- Schocken (Kaufhaus)
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Unter der Bezeichnung Kaufhaus Schocken firmierten mehrere vom jüdischen Besitzer Salman Schocken (1877–1959) und seinem Bruder Julius Schocken (1872-1934) in deutschen Städten eröffnete Warenhäuser.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Salman Schocken erweiterte 1901 das Leipziger „Warenhaus Ury Gebrüder“, in dessen Eigentümerfamilie sein Bruder Simon Schocken eingeheiratet hatte, mit Eröffnung einer Filiale in Zwickau zu einer Warenhaus-Gruppe. 1907 firmierte das Unternehmen erstmals als „I. Schocken Söhne Zwickau“ und expandierte bis 1930 zur viertgrößten Warenhauskette Deutschlands (insgesamt 20 Filialen).
1926 wurde die Filiale am Nürnberger Aufseßplatz eröffnet. Das Gebäude wurde vom namhaften Architekten Erich Mendelsohn 1925 entworfen und galt als Meilenstein des „Neuen Bauens“ in Nürnberg. Das Gebäude wurde im Krieg zerstört und durch einen Neubau (vormals Merkur, dann Horten, jetzt Kaufhof) ersetzt, der 1958 vollkommen umgebaut wurde. Auch in Stuttgart entwarf Erich Mendelsohn 1926–1928 das Kaufhaus Schocken gegenüber dem Tagblatt-Turm und dem Hegelhaus. Es überdauerte den Krieg nahezu unbeschädigt. 1960 wurde es von der Stadt Stuttgart unter internationalem Protest zum Abriss freigegeben.
Am 15. Mai 1930 wurde in Chemnitz eine Filiale des Schocken-Konzerns eröffnet. Die Entwürfe für diesen Bau stammten ebenfalls von Mendelsohn. Das wegen seiner wegweisenden Architektur berühmt gewordene Gebäude existiert bis heute, seine ursprüngliche Klarheit wird jedoch durch bauliche Veränderungen beeinträchtigt. Auch in Cottbus gab es eine Filiale des Schocken-Konzerns, das Kaufhausgebäude wurde zu DDR-Zeiten zeitweise als HO-Warenhaus genutzt, bis zur Eröffnung des "Konsument Warenhaus" im Jahr 1968. Das Schocken-Gebäude befindet sich immer noch in der Cottbuser Einkaufsstrasse "Sprem".
1938 wurde die Betreibergesellschaft von den Nationalsozialisten enteignet, in Merkur AG umbenannt und 1953 erfolgte der Übergang auf die Merkur, Horten & Co. mit Hauptsitz in Nürnberg. Aus der Merkur, Horten & Co. wurde später die Horten AG mit Sitz in Düsseldorf, später Übernahme durch Kaufhof, der heute zum Metro-Konzern gehört.
Der Name Schocken ist bis heute in der Chemnitzer, Cottbuser, Nürnberger, Stuttgarter und Zwickauer Bevölkerung erhalten geblieben.
In Anlehnung an das frühere Kaufhaus existiert heute in der Stuttgarter Hirschstraße der "Club Schocken".
Literatur
- Konrad Fuchs: Ein Konzern aus Sachsen. Das Kaufhaus Schocken als Spiegelbild deutscher Wirtschaft und Politik 1901–1953. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, 1990. ISBN 3-42106581-0
- Hans-Eberhard Happel u.a.: Schocken eine deutsche Geschichte. Bremerhaven, 1994, ISBN 3-927857-53-X
- Anthony David: The Patron. A Life of S. Schocken 1877–1959 New York, Metropolitan Books, 2003 (Kritische Besprechung von Michael Brocke in: Kalonymos. Beiträge zur deutsch-jüdischen Geschichte aus dem Salomon Ludwig Steinheim-Institut 9. Heft 1/2006, S. 6f) ISSN 1436-1213. Dort auch Schwerpunktartikel über Schocken. Das Buch ist auch in Hebräisch erschienen (Schocken, Tel Aviv 2006).
zu einzelnen Kaufhäusern
Chemnitz
- Tilo Richter: Erich Mendelsohns Kaufhaus Schocken. Jüdische Kulturgeschichte in Chemnitz. Passage-Verlag, Leipzig, 1998, ISBN 3-9805299-5-9
Cottbus
- Lars Scharnholz: Kaufhaus Schocken Cottbus. Diekmann, 2000, ISBN 3-98072250-3
Stuttgart
- Renate Palmer: Der Stuttgarter Schocken-Bau von Erich Mendelsohn. Die Geschichte eines Kaufhauses und seiner Architektur. 1995 (ISBN 3-87407-209-6)
- Petra Ralle: Konsequenz Abriß. Das (un)vermeidbare Ende des Kaufhauses Schocken. (= Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Stuttgart, Bd. 90.) Hohenheim, Stuttgart, 2002, ISBN 3-89850-974-5
Web-Links
48.7733333333339.1758333333333Koordinaten: 48° 46′ 24″ N, 9° 10′ 33″ O
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