Schlomo ben Jizchak

Schlomo ben Jizchak
Raschi, symbolische Darstellung von 1539
Talmud: Beginn des Traktats „Berachoth“. In der Mitte Mischna und Gemara, innen (hier rechts) der Kommentar von Raschi, außen (hier links) spätere Kommentare

Schlomo ben Jizchak, auch Schelomo ben Isaak, hebräisch רבי שלמה יצחקי; meist nur Raschi (* 1040 in Troyes; † 5. August 1105 ebenda), war ein Rabbiner und maßgeblicher Herausgeber und Kommentator des Talmud im hohen Mittelalter. Der auf ihn zurückgehende Talmud-Kommentar gilt bis heute als einer der bedeutendsten und wird in den meisten Ausgaben mit abgedruckt.

Der meist nur mit Raschi, einem Akronym für Rabbi Schlomo ben Jizchak, Benannte wuchs in Troyes in der Champagne auf, wo seine Familie einen großen Weinberg besaß, mit dem sie ihren Lebensunterhalt bestritt. 1055 ging Raschi zunächst nach Mainz und dann nach Worms, um dort an den Jeschiwot zu studieren, die zu den bedeutendsten in Europa gezählt wurden. Zu seinen Wormser Lehrern zählten Jakob ben Jakar und Isaak ben Eleasar ha-Levi. 1065 kehrte Raschi nach Troyes zurück, wo er als Winzer und Weinhändler arbeitete.

Mit den Gelehrten an den rheinischen Jeschiwot hielt Raschi weiterhin Briefkontakt. Um auch in Troyes eine intellektuelle Gesellschaft zu schaffen, gründete er um 1070 dort ebenfalls eine Jeschiwa, die er mit den Gewinnen aus seinen Weinbergen finanzierte. Seine Enkel Raschbam und Rabbenu Tam studierten hier bei ihm und wurden ebenfalls bedeutende Bibel- und Talmudkommentatoren.

In dieser Schule entstanden umfangreiche Kommentare zu Tanach und Talmud, die heute unter dem Titel Raschi-Kommentare zusammengefasst werden. Wegen ihrer wortgetreuen Exegese werden sie heute noch hoch geschätzt; sie sind in fast jeder Talmudausgabe abgedruckt. Für sie wurde wohl im 15. Jahrhundert die Raschi-Schrift geschaffen.

Neben ihrer religiösen Bedeutung sind die Raschi-Kommentare auch eine wichtige Quelle für die Romanistik, da sie zahlreiche altfranzösische Wörter in hebräischer Umschrift überliefern. Da Raschi diese Umschrift rein lautlich durchführte, kann daraus die Aussprache des damaligen Französisch besser rekonstruiert werden als aus lateinschriftlichen Texten, in denen die überlieferte lateinische Rechtschreibung die tatsächliche mündliche Sprachgestalt überlagerte.

In einem Anbau der romanischen Synagoge in Worms wird der Lehrstuhl Raschis gezeigt, der allerdings wohl aus dem 16. Jahrhundert stammt. Eine aus Troyes nach Worms gewanderte Legende führt auch eine Einbuchtung in der Mauer der Synagoge darauf zurück, dass seine Mutter während ihrer Schwangerschaft mit dem späteren Gelehrten vor einem heranpreschenden Fuhrwerk Schutz gesucht habe.

Einer anderen sehr bekannten Legende zufolge lässt Gottfried von Bouillon Raschi rufen, um sich von ihm den Ausgang des Ersten Kreuzzuges vorhersagen zu lassen. Als Raschi nicht bei dem Fürsten erscheint, sucht er ihn im Lehrhaus in Begleitung seines bedrohlichen Heeres auf. Raschi prophezeit ihm den unglücklichen Ausgang des Kreuzzuges in Einzelheiten, dessen letztes Detail sich erfüllt, als der zurückkehrende Fürst seine Heimatstadt betritt.

Literatur

  • J. Fraenkel, Rashi's Methodology in his Exegis of the Babylonian Talmud, Jerusalem 1975 (hebr.)
  • Klaus Kienzler: Raschi. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 14, Herzberg 1998, ISBN 3-88309-073-5, Sp. 1386–1389.
  • Geoffroy Grassin (Hrsg.): Raschi: 1105-2005. Leben und Wirken Raschis, die Juden in der Champagne und am Rhein. Worms-Verlag Worms 2005. ISBN 3-936118-42-6.
  • Lucia Raspe: Jüdische Hagiographie im mittelalterlichen Aschkenas. Tübingen 2006, S. 199-241.

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