- Schmieheim
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Wappen Deutschlandkarte Basisdaten Bundesland: Baden-Württemberg Regierungsbezirk: Freiburg Landkreis: Ortenaukreis Höhe: 170 m ü. NN Fläche: 20,86 km² Einwohner: 5134 (31. Dez. 2007)[1] Bevölkerungsdichte: 246 Einwohner je km² Postleitzahl: 77971 Vorwahl: 07825 Kfz-Kennzeichen: OG Gemeindeschlüssel: 08 3 17 059 Gemeindegliederung: 2 Ortsteile Adresse der Gemeindeverwaltung: Untere Hauptstraße 4
77971 KippenheimWebpräsenz: Bürgermeister: Matthias Gutbrod Kippenheim ist eine Gemeinde in Baden-Württemberg und gehört zum Ortenaukreis.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Geografische Lage
Kippenheim liegt an den Vorbergen des Schwarzwalds in der Oberrheinischen Tiefebene etwa 7 km von Lahr entfernt.
Nachbargemeinden
Die Gemeinde grenzt im Norden an die Stadt Lahr/Schwarzwald, im Osten an Seelbach, im Süden an die Stadt Ettenheim und im Westen an die Stadt Mahlberg.
Gemeindegliederung
Zur Gemeinde Kippenheim gehört die ehemals selbstständige Gemeinde Schmieheim. Zur Gemeinde Kippenheim in den Grenzen von vor der Gemeindereform der 1970er Jahre gehören das Dorf Kippenheim, die Höfe Mittelmühle und Obermühle und die Wohnplätze Hasenbühl und Ziegelhof. Zur ehemaligen Gemeinde Schmieheim gehören das Dorf Schmieheim und der Wohnplatz Holzwarenfabrik. Im Gemeindeteil Kippenheim liegt die Wüstung Finkenweiler.[2]
Geschichte
Wie urkundlich im Generallandesarchiv zu Karlsruhe nachgewiesen, wurde Kippenheim, damals Chippinheim, 762 erstmals urkundlich erwähnt.
Die ersten sesshaften Menschen in Kippenheim dürften aber die Kelten gewesen sein. Die Macht der keltischen Stämme wurde gebrochen durch die aus dem Nordseeraum vordringenden Germanen und die Angriffe der Römer von Süden her.
Um das Jahr 250 nach Christus durchbrachen die Alemannen von Osten her den Grenzwall und besetzten das Grenzgebiet bis zum Rhein, wobei wahrscheinlich die meisten der alemannischen Dörfer entstanden sind und so vermutlich auch Kippenheim oder Chippinheim, wie es erstmals um die Jahrhundertwende heißt, das Heim des Chippo war, was den Alemannen Chippo vermuten lässt.
Dieses Dorf wird erstmals offiziell genannt, als der Papst Honorius III. im Jahr 1225 eine Schenkung bestätigte. Am 1. Dezember 1146 rief der bekannte Kirchenlehrer Bernhard von Clairvaux in der Kippenheimer Kirche zum zweiten Kreuzzug auf.
Wie aus einem Vertrag von 1367 hervorgeht, bildeten zu jener Zeit Kippenheim und Mahlberg ein Kirchspiel und eine Markgenossenschaft. Die heute vorhandene Kirche selbst, das heißt Chor und Grundmauern des Langhauses, welches Anfang des 18. Jahrhunderts durch Feuer zerstört und wieder aufgebaut wurde, stammen aus der Zeit um 1500. Der massige Turm ist wesentlich älter. Eine gewisse Bedeutung hatte Kippenheim kirchlich im 16. und 17. Jahrhundert, als es Vorort des Protestantismus in der Herrschaft von Mahlberg wurde.
Im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) hatte der Ort Kippenheim vor allem durch die zahllosen Truppendurchzüge der Kaiserlichen wie auch der Protestanten zu leiden. Der wohl schwärzeste Tag in der Geschichte des Dorfes war im Jahr 1677 zu verzeichnen, als Kippenheim von den Franzosen zerstört wurde. Auch von den nachfolgenden Kriegen war Kippenheim betroffen.
Noch einmal gab es im vergangenen Jahrhundert Unruhen im Lande, und zwar zur Zeit der Revolutionsjahre 1848/49, die auch die Gemüter der Kippenheimer erhitzten, jedoch ohne wesentliche Auswirkungen auf das Leben des Dorfes blieben. Schließlich erlebte Kippenheim nach dem Krieg von 1870/71 mit dem Aufschwung des Deutschen Reiches einen neuen Wohlstand. Doch der dauerte nur bis zum Jahre 1914. Es kam der 1. Weltkrieg mit all seinen Folgen. 51 Kippenheimer Bürgersöhne starben auf den Schlachtfeldern in Ost und West. Die Dorfbewohner hatten schwere Jahre zu bestehen, bis es langsam wieder aufwärts ging.
Die Zeit, die dem 2. Weltkrieg vorausgegangen war, war erfüllt von beispiellosen innenpolitischen Kämpfen und dem Emporkommen des Nationalsozialismus. Dies führte schließlich 1939 zum Krieg, der 1945 mit der totalen Niederlage endete. Auch in diesem Krieg musste Kippenheim seinen schmerzlichen Tribut bezahlen. Am 22. Oktober 1940 wurden die letzten Jüdinnen und Juden aus Kippenheim deportiert. Von unmittelbaren Kriegseinwirkungen blieb Kippenheim bis zum letzten Kriegsjahr verschont.
Im Februar sowie April 1945 wurden jedoch durch verschiedene Angriffe auch Gebäude in Kippenheim zerstört. Die Einwohner fanden Schutz in Bunkern und Unterständen im Leimental und in den Rebbergen fanden, so dass es keine größeren Verluste gab. Aufgrund eines Versprechens wurde dann 1946 auf dem Hohbühl, inmitten des Weinbaugebietes, die Kapelle „Maria Frieden“ errichtet aufgrund der Tatsache, dass Kippenheim vor schweren Kriegsschäden bewahrt blieb.
Religionen
Kippenheim ist sowohl evangelisch als auch römisch-katholisch geprägt. Neben diesen Gemeinden gibt es jedoch auch eine neuapostolische Kirche im Ort.
Bis zur Shoa gab es in Kippenheim auch eine jüdische Gemeinde. Bis heute gibt es in der Gemeinde Kippenheim noch eine ehemalige Synagoge, welche auch besichtigt werden kann (Anmeldung erforderlich) und in der eine Gedenkstätte an die Geschichte der Jüdischen Gemeinde erinnert.[3] Die Erinnerung an die jüdische Geschichte Kippenheims hält der Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim durch Veranstaltungen und Führungen durch Kippenheim, Schmieheim und die Kippenheimer Synagoge wach.
Eingemeindungen
Seit der Gemeindereform im Jahr 1972 gehört zur Gemeinde Kippenheim der früher selbständige Ort Schmieheim.
Politik
Die Gemeinde gehört der Vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft der Stadt Lahr/Schwarzwald an.
Gemeinderat
Dem Gemeinderat gehören der Bürgermeister als Vorsitzender und folgende Mitglieder an (Stand nach der letzten Wahl vom 13. Juni 2004):
Partei Prozent Sitze CDU 45,80 (+6,4) 7 (+1) SPD 28,50 (-3,1) 4 (-1) FWV 25,60 (-3,4) 3 (=) Bürgermeister
Nach 32 Jahren im Amt trat Willi Mathis bei der Bürgermeisterwahl am 2. November 2008 nicht mehr an, seine Amtszeit endet am 31. Januar 2009. Gewählt wurde im ersten Wahlgang der Diplom-Verwaltungswirt (FH) und bisherige Hauptamtsleiter Matthias Gutbrod.
Wappen
Das Wappen zeigt in Rot eine goldene Pflugschar zwischen zwei abgewendeten silbernen Rebmessern mit schwarzem Griff. Das Siegel an einer Urkunde von 1495 zeigt im halbrundem Schild ein Rebmesser, wie es auch im Wappen von Ihringen am Kaiserstuhl vorkommt.
In einem Gerichtssiegel des Fleckens Kippenheim vom Ende des 17. Jahrhunderts finden wir in kartuschenförmigen Schild eine Pflugschar. Darüber befindet sich das Rebmesser, liegend mit nach rechts zeigender Klinge. Im 19. Jahrhundert treffen wir in rundem Siegelschild die Pflugschar und das Rebmesser nebeneinander.
Der Schild auf dem Torbogen des 1901 umgebauten Rathauses trägt die Pflugschar zwischen zwei nach außen gekehrten Rebmessern. Das gleiche Wappen ist am Erker der Nordseite unter der Jahreszahl 1610 zu sehen. Am 28. Februar 1961 verlieh das Innenministerium der Gemeinde auf Wunsch das Recht, das Wappen in der jetzigen Form zu führen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Gedenkstätte
Die Synagoge von Kippenheim, heute ein Museum, wurde in den Jahren 1850–52 im neuromanischen Stil errichtet. Ihr repräsentatives Äußeres zeugt vom Selbstbewusstsein der jüdischen Gemeinde Kippenheims, die mit diesem Bau nicht zuletzt ihren neuerworbenen Status als Staatsbürger dokumentieren wollte. Die Synagoge wurde – wie viele andere auch – in der Pogromnacht im November 1938 von den Nationalsozialisten geschändet und entweiht. Spuren dieser Nacht sind heute noch zu erkennen. In der Nachkriegszeit wurde der Versuch unternommen das Gebäude an den Zentralrat der Juden zurückzugeben, dieser schlug dies jedoch aus. So nutzte letztendlich eine landwirtschaftliche Genossenschaft das Gebäude als Werkstatt und Warenlager. Hierbei kam es zu schwerwiegenden baulichen Eingriffen; so wurden unter anderem die beiden Türme und der Giebel mit seiner Rosette abgetragen. Aufgrund ihrer historischen und architekturgeschichtlichen Bedeutung wurde die Synagoge 1981 vom Innenministerium Baden-Württemberg als „Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung“ eingestuft. 1983 erwarb dann die Gemeinde Kippenheim das Gebäude und führte in den folgenden Jahren eine eingehende Außenrenovierung durch. Im Zuge dieser Maßnahmen wurde auch die Fassade wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Im Jahr 1996 schließlich entwickelte der neugegründete „Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim e. V.“ in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Kippenheim und dem Landesdenkmalamt ein Renovierungskonzept für das Gebäudeinnere, das in den Jahren 2002/03 umgesetzt wurde. Bereits 1998 wurde im Vorraum der Synagoge eine Gedenktafel für die Kippenheimer Opfer des Holocaust angebracht. Seither leistet die Gedenk-, Lern- und Begegnungsstätte Ehemalige Synagoge Kippenheim in der mittelbadischen Region einen wichtigen Beitrag zu mehr Dialogbereitschaft und Toleranz.
Bauwerke
Das unter Denkmalschutz stehende Schloss im Ortsteil Schmieheim, mit seinen drei Türmen, wurde in den Jahren 1606 bis 1609 durch Friedrich Bock von Gerstheim (1551–1645) und seine zweite Ehefrau Salomone von Fegersheim (1571–1630) im Renaissancestil erbaut.
Regelmäßige Veranstaltungen
Seit mehr als 50 Jahren findet am zweiten Septemberwochenende das Kippenheimer Weinfest statt. Bei bester Stimmung werden hier hervorragende Weine präsentiert und ausgeschenkt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Durch die Bundesstraße 3 (Buxtehude–Weil am Rhein) ist Kippenheim an das überregionale Straßennetz angebunden.
Der Flugplatz Altdorf-Wallburg liegt im Bereich des Gemeindegebiets von Kippenheim.
Ansässige Unternehmen
Im Gewerbegebiet sind zahlreiche kleine und Mittelständische Unternehmen ansässig, Beispiele hierfür sind u. a. die Firmen Janoschka und Beck (beide Hersteller von Tiefdruckzylindern), Neugart (Antriebstechnik), Lanner (Anlagenbau), Jakob Schmid Söhne (Parkett).
Im Ortsteil Schmieheim ist u. a. die mit der Firma Hiller einer der führenden Hersteller von Objektmöbeln ansässig. Regionale Bedeutung haben die in der Schlossbrauerei]] zu Schmieheim seit 1843 gebrauten Biere der Sorten Hieronymus, Geroldsecker, Lager und Pils.
Öffentliche Einrichtungen
Das Kippenheimer Freibad ist von Mitte Mai bis Mitte September täglich von 9.00 Uhr bis 20.00 Uhr bzw. 21.00 Uhr geöffnet.
Bildung
In Kippenheim gibt es eine Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule, die über eine Außenstelle im Ortsteil Schmieheim verfügt. Für die Jüngsten gibt es zwei evangelische und einen römisch-katholischen Kindergarten.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- 1705, 8. April, Freiherr Johann Georg von Grechtler, † 1. September 1780 in Wien, k.u.k. Geheimrat, Hofkriegsrat u. Generalfeldwachtmeister
- 1771, 17. Februar, Johann Georg Stulz von Ortenberg, † 17. November 1832 in Hyères, deutscher Kaufmann
- 1802, 21. Juni, Carl Zittel, † 28. August 1871 in Karlsruhe, deutscher Theologe und Führer des protestantischen Liberalismus in Baden.
- 1848, 4. November Isaac Wolfe Bernheim, deutsch-amerikanischer Geschäftsmann, Stifter für die Wasserversorgung von Schmieheim und eines Altenheimes und Waisenhauses in Schmieheim
- 1890, 24. Juli, Selma Stern, † 1981, deutsche Historikerin
- 1921, 1. Juni, Pia Gilbert, deutsch-amerikanische Komponistin
- 1926, 16. Juli, Stef Wertheimer, deutsch-israelischer Unternehmer
- 1934, 31. Dezember, Inge Auerbacher, deutsch-amerikanische Schriftstellerin
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Bevölkerungsstand
- ↑ Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VI: Regierungsbezirk Freiburg Kohlhammer, Stuttgart 1982, ISBN 3-17-007174-2. S. 363–364
- ↑ Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Bd.I, Bonn 1995, S. 51, ISBN 3-89331-208-0
Literatur
- Uwe Schellinger (Hrsg.): Gedächtnis aus Stein. Die Synagoge in Kippenheim 1852–2002. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2002, ISBN 978-3-89735-195-0.
Weblinks
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