Schlomo Molcho

Schlomo Molcho

Salomon Molcho, eigentlich Diogo Pires (* um 1500 in Lissabon; † 1532 in Mantua) war ein portugiesischer Gerichtsschreiber und Märtyrer.

Leben

Molcho war der Sohn portugiesischer Marranen und wird als Diogo Pires geboren. Er wird Schreiber König Johanns III.. Hier am Hofe in Lissabon lernt er 1525 David Reuveni kennen und ist von ihm beeindruckt. Als Pires andeutet, zum Judentum zurückkehren zu wollen, sieht Reuveni eine Gefahr für Pires und für sich. Da beschneidet sich Pires selbst und nennt sich hinfort Salomon Molcho (Auf hebräisch "melech", was König bedeutet). Als rekonvertierter Marrane in Portugal den Feuertod vor Augen flieht Molcho in die Türkei. Dort studiert er die Kabbala und veröffentlicht 1529 in Saloniki ein hebräisches Buch, in dem er das Sacco di Roma, die Plünderung Roms durch die Landsknechte Karls V., als Zeichen der bevorstehenden Befreiung der Juden deutet. Später wirkt er als Prediger in Palästina, besonders im Zentrum der orientalischen Kabbala, das nach der Vertreibung der Juden aus Spanien in Safed entstanden war. Hier prophezeit er das Königreich des Messias für das Jahr 1540. Später taucht er dann in Italien auf und beginnt, in der jüdischen Gemeinde von Ancona zu predigen, wird aber bei den kirchlichen Behörden denunziert. Er geht zunächst nach Rom (1530), dann nach Venedig (1531) und kehrt schließlich nach Rom zurück. Hier wird er zum Tode verurteilt, aber durch die persönliche Fürsprache von Papst Clemens VII. freigelassen. Es heißt, er habe eine Überschwemmung des Tiber vorausgesagt. 1532 trifft er David Reuveni in Norditalien wieder. Beide beschließen, am Reichstag zu Regensburg Kaiser Karl V. um Hilfe zu bitten. Sie möchten ihm die Veröffentlichung einer Deklaration vorschlagen, die darauf abzielt, das jüdische Volk für den Kampf gegen die Osmanen heranzuziehen. Reuveni und Molcho werden gar nicht vorgelassen, sondern auf Befehl des Kaisers verhaftet. Molcho wird nach Mantua gebracht, vor Gericht gestellt und als rückfälliger Marrane auf dem Scheiterhaufen verbrannt, nachdem er eine Begnadigung Karls V. für den Fall seiner Rückkehr zum katholischen Glauben abgelehnt hatte.

Molchos Einfluss reichte bis nach Polen, wo viele Juden ihn als den wahren Messias ansahen. Molcho scheint stark von dem Bedürfnis motiviert gewesen zu sein, für seine nicht jüdische Jugend Buße zu leisten. Er griff das Christentum heftig an und suchte offen das Martyrium.

Wirkung

Die Geschichte des Salomon Molcho fand mehrfach literarische Verwendung, so z.B. in einer Romantrilogie von Aharon Avraham Kabak (hebräisch 1913-1927). In deutscher Sprache widmete sich Max Brod dem Thema unter dem Titel Reubeni, Fürst der Juden (Roman, 1925; später gleichnamiges Drama).

Literatur

  • Reinhold Mayer/Inken Rühle: Die Messiasse. Geschichte der Messiasse Israels in drei Jahrtausenden . Tübingen: Bilam 2002. ISBN 978-3-933373-05-2 (Erste Auflage unter dem Titel War Jesus der Messias? Geschichte der Messiasse Israels in drei Jahrtausenden.)
  • Haïm Harboun, Les Voyageurs juifs du XIVe siècle, David Reübeni Editions Massoreth, Aix-en-Provence 1989 (Anm.: Enthält eine Transscription des Tagebuchs David Reubenis)


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