Schloss Hornstein

Schloss Hornstein
Blick zum Haupteingang mit Schlossturm, links die Bastille

Das Weimarer Stadtschloss (auch Residenzschloss) befindet sich in der Stadtmitte von Weimar am nördlichen Ende des Ilmparkes. Das Schloss ist Teil des UNESCO-WeltkulturerbesKlassisches Weimar“ und seit Ende 2008 im Eigentum der Klassik Stiftung Weimar – mit Ausnahme der Bastille der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten.[1]

Inhaltsverzeichnis

Hus tu Wymar

Möglicherweise hielten an diesem leicht erhöhten Ort am Ufer der Ilm schon die Könige der Thüringer ab dem 7. Jahrhundert Hof. Urkundlich belegbar ist aber erst ein Graf Wilhelm von Weimar. Er fungierte als Gastgeber eines Conventus magnus, welcher im Hus tu Wymar unter Kaiser Otto II. abgehalten wurde. Ab dem 10. Jahrhundert ist an diesem Ort eine Wasserburg nachweisbar, welche als Herrschaftssitz der Grafen von Orlamünde (früher Grafen von Weimar) genutzt wurde.

Beim großen Brand 1424 fiel nicht nur fast ganz Weimar, sondern auch die Burg den Flammen zum Opfer. Wilhelm der Tapfere, der erste Wettiner der hier längere Zeit hofhielt, ließ die Burg wieder aufbauen. Diesmal als vollkommen steinerne Anlage. 15 Jahre später, 1439 kann der Neubau bezogen werden. Aus dieser Zeit stammt der noch heute existierende Schlossturm (Hausmannsturm) und der Torbau (von den darin wohnenden Hofdamen Bastille genannt).

Hornstein

Stadt und Schloss um 1650, mit Blick auf die Ilm und die Schlossbrücke

1485 wurde das Kurfürstentum Sachsen geteilt. Weimar und nahezu ganz Thüringen fielen an die in Torgau und Wittenberg residierende ernestinische Linie der Wettiner. Friedrich der Weise, der bekannteste Wettiner, residierte ab dieser Zeit öfter in Weimar. 1513 richtete sich Johann der Beständige, Friedrichs verheirateter Bruder, hier eine eigene Hofhaltung ein. Damit wurde Weimar offizielle Nebenresidenz der Ernestiner.

Ab 1535 wurde die spätgotische Burg durch den Baumeister Konrad Krebs und Nikolaus Gromann im Auftrag des Kurfürsten Johann Friedrich I. zum Renaissanceschloss umgestaltet. Mit dem Grünen Haus ist die Anlage 1604 endlich fertiggestellt und trägt nun den Namen "Schloss Hornstein". Obwohl schon der Renaissance verpflichtet, ist der Hornstein dem Charakter nach immer noch eine äußerst wehrhafte Wasserburg. Seine Gebäude bilden ein unregelmäßiges Oval um einen rechteckigen Innenhof.

Unter Herzog Johann Friedrich I. und dessen Ehefrau Dorothea Maria wuchs die kleine Residenz zu einem Musenort von europäischer Bedeutung. Der Historiker Friedrich Hortleder war hier als Hauslehrer tätig und Melchior Vulpius, ein Vorfahr von Goethes Ehefrau, leitete die Schlossmusik. Der Reformpädagoge Wolfgang Ratke gründete 1612 hier eine Deutsche Schule und am 24. August 1617 wurde hier auch die Fruchtbringende Gesellschaft gegründet. Am 2. August 1618 - quasi dem Beginn des dreißigjährigen Kriegs - brannte das Schloss zur Hälfte nieder. Den Gerüchten nach war an dem Unglück ein unvorsichtiger Goldmacher schuld.

Die Schlosskapelle mit der Orgel über dem Altar (Ölgemälde von Christian Richter um 1660)

Herzog Johann Ernst d. J. verpflichtete zum Wiederaufbau den italienischen Baumeister Giovanni Bonalino, der bis dahin beim Bamberger Bischof unter Vertrag stand. Im Jahre 1619 war Baubeginn. Der immer noch burgähnliche Hornstein sollte einer Vierflügelanlage weichen, welche allen repräsentativen Zwecken genügen konnte. Das Gebäude war durchgehend mit drei Etagen geplant, und das Ensemble gruppierte sich um einen Innenhof. Ein herausragender Platz war einer Kirche zugedacht, welche auch als einziges Gebäude fertiggestellt wurde. Kriegsbedingt ruhte der weitere Bau nach der Weihe der Kirche 1630. Ihres bemerkenswert aufragenden Altars wegen wurde sie bald Himmelsburg genannt. Die architektonische Gestaltung der Schlosskapelle war einzigartig. Über dem Kirchenschiff erhob sich, durch ein Oberlicht mit dem Kirchenraum verbunden, eine Capella, in der sich die Orgel befand. Von oben herab durchströmte die Musik die Kirche. Der junge Johann Sebastian Bach, der in den Jahren 1708 bis 1717 als Organist in dieser Kirche tätig war, komponierte, inspiriert von dieser außergewöhnlichen akustischen Situation, einige Werke für diesen Ort. Himmelskönig, sei willkommen ist eine dieser Kantaten, deren Titel den Raum der Schlosskapelle beschreibt. Beim Schlossbrand vom 6. Mai 1774 wurde die Schlosskapelle vollständig zerstört. Die äußere Kubatur der Schlosskapelle ist dabei erhalten geblieben, jedoch verraten die Fassaden nichts von der Nutzung des Raumes im 17. Jahrhundert.

Wilhelmsburg

Ab 1626 regierte in Weimar Herzog Wilhelm IV. Er nahm sich 1651 der Bauruine an und beauftragte den thüringischen Baumeister Johann Moritz Richter d. Ä. Dieser konzipierte den Hornstein zu einem offenen dreiflügeligen Ensemble, welches sich einem Park öffnet. Dieser Park entstand nach italienischen und französischen Vorbildern. Wegen Geldmangel kam es aber immer wieder zu Unterbrechungen des Baubetriebs. Als Herzog Wilhelm IV. 1662 starb, wurde der Bau ganz eingestellt. Seit dieser Zeit trägt aber das Schloss - nach seinem Bauherrn - den Namen Wilhelmsburg.

Der barocke Aufsatz des Turms nach Gottfried Heinrich Krohne

1728 bekam der mittelalterliche Rundturm nach einem Entwurf von Gottfried Heinrich Krohne einen barocken Aufsatz, welcher bis heute ein Wahrzeichen für Schloss und Stadt ist. Am 6. Mai 1774 brannte die Wilhelmsburg bis auf Turm und Torbau erneut nieder. Da ab 1788 immer teurere Sicherungsmaßnahmen der Schlossruine nötig wurden, zog Herzog Carl August schon einen Neubau in Betracht. Er gründete im März 1789 die Schlossbaukommission, in der von Anfang an Johann Wolfgang von Goethe sehr tatkräftig mitarbeitete. Goethe engagierte auch den Hamburger Architekten Johann August Arens, den er 1787 in Rom kennen gelernt hatte. Doch 1791 ging wieder einmal das Geld aus und Arens verlor damit auch Interesse an diesem Auftrag. Goethe war allerdings zu dieser Zeit schon derart mit dem Bau vertraut, dass er die Arbeiten fortführte und 1796 auch das Richtfest gefeiert werden konnte. Als die Burggräben dann endlich im Zuge der Baumaßnahmen eingeebnet waren, verlor sich auch der Festungscharakter. Die jetzt nach Süden offene Dreiflügelanlage korrespondierte sehr gut mit dem von Goethe angelegten Landschaftsgarten. Für den Innenausbau konnte Goethe den Ludwigsburger Nikolaus Friedrich von Thouret als neuen Schlossbaumeister gewinnen. In Zusammenarbeit mit dem Stuckateur Friedrich Tieck gestaltete Thouret, auch heute noch vorhandene Räume, im Stil des deutschen Klassizismus. Als 1800 Thouret Weimar verließ, trat der Preuße Heinrich Gentz seine Nachfolge an.

Residenzschloss

Das Stadtschloss (Stahlstich von J. W. Appleton nach einer Vorlage von Otto Wagner um 1845)
Residenzschloss (Südansicht zwischen ca. 1890 und 1900)

Am 1. August 1803 konnte der Ostflügel von Herzog Carl August und seiner Familie bezogen werden. Aber erst nach den Wirren der napoleonischen Kriege war der weitere Ausbau möglich. Ab 1816 wirkte hier in Weimar der Oberlandesbaudirektor Clemens Wenzeslaus Coudray, aber erst 1830 wurde er mit größeren Aufträgen bedacht. Seit dieser Zeit wird die Anlage auch Residenzschloss genannt. In den Jahren 1844 bis 1847 bekam die Schlosskapelle durch Heinrich Heß eine byzantinische Ausstattung. Die ebenfalls in diesen Jahren entstandene Goethe-Galerie war ein Entwurf von Karl Friedrich Schinkel. Mitte des 19. Jahrhunderts konnte Coudray die von Richter konzipierte Anlage nun endlich fertigstellen.

Am 9. November 1918 unterschrieb Herzog Wilhelm Ernst im Stadtschloss seine Abdankungsurkunde. Nur einige Wochen später konstituierte sich in denselben Räumen die erste republikanische Regierung. Diese Zeit genügte, um einer ganzen Epoche den Namen Weimarer Zeit zu geben. Das Parlament tagte nahezu zeitgleich im Deutschen Nationaltheater. Seit 1923 ist fast das gesamte Stadtschloss ein Museum. Im Dritten Reich konnte man recht wenig mit der Anlage anfangen. Die Gauleitung ließ sich einen eigenen repräsentativen Bau erstellen und Adolf Hitler stieg im Hotel Elephant ab. Zur DDR-Zeit war das Schloss Sitz der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur (NFG) im Südflügel und der Staatlichen Kunstsammlungen zu Weimar. Es beherbergte neben einer Restaurationswerkstatt eine ständige Ausstellung der wertvollsten Bestände der Sammlung.

Literatur

  • Roswitha Jacobsen (Hrsg.): Residenzschlösser in Thüringen: kulturhistorische Porträts. Bucha: quartus-Verl., 1998
  • Stubenvoll, Willi: Schlösser in Thüringen: Schlösser, Burgen, Gärten, Klöster und historische Anlagen der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Verl. Ausbildung + Wissen, Bad Homburg 1997
  • Adolph Doebber: Das Schloss in Weimar : seine Geschichte vom Brande 1774 bis zur Wiederherstellung 1804, Jena : Fischer, 1911

Einzelnachweise

  1. Meldung des MDR vom 12. Dezember 2008

Weblinks

50.98055555555611.3322222222227Koordinaten: 50° 58′ 50″ N, 11° 19′ 56″ O


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