Schneller Graben

Schneller Graben
Wasserkraftwerk am Schnellen Graben

Der Schnelle Graben (SGr) ist ein rund 600 Meter[1] langes, künstlich angelegtes Fließgewässer in Hannover, das mit 10 bis 15 m weitaus breitere Ausmaße als ein Graben hat. Die schon 1449 erstmals erwähnte Baumaßnahme ist die älteste bekannte Arbeit zur Abwehr von Hochwasser in Hannover.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Schnelle Graben bildet die Grenze zwischen den Stadtteilen Ricklingen und Calenberger Neustadt. Im Norden befindet sich der Sportpark mit der AWD-Arena, im Süden das Naherholungs- und Landschaftsschutzgebiet der Ricklinger Masch.

Beschreibung

Wassertechnisch gesehen handelt es sich um ein Vorflutergewässer (auch Vorfluter). Er leitet große Mengen des Leinewassers in die 3,60 Meter tiefer fließende[1], dort dann breit ausgebaute Ihme. Der Schnelle Graben trägt dadurch zum Hochwasserschutz bei; bei Hochwasser leitet er rund 90 Prozent der Wassermassen vor der Innenstadt Hannovers in die Ihme um.[2]

Vom Unterwasser des Wehres (Leine-km 16,75) bis zur Einmündung in die Ihme (km 17,31) ist der Schnelle Graben mit 560 m Länge[3] eine sonstige Binnenwasserstraße des Bundes[4], für die das Wasser- und Schifffahrtsamt Braunschweig zuständig ist.

Geschichte

Bereits 1449 wurde der Schneller Graben als Snellegrave urkundlich erwähnt. Er sollte schon damals die Stadt vor Überschwemmungen schützen und die städtischen Mühlen mit Energie versorgen.[1][5]

Nach häufigen Beschädigungen wurde das Wehr im Jahre 1671 von der Stadt erstmals neu gebaut. Nachdem in den 1730er Jahren das Wehr schwere Schäden erlitt, wurde die Anlage in der heutigen Form 1742-45 neu gebaut. Es war mit Gesamtkosten von 51.000 Talern das teuerste Bauwerk, das die Stadt Hannover bis dahin ausgeführt hatte, und belastete die Stadtkasse mehr als zehn Jahre. An diesem Bauwerk schuf der Bildhauer Johann Friedrich Blasius Ziesenis einen Stein mit Kleeblattwappen.[1]

Wasserkraftwerk

Rötliches Frühjahrshochwasser am Wasserkraftwerk

Nach einer schon 1885 aufgetauchten Idee für ein Wasserkraftwerk ging dieses am linken Ufer des Schnellen Grabens 1922 in Betrieb. Es war ursprünglich hauptsächlich zur Versorgung des in der Nähe befindlichen Wasserwerks Ricklingen bestimmt,[1] allerdings wurde schon damals die überschüssige Energie in das städtische Stromnetz eingespeist.

Die beiden Francis-Schacht-Turbinen des Werks erzeugen - bei einer durchschnittlichen Fallhöhe des Wassers von 2,77 Metern - jährlich rund 3,1 Millionen kWh Strom, der in das Netz der Stadtwerke Hannover eingespeist wird (Stand 2009). Mit dieser regenerativen Energie können rund 1.400 Haushalte mit einem Verbrauch von jeweils 2.200 kWh versorgt werden.[1] Das Wasserkraftwerk wird von der Leitwarte des Kraftwerks Herrenhausen aus gesteuert.

Literatur

  • O. Ulrich: Christian Ulrich Grupen, Bürgermeister der Altstadt Hannover 1692-1767, 1913, S. 144-51
  • Waldemar R. Röhrbein: Schneller Graben, in: Stadtlexikon Hannover, S. 547f.
  • Hochwasserschutz in Hannover (Broschüre), Baudezernat Hannover (in Zusammenarbeit mit der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Büro Oberbürgermeister), Hannover, Mai 2008

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Waldemar R. Röhrbein: Schneller Graben, in: Stadtlexikon Hannover, S. 547f.
  2. Hochwasserschutz in Hannover, Baudezernat Hannover (in Zusammenarbeit mit der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Büro Oberbürgermeister), Hannover, Mai 2008, S. 8
  3. Längen (in km) der Hauptschifffahrtswege (Hauptstrecken und bestimmte Nebenstrecken) der Binnenwasserstraßen des Bundes, Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes
  4. Verzeichnis F der Chronik, Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes
  5. Die Broschüre Hochwasserschutz in Hannover (s. Literatur) gibt auf S. 8 das 17. Jahrhundert an: {Zitat|Bereits im 17. Jahrhundert wurde der "Schnelle Graben" gebaut}
52.3536111111119.7333333333333

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