsche Bevölkerung größtenteils die Stadt verlassen hatte, wurden die von ihnen zurückgelassenen Häuser von den polnischen Bürgern geplündert, so dass in vielen Fällen nur noch die nackten Mauern übrig blieben. Diese Häuser wurden anschließend größtenteils an Polen vergeben, die aus Gebieten östlich der Curzon-Linie ausgesiedelt worden waren, weil sie das Angebot, eine andere Staatsangehörigkeit anzunehmen, ausgeschlagen hatten. Die noch in der Stadt verbliebenen Deutschen wurden vor die Wahl gestellt, entweder die polnische Staatsangehörigkeit anzunehmen oder sofort ausgewiesen zu werden. Am Ende der Umsiedlungsaktion hatte die Stadt etwa 4.800 Einwohner. Lebensmittel-, Holz- und Konfektionsindustrie wurde eingerichtet. Im Zuge der Neuordnung der polnischen Verwaltung wurde Sławno Kreishauptstadt, verlor diesen Status jedoch 1975 wieder. 1960 begann der polnische Staat, die immer noch zu großen Teilen in Trümmern liegende Stadt wieder aufzubauen. Sie entwickelte sich. Nach dem Ende des Kommunismus wurde es möglich, im Norden der Stadt moderne Wohnsiedlungen zu errichten. 1999 wurde Sławno erneut Kreishauptstadt. Zu dieser Zeit hatte sie ca. 14.000 Einwohner.

Städtepartnerschaften

Sehenswürdigkeiten

  • Stadtpfarrkirche zur Heiligen Jungfrau Maria (gotisch, 14. Jahrhundert)
  • Stadtamt, erbaut um 1900, mit interessanten Glasmalereien: Wappen der Orte des deutschen Kreises Schlawe und Adelswappen der Grundbesitzer des Kreises
  • Reste der Stadtmauer mit zwei gotischen Toren: Kösliner (1453) und Stolper Tor (1458) (poln. Brama Koszalińska und Brama Słupska)
  • Waldreservat „Schlawer Eichenwald“ (Sławieńskie Dęby)

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

  • Franz Mehring (1846–1919), deutscher Politiker (SPD, USPD, KPD), Historiker und Publizist
  • Hermann Kühn (1851–1937), deutscher Finanzbeamter, Staatssekretär im Reichsschatzamt
  • Hermann Klaje (1868–1945), deutscher Gymnasiallehrer und Historiker
  • Hans Bredow (1879–1959), deutscher Hochfrequenztechniker, Vorsitzender der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft
  • Wilhelm Groß (1883–1974), deutscher Bildhauer, Druckgraphiker und Prediger
  • Hans-Martin Majewski (1911–1997), deutscher Filmkomponist
  • Günter Machemehl (1911–1970), deutscher Kunstmaler
  • Arwed Imiela (1929–1982), deutscher Serienmörder
  • Eberhard Mellies (* 1929), deutscher Schauspieler, Hörspielsprecher und Synchronsprecher
  • Klaus Buß (* 1942), deutscher Politiker (SPD)

Ehrenbürger der Stadt

  • 1895: Otto von Bismarck (1815–1898), Reichskanzler
  • 1915: Hermann Kühn (1851–1937), Staatssekretär im Reichsschatzamt
  • 1915: Hubert von Michaelis (1858–1925), Rittergutsbesitzer, Major a.D., Mitglied des Reichstages und des preußischen Herrenhauses, Kreisdeputierter des Kreises Schlawe
  • 1927: August Steinhorst (1853–1937), Stadtältester und Ratsherr der Stadt Schlawe

Gmina Sławno

Die Stadt Sławno ist zugleich Amtssitz der Landgemeinde (gmina wiejska) Sławno, wobei das Stadtgebiet nicht zum Gemeindegebiet gehört. Die Landgemeinde hat eine Fläche von 284,20 km², die das gesamte Stadtgebiet umschließt, und eine Einwohnerzahl von 8.878 (30. Juni 2008[1]). Bürgermeister ist seit 2006 Wojciech Antoni Stefanowski.

Die Gmina Sławno grenzt an folgende Nachbargemeinden:

Die Stadt Sławno, die Gmina Darłowo (Rügenwalde), die Gmina Malechowo (Malchow) und die Gmina Postomino (Pustamin) im Powiat Sławieński, die Gmina Polanów (Pollnow) im Powiat Koszaliński sowie die Gmina Kępice (Hammermühle) und die Gmina Kobylnica (Kublitz) im Powiat Słupski in der Woiwodschaft Pommern.

Gemeindegliederung

Die Gmina Sławno ist in 22 Schulzenämter untergliedert:

In diesen Schulzenämtern sind 28 weitere Ortschaften zusammengefasst, wie Boleszewo-Kolonia (Kolonie Rötzenhagen), Borzyszkowiec, Chomiec (Klarenwerder), Dybowo (Dybow), Emilianowo, Graniczniak, Grzybno, Gwiazdówko (Klein Quäsdow), Krakowiany, Pątnowo, Przemysławiec (Wilhelmshorst), Rzyszczewko (Neu Ristow), Ugacie (Ujatzthal), Waliszewo, Warginia (Kolonie Waldhof), Warszkowo-Kolonia (Kolonie Alt Warschow) und Żukówko (Neu Suckow).

Verweise

Literatur

  • Gustav Kratz: Die Städte der Provinz Pommern. Abriß ihrer Geschichte, zumeist nach Urkunden. A. Bath, Berlin 1865, S. 346–354. Nachdruck: Sändig Reprint Verlag, Vaduz 1996, ISBN 3253027341. (online)
  • Manfred Vollack (Hrsg.): Der Kreis Schlawe. Ein pommersches Heimatbuch. Band 2 Die Städte und Landgemeinden. 2. Auflage. Husum 1997, ISBN 3-88042-337-7.
  • Sławno: dawne fotografie i pocztówki = Schlawe: alte Fotografien und Ansichtskarten. Sławno 2002, ISBN 83-917381-0-8.

Weblinks

Fußnoten

  1. a b Główny Urząd Statystyczny, „LUDNOŚĆ - STAN I STRUKTURA W PRZEKROJU TERYTORIALNYM“, Stand vom 30. Jun 2008
  2. Martin Wehrmann: Geschichte von Pommern. Band 1. 2. Auflage. Friedrich Andreas Perthes, Gotha 1919, S. 121. Nachdruck: Weltbild Verlag, Augsburg 1992, ISBN 3-89350-112-6.
  3. http://slawno.pl

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